„Mercurius“ – Versionsunterschied
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Nach [[Tacitus]] (''[[Germania (Tacitus)|Germania]]'') setzten spätantike und frühmittelalterliche Chronisten den germanischen Gott [[Odin|Wodan/Odin]] mit Merkur gleich, was sich bei der Bezeichnung des Tages zum Beispiel als ''wednesday'' im Englischen und ''onsdag'' im Schwedischen bis heute nachvollziehen lässt. |
Version vom 14. Dezember 2023, 16:15 Uhr
Mercurius (eingedeutscht Merkur) ist ein Gott in der römischen Religion. Sein Name geht auf das lateinische Wort merx, „Ware“, zurück. Er wurde mit dem griechischen Hermes gleichgesetzt. Dessen Herkunft und übrige Eigenschaften wurden auf ihn übertragen. Er galt als „Götterbote“ und ist der Gott der Händler und Diebe.
Gott des Handels
In Rom wurde ihm als Beschützer des für diese Stadt so wichtigen Kornhandels ein öffentlicher Kultus eingerichtet. 495 v. Chr. weihten die Römer für ihn einen Tempel am Circus maximus (am Aventin) ein, gleichzeitig wurde eine Zunft der Kaufleute geschaffen, deren Mitglieder sich mercuriales nannten. Am Stiftungstag des Tempels und der Zunft, am 15. Mai, opferten die Kaufleute dem Gott und seiner Mutter Maia und besprengten aus einer ihm geweihten Quelle an der Porta Capena Haupt und Waren mit Wasser. Als Schutzgott der Händler wurde er nicht nur in römischer Zeit, sondern gelegentlich auch in der Neuzeit auf der Rückseite von Münzen abgebildet.
Attribute
Zu den Attributen Merkurs gehören der Hermesstab, ein geflügelter Helm oder Hut (oft ein Petasos), Flügelschuhe und häufig ein Geldbeutel, den er in der rechten Hand hält.
Verehrung in römischen Provinzen
Das Ansehen von Mercurius als Gott des Handels und der Kaufleute, aber auch der Diebe und des Gewinns, verbreitete sich im römischen Reich während der Kaiserzeit (27 v. Chr. bis 284 n. Chr.) nach Westen und nach Rätien im Norden. In den keltischen und germanischen Provinzen wuchs die Verehrung von Merkur zunehmend und wurde sogar stärker als in Rom selbst. Darauf weisen hunderte von Funden hin, bei denen es sich zumeist um Inschriften auf Weihesteinen oder um Tafeln aus Bronze handelte. Die Darstellungen von Mercurius auf den Steinen, die in den germanischen Rheinprovinzen gefunden wurden, sind von Form und Ausdruck her römisch, aber die Namenskomposite sind germanischer Herkunft und verbunden mit dem Stiftungszweck und einer bestimmten Personengruppe, seien es einzelne Stämme oder ein lokaler Bezug. In den Provinzen erhält Mercurius jeweils auch zahlreiche einheimische Beinamen wie Mercurius Cissonius oder Mercurius Gebrinius.
Die Verehrung von Merkur zeigte sich auch im Privatleben wohlhabender Siedler. So wurde 1836 im Ort Rogging im oberpfälzer Landkreis Regensburg eine 14 cm hohe, gut erhaltene bronzene Merkurstatuette („Merkur von Rogging“) aufgefunden, die wahrscheinlich aus dem Hausheiligtum eines römischen Gutshofes stammt und als Erzeugnis einer italischen Werkstatt eingestuft wird. Die Figur ist mit allen Attributen ausgestattet, die den Gott des Handels kennzeichnen: Umhang, Schlangenstab, Köcher über der rechten Schulter, Rest eines Geldsacks in der rechten Hand und an den Füßen geflügelte Schuhe.[1]
Auch reisende Kaufleute hatten Gelegenheit, Merkur zu verehren. So konnte in Regensburg 2 km südlich entfernt vom römischen Legionslager Castra Regina auf der beherrschenden Höhe des umgebenden Hügellandes ein Merkur geweihter Tempelbezirk nachgewiesen werden, der direkt an der von Augsburg nach Regensburg führenden heutigen Kumpfmühler Straße liegt. 1934 wurden bei Grabungen die Fundamente eines großen und zweier kleiner Tempelgebäude freigelegt. Das große Gebäude war ein quadratischer Umgangstempel mit einer Seitenlänge von 7 m. Der Stifter der Tempelanlage, deren Gesamtausdehnung nicht genau bestimmt werden konnte, war der Lagerkommandant von Castra Regina, wie man aus den Stempeln der Dachziegel schließen kann.[2] Der nach Zerstörungen zweimal wiederaufgebaute Tempelbezirk war den archäologischen Befunden zufolge um 200 n. Chr. entstanden und entweder 357 n. Chr. beim Einfall der Juthungen oder im Laufe des Erstarkens des Christentums endgültig verwüstet worden.[3]
Wochentag
Nach Merkur wurde der vierte (heute dritte) Wochentag Mittwoch mit Mercurii dies benannt. Dies hat sich in einigen romanischen Sprachen (italienisch mercoledì; französisch: mercredi; spanisch: miércoles; rumänisch: miercuri) und im Albanischen als e mërkurë bis heute erhalten.
Nach Tacitus (Germania) setzten spätantike und frühmittelalterliche Chronisten den germanischen Gott Wodan/Odin mit Merkur gleich, was sich bei der Bezeichnung des Tages zum Beispiel als wednesday im Englischen und onsdag im Schwedischen bis heute nachvollziehen lässt.
Galerie
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Skulptur des Merkur in Pachten (Contiomagus)
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Mercur Flugzeugbau mit Mercur als Firmenname und Symbol
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Merkur auf der Puppenbrücke zu Lübeck
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Giovanni da Bologna: Fliegender Merkur, 1578–ca. 1580
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Merkur auf der Vorderseite der letzten italienischen 500-Lire-Banknote
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Abbildung am Mainzer Hauptbahnhof
Literatur
- Bernard Combet-Farnoux: Mercure romain (= Bibliothèque des Écoles Françaises d'Athènes et de Rome. Band 238). École Française de Rome, Rom 1980.
- Joachim Hupe: Studien zum Gott Merkur im römischen Gallien und Germanien. In: Trierer Zeitschrift. Band 60, 1997, S. 53–227 (Digitalisat).
- Bernhard Huß: Hermes. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 344–351.
- Wilhelm Kroll: Mercurius 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XV,1, Stuttgart 1931, Sp. 975–982.
- C. Robert Phillips: Mercurius. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 8, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01478-9, Sp. 1–4.
- Erika Simon, Gerhard Bauchhenß: Mercurius. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VI, Zürich/München 1992, S. 500–554.
- Hermann Steuding: Mercurius. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 2802–2831 (Digitalisat).
- Georg Wissowa: Religion und Kultus der Römer. Beck, München 1902, S. 248–249 (Digitalisat ). 2. Auflage 1912, davon Nachdruck 1971, ISBN 3-406-03406-3.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Karlheinz Dietz, Udo Osterhaus, Sabine Rieckhoff-Pauli: Regensburg zur Römerzeit. Friedrich Pustet, Regensburg 1979, ISBN 3-7917-0599-7, S. 21.
- ↑ Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. Auflage. MZ-Buchverlag, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 647 f.
- ↑ Karlheinz Dietz, Udo Osterhaus, Sabine Riekhoff-Pauli: Regensburg zur Römerzeit. Friedrich Pustet, Regensburg 1979, ISBN 3-7917-0599-7, S. 265–272.