„C.H. Jucho“ – Versionsunterschied

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'''C.H. Jucho''' (Eigenschreibweise JUCHO) war ein deutsches [[Stahlbau]]-[[Unternehmen]] in [[Dortmund]]. Es wurde 1877 von dem Ingenieur [[Caspar Heinrich Jucho]] gegründet und 1974 geschlossen.
[[Datei:JuchoMontagehalle.jpg|mini|Brückenmontagehalle der Firma C. H. Jucho mit dem Hauptträger der Spandauer Havelbrücke (1911)]]
[[Datei:JuchoFirmengelände.JPG|mini|ehemaliges Werksgelände]]
'''C. H. Jucho''' (Eigenschreibweise JUCHO) war ein deutsches [[Stahlbau]]-[[Unternehmen]] in [[Dortmund]]. Es wurde 1877 vom Konstrukteur und Techniker [[Caspar Heinrich Jucho]] (* März 1843; † Februar 1906) gegründet und 1974 geschlossen.


[[Datei:JuchoMontagehalle.jpg|mini|Brückenmontagehalle des Unternehmens C.H. Jucho mit dem vormontierten Hauptträger der Spandauer Havelbrücke (veröffentlicht 1911)]]
Zunächst gehörten eiserne [[Brücke]]n für Eisenbahn- und Straßenverkehr, [[Drehscheibe]]n und [[Förderturm|Fördergerüste]] für den [[Bergbau]] zum Produktionsprogramm. Seine Blüte erreichte das Unternehmen mit Beginn des 20. Jahrhunderts. 1911 wurde die [[Rendsburger Hochbrücke]] über den [[Nord-Ostsee-Kanal]], die bis 2010 – also 99 Jahre – längste Eisenbahnbrücke Europas, errichtet. Danach begann das Unternehmen auch im Behälter- und Maschinenbau zu arbeiten.
[[Datei:JuchoFirmengelände.JPG|mini|Ehemaliges Werksgelände]]


== Geschichte ==
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Unternehmen stark am Wiederaufbau beteiligt. Zu den Nachkriegsprojekten gehörte unter anderem die Instandsetzung zerstörter Brücken, auch der großen Rheinbrücken, sowie die Mitwirkung beim Wiederaufbau der [[Westfalenhalle]]. Später war das Unternehmen insbesondere auf dem Gebiet des Baus von [[Sendemast]]en tätig. So entstanden der [[Sender Mühlacker]] und der [[Florianturm]] in Dortmund. Bedeutende Aufträge kamen auch aus dem Ausland. C. H. Jucho baute Eisenbahnbrücken in Südamerika und Vietnam und war auch am Bau des [[Völkerbundpalast]]es in [[Genf]] und an der Errichtung des Bahnhofs in [[Bagdad]] beteiligt. Zu den Großprojekten in Deutschland zählten Beteiligungen an der [[Fehmarnsundbrücke]] und an der [[Bundesautobahn 45]], der Sauerlandlinie. Sehr bekannt sind bis heute die auf verschiedenen Werften errichteten und weithin sichtbaren [[Portalkran|Portalkräne]], darunter bei [[ThyssenKrupp Marine Systems]] in [[Kiel]] (Tragfähigkeit 450 t), [[Pella Sietas]] in [[Hamburg-Neuenfelde]] (Tragfähigkeit 300 t) und [[Eriksbergs Mekaniska Verkstad|Eriksbergs]] in [[Göteborg]] (Tragfähigkeit 450 t). Der [[Kockumskran]] bei [[Kockums]] in [[Malmö]] (Tragfähigkeit 1500 t) wurde im Jahr 2002 demontiert.
Zunächst gehörten eiserne [[Brücke]]n für Eisenbahn- und Straßenverkehr, [[Drehscheibe]]n und [[Förderturm|Fördergerüste]] für den [[Bergbau]] zum Produktionsprogramm. Seine Blüte erreichte das Unternehmen mit Beginn des 20. Jahrhunderts unter der Führung von [[Heinrich Jucho]]. 1911 wurde die [[Rendsburger Hochbrücke]] über den [[Nord-Ostsee-Kanal]], die bis 2010 – also für 99 Jahre – längste Eisenbahnbrücke Europas, errichtet. Danach begann das Unternehmen auch im Behälter- und Maschinenbau zu arbeiten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Unternehmen stark am Wiederaufbau beteiligt. Zu den Nachkriegsprojekten gehörte unter anderem die Instandsetzung zerstörter Brücken, auch der großen Rheinbrücken, sowie die Mitwirkung beim Wiederaufbau der [[Westfalenhalle]]. Später war das Unternehmen insbesondere auf dem Gebiet des Baus von [[Sendemast]]en tätig. So entstanden der [[Sender Mühlacker]] und der [[Florianturm]] in Dortmund. Bedeutende Aufträge kamen auch aus dem Ausland. C.H. Jucho baute Eisenbahnbrücken in Südamerika und Vietnam und war auch am Bau des [[Palais des Nations|Völkerbundpalastes]] in [[Genf]] und an der Errichtung des Bahnhofs in [[Bagdad]] beteiligt. Zu den Großprojekten in Deutschland zählten Beteiligungen an der [[Fehmarnsundbrücke]] und an der [[Bundesautobahn 45]] (Sauerlandlinie). Sehr bekannt sind bis heute die auf verschiedenen Werften errichteten und weithin sichtbaren [[Portalkran|Portalkräne]], darunter bei [[ThyssenKrupp Marine Systems]] in [[Kiel]] (Tragfähigkeit 450 t), [[Pella Sietas]] in [[Hamburg-Neuenfelde]] (Tragfähigkeit 300 t) und [[Eriksbergs Mekaniska Verkstad|Eriksbergs]] in [[Göteborg]] (Tragfähigkeit 450 t). Der [[Kockumskran]] bei [[Kockums]] in [[Malmö]] (Tragfähigkeit 1500 t) wurde im Jahr 2002 demontiert. Der Kran in Hamburg-Neuenfelde wurde im September 2024 unter Denkmalschutz gestellt.<ref>{{internetquelle|url=https://www.tageblatt.de/Lokales/Sietas-Kraene-gehen-nach-Vietnam-Welche-Zukunft-hat-die-alte-Werft-605438.html|titel=Sietas-Kräne gehen nach Vietnam: Welche Zukunft hat das Werft-Gelände?|werk=[[Stader Tageblatt|Tageblatt]]|datum=2024-09-28|zugriff=2024-09-28}}</ref>


Im Jahr 1974 wurde das Werk geschlossen und dann zum großen Teil unter dem Namen [[ThyssenKrupp|Thyssen Engineering]] weiterbetrieben. Grund für die Schließung waren Zahlungsschwierigkeiten in Verbindung mit dem tragischen Unfalltod von Günter Jucho, der das Unternehmen seit dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] leitete. Betroffen von der Schließung waren 1200 Mitarbeiter.
Im Jahr 1974 wurde das Werk geschlossen und dann zum großen Teil unter dem Namen [[ThyssenKrupp|Thyssen Engineering]] weiterbetrieben. Grund für die Schließung waren Zahlungsschwierigkeiten in Verbindung mit dem tragischen Unfalltod von Günter Jucho, der das Unternehmen seit dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] leitete. Betroffen von der Schließung waren 1200 Mitarbeiter.


Das Grab von Caspar Heinrich Jucho befindet sich auf dem [[Ostenfriedhof Dortmund]]. An das Unternehmen C. H. Jucho erinnert heute noch die Juchostraße in Dortmund, an der das Unternehmen ansässig war. Auf dem ehemaligen Werksgelände befinden sich heute Hallen des Logistikunternehmens [[Rhenus Logistics]].
Das Grab der Familie Jucho befindet sich auf dem [[Ostenfriedhof Dortmund]]. An das Unternehmen C.H. Jucho erinnert heute noch die Juchostraße in Dortmund, an der das Unternehmen ansässig war. Auf dem ehemaligen Werksgelände befinden sich heute Hallen des Logistikunternehmens [[Rhenus Logistics]].


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Portalkran Sietas2.jpg|Portalkran der [[Pella Sietas|Sietas-Werft]]
Portalkran Sietas2.jpg|Portalkran der [[Pella Sietas|Sietas-Werft]]
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== Einzelnachweise ==
<references />


== Literatur ==
== Literatur ==
* Schaper: ''Zum fünfzigjährigen Bestehen der Firma C. H. Jucho in Dortmund.'' In: ''Die Bautechnik'', 5. Jahrgang, Heft 31 (15. Juli 1927), S. 437–439.
* [[Gottwalt Schaper]]: ''Zum fünfzigjährigen Bestehen der Firma C.H. Jucho in Dortmund.'' In: ''[[Bautechnik (Zeitschrift)|Die Bautechnik]]'', 5. Jahrgang 1927, Heft 31 (15. Juli 1927), S. 437–439.
* Max Jucho: ''Die Juchos. Familiengeschichtliche Beiträge.'' Selbstverlag, Dortmund o. J. (1932).
* Max Jucho: ''Die Juchos. Familiengeschichtliche Beiträge.'' Selbstverlag, Dortmund o. J. (1932).
* {{NDB|10|633|634|Jucho, Caspar Heinrich|Barbara Gerstein|127793798}}
* Ursula Ritter (geb. Jucho): ''Spuren aus Stahl. Eine Industriellenfamilie im 20. Jahrhundert.'' Aschendoff Verlag, Münster 2008, ISBN 978-3-402-12770-4.
* {{NDB|10|634|634|Jucho, Heinrich|Barbara Gerstein|125710844}}
* Ursula Ritter (geb. Jucho): ''Spuren aus Stahl. Eine Industriellenfamilie im 20. Jahrhundert.'' Aschendorff Verlag, Münster 2008, ISBN 978-3-402-12770-4.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/bestand.jsp?archivNr=4&tektId=193&expandId=1&suche=1 Informationen beim Portal der Archive in Nordrhein-Westfalen]
* [http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/bestand.jsp?archivNr=4&tektId=193&expandId=1&suche=1 Informationen beim Portal der Archive in Nordrhein-Westfalen]
* [http://www.artnet.com/usernet/awc/awc_workdetail.asp?aid=425932983&gid=425932983&cid=272125&wid=426215241&page=3 Bild von 1928]
* [http://www.artnet.com/usernet/awc/awc_workdetail.asp?aid=425932983&gid=425932983&cid=272125&wid=426215241&page=3 Foto des Inneren einer Jucho-Werkshalle], 1928 von [[Emil Otto Hoppé]], auf ''www.artnet.com'', zuletzt abgerufen am 17. November 2023
* [http://2.bp.blogspot.com/-7_lW5EeA7OE/UTPgcrEb5sI/AAAAAAAAXlw/NjYPdRA7WkI/s1600/jucho-do.jpg Werbung der Firma Jucho]
* [http://2.bp.blogspot.com/-7_lW5EeA7OE/UTPgcrEb5sI/AAAAAAAAXlw/NjYPdRA7WkI/s1600/jucho-do.jpg undatierte Anzeige des Unternehmens C.H. Jucho] auf ''www.vergessene-geschichte.de'', zuletzt abgerufen am 17. November 2023
* [http://maennig.de/wp-content/uploads/2012/08/jucho.jpg Plakette auf einer Metallkonstruktion]
* [http://maennig.de/wp-content/uploads/2012/08/jucho.jpg Plakette auf einer Metallkonstruktion]


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Aktuelle Version vom 28. September 2024, 23:00 Uhr

C.H. Jucho (Eigenschreibweise JUCHO) war ein deutsches Stahlbau-Unternehmen in Dortmund. Es wurde 1877 von dem Ingenieur Caspar Heinrich Jucho gegründet und 1974 geschlossen.

Brückenmontagehalle des Unternehmens C.H. Jucho mit dem vormontierten Hauptträger der Spandauer Havelbrücke (veröffentlicht 1911)
Ehemaliges Werksgelände

Zunächst gehörten eiserne Brücken für Eisenbahn- und Straßenverkehr, Drehscheiben und Fördergerüste für den Bergbau zum Produktionsprogramm. Seine Blüte erreichte das Unternehmen mit Beginn des 20. Jahrhunderts unter der Führung von Heinrich Jucho. 1911 wurde die Rendsburger Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal, die bis 2010 – also für 99 Jahre – längste Eisenbahnbrücke Europas, errichtet. Danach begann das Unternehmen auch im Behälter- und Maschinenbau zu arbeiten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Unternehmen stark am Wiederaufbau beteiligt. Zu den Nachkriegsprojekten gehörte unter anderem die Instandsetzung zerstörter Brücken, auch der großen Rheinbrücken, sowie die Mitwirkung beim Wiederaufbau der Westfalenhalle. Später war das Unternehmen insbesondere auf dem Gebiet des Baus von Sendemasten tätig. So entstanden der Sender Mühlacker und der Florianturm in Dortmund. Bedeutende Aufträge kamen auch aus dem Ausland. C.H. Jucho baute Eisenbahnbrücken in Südamerika und Vietnam und war auch am Bau des Völkerbundpalastes in Genf und an der Errichtung des Bahnhofs in Bagdad beteiligt. Zu den Großprojekten in Deutschland zählten Beteiligungen an der Fehmarnsundbrücke und an der Bundesautobahn 45 (Sauerlandlinie). Sehr bekannt sind bis heute die auf verschiedenen Werften errichteten und weithin sichtbaren Portalkräne, darunter bei ThyssenKrupp Marine Systems in Kiel (Tragfähigkeit 450 t), Pella Sietas in Hamburg-Neuenfelde (Tragfähigkeit 300 t) und Eriksbergs in Göteborg (Tragfähigkeit 450 t). Der Kockumskran bei Kockums in Malmö (Tragfähigkeit 1500 t) wurde im Jahr 2002 demontiert. Der Kran in Hamburg-Neuenfelde wurde im September 2024 unter Denkmalschutz gestellt.[1]

Im Jahr 1974 wurde das Werk geschlossen und dann zum großen Teil unter dem Namen Thyssen Engineering weiterbetrieben. Grund für die Schließung waren Zahlungsschwierigkeiten in Verbindung mit dem tragischen Unfalltod von Günter Jucho, der das Unternehmen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs leitete. Betroffen von der Schließung waren 1200 Mitarbeiter.

Das Grab der Familie Jucho befindet sich auf dem Ostenfriedhof Dortmund. An das Unternehmen C.H. Jucho erinnert heute noch die Juchostraße in Dortmund, an der das Unternehmen ansässig war. Auf dem ehemaligen Werksgelände befinden sich heute Hallen des Logistikunternehmens Rhenus Logistics.

Einzelnachweise

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  1. Sietas-Kräne gehen nach Vietnam: Welche Zukunft hat das Werft-Gelände? In: Tageblatt. 28. September 2024, abgerufen am 28. September 2024.

Koordinaten: 51° 31′ 41,7″ N, 7° 30′ 47″ O