„Otto Gerig“ – Versionsunterschied

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'''Otto Gerig''' (* [[9. Juni]] [[1885]] in [[Rosenberg (Baden)]]; † [[3. Oktober]] [[1944]] im [[KZ Buchenwald]]) war ein deutscher [[Gewerkschafter]] und [[Politiker]] ([[Deutsche Zentrumspartei|Zentrum]]).
'''Otto Gerig''' (* [[9. Juni]] [[1885]] in [[Rosenberg (Baden)]]; † [[3. Oktober]] [[1944]] im [[KZ Buchenwald]]) war ein deutscher [[Gewerkschafter]] und [[Politiker]] ([[Deutsche Zentrumspartei|Zentrum]]).


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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann für Gerig eine Zeit der politischen Verfolgung. Bei der [[Gleichschaltung]] der Gewerkschaften in der [[Deutsche Arbeitsfront|Deutschen Arbeitsfront]] wurde er am 25. Juni 1933 mit einer geringfügigen Abfindung aus dem DHV entlassen und verlor den Anspruch auf seine juristisch zugesicherte Pension. Gerig galt als politisch unzuverlässig und wurde von einer beruflichen Tätigkeit in anderen Verbänden ausgeschlossen. Eine geplante Auswanderung nach Brasilien scheiterte. Gerig versuchte erfolglos, ein Lebensmittelgeschäft zu betreiben, so dass die Familie in wirtschaftliche Not geriet. Kurzzeitig wurde er beim Städtischen Wohlfahrtsamt in Köln unterstützt und beschäftigt. Gerig fand ab dem 25. Juli 1937 eine Anstellung als Kaufmann bei den Kölner [[Ford Motor Company#Ford in Deutschland|Ford-Werken]]. Nach einmonatiger Probezeit drohte ihm eine Kündigung wegen politischer Unzuverlässigkeit; er wurde dann aber doch weiter beschäftigt. Die [[Deutsche Bank]] brachte Gerig in Verdacht, er sei verantwortlich für ein verborgenes Parteivermögen, das bei der [[Amsterdam]]er Bank angelegt war. Gerig blieb weiter politisch unangepasst und verdächtig, weil er kirchlich verbunden blieb, insgeheim Verbindungen zu Oppositionellen hielt und sich weigerte, eine Erklärung über einen politischen Sinneswandel abzugeben.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann für Gerig eine Zeit der politischen Verfolgung. Bei der [[Gleichschaltung]] der Gewerkschaften in der [[Deutsche Arbeitsfront|Deutschen Arbeitsfront]] wurde er am 25. Juni 1933 mit einer geringfügigen Abfindung aus dem DHV entlassen und verlor den Anspruch auf seine juristisch zugesicherte Pension. Gerig galt als politisch unzuverlässig und wurde von einer beruflichen Tätigkeit in anderen Verbänden ausgeschlossen. Eine geplante Auswanderung nach Brasilien scheiterte. Gerig versuchte erfolglos, ein Lebensmittelgeschäft zu betreiben, so dass die Familie in wirtschaftliche Not geriet. Kurzzeitig wurde er beim Städtischen Wohlfahrtsamt in Köln unterstützt und beschäftigt. Gerig fand ab dem 25. Juli 1937 eine Anstellung als Kaufmann bei den Kölner [[Ford Motor Company#Ford in Deutschland|Ford-Werken]]. Nach einmonatiger Probezeit drohte ihm eine Kündigung wegen politischer Unzuverlässigkeit; er wurde dann aber doch weiter beschäftigt. Die [[Deutsche Bank]] brachte Gerig in Verdacht, er sei verantwortlich für ein verborgenes Parteivermögen, das bei der [[Amsterdam]]er Bank angelegt war. Gerig blieb weiter politisch unangepasst und verdächtig, weil er kirchlich verbunden blieb, insgeheim Verbindungen zu Oppositionellen hielt und sich weigerte, eine Erklärung über einen politischen Sinneswandel abzugeben.


Bei der [[Aktion Gitter|Aktion „Gitter“]] wurde mit anderen ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Politikern demokratischer Parteien (u. a. [[Konrad Adenauer]], [[Josef Baumhoff]], [[Peter Schlack (Politiker)|Peter Schlack]], [[Joseph Roth (Politiker)|Joseph Roth]] und [[Peter Paffenholz]]) auch Gerig verhaftet. Er wurde am 23. August 1944 inhaftiert, einen Tag später in das Kölner [[Gestapo]]-Gefängnis [[EL-DE-Haus]] eingeliefert und von dort als Schutzhäftling in das [[Arbeitserziehungslager]] in den [[Messelager Köln|Messehallen]] in Köln-Deutz überführt. In dieser Zeit versuchte seine Frau, [[Hanna Gerig]], ihn frei zu bekommen. Am 16. September 1944 wurde Gerig zusammen mit Baumhoff, Schlack und Roth ins [[KZ Buchenwald]] überführt. Dort verstarb er kurze Zeit später. Seine KZ-Nummer lautete 81614.
Bei der [[Aktion Gitter|Aktion „Gitter“]] wurde mit anderen ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Politikern demokratischer Parteien (u.&nbsp;a. [[Konrad Adenauer]], [[Josef Baumhoff]], [[Peter Schlack (Politiker)|Peter Schlack]], [[Joseph Roth (Politiker)|Joseph Roth]] und [[Peter Paffenholz]]) auch Gerig verhaftet. Er wurde am 23.&nbsp;August 1944 inhaftiert, einen Tag später in das Kölner [[Gestapo]]-Gefängnis [[EL-DE-Haus]] eingeliefert und von dort als Schutzhäftling in das [[Arbeitserziehungslager]] in den [[Messelager Köln|Messehallen]] in Köln-Deutz überführt. In dieser Zeit versuchte seine Frau, [[Hanna Gerig]], ihn frei zu bekommen. Am 16.&nbsp;September 1944 wurde Gerig zusammen mit Baumhoff, Roth und Schlack ins [[KZ Buchenwald]] überführt. Sie wurden in den Zellenblock 45 untergebracht.<ref>Internationales Rotes Kreuz Bad Arolsen, Archiv: Auszug aus den Blockverlegungen des Konzentrationslagers Buchenwald, Verlegungen am 29. September 1944 aus dem Zeltlager, Blatt 659</ref> Dort verstarb er kurze Zeit später. Seine KZ-Nummer lautete 81614.


== Abgeordneter ==
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== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
[[Datei:SarahEwart-138.JPG|miniatur|rechts|Gedenktafeln am Reichstag]]
[[Datei:SarahEwart-138.JPG|miniatur|rechts|Gedenktafeln am Reichstag]]
[[Datei:Otto Gerig (V-2).jpg|mini|hochkant|[[Liste der Stolpersteine im Kölner Stadtteil Deutz#Gerig, Otto|Stolperstein Alarichstraße 41 in Köln-Deutz]]]]
In [[Köln-Deutz]] wurde 1970 auf Vorschlag der CDU-Fraktion im Kölner Rat zu Ehren Gerigs eine Straße benannt. Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nähe des [[Reichstagsgebäude|Reichstags]] eine der [[Denkmal zur Erinnerung an 96 von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete|96 Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete]] an Gerig.
* In [[Köln-Deutz]] wurde 1970 auf Vorschlag der CDU-Fraktion im Kölner Rat zu Ehren Gerigs eine Straße benannt. Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nähe des [[Reichstagsgebäude|Reichstags]] eine der [[Denkmal zur Erinnerung an 96 von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete|96 Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete]] an Gerig.
* Die katholische Kirche hat Otto Gerig im Jahr 1999 als Glaubenszeugen in das [[Deutsches Martyrologium des 20. Jahrhunderts|deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts]] aufgenommen.
* An seiner ehemaligen Wohnadresse Alarichstraße 41 in [[Deutz (Köln)|Köln-Deutz]] wurde vom Künstler [[Gunter Demnig]] ein [[Stolpersteine|Stolperstein]] verlegt.


== Weblinks und Quellen ==
== Literatur ==
* Reimund Haas, Art.: ''Otto Gerig'', in: [[Helmut Moll]] (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz), ''Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts'', Paderborn u. a. 1999, 8., erweiterte und aktualisierte Auflage 2024, Band I, S. 375–378.
* Helmut Moll, ''Martyrium und Wahrheit. Zeugen Christi im 20. Jahrhundert'', Weilheim-Bierbronnen 2005; 7. Auflage 2020, ISBN 3-928273-74-4.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629144454/http://www.bautz.de/bbkl/g/gerig_o.shtml |band=19|spalten=530-537|autor=Reimund Haas}} [https://web.archive.org/web/20070629144454/http://www.bautz.de/bbkl/g/gerig_o.shtml bautz.de]
* Eckhard Hansen, [[Florian Tennstedt]] (Hrsg.) u.&nbsp;a.: ''[[Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945]].'' Band 2: ''Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945.'' Kassel University Press, Kassel 2018, ISBN 978-3-7376-0474-1, S. 57 f. ([http://www.uni-kassel.de/upress/online/OpenAccess/978-3-7376-0474-1.OpenAccess.pdf Online], PDF; 3,9&nbsp;MB).

== Weblinks ==
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* {{BBKL|g/gerig_o|band=19|spalten=530-537|autor=Reimund Haas}}
* {{ReichstagDB|126285640}}
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* {{AdR|126285640}}
* [http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0001/adr/adrag/kap1_7/para2_46.html Otto Gerig] in den [[Akten der Reichskanzlei]]
* [http://www.kbs-koeln.de/streets-of-cologne/ns_zeit/ottogerig.htm Die Straßen von Köln]
* [https://thema.erzbistum-koeln.de/koelner-maertyrer/Otto_Gerig.html Erzbistum Köln: Märtyrer des Erzbistums Köln - ''Otto Gerig'']

* Helmut Moll: ''Martyrium und Wahrheit. Zeugen Christi im 20. Jahrhundert''. 2005; 3., aktualisierte Auflage 2007; ISBN 3-928273-74-4.
== Einzelnachweise ==
* Helmut Moll: ''Zeugen für Christus. Teil 1.'' Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn-München-Wien-Zürich 1999, ISBN 3-506-75778-4; 4., vermehrte und aktualisierte Auflage 2006, S. 318-321.
<references />


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Aktuelle Version vom 24. Juni 2024, 11:12 Uhr

Otto Gerig

Otto Gerig (* 9. Juni 1885 in Rosenberg (Baden); † 3. Oktober 1944 im KZ Buchenwald) war ein deutscher Gewerkschafter und Politiker (Zentrum).

Leben und Beruf

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Otto Gerig wurde als drittes von zehn Kindern eines Hauptlehrers und Organisten geboren. Nach dem Abschluss der Hauptschule im Jahr 1899 belegte er einen Fortbildungskurs an der Technischen Hochschule Karlsruhe und absolvierte eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann, welche er mit der Prüfung zum Handlungsgehilfen beendete. Im Anschluss arbeitete er für verschiedene Versicherungsgesellschaften. Eine Anstellung bei der Basler Versicherung führte ihn schließlich nach Köln.

Seit 1907 war Gerig Mitglied des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands (DHV), wo er sich zunächst ehrenamtlich engagierte. Im späteren Verlauf fungierte er als hauptamtliches Vorstandsmitglied des DHV und war von 1921 bis 1922 DHV-Gauführer des Gaues Niederrhein-Westfalen in Essen. Daneben war Gerig Mitglied des Vorstandes des christlichen Richtungsverbandes des DHV und agierte als geschäftsführendes Vorstandsmitglied in der Dachorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Berlin.

Gerig nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und erhielt mehrere militärische Auszeichnungen, bevor er vom Fronteinsatz zurückgezogen wurde.

Nach seiner Hochzeit mit Hanna Degenhardt am 10. Mai 1924 in Potsdam ließ er sich mit seiner Familie in Köln-Deutz nieder.

Politische Verfolgung im Nationalsozialismus

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann für Gerig eine Zeit der politischen Verfolgung. Bei der Gleichschaltung der Gewerkschaften in der Deutschen Arbeitsfront wurde er am 25. Juni 1933 mit einer geringfügigen Abfindung aus dem DHV entlassen und verlor den Anspruch auf seine juristisch zugesicherte Pension. Gerig galt als politisch unzuverlässig und wurde von einer beruflichen Tätigkeit in anderen Verbänden ausgeschlossen. Eine geplante Auswanderung nach Brasilien scheiterte. Gerig versuchte erfolglos, ein Lebensmittelgeschäft zu betreiben, so dass die Familie in wirtschaftliche Not geriet. Kurzzeitig wurde er beim Städtischen Wohlfahrtsamt in Köln unterstützt und beschäftigt. Gerig fand ab dem 25. Juli 1937 eine Anstellung als Kaufmann bei den Kölner Ford-Werken. Nach einmonatiger Probezeit drohte ihm eine Kündigung wegen politischer Unzuverlässigkeit; er wurde dann aber doch weiter beschäftigt. Die Deutsche Bank brachte Gerig in Verdacht, er sei verantwortlich für ein verborgenes Parteivermögen, das bei der Amsterdamer Bank angelegt war. Gerig blieb weiter politisch unangepasst und verdächtig, weil er kirchlich verbunden blieb, insgeheim Verbindungen zu Oppositionellen hielt und sich weigerte, eine Erklärung über einen politischen Sinneswandel abzugeben.

Bei der Aktion „Gitter“ wurde mit anderen ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Politikern demokratischer Parteien (u. a. Konrad Adenauer, Josef Baumhoff, Peter Schlack, Joseph Roth und Peter Paffenholz) auch Gerig verhaftet. Er wurde am 23. August 1944 inhaftiert, einen Tag später in das Kölner Gestapo-Gefängnis EL-DE-Haus eingeliefert und von dort als Schutzhäftling in das Arbeitserziehungslager in den Messehallen in Köln-Deutz überführt. In dieser Zeit versuchte seine Frau, Hanna Gerig, ihn frei zu bekommen. Am 16. September 1944 wurde Gerig zusammen mit Baumhoff, Roth und Schlack ins KZ Buchenwald überführt. Sie wurden in den Zellenblock 45 untergebracht.[1] Dort verstarb er kurze Zeit später. Seine KZ-Nummer lautete 81614.

Gerig war seit 1913 Mitglied der Zentrumspartei, war von 1921 bis 1924 Mitglied des Preußischen Landtags und gehörte von 1923 bis 1933 dem Reichstag an.

Gedenktafeln am Reichstag
Stolperstein Alarichstraße 41 in Köln-Deutz

Einzelnachweise

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  1. Internationales Rotes Kreuz Bad Arolsen, Archiv: Auszug aus den Blockverlegungen des Konzentrationslagers Buchenwald, Verlegungen am 29. September 1944 aus dem Zeltlager, Blatt 659