„Étienne Jodelle“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
RobotQuistnix (Diskussion | Beiträge)
K Bot: Ergänze: no:Étienne Jodelle
K Linkfix (KleopatraKleopatra)
 
(29 dazwischenliegende Versionen von 22 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Bild:Etienne Jodelle.jpg|thumb|Étienne Jodelle]]
[[Bild:Etienne Jodelle.jpg|thumb|Étienne Jodelle]]
'''Étienne Jodelle''' (* [[1532]]; † [[1573]]) war ein französischer Autor.
'''Étienne Jodelle''' (* [[1532]] in [[Paris]]; † [[1573]] ebenda) war ein französischer Autor.


Dieser heute kaum mehr bekannte Dramatiker hat in der französischen Literaturgeschichte eine gewisse Bedeutung durch zwei zu ihrer Zeit neuartige Stücke, die er als ganz junger Mann verfasste: die Komödie ''Eugène'' (1552) und vor allem die Tragödie ''Cléopâtre captive'' (= die gefangene [[Kleopatra VII.|Kleopatra]]) von 1553.
Dieser heute kaum mehr bekannte Dramatiker hat in der französischen Literaturgeschichte eine gewisse Bedeutung durch sein Stück ''Cléopâtre captive'' (1553). Dieses Werk, das darstellt, wie die besiegte ägyptische Königin [[Kleopatra]] sich durch Selbstmord der Demütigung durch ihren Besieger, den römischen Kaiser [[Augustus]], entzieht, ist die erste französische Tragödie nach antikem Muster und zugleich das erste ernste (d.h. nicht komische) franz. Stück über ein profanes (=nichtreligiöses) Thema. Es wurde von allen literarisch Interessierten als gewissermaßen längst notwendige Errungenschaft begrüßt, war aber auch ein großer Publikumserfolg bei der Pariser Erstaufführung. Schon im Vorjahr 1552 hatte Jodelle ''L'Eugène'' verfasst, eine Komödie, die sich ebenfalls an antiken Vorbildern, nämlich Komödien der römischen Autoren [[Plautus]] und [[Terenz]] orientierte, und nicht an der zeitgenössischen franz. Farce oder der inzwischen auch in Frankreich verbreiteten italienischen Stegreifkomödie ([[commedia dell'arte]]). Sowohl mit seiner Tragödie als auch mit seiner Komödie folgte Jodelle einer aus Italien kommenden Tendenz. Dort gab es schon etwas länger Bestrebungen und Versuche, das Theater in Anlehnung an antike lateinische und griechische Vorbilder zu erneuern.


Die Tragödie, welche darstellt, wie die besiegte ägyptische Königin Kleopatra sich durch Selbstmord der Demütigung durch ihren Besieger, den römischen Kaiser [[Augustus|Octavian]] alias Augustus, entzieht, war in mehrfacher Hinsicht neu: Zum einen ist sie das erste ernste, also nicht komische, französische Stück mit nichtreligiöser Thematik. Weiterhin ist sie das erste französische Stück mit [[antike]]m Stoff (den Jodelle aus den parallelen Biografien des Griechen [[Plutarch]] bezog). Vor allem aber ist sie die erste französische Tragödie nach antikem Muster, insbes. mit ihrem Aufbau in fünf Akten und der Einführung eines Chores. Auch die zumindest teilweise Abfassung in [[Alexandriner]]n war eine Neuerung. Das Stück war ein Publikumserfolg bei der Pariser Erstaufführung und wurde in den literarisch interessierten Kreisen als gewissermaßen längst notwendige Errungenschaft begrüßt. Für die Mitglieder der [[Humanismus|humanistisch]] orientierten Pariser Dichtergruppe der [[La Pléiade|Pléiade]], zu denen Jodelle zählte, bedeutete es die Umsetzung ihrer Theorien, wonach sich die französische Literatur durch Orientierung an der klassischen Antike zu erneuern habe.
===Weblink===
* [http://www.pinkernell.de/romanistikstudium Artikel aus "Namen, Titel und Daten der französischen Literatur"] (Quelle)


Im selben Sinne hatte Jodelle schon im Vorjahr den ''Eugène'' verfasst, ein Stück, das zwar in Paris spielt und das typische [[Farce (Theater)|Farcenthema]] des [[Ehebruch|Cocuage]] bearbeitet, sich aber in der Machart ebenfalls an antiken Vorbildern, nämlich Komödien der klassisch römischen Autoren [[Plautus]] und [[Terenz]] orientierte.
[[Kategorie:Autor|Jodelle, Etienne]]

[[Kategorie:Literatur (Französisch)|Jodelle, Etienne]]
1555 schrieb er eine weitere antikisierende Tragödie, ''Didon se sacrifiant'' (= die sich aufopfernde [[Dido (Mythologie)|Dido]]).
[[Kategorie:Literatur (16. Jahrhundert)|Jodelle, Etienne]]

[[Kategorie:Franzose|Jodelle, Etienne]]
Sowohl mit seinen Tragödien als auch der Komödie verwirklichte Jodelle allerdings nicht nur Ideen der Pléiade-Gruppe, sondern folgte zugleich auch einer aus Italien kommenden Tendenz, wo man schon seit etwas längerer Zeit versuchte, das volkssprachliche Theater in Anlehnung an antike lateinische und griechische Vorbilder zu erneuern.
[[Kategorie:Geboren 1532|Jodelle, Etienne]]

[[Kategorie:Gestorben 1573|Jodelle, Etienne]]
Seine Lyrik, die er schon sehr jung zu verfassen begann, gilt als weniger bedeutend.
[[Kategorie:Mann|Jodelle, Etienne]]

== Weblinks ==
{{Wikisource|lang=fr}}
* [http://www.gert-pinkernell.de/romanistikstudium/index.html Artikel aus Gert Pinkernell: "Namen, Titel und Daten der französischen Literatur"] (Quelle)

{{Normdaten|TYP=p|GND=121065162|LCCN=n/79/149775|VIAF=22143621|REMARK=keine DNB-Treffer 17. Januar 2010 }}

{{SORTIERUNG:Jodelle, Etienne}}
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Literatur (Französisch)]]
[[Kategorie:Literatur (16. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Geboren 1532]]
[[Kategorie:Gestorben 1573]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
{{Personendaten
Zeile 19: Zeile 33:
|ALTERNATIVNAMEN=
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=französischer Autor
|KURZBESCHREIBUNG=französischer Autor
|GEBURTSDATUM=[[1532]]
|GEBURTSDATUM=1532
|GEBURTSORT=
|GEBURTSORT=[[Paris]]
|STERBEDATUM=[[1573]]
|STERBEDATUM=1573
|STERBEORT=
|STERBEORT=[[Paris]]
}}
}}

[[en:Étienne Jodelle]]
[[es:Étienne Jodelle]]
[[fr:Étienne Jodelle]]
[[ja:エチエンヌ・ジョデル]]
[[no:Étienne Jodelle]]
[[pt:Étienne Jodelle]]
[[ru:Жодель, Этьен]]

Aktuelle Version vom 20. Juli 2016, 20:24 Uhr

Étienne Jodelle

Étienne Jodelle (* 1532 in Paris; † 1573 ebenda) war ein französischer Autor.

Dieser heute kaum mehr bekannte Dramatiker hat in der französischen Literaturgeschichte eine gewisse Bedeutung durch zwei zu ihrer Zeit neuartige Stücke, die er als ganz junger Mann verfasste: die Komödie Eugène (1552) und vor allem die Tragödie Cléopâtre captive (= die gefangene Kleopatra) von 1553.

Die Tragödie, welche darstellt, wie die besiegte ägyptische Königin Kleopatra sich durch Selbstmord der Demütigung durch ihren Besieger, den römischen Kaiser Octavian alias Augustus, entzieht, war in mehrfacher Hinsicht neu: Zum einen ist sie das erste ernste, also nicht komische, französische Stück mit nichtreligiöser Thematik. Weiterhin ist sie das erste französische Stück mit antikem Stoff (den Jodelle aus den parallelen Biografien des Griechen Plutarch bezog). Vor allem aber ist sie die erste französische Tragödie nach antikem Muster, insbes. mit ihrem Aufbau in fünf Akten und der Einführung eines Chores. Auch die zumindest teilweise Abfassung in Alexandrinern war eine Neuerung. Das Stück war ein Publikumserfolg bei der Pariser Erstaufführung und wurde in den literarisch interessierten Kreisen als gewissermaßen längst notwendige Errungenschaft begrüßt. Für die Mitglieder der humanistisch orientierten Pariser Dichtergruppe der Pléiade, zu denen Jodelle zählte, bedeutete es die Umsetzung ihrer Theorien, wonach sich die französische Literatur durch Orientierung an der klassischen Antike zu erneuern habe.

Im selben Sinne hatte Jodelle schon im Vorjahr den Eugène verfasst, ein Stück, das zwar in Paris spielt und das typische Farcenthema des Cocuage bearbeitet, sich aber in der Machart ebenfalls an antiken Vorbildern, nämlich Komödien der klassisch römischen Autoren Plautus und Terenz orientierte.

1555 schrieb er eine weitere antikisierende Tragödie, Didon se sacrifiant (= die sich aufopfernde Dido).

Sowohl mit seinen Tragödien als auch der Komödie verwirklichte Jodelle allerdings nicht nur Ideen der Pléiade-Gruppe, sondern folgte zugleich auch einer aus Italien kommenden Tendenz, wo man schon seit etwas längerer Zeit versuchte, das volkssprachliche Theater in Anlehnung an antike lateinische und griechische Vorbilder zu erneuern.

Seine Lyrik, die er schon sehr jung zu verfassen begann, gilt als weniger bedeutend.

Wikisource: Étienne Jodelle – Quellen und Volltexte (französisch)