„Bahnstrecke Weimar–Gera“ – Versionsunterschied

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Version vom 5. Juni 2020, 15:51 Uhr

Weimar–Gera Hbf
Strecke bei Neulobeda, Blick auf die Saaletalbrücke
Strecke bei Neulobeda, Blick auf die Saaletalbrücke
Streckennummer (DB):6307
Kursbuchstrecke (DB):565
Streckenlänge:67,968 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Zweigleisigkeit:Weimar–Papiermühle
Hermsdorf-Klosterlausnitz–Üst Töppeln
Strecke
von Bebra
Abzweig geradeaus und von rechts
von Kranichfeld
Bahnhof
0,000 Weimar
Abzweig geradeaus und nach links
nach Halle (Saale) Hbf
Brücke über Wasserlauf
Viadukt über die Ilm
Haltepunkt / Haltestelle
4,113 Oberweimar
Haltepunkt / Haltestelle
7,598 Mellingen (Thür)
Bahnhof
14,320 Großschwabhausen
ehemalige Blockstelle
18,100 Bk Schlettwein
Bahnhof
22,588 Jena West
Kreuzung geradeaus oben
Saalbahn
Abzweig geradeaus und von rechts
von Großheringen
Bahnhof
27,498 Jena-Göschwitz früher Göschwitz (Saale)
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Saalfeld
Brücke über Wasserlauf
Saalebrücke Jena-Lobeda (121 m)
Haltepunkt / Haltestelle
30,960 Neue Schenke
Haltepunkt / Haltestelle
37,240 Stadtroda
Haltepunkt / Haltestelle
42,917 Papiermühle (b Stadtroda)
Brücke über Wasserlauf
Zeitzbach
Bahnhof
48,356 Hermsdorf-Klosterlausnitz
ehemalige Blockstelle
51,000 Block Oberndorf
Haltepunkt / Haltestelle
55,640 Kraftsdorf
Haltepunkt / Haltestelle
61,147 Töppeln
Brücke über Wasserlauf
Erlbach
Überleitstelle / Spurwechsel
62,000 Üst Töppeln
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
64,300 Gera-Thieschitz
Brücke über Wasserlauf
Weiße Elster
Abzweig geradeaus und von links
von Leipzig-Leutzsch
Blockstelle
66,200 Gera-Tinz
Bahnhof
67,968 Gera Hbf
Strecke
nach Probstzella

Die Bahnstrecke Weimar–Gera (auch Holzlandbahn) ist eine teilweise zweigleisige Hauptbahn in Thüringen, die ursprünglich durch die Weimar-Geraer Eisenbahn-Gesellschaft erbaut und betrieben wurde. Sie verläuft im östlichen Thüringen von Weimar über Jena, Stadtroda und Hermsdorf nach Gera. Die Strecke ist Teil der sogenannten Mitte-Deutschland-Verbindung vom Ruhrgebiet nach Westsachsen.

Geschichte

Erste Überlegungen für eine Bahnverbindung zwischen Weimar und Gera gab es in den 1800er Jahren, damals noch als Teil einer Strecke von Leipzig nach Kassel. Ernsthafte Pläne wurden aber erst in den 1850er Jahren gefasst, als eine Anbindung an die Bahnstrecke Leipzig–Hof entstehen sollte. Insbesondere 1855 gründeten sich in zahlreichen Städten der Umgebung Eisenbahnkomitees, die sich für eine Streckenführung über ihre Stadt einsetzten.[1] So gab es Vorschläge für eine Anbindung von Eisenberg, Pößneck und Gößnitz. Da die Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft 1859 ihre Strecke Weißenfels–Zeitz–Gera eröffnete, wurden die zahlreichen Streckenprojekte vorerst nicht weiter verfolgt, da die Gegend nun bereits einen Eisenbahnanschluss besaß. Mitte der 1860er Jahre wurden die nächsten Vorhaben geplant, eine Verbindung nach Gößnitz war darin nicht mehr enthalten, diese Strecke wurde als nicht lukrativ genug verworfen. Abermals erhielt man keine Genehmigung, es wurde stattdessen die Verbindung Gera–Eichicht gebaut, die die stärker industrialisierte Region um Neustadt an der Orla erschloss. Eine Verbindung Weimar–Gera wurde aber nun nicht mehr konsequent abgelehnt.[2] Die Vorarbeiten für die Strecke Weimar–Gera begannen 1870, zudem hatten sich die betroffenen Länder Reuß jüngerer Linie, Sachsen-Altenburg und Sachsen-Weimar-Eisenach mittlerweile auf die Finanzierung einigen können. Sachsen-Meiningen, das mit wenigen hundert Metern Streckenlänge auf ihrem Staatsgebiet ebenfalls am Bauprojekt teilnahm, wurde durch Sachsen-Weimar-Eisenach vertreten.[3]

Siegelmarke der Weimar-Geraer Eisenbahn Gesellschaft

Baubeginn bei den Vorarbeiten war im Sommer 1872, die eigentlichen Bauarbeiten begannen aber erst 1873, da zahlreiche Details noch nicht genehmigt waren. Der Betrieb auf der Strecke wurde am 29. Juli 1876 aufgenommen.[4]

Am 1. Oktober 1895 ging die Weimar-Geraer Eisenbahn-Gesellschaft in der Preußischen Staatsbahn auf.[4]

Empfangsgebäude des Bahnhofs Jena-Göschwitz 2010

Entwicklung der Zweigleisigkeit

Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Strecke als wichtige Ost-West-Verbindung zweigleisig ausgebaut. Das zweite Gleis wurde im Zuge der Reparationen an die Sowjetunion demontiert und später streckenweise wieder aufgebaut. Bis zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung wurden nur die Abschnitte Jena West–Neue Schenke, Stadtroda–Papiermühle und Kraftsdorf–Töppeln (zusammen rund 22 km der Strecke) wieder zweigleisig als Begegnungsabschnitte ausgebaut. Mit dem in den 1990er Jahren aufkommenden Taktverkehr wurden auch mehr Begegnungsmöglichkeiten ohne zeitraubende Kreuzungshalte angestrebt. Ende der 1990er Jahre wurden daher die Abschnitte Großschwabhausen–Jena West und Hermsdorf-Klosterlausnitz–Kraftsdorf zweigleisig ausgebaut, in den Jahren 2015/16 folgten schließlich Weimar–Großschwabhausen und Neue Schenke–Stadtroda. Dadurch ist die Strecke nun durchgehend von Weimar bis Papiermühle auf rund 43 km zweigleisig befahrbar und zwischen Weimar und Jena wäre ein Taktverkehr alle 15 oder 20 Minuten problemlos möglich. Eingleisige Abschnitte befinden sich heute noch zwischen Papiermühle und Hermsdorf-Klosterlausnitz (ca. 6 km) sowie zwischen Töppeln und Gera (ca. 5 km).

Entwicklung der Geschwindigkeiten

Bei der Deutschen Reichsbahn wurde die Strecke mit maximal 100 km/h befahren, in vielen Abschnitten auch mit geringeren Geschwindigkeiten. In den 1990er Jahren erfolgte eine erste Herrichtung für Neigetechnikfahrzeuge, welche so abschnittweise 140–160 km/h erreichen konnten, die Geschwindigkeit für konventionelle Züge blieb aber bei maximal 100 km/h. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2016 wurden die zulässigen Geschwindigkeiten, sowohl konventionell als auch mit Neigetechnik, erhöht und somit die Fahrzeit um wenige Minuten weiter verkürzt.

Weitere Bau- und Erneuerungsmaßnahmen

Der Bahnhof Oberweimar erhielt einen zweiten Bahnsteig, die Bahnsteige in den Bahnhöfen Jena West und Jena-Göschwitz wurden erneuert und mittels Aufzügen barrierefrei zugänglich.[5] Die Bauarbeiten begannen im Februar 2014, die Fertigstellung war in mehreren Abschnitten bis Dezember 2016 vorgesehen.[6] Zudem wurden während der Sperrpause auch Brücken sowie die Signal- und Sicherungstechnik erneuert.[7]

Zukünftige Elektrifizierung

Bahnbrücke über die Weiße Elster in Gera (2017)

Von der Thüringer Landesregierung und den anliegenden Städten wird die Elektrifizierung der Bahnstrecke angestrebt, bislang gibt es hierzu aber keine verlässlichen Planungen. Für die Finanzierung wäre eine Förderung durch Mittel der Europäischen Union möglich.[8] Zum Bundesverkehrswegeplan 2030 hat das Land den zweigleisigen Ausbau sowie die Elektrifizierung der Gesamtstrecke von Weimar bis Gera angemeldet.[9] Die Europäische Union fördert zunehmend Metropol-Regionen stärker als einzelne Städte. Im September 2017 kam die schriftliche Zusage vom Bundesverkehrsminister[10], dass das Elektrifizierungsvorhaben von Weimar über Gera bis Gößnitz in den vordringlichen Bedarf hochgestuft wurde. Die Elektrifizierung geht nun in die Planung. Die Fertigstellung soll nicht vor 2028 erfolgen.[11]

Aktuelle Verkehrsbedeutung

Die Bahnstrecke hat erhebliche Bedeutung im Personenverkehr innerhalb der Thüringer Städtekette und bindet die Ostthüringer Oberzentren Gera, Jena, sowie das Holzland an den Fernverkehrsknoten Erfurt an. Die Bedeutung ist an einem entsprechend dichten Zugangebot und im Abschnitt Weimar bis Jena auch abseits der Verkehrsspitzen zum Teil gut gefüllten Zügen erkennbar. Die fehlende Elektrifizierung sorgt dafür, dass nur mit Dieseltriebwagen gefahren werden kann. Die Deutsche Bahn setzt dafür Dieseltriebwagen der Baureihe 612 ein.

Güterverkehr findet heute kaum noch statt.

Verlauf

Strecke beim Bahnhof Göschwitz (2017)

Die Bahnstrecke beginnt am Bahnhof Weimar im Norden der Stadt, den sie nach Osten verlässt. Über eine niveaufreie Ausfädelung zweigt sie nach Süden von der Bahnstrecke Halle–Bebra ab und führt in einem Bogen nach Südosten, wobei sie das Tal der Ilm zunächst mit einem großen Viadukt überquert und anschließend am Osthang des Ilmtals nach Mellingen führt. Anschließend führt sie durch den Lehnstedter Grund nach Großschwabhausen, wo die Strecke mit etwa 325 Metern ihren Scheitelpunkt auf der Ilm-Saale-Platte erreicht. Von Großschwabhausen führt sie durch den Schwabhäuser Grund und das Jenaer Mühltal hinab nach Jena, wo sie am Westhang des Saaletals am Zentrum vorbei zum Bahnhof Jena West führt. Südlich überquert sie die Saalbahn, auf die sie im Bahnhof Jena-Göschwitz, allerdings in einem separaten Bahnhofsteil, trifft.

Hinter Göschwitz überquert die Bahnstrecke die Saale und führt durch das Tal der Roda nach Stadtroda und anschließend durch den Zeitzgrund nach Hermsdorf im Holzland. Östlich von Hermsdorf verläuft die Strecke im Tal des Erlbachs über Kraftsdorf und Töppeln bis nach Gera, wo sie am ehemaligen preußischen Bahnhof, dem heutigen Hauptbahnhof, endet.

Verkehrsangebot

Linie Verlauf Takt
IC 51 (Köln –) Düsseldorf – Düsseldorf Flughafen – Duisburg – Essen – Bochum – Dortmund – Hamm – Paderborn – Kassel-Wilhelmshöhe – Eisenach – Gotha – Erfurt – Weimar – Jena – Gera Drei Zugpaare; ersetzt zwischen Erfurt und Gera den RE3 und ist daher mit allen im VMT gültigen Fahrscheinen und im Rahmen der Freifahrt nutzbar[12] (siehe auch: Liste der IC-Linien)
RE 1 GöttingenLeinefelde – Gotha – Erfurt – Weimar – Jena – Gera – GößnitzGlauchau Zweistundentakt im Wechsel mit RE3
RE 3 Erfurt – Weimar – Jena – Gera – Altenburg/Greiz Zweistundentakt im Wechsel mit RE1
im Berufsverkehr zusätzliche Züge Erfurt – Weimar – Jena-Göschwitz
EB 21 Erfurt – Weimar – Jena – Göschwitz – Gera Zweistundentakt zwischen Erfurt und Gera

Mo–Fr Stundentakt zwischen Weimar und Jena-Göschwitz, im Berufsverkehr bis Gera

Umsteigebeziehungen

Anbindung an den Fernverkehr

Anbindung an den Nahverkehr anderer Strecken

Literatur

  • Werner Drescher: Die Weimar-Geraer Bahn - Von der Privatbahn zum Teil der Mitte-Deutschland-Verbindung. EK-Verlag, Freiburg/Brsg. 2001. ISBN 3-88255-451-7
  • Günter Fromm: Eisenbahnen in Thüringen - Daten und Fakten. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza. ISBN 3-929000-24-5
  • Günter Fromm: Thüringer Eisenbahnstreckenlexikon 1846–1992 – Die königliche Eisenbahn-Direktion und die Reichsbahndirektion Erfurt 1882–1992 & Eisenbahnen in Thüringen, Daten und Fakten 1846–1992. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza. ISBN 3-929000-33-4
Commons: Bahnstrecke Weimar–Gera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Werner Drescher: Die Weimar-Geraer Bahn - Von der Privatbahn zum Teil der Mitte-Deutschland-Verbindung, S. 6 f.
  2. Werner Drescher: Die Weimar-Geraer Bahn - Von der Privatbahn zum Teil der Mitte-Deutschland-Verbindung, S. 8 ff.
  3. Werner Drescher: Die Weimar-Geraer Bahn - Von der Privatbahn zum Teil der Mitte-Deutschland-Verbindung, S. 10 f.
  4. a b Aus der Geschichte der Bahnlinie Weimar – Gera und des Bahnhofes Hermsdorf-Klosterlausnitz. www.hermsdorf-regional.de, abgerufen am 17. September 2012
  5. Bauprojekt Weimar – Gera | BauInfoPortal der Deutschen Bahn. Deutsche Bahn AG, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Januar 2016; abgerufen am 2. Januar 2016.
  6. Faltblatt Bauabschnitt Weimar – Jena-Göschwitz. DB ProjektBau GmbH, 20. März 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Januar 2016; abgerufen am 2. Januar 2016.
  7. Weimar–Göschwitz wieder zweigleisig. In: eisenbahn-magazin. Nr. 11, 2016, ISSN 0342-1902, S. 29.
  8. Bahn will Strecke zwischen Weimar und Gößnitz elektrifizieren. Thüringer Allgemeine, 6. Juli 2012
  9. Thüringen: Fünf Bahnprojekte für Bundesverkehrswegeplan 2015 angemeldet. In: eurailpress.de. DVV Media Group, 28. März 2013, abgerufen am 15. November 2018.
  10. #ZukunftThüringen – auch auf der Schiene (Memento vom 18. September 2017 im Internet Archive)
  11. Marian Riedel: Elektrifizierung der Mitte-Deutschland-Verbindung kommt - nicht vor 2028. MDR Thüringen, 7. Mai 2018, abgerufen am 15. November 2018.
  12. https://www.oepnv-info.de/freifahrt/uebersichten/freigegebene-fernverkehrszuege-mit-dem-schwerbehindertenausweis/intercity-zuege-auf-der-strecke-erfurt-gera