„Bartholomäus Bernhardi“ – Versionsunterschied
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* R. Reichhardt: ''Luther im Kirchenkreise Kemberg''. Kemberg 1928 |
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* Dorothea McEwan: Das Wirken des Voralberger Reformators Bartholomäus Bernhardi. (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs 7), Dornbirn 1986 |
* Dorothea McEwan: Das Wirken des Voralberger Reformators Bartholomäus Bernhardi. (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs 7), Dornbirn 1986 |
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* ''Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen''. Band 1, Leipzig 2003, 314–315 |
* ''Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen''. Band 1, Leipzig 2003, 314–315 |
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* [[Fritz Roth (Genealoge)|Fritz Roth]]: ''Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische und kulturhistorische Zwecke.'' Band 6, R 6491 |
* [[Fritz Roth (Genealoge)|Fritz Roth]]: ''Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische und kulturhistorische Zwecke.'' Band 6, R 6491 |
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Version vom 2. November 2013, 11:27 Uhr
Bartholomäus Bernhardi (* 24. August 1487 in Schlins; † 21. Juli 1551 in Kemberg) war ein lutherischer Theologe und Reformator.
Leben
Bernhardi wurde als Sohn des Spruchrichters Hans Bernhardi und dessen Frau Elsa geb. Rüchlin bei Feldkirch geboren, besuchte 1499 die Lateinschule in Eisenach und immatrikulierte sich 1503 mit seinem Bruder Johannes Bernhardi (1490–1534) an der Erfurter Universität. Er wechselte am 28. Mai 1504 an die neu gegründete Universität Wittenberg und studierte dort u. a. mit Christoph Metzler. Dort erhielt er 1505 den akademischen Grad eines Baccalaureus, am 21. Februar 1508 den eines Magisters artium, wurde 1509 in den Artistensenat der Universität aufgenommen und bekleidete ab diesem Jahr die Professur für Physik nach Thomasius.
Danach wandte er sich der Theologie zu, wurde 1512 Baccalaureus biblicus, war von 1513 bis 1516 als Subdiakon in Brandenburg an der Havel, als Diakon in Halberstadt und Priester in Chur tätig, kehrte 1516 nach Wittenberg zurück und wurde Sententiarius der Theologie. Dafür verfasste er die Disputation Quaestio de viribus et voluntate hominis sine gratia, womit er reformatorische Erkenntnisse der akademischen Öffentlichkeit präsentierte. Diese Publikation ermöglichte eine Kommunikation über das Für und Wider von Luthers theologischen Anliegen. 1518 wurde er als Lizentiat an der theologischen Fakultät aufgenommen, war im Wintersemester 1512 Dekan der philosophischen Fakultät und im Wintersemester 1518/19 Rektor der Universität.
Während dieser Zeit lernte er auch die Ideen seines einstigen Schulfreundes Martin Luther kennen, zudem war er 1509 in den Wittenberger Augustinerorden eingetreten, hatte 1516 Dissertationen gegen sophistische Schultheologen geschrieben und damit den elenden Zustand des Menschen nach dem kläglichen Sündenfall angeprangert. Daher verwundert es auch nicht, das Bernhardi auch hinter seinem Freund stand, als dieser seine 95 Thesen der Öffentlichkeit bekannt machte und ihn während des Ablassstreites 1518 als Rektor der Wittenberger Hochschule verteidigte. Durch den Tod des damaligen Kemberger Propstes Ziegelheim an der Pest, sowie das der Universität zustehende Patronatsrecht, wurde er 1518 zum Propst und Pfarrer in Kemberg gewählt und war dort der erste Pfarrer und Propst, der die evangelische Lehre verkündete. Am 24. August 1521 vermählte er sich in Kemberg, trotz seines Priestergelübdes vermutlich mit der Kembergerin Gertraude Pannier (* 1495). Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. Damit wurde er der Begründer des evangelischen Pfarrhauses. Luther, der mit ihm befreundet war, schrieb ihm von der Wartburg einen Brief, in dem er den Mut Bernhardis bewunderte und ihm herzliche Segenswünsche übermittelte.
Die Hochzeit erregte damals die Gemüter und Bernhardi musste seinen Schritt zur Ehe öffentlich verteidigen. Dabei forderte der Erzbischof Albrecht von Magdeburg und Mainz den sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen auf, Bernhardi an das geistliche Gericht auszuliefern. Zu seiner Verteidigung reichte Bernhardi eine von ihm verfasste und von Philipp Melanchthon überarbeitete Schutzschrift (Apologia pro M. Bartholomaeo praepositio, qui uxorem in sacerdotio duxit) ein, die in mehreren deutschen und lateinischen Schriften in Wittenberg und Erfurt 1521/22 gedruckt wurde. Auch Andreas Bodenstein nahm diesen Fall in seinen Disputationen auf und verwendete ihn in seinen Schriften über Zölibat und Gelübde. Da der Erzbischof Bernhardis Rechtfertigung nicht als ausreichend anerkennen wollte, wandte sich dieser wiederum an Friedrich den Weisen, der Bernhardi unterstützte und ihn vor weiteren Verfolgungen bewahrte.
Als Kemberg im Schmalkaldischen Krieg nach der Schlacht bei Mühlberg von Spaniern besetzt wurde, hatte Bernhardi mit seiner Gemeinde Misshandlungen auszustehen. Er selbst wurde über seinem Studiertisch aufgehängt, von welchem Zustand ihm seine Frau jedoch befreien konnte. Ein ander Mal wurde er von den spanischen Söldnern an ein Pferd gebunden und etliche Meilen in das kaiserliche Heerlager geschleift, wo ihn dann ein deutscher Offizier von der Tortur erlöste. Dennoch blieb er seiner Gemeinde treu verbunden bis zu seinem Tod am 21. Juli 1551. Sein Grabstein befindet sich noch immer in der Kemberger Stadtkirche, wo er sich unter anderem auf dem 1565 von Lucas Cranach dem Jüngeren geschaffen Flügelaltar abgebildet befand, der 1994 bei einem Schwelbrand stark beschädigt wurde. 1987 errichtete man ihm in Schlins vor der St. Anna Kapelle ein Denkmal.
Familie
Aus der ersten evangelischen Ehe gingen zwei Söhne und fünf Töchter hervor:
- Katharina Bernhardi (* 1522), verheiratet 14. Juni 1540 mit Matthias Wankel, Propst in Kemberg
- Johann Bernhardi (* 1523), Diakon in Lobejün
- Thomas Bernhardi (* 1524; † nach 1576 in Crossen), Hofrichter, verheiratet mit Elisabeth, Tochter des Kaufmanns Martin Löhnig (Lönisch)
- Anna Bernhardi (* um 1526), verheiratet mit Andreas Wankel Pfarrer in Schmiedeberg
- Elisabeth Bernhardi († vor 1555), verheiratet mit Bartholomäus Wanckel, Rektor der Kemberger Stadtschule
- Maria (* 1532; †1556 in Kemberg), verheiratet mit Ambrosius Rhodius, Bürgermeister in Kemberg
- Magdalena († jung)
Literatur
- Julius August Wagenmann: Bernhardi, Bartholomäus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 459 f.
- Friedrich Wilhelm Bautz: Bernhardi, Bartholomäus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage. Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 539–540.
- R. Reichhardt: Luther im Kirchenkreise Kemberg. Kemberg 1928
- Dorothea McEwan: Das Wirken des Voralberger Reformators Bartholomäus Bernhardi. (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs 7), Dornbirn 1986
- Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Band 1, Leipzig 2003, 314–315
- Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische und kulturhistorische Zwecke. Band 6, R 6491
Personendaten | |
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NAME | Bernhardi, Bartholomäus |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher lutherischer Theologe |
GEBURTSDATUM | 24. August 1487 |
GEBURTSORT | Schlins |
STERBEDATUM | 21. Juli 1551 |
STERBEORT | Kemberg |