„Bocage“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 92.63.252.105 (Diskussion) auf die letzte Version von RoBri zurückgesetzt
Markierung: Zurücksetzung
Änderung 182011161 von RoBri rückgängig gemacht;
Markierung: Rückgängigmachung
Zeile 17: Zeile 17:


== Militärhistorische Bedeutung ==
== Militärhistorische Bedeutung ==
Die Hecken der Bocage boten während der [[Operation Overlord|alliierten Invasion in der Normandie]] gute Verteidigungspositionen für die deutschen Truppen. Die Wallhecken im Abstand von 100 bis 200 Metern schränkten das Sicht- und Schussfeld der [[alliierte]]n Truppen ein. Außerdem stellten sie ein nahezu unüberwindbares Hindernis für die alliierten [[Panzer]] dar. Auf den Wegen stellte die Wehrmacht [[Panzerabwehrkanone|Panzerabwehrgeschütze]] auf, sodass der alliierte Vormarsch stark verlangsamt wurde. Hinzu kam, dass Artilleriebeschuss wegen der Vegetation größtenteils wirkungslos blieb, da die [[Granate|Granatsplitter]] in den Hecken steckenblieben, ohne Schaden anzurichten. Der einzige Vorteil der Bocage für die Alliierten bestand darin, dass die [[Sherman (Panzer)|Sherman-Panzer]] den deutschen [[Panzerkampfwagen VI Tiger|Tiger-Panzern]] auf die geringeren Entfernungen erheblich größeren Schaden zufügen konnten als im offenen Gelände.
Die Hecken der Bocage boten während der [[Operation Overlord|alliierten Invasion in der Normandie]] gute Verteidigungspositionen für die deutschen Truppen. Die Wallhecken im Abstand von 100 bis 200 Metern schränkten das Sicht- und Schussfeld der [[alliierte]]n Truppen ein. Außerdem stellten sie ein nahezu unüberwindbares Hindernis für die alliierten [[Panzer]] dar. Auf den Wegen stellte die Wehrmacht [[Panzerabwehrkanone|Panzerabwehrgeschütze]] auf, sodass der alliierte Vormarsch stark verlangsamt wurde. Hinzu kam, dass Artilleriebeschuss wegen der Vegetation größtenteils wirkungslos blieb, da die [[Granate|Granatsplitter]] in den Hecken steckenblieben, ohne Schaden anzurichten. Der einzige Vorteil der Bocage für die Alliierten bestand darin, dass die [[Sherman (Panzer)|Sherman-Panzer]] den deutschen [[Panzerkampfwagen VI Tiger|Tiger-Panzern]] auf die geringeren Entfernungen größeren Schaden zufügen konnten als im offenen Gelände.


Der US-Sergeant Curtis G. Culin jr. schweißte zwei stählerne [[Sichel (Werkzeug)|Sicheln]] aus Schrottresten zerstörter Strandhindernisse an den Bug eines Panzers und durchbrach damit die Wallhecken. General [[Walter M. Robertson]], der Kommandeur der [[2. US-Infanteriedivision]], berichtete General [[Omar Bradley]] von Culins Vorrichtung, woraufhin Bradley befahl, so viele Panzer wie möglich damit auszurüsten. Mit dieser Vorrichtung gelang den Alliierten schließlich unter hohen Verlusten der Vormarsch. Überlebende alliierte Soldaten berichteten, dass jedes einzelne Feld durch heftige Kämpfe erobert werden musste. Sie nannten das Bocage-Gelände {{"|gottverfluchtes Land}}.<ref name="OperationOverlord">Tony Hall (Hrsg.): ''Operation „Overlord“'', ISBN 3-613-02407-1, Seite 119.</ref>
Der US-Sergeant Curtis G. Culin jr. schweißte zwei stählerne [[Sichel (Werkzeug)|Sicheln]] aus Schrottresten zerstörter Strandhindernisse an den Bug eines Panzers und durchbrach damit die Wallhecken. General [[Walter M. Robertson]], der Kommandeur der [[2. US-Infanteriedivision]], berichtete General [[Omar Bradley]] von Culins Vorrichtung, woraufhin Bradley befahl, so viele Panzer wie möglich damit auszurüsten. Mit dieser Vorrichtung gelang den Alliierten schließlich unter hohen Verlusten der Vormarsch. Überlebende alliierte Soldaten berichteten, dass jedes einzelne Feld durch heftige Kämpfe erobert werden musste. Sie nannten das Bocage-Gelände {{"|gottverfluchtes Land}}.<ref name="OperationOverlord">Tony Hall (Hrsg.): ''Operation „Overlord“'', ISBN 3-613-02407-1, Seite 119.</ref>

Version vom 31. Oktober 2018, 13:22 Uhr

Bocage-Landschaft im französischen Département Pas-de-Calais

Als Bocage bezeichnet man in Frankreich einen Landschaftstyp, der sich durch eine große Anzahl an Hecken oder Wallhecken als Begrenzung landwirtschaftlicher Felder auszeichnet. Die Bocage kommt vorwiegend in den französischen Atlantikregionen Normandie, Bretagne, Pays de la Loire und Poitou-Charentes vor, vereinzelt aber auch im Zentralmassiv und im Nordosten Frankreichs. Der Begriff Bocage findet auch in anderen westeuropäischen Ländern wie Belgien oder Großbritannien Anwendung, in denen es großflächige Heckenlandschaften gibt. Durch ihre große Diversität an kleinräumigen Landschaftsstrukturen spielt die Bocage heute eine wichtige Rolle für den Erhalt der biologischen Artenvielfalt.

Geschichte

Luftbild der Bocage-Landschaft in der Normandie, Cotentin, 1945

Die Hecken wurden durch keltische Bauern vor etwa 2000 Jahren als Flurgrenzen angelegt. In dieser Zeit wurden aus den Hecken bis zu drei Meter breite, im Normalfall jedoch etwa einen Meter breite und bis zu dreieinhalb Meter hohe Wälle. Die Wallhecken sind mit verschiedenen Straucharten wie Brombeer- oder Ligustersträuchern bewachsen, sodass sie insgesamt bis zu 4,5 Meter hoch werden können. Von den Landwirten wurde ein Großteil der Hecken über die Jahrhunderte mit Baumreihen aus zum Beispiel Eichen und Eschen bepflanzt, die heute das charakteristische Bild der Bocage dominieren.

Durch die Flurbereinigung in Frankreich sowie die zunehmende Zersiedelung von Naturräumen im 19. und 20. Jahrhundert ist die Bocage zunehmend degradiert worden. Heute ist sie vor allem in den Gebieten großflächig erhalten geblieben, in denen Viehzucht eine große Bedeutung hat und die Hecken als natürliche Einhegung der Viehherden dienen.

Ökologische Bedeutung

Bocage virois, untere Normandie

Die Bocage ist durch ihre Vielfalt an Landschaftsstrukturen ein wichtiger Lebensraum für die lokale Flora und Fauna. Insbesondere die Hecken spielen eine wichtige Rolle als ökologische Korridore, die es Tier- und Pflanzenarten ermöglichen, zwischen Habitaten zu wandern. Aber auch kleine Flussläufe und Tümpel, Auwälder, Baumgruppen oder isolierte Bäume sowie Waldränder sind für die Biodiversität der Bocage von zentraler Bedeutung.

Die Hecken schützen die oft wenig fruchtbaren Böden der Bocage vor Bodenerosion und bieten den Landwirten Holzvorrat und Futter für das Vieh. Wegen der vielen ökologischen Vorteile der Hecken begann man ab Mitte des 20. Jahrhunderts, alte Hecken zu erhalten, degradierte wieder aufzubauen und neue anzupflanzen.

Militärhistorische Bedeutung

Die Hecken der Bocage boten während der alliierten Invasion in der Normandie gute Verteidigungspositionen für die deutschen Truppen. Die Wallhecken im Abstand von 100 bis 200 Metern schränkten das Sicht- und Schussfeld der alliierten Truppen ein. Außerdem stellten sie ein nahezu unüberwindbares Hindernis für die alliierten Panzer dar. Auf den Wegen stellte die Wehrmacht Panzerabwehrgeschütze auf, sodass der alliierte Vormarsch stark verlangsamt wurde. Hinzu kam, dass Artilleriebeschuss wegen der Vegetation größtenteils wirkungslos blieb, da die Granatsplitter in den Hecken steckenblieben, ohne Schaden anzurichten. Der einzige Vorteil der Bocage für die Alliierten bestand darin, dass die Sherman-Panzer den deutschen Tiger-Panzern auf die geringeren Entfernungen größeren Schaden zufügen konnten als im offenen Gelände.

Der US-Sergeant Curtis G. Culin jr. schweißte zwei stählerne Sicheln aus Schrottresten zerstörter Strandhindernisse an den Bug eines Panzers und durchbrach damit die Wallhecken. General Walter M. Robertson, der Kommandeur der 2. US-Infanteriedivision, berichtete General Omar Bradley von Culins Vorrichtung, woraufhin Bradley befahl, so viele Panzer wie möglich damit auszurüsten. Mit dieser Vorrichtung gelang den Alliierten schließlich unter hohen Verlusten der Vormarsch. Überlebende alliierte Soldaten berichteten, dass jedes einzelne Feld durch heftige Kämpfe erobert werden musste. Sie nannten das Bocage-Gelände „gottverfluchtes Land“.[1]

General James M. Gavin berichtete:

„Obwohl sie [die Wallhecken] schon vor dem Invasionstag in Großbritannien zur Sprache kamen, hatte keiner von uns vorhergesehen, welche Schwierigkeiten sie uns tatsächlich bereiten würden.[2]


Literatur

  • Francoise Burel & Jacques Baudry (2003): Landscape Ecology: Concepts, Methods and Applications. ISBN 1-57808-214-5.
  • Stephen Hart: The Battle of the Hedgerows: June-July 1944. Zenith Imprint, ISBN 0-7603-1166-8.

Film

  • Wie das Land, so der Mensch. Bocage Normand. (OT: Paysages d'ici et d'ailleurs: Le bocage normand.) Dokumentarfilm, Frankreich, 2012, 26:30 Min., Buch und Regie: Jean-Michel Vennemani, Moderation: Raphaël Hitier, Produktion: System TV, arte France, Reihe: Wie das Land, so der Mensch, Folge 12, (OT: Paysages d'ici et d'ailleurs), Erstsendung: 18. März 2013 bei arte, Inhaltsangabe von ARD, online-Video.
Commons: Bocage – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tony Hall (Hrsg.): Operation „Overlord“, ISBN 3-613-02407-1, Seite 119.
  2. John Keegan: Der Zweite Weltkrieg, ISBN 0-670-82359-7, Seite 573.