„ARD-Auslandsstudio“ – Versionsunterschied
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Version vom 12. Oktober 2010, 11:57 Uhr
Die Auslandsstudios der ARD bilden ein weltumfassendes Netz von Korrespondentenstellen. Sie versorgen die ARD-Anstalten mit Fernseh- und Hörfunkbeiträgen aus dem Ausland. Die Korrespondenten des Deutschlandradio sind in dieses Netz integriert. Die Studios werden von einer, teilweise auch in Kooperationen von mehreren Landesrundfunkanstalten betrieben, die für das jeweilige Studio verantwortlicht ist und es mit Mitarbeitern besetzt. Als erste Anstalten richteten NDR und der WDR in den sechziger und siebziger Jahren in zahlreichen Hauptstädten Studios ein.
Die ARD-Auslandsstudios gewährleisten eine aktuelle und journalistisch fundierte Berichterstattung über das Tagesgeschehen, das kulturelle Leben, gesellschaftliche Hintergründe und längerfristige Entwicklungen und Trends in den einzelnen Regionen. Die Korrespondenten liefern Beiträge und Hintergrundberichte sowohl für ARD-aktuell wie auch für das gesamte Fernseh- und Hörfunkkorrespondentennetz der ARD. In den letzten Jahren kam ein weiterer Arbeitsbereich hinzu: Mit Dossiers und online-Berichterstattung auf tagesschau.de liefern die Studios einem dritten ARD-Verbreitungsmedium zu.[1]
Die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter in den ARD-Auslandsstudios ist durch rund um die Uhr bestehende Berichterstattung und die jeweilige Zeitverschiebung erheblich. Die Auslandskorrespondenten arbeiten in der Regel zwischen drei und fünf Jahren in ihrer Wahlheimat. In dieser Zeit bereisen sie die verschiedenen Länder ihres Zuständigkeitsbereiches für Hintergrundberichte oder aus Anlass eines aktuellen Ereignisses.[2]
Derzeit betreibt die ARD 29 Studios (Stand: Juli 2010) auf vier Kontinenten [3], allein 38 Hörfunkkorrespondenten setzt die ARD ein. Das Korrespondentennetz zählt damit zu den größten der Welt.[4]
Geschichte
Anfang der 1950er Jahre entsandte der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) erste Hörfunkkorrespondenten nach London und Stockholm. Gleichzeitig ernannte der NWDR Ansprechpartner in Frankreich, Italien und den USA, später auch in der Türkei bzw. Ägypten. Sie arbeiteten als Kommentatoren und berichteten für die Nachrichtenhauptabteilung des NWDR im Status eines "festen Freien". Neben einem monatlichen Grundsalär von 30 bis 50 US-Dollar wurden sie für die zugelieferten Hörfunkbeiträge bezahlt. Da es keine Abnahmegarantie für ihre Beiträge gab, arbeiteten sie häufig gleichzeitig als Zeitungskorrespondenten. Die Korrespondenten waren in einigen Gegenden der Welt die ersten Repräsentanten der jungen Bundesrepublik, da es dort noch keine Diplomatischen Vertretungen der BRD gab.
Die technische Ausstattung war meist recht bescheiden, wurde aber durch den Ausbau der Fernsehberichterstattung zunehmend aufwendiger. Ab dem Jahr 1955 begannen die ARD-Anstalten ihre Auslands-Korrespondenten gemeinsam zu nutzen. Viele Korrespondenten arbeiteten in dieser Zeit sowohl für die Fernseh- als auch für die Hörfunkberichterstattung. Als 1963 der "Weltspiegel" erstmals in der ARD ausgestrahlt wurde, hatte die Auslandsberichterstattung eine eigene Plattform erhalten. Mit den zunehmenden Konflikten in der Region wurde 1966 die Nahost-Berichterstattung ausgeweitet und ein Studio in Tel Aviv eingerichtet.
Der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) (heute RBB) und der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) wurden ab 1990 in das Korrespondentennetz eingebunden. Dies bedeutet auch die Kompetenzgebiete neu aufzuteilen, was zu Widerstand bei den Westdeutschen Landesrundfunkanstalten führte. Ergebnis war eine Kooperation zwischen MDR und Hessischen Rundfunk (HR) für das Studio Prag. Zudem überließ der Norddeutsche Rundfunk (NDR) das Fernsehstudio für Südasien dem MDR behielt aber die Hörfunkberichterstattung.[5]
Struktur
Die Struktur der ARD-Studios ist ständig im Wandel. Je nach geopolitischer Situation werden einzelne Studios personell und produktionstechnisch aufgestockt, andere zu Außensstudios oder reinen Hörfunkstudios zurückgefahren. Die meisten Auslandsstudios verfügen über Produktionstechnik für Fernseh- und Hörfunkproduktion. Die Korrespondenten arbeiten allerdings meist nur für ein Medium. In manchen Studios sind die Produktionseinheiten auch räumlich getrennt.
Im Juli 2010 gab die ARD eine Umstrukturierung ihres Hörfunkkorrespondenten-Netzes bekannt. Der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust sagte dazu "Wir verlagern Kapazitäten dorthin, wo sie angesichts der sich verändernden Weltlage dringender gebraucht werden."[6]
Dauerhaft wurden die Studios in Neu Delhi (NDR) und Istanbul (SWR) jeweils um einen zweiten festen Korrespondenten verstärkt. Damit will die ARD die Berichterstattung aus Afghanistan (Berichtsgebiet des Studios Neu Delhi) stärken. Der Iran spielt weltpolitisch wieder eine größere Rolle und wird seit 2010 mit einem Korrespondentenplatz mehr vom Studio Istanbul betreut.
Aus den ARD-Hörfunkstudios Kairo (SWR) und Amman (WDR) wurde unter gemeinsamer Leitung von SWR und WDR ein gemeinsames Studio mit Sitz in Kairo geschaffen. Das Studio verfügt über Standorte in Amman und temporär in Beirut oder Dubai. Durch die Fusion wurde eine Korrespondentenstelle eingespart - jetzt berichten nur noch drei Korrespondenten aus Kairo.[6]
Das vom NDR betriebene Studio in Peking wurde um eine Fernseh-Korrespondentenstelle aufgestockt, da die Bedeutung Chinas in der öffentlichen Wahrnehmung wächst.[7]
Arbeitssituation
Die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter in den ARD-Auslandsstudios ist durch rund um die Uhr bestehende Berichterstattung und die jeweilige Zeitverschiebung erheblich. Die Auslandskorrespondenten arbeiten in der Regel zwischen drei und fünf Jahren in ihrer Wahlheimat. In dieser Zeit bereisen sie die verschiedenen Länder ihres Zuständigkeitsbereiches für Hintergrundberichte oder aus Anlass eines aktuellen Ereignisses.[8] Zu aktuellen Ereignissen, wie der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika wird der Mitarbeiterstamm um weitere Korrespondenten aufgestockt.
Die Produktionsbedingungen für die Mitarbeiter der Auslandsstudios sind in manchen Ländern recht schwierig. Das ARD-Auslandsstudio in der chinesischen Hauptstadt Beijing darf nur mit Genehmigung der staatlichen Stellen drehen. Trotz Genehmigung kommt es häufig zu Diskussionen mit Vertretern von staatlichen Behörden.„Selbst bei Dreharbeiten, die ganz harmlos sind, haben wir immer das Gefühl, als hätten wir eine ansteckende Krankheit. Als stellten wir eine Bedrohung dar, für die Regierung, für das Land“ sagte Jochen Grabert, Studioleiter in Peking im Zusammenhang der Olympiaberichterstattung 2008.[9]
Mit dem Ausbau des Portals tagesschau.de als separates Nachrichtenmedium, ist die Arbeitsbelastung der Korrespondenten gestiegen. Sie liefern Fotos, Berichte und Interviews zu ohne dass diese Zusatzleistung extra vergütet wird.[10]
Ausstattung und Technik
Die ARD-Auslandstudios sind mittlerweile mit modernster digitaler Technik ausgestattet, um Hörfunkbeiträge und Fernsehberichte herzustellen und ins Heimatland zu überspielen. Live-Berichterstattung gehört zur täglichen Arbeit.
Die Fernsehteams bestehen in der Regel aus einem Kameramann, einem Tontechniker und einem Producer. Meist werden sie um einen sogenannten Stringer ergänzt, einen lokalen Mitarbeiter, der Kontakte zur lokalen Bevölkerung und zu Behörden herstellt. Da die Berichtsgebiete zum Teil recht umfangreich und daher mit häufigen Reisen verbunden sind, stehen den Teams leichte, transportable Schnitteinheiten zur Verfügung.
Die Beiträge werden mittels Internet oder Satellitenverbindung überspielt. Teilweise werden auf die Eurovisionsleitungen der nationalen Sender zurückgegriffen. So greift das Studio Prag beispielsweise auf die Kapazitäten des Tschechischen Fernsehens Česká televize zurück.[11] Innerhalb Deutschlands werden die Korrespondentenberichte über das ARD-interne HYBNET zwischen den Anstalten ausgetauscht.
Studios in Europa
Studio | Anstalt | Leitung | Aufgabenbereich |
---|---|---|---|
Brüssel | NDR / WDR(derzeit leitend) | Rolf-Dieter Krause (Studioleiter TV) | Das größte ARD-Auslandsstudio und einzige mit eigenen TV-Sendungen ("Europamagazin" (ARD), "Bericht aus Brüssel" (WDR) sowie "0800 Brüssel" (WDR)). Das Hörfunkstudio ist ein Gruppenstudio mit dem NDR.
Zuständig für BeNeLux und die EU (Europarat, sowie UNESCO, NATO und WTO). Das Büro wurde 1961 eingerichtet. |
Den Haag | WDR | Rolf-Dieter Krause | BeNeLux, zuständig u.a. auch für EU. Hörfunkstudio Niederlande. |
Genf, ab 2010 Zürich | SWR | Volker Schwenck | Schweiz, UN-Organisationen. Das Studio besteht seit Mitte der 1950er Jahre und wurde in den 1970ern um die Fernsehproduktion erweitert. 2011 zieht das Studio an den Finanzplatz Zürich um. |
Istanbul | BR | Peter Althammer | Türkei Zypern, darunter mit einem Verbindungsbüro in Teheran |
London | NDR | Annette Dittert | Fernseh- und Hörfunkstudio. Zuständig für das Vereinigte Königreich und Irland. |
Madrid | HR | Annekarin Lammers | Fernseh- und Hörfunkstudio (HR). Zuständig für Spanien, Portugal, Andorra, zuständig auch für Nordafrika; Hörfunkstudio in Rabat, Marokko |
Moskau | WDR | Ina Ruck (TV), Esther Hartbrich-Albring (Hörfunk) |
Fernsehen und Hörfunkstudio. Zuständig für Russland und alle GUS Staaten. |
Paris | WDR[12] | Michael Stempel (TV), Evelyn Seibert (Hörfunk) |
Fernseh- und Hörfunkstudio. Zuständig für Frankreich und Monaco. |
Prag | MDR | Danko Handrick | Fernseh- und Hörfunkstudio. Zuständig für Tschechien und die Slowakei. |
Rom und Vatikanstadt | BR | Bernhard Wabnitz (Leiter Rom), Michael Mandlink (Leiter Vatikan), Gregor Hoppe (Hörfunk) |
Fernseh- und Hörfunkstudio. Zuständig für Italien, Malta, Griechenland, Vatikan. |
Stockholm | NDR | Claudia Buckenmaier | Fernseh- und Hörfunkstudio. Zuständig für Scandinavien, Finnland und das Baltikum. das Studio wurde 1997 von Riga nach Stockholm verlegt. |
Straßburg | ehemals SWR | Das Hörfunkstudio war zuständig für das Europaparlament und wurde im Juli 2010 geschlossen. Die Berichterstattung erfolgt jetzt von Brüssel und Paris aus.[6] | |
Warschau | WDR | Ulrich Adrian | Fernseh- und Hörfunkstudio. Zuständig für Polen. |
Wien | BR | Thomas Moraswki | Österreich, darunter mit zwei Außenstellen in Belgrad und Sarajewo, zuständig für Südost-Europa |
Studios in Amerika
Studio | Anstalt | Leitung | Aufgabenbereich |
---|---|---|---|
Buenos Aires | BR | Gottfried Stein | Argentinien, Hörfunkstudio Südamerika. |
Los Angeles | HR | Jan Tussing | USA, Hörfunkstudio USA-Westküste |
Mexiko-Stadt | WDR | Stefan Schaaf | Das Studio in Mexiko existiert seit 1982 zund ist für Mittelamerika, die Karibik und Nord-Lateinamerika zuständig. |
New York City | WDR[13] | Thomas Roth | Das Studio startete als Ein-Mann-Betrieb 1973, 1980 baute der SWR das Büro zum Fernsehstudio aus. ARD-NY ist auch für Kanada zuständig. |
Rio de Janeiro | SWR | Thomas Aders | Das Haupt-Studio für Südamerika. |
Washington (D.C.) | HR/WDR/NDR | Hanni Hüsch | Fernsehstudio (HR) und Hörfunkstudio (WDR/NDR). Das Studio wurde u.a. von Gerd Ruge geleitet. |
Studios in Afrika und im Nahen Osten
Studio | Anstalt | Leitung | Aufgabenbereich |
---|---|---|---|
Amman | WDR | Ulrich Leidholdt | Hörfunkstudio Naher-/ Mittlerer Osten: Irak, Syrien, Libanon, Jordanien, VAE, Katar, Bahrain, Kuwait, Oman |
Tel Aviv | BR | Richard C. Schneider | Israel, Palästina, Südzypern |
Kairo | / SWR | Patrick Leclercq | Hauptstudio für die Arabische Welt, Nordafrika bis zum Sudan. 2010 wurde aus den ARD-Hörfunkstudios Kairo (SWR) und Amman (WDR) unter gemeinsamer Leitung von SWR und WDR ein gemeinsames Studio mit Sitz in Kairo. Das Studio verfügt über Standorte in Amman und temporär in Beirut oder Dubai. |
Rabat | HR | Marc Dugge (Korrespondent) | Reines Hörfunkbüro, zuständig für den Maghreb und Westafrika. |
Nairobi | WDR [14] | Dr. Werner Zeppenfeld (TV); Antje Diekhans (Hörfunk) | Nairobi ist mit 11 Mitarbeitern das größte Studio auf dem Kontinent und existiert seit 1973. Es beinhaltet eine komplette Ausrüstung für Fernsehberichterstattung. |
Johannesburg | SWR | Richard Klug | Das ARD Studio hat seinen Sitz in einem Medienkomplex und unterhält seit 1977 einen Korrespondenten. Außer dem Studioleiter sind sämtliche Mitarbeiter Südafrikaner. |
Studios in Asien
Studio | Anstalt | Leitung | Aufgabenbereich |
---|---|---|---|
Neu-Delhi | MDR | Florian Meesemann | Indien. Das Studio wurde vom NDR 1963 aufgebaut. Der MDR übernahm das Studio 1993 vom HR[15] |
Peking | NDR / RBB (Hörfunk) | Christine Adelhardt/Jochen Grabert | Fernsehen und Hörfunkstudio. Zuständig für China. |
Singapur | WDR | Robert Hetkämper, Bernd Musch-Borowska (Hörfunk) | Hauptstudio Fernsehen und Hörfunk Südostasien. 1981 zog das Studio von Hongkong nach Singapur. Zum Tätigkeitsfeld gehören auch Australien und Neuseeland. |
Tokio | NDR | Mario Schmidt | Fernsehen und Hörfunkstudio. Zuständig für Japan, die Philippinen, Nord- und Südkorea, Taiwan und Ozeanien. |
Schanghai | NDR | Astrid Freyeisen (Korrespondentin) | Reines Hörfunkstudio für China |
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://www.bpb.de/publikationen/UCXHOE,1,0,Die_Welt_im_Blick%3A_ARDAuslandskorrespondenten.html
- ↑ http://www.ndr4.de/wir_ueber_uns/korrespondenten/mexicocity2.html
- ↑ http://www.wdr.de/unternehmen/senderprofil/auslandsstudios/
- ↑ Korrespondenten. In: tagesschau.de. Abgerufen am 8. Juli 2010.
- ↑ http://www.bpb.de/publikationen/UCXHOE,1,0,Die_Welt_im_Blick%3A_ARDAuslandskorrespondenten.html
- ↑ a b c http://www.ard.de/intern/hoerfunkkorrespondentennetz/-/id=1886/nid=1886/did=1517644/43iszy/index.html
- ↑ http://www.ad-hoc-news.de/ndr-richtet-zweite-tv-korrespondentenstelle-im-ard-studio--/de/News/21444154
- ↑ http://www.ndr4.de/wir_ueber_uns/korrespondenten/mexicocity2.html
- ↑ http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/einblick/einblick-olympische-spiele-peking-ID1217434023296.xml
- ↑ http://www.bpb.de/publikationen/UCXHOE,1,0,Die_Welt_im_Blick%3A_ARDAuslandskorrespondenten.html
- ↑ http://www.tagesschau.de/ausland/boehmischedoerfer106.html
- ↑ http://www.wdr.de/radio/korrespondenten/index.phtml
- ↑ http://www.wdr.de/radio/korrespondenten/index.phtml
- ↑ http://www.wdr.de/radio/korrespondenten/index.phtml
- ↑ http://www.mdr.de/unternehmen/chronik/4016626.html