Martha Voß-Zietz

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Vorstand des Deutschen Frauenkongresses, 1912, mit Martha Voss-Zietz (hinten, 2.v.l.)

Martha Pauline Catharina Voß-Zietz (* 23. Juli 1871 in Hamburg; † 8. Dezember 1961 in Bad Schwartau) war eine deutsche konservative Frauenrechtlerin und Vorsitzende des Reichsverbandes deutscher Hausfrauenvereine.

Leben und Wirken

Martha Zietz stammte aus der bekannten Eutiner Baumeisterfamilie Zietz. Ihr Vater Max Karl Heinrich Zietz war Kaufmann in Hamburg, die Mutter war Sophie Marie Friederike Struck.[1] Sie hatte noch eine Schwester. Sie besuchte eine Höhere Töchterschule. Mit 17 Jahren widmete sie sich der Armen- u. Kinderpflege und „wurde durch diese soziale Arbeit von der Notwendigkeit der Gleichberechtigung der Frauen im Staatsleben überzeugt“.[2]

1896 trat Martha Zietz in den Bund deutscher Frauenvereine ein und wurde Vorstandsmitglied.[3] 1899 gehörte sie zu den ersten Mitgliedern im neuen Hamburger Regionalverein Frauenwohl um Lida Gustava Heymann und 1902 im Deutschen Verein für Frauenstimmrecht.[4] In diesem Jahr zog sie nach Eutin, engagierte sich aber weiter auch in Hamburg und hielt Vorträge in verschiedenen Orten der Umgebung.[5] In den folgenden Jahren war sie auch Mitglied der liberalen Freisinnigen Vereinigung (vor 1910).[6] 1911 heiratete sie den Lehrer und ehemaligen Landtagsabgeordneten der Fortschrittlichen Volkspartei im Oldenburgischen Landtag Friedrich Voß und änderte ihren Namen in Martha Voß-Zietz. 1912 war sie Vorstandsmitglied des Deutschen Frauenkongresses in Berlin.

Nach Beginn des Ersten Weltkrieges veröffentlichte Martha Voß-Zietz Artikel mit Ratschlägen für Hausfrauen in der veränderten wirtschaftlichen Situation und war auch als Beraterin für das Kriegsernährungsministerium tätig. 1915 wurde sie Vorsitzende des neuen Reichsverbandes deutscher Hausfrauenvereine, der sich bald zu einer der mitgliederstärksten Frauenorganisationen im Deutschen Reich mit über 100.000 Mitgliedern entwickelte.

1916 zog Martha Voß-Zietz mit ihrem Mann nach Bad Schwartau, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieb. 1918 trat sie der neugegründeten Deutschnationalen Volkspartei bei.[7] 1920 verzichtete sie auf ein Mandat im Reichstag für die Partei, war aber für die DNVP Abgeordnete im Landesausschuss für den oldenburgischen Landesteil Lübeck.[8] In dieser Zeit war sie auch als Rednerin für den völkischen Schutz- und Trutzbund (STB) aktiv. 1922 gab sie nach dessen Verbot ihren Vorsitz im Reichsverband deutscher Hausfrauenvereine auf, weil ihre politischen Ansichten zu sehr von dessen angestrebter politischer Neutralität abwichen. Stattdessen gründete sie noch im selben Jahr die Reichsvereinigung Deutscher Hausfrauen, die dann Mitglied im völkischen Ring Nationaler Frauen wurde. Martha Voß-Zietz entfernte sich in den folgenden Jahren inhaltlich langsam von der DNVP und bemühte sich um eine Annäherung an die NSDAP, die sie aber wegen ihrer früheren frauenrechtlerischen Aktivitäten ablehnte. 1932 war sie noch im Ring Nationaler Frauen aktiv. In dieser Zeit trat sie gelegentlich auch mit Vorträgen in Orten der Umgebung auf.

1961 starb Martha Voß-Zietz in Bad Schwartau. Sie wurde in Eutin bestattet.

Von ihr sind zwei Fotos von 1912 erhalten, einige Archivalien befinden sich im Bundesarchiv.

Veröffentlichte Texte

Martha Voß-Zietz veröffentlichte Artikel in verschiedenen Zeitschriften und in der Deutschen Zeitung (1920). Außerdem erschienen mehrere Einzelschriften von ihr.

Einzelveröffentlichungen
  • Wie urteilen Theologen über das kirchliche Stimmrecht der Frauen? Gesammelte Antworten auf eine Umfrage des Deutschen Verbandes für Frauenstimmrecht, 1905, 97 Seiten
  • Die Stellung der Frau in der evangelischen Kirche, 1910
  • Die politische Frauenbewegung, 1912
  • Die Stellung der politischen Parteien in Deutschland zur Frauenbewegung, 1913 Digitalisat
  • Kriegs-Weihnachtsgebäck. Erprobte Backrezepte, 1915
  • Die Hauswirtschaft im Kriege, 1917 , mit Maria Stegemann-Runk

Literatur

  • Kirsten Heinsohn: Geschlecht und Politik. Zur politischen Kultur bürgerlicher Frauenvereine in Hamburg. (= Dissertation, Hamburg 1995/96) Hamburg 1997. S. 393 kurze Auszüge, und weitere Erwähnungen
  • Christiane Streubel: Radikale Nationalistinnen. Agitation und Programmatik rechter Frauen in der Weimarer Republik. Campus, 2006, S. 444 (Namensindex) Auszüge, mit über 30 Erwähnungen
Commons: Martha Voss-Zietz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martha Pauline Friederike Zietz Geneanet
  2. VOSS-ZIETZ, Martha Paul. Kath., in Wer ist’s? 1912, S. 1692 (Abkürzungen im Zitat aufgelöst)
  3. Kirsten Heinsohn, Geschlecht und Politik, 1997, S. 393, und öfter, mit vielen biographischen Informationen; Auszüge (unten)
  4. Christiane Himmelbach, "Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft!" Lida Gustava Heymann - eine Kämpferin für die Frauenrechte, 1996, ISBN 3-8142-0568-5, erwähnte sie; auch in Kirsten Heinsohn, Geschlecht und Politik, 1997, S. 393, und öfter
  5. Auf den Spuren von Martha Voß-Zietz, in Der Reporter. Das Familienwochenblatt für Eutin und Umgebung, WE04, vom 26. Januar 2019, S. 3 PDF; erwähnte ihren Zuzug nach Eutin 1902 und den Wegzug nach Bad Schwartau 1916
  6. Christiane Streubel, Radikale Nationalistinnen, S. 93f., mit Informationen zu ihren politischen Aktivitäten in diesen Jahren
  7. Streubel, S. 130f., zu ihrer radikalen politischen Entwicklung in dieser Zeit bis 1932
  8. Staats-Handbuch des Freistaates Oldenburg 1920, S. 102