„Deutscher Reichsanzeiger“ – Versionsunterschied

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Der nicht-amtliche Teil enthielt vielfältige Berichte zu Kunst und Kultur, aus Wissenschaft und Technik, Nachrichten aus der ganzen Welt, Fahrpläne von Schiffen und Eisenbahnen, Preise für Agrargüter und Rohstoffe, den Wetterbericht und vieles mehr. Darunter sind auch zahlreiche Agenturmeldungen von [[Wolffs Telegraphisches Bureau|Wolffs Telegraphischem Bureau]], meist mit ''W. T. B.'' gekennzeichnet.
Der nicht-amtliche Teil enthielt vielfältige Berichte zu Kunst und Kultur, aus Wissenschaft und Technik, Nachrichten aus der ganzen Welt, Fahrpläne von Schiffen und Eisenbahnen, Preise für Agrargüter und Rohstoffe, den Wetterbericht und vieles mehr. Darunter sind auch zahlreiche Agenturmeldungen von [[Wolffs Telegraphisches Bureau|Wolffs Telegraphischem Bureau]], meist mit ''W. T. B.'' gekennzeichnet.


Zur [[Zeit des Nationalsozialismus]] wurden 359 Ausbürgerungslisten, mit 39.006 gelisteten Personen, veröffentlicht.<ref>{{Literatur |Hrsg=Michael Hepp |Titel=Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933–1945 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen |Band=Band 1: Listen in chronologischer Reihenfolge |Verlag=De Gruyter Saur |Ort=München / New York / London / Paris |Datum=1985 |ISBN=978-3-11-095062-5 |Seiten=LIV |Kommentar=Nachdruck von 2010}}</ref><ref>[[Peter Neuhof]]: ''Als die Braunen kamen. Eine Berliner jüdische Familie im Widerstand.'' Pahl-Rugenstein 2006, S. 75.</ref> Aber nicht nur: Für Jüdische Geschäftsleute, die über Jahre mit ihren Anzeigen die Kolonnen der Zentralhandelsregisterbeilage gefüllt hatten, wurde das Blatt nun zum Zeuge ihrer Ausgrenzung und Vernichtung. So erschien der Namen des jüdischen Apothekers, Dr. Heinrich Haller- Munk, dreimal in einer Anzeige: 1920 bei seiner Registrierung zum Ankauf der „Universitäts-Apotheke zum Goldenen Engel“ in Gießen<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/HKSLOLTI2K66JUJLGW23C3HCMEX366P4?query=Haller-Munk&hit=&issuepage=20 |titel=Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 21.10.1920 |werk=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper |hrsg=Deutsches Zeitungsportal |sprache=de |abruf=2024-04-21}}</ref>. 1941 dann im Rahmens der Übernahme durch „[[Arisierung]]“ des von ihm gegründeten pharmazeutischen Werkes, „Phoebus, Dr. Heinrich Haller“, Berlin<ref>{{Internetquelle |url=https://www2.hu-berlin.de/djgb/public/en/find |titel=Jewish Businesses in Berlin 1930- 1945 |werk=The Database of Jewish Businesses in Berlin 1930-1945 |hrsg=Humboldt University, Berlin |sprache=de |abruf=2024-04-21}}</ref>. Geändert wurde der Name jetzt zu „Phoebus, Heinrich Rudloff“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/GKJNUDKWLN6YYFKE74JZDFIFTBQ43SQ5?query=Phoebus+Medizin.+Institut+Berlin&hit=2&issuepage=25 |titel=Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 21.07.1941 |werk=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper |hrsg=Deutsches Zeitungsportal |sprache=de |abruf=2024-04-21}}</ref>. Der neue Betreiber hatte gut gewählt und brauchte in der Firmenbezeichnung nur den Nachnamen auswechseln und den „Dr.“ zu entfernen. Und schließlich, am 10.August.1942, steht Haller-Munks Name an vierter Stelle in einer nummerierten Liste, gefolgt von seiner Ehefrau Paula auf Platz fünf<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/7KLDE26J4E4QOSICSPIEZ2AZG475M7GH?gad_source=1&fromDay=2&toYear=1944&gclid=CjwKCAjw_e2wBhAEEiwAyFFFo2CMVbBxnTu6_jx4ay9zlEex_t21x7MN2uknSN8khoKRE_lqUimUzRoCUYsQAvD_BwE&fromYear=1926&toDay=28&query=Haller-Munk&toMonth=1&fromMonth=10&pk_campaign=gas_zeitung_236&hit=1&issuepage=1 |titel=Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 10.08.1942 |werk=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper |hrsg=Deutsches Zeitungsportal |sprache=de |abruf=2024-04-21}}</ref>. Prominent auf der Titelseite unter „Amtliches aus dem Deutschen Reich“ verkündet die Spalte den „[[Gesetz über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens|Einzug volksfeindlichen Vermögens]]” von zwölf Schleswig-Holsteiner Juden, unter Erwähnung der hierfür eingerichteten Gesetze. Das Ehepaar Haller- Munk sowie drei der anderen Kieler Juden waren ein Monat zuvor durch gemeinsamen Freitod aus dem Leben geschieden.
Zur [[Zeit des Nationalsozialismus]] wurden 359 Ausbürgerungslisten, mit 39.006 gelisteten Personen, veröffentlicht.<ref>{{Literatur |Hrsg=Michael Hepp |Titel=Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933–1945 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen |Band=Band 1: Listen in chronologischer Reihenfolge |Verlag=De Gruyter Saur |Ort=München / New York / London / Paris |Datum=1985 |ISBN=978-3-11-095062-5 |Seiten=LIV |Kommentar=Nachdruck von 2010}}</ref><ref>[[Peter Neuhof]]: ''Als die Braunen kamen. Eine Berliner jüdische Familie im Widerstand.'' Pahl-Rugenstein 2006, S. 75.</ref> Aber nicht nur: Für Jüdische Geschäftsleute, die über Jahre mit ihren Anzeigen die Kolonnen der Zentralhandelsregisterbeilage gefüllt hatten, wurde das Blatt nun zum Zeuge ihrer Ausgrenzung und Vernichtung. So erschien der Namen des jüdischen Apothekers, Dr. Heinrich Haller- Munk, dreimal in einer Anzeige: 1920 bei seiner Registrierung zum Ankauf der „Universitäts-Apotheke zum Goldenen Engel“ in Gießen<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/HKSLOLTI2K66JUJLGW23C3HCMEX366P4?query=Haller-Munk&hit=&issuepage=20 |titel=Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 21.10.1920 |werk=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper |hrsg=Deutsches Zeitungsportal |sprache=de |abruf=2024-04-21}}</ref>. 1941 dann im Rahmens der Übernahme durch „[[Arisierung]]“ des von ihm gegründeten pharmazeutischen Werkes, „Phoebus, Dr. Heinrich Haller“, Berlin<ref>{{Internetquelle |url=https://www2.hu-berlin.de/djgb/public/en/find |titel=Jewish Businesses in Berlin 1930- 1945 |werk=The Database of Jewish Businesses in Berlin 1930-1945 |hrsg=Humboldt University, Berlin |sprache=de |abruf=2024-04-21}}</ref>. Geändert wurde der Name jetzt zu „Phoebus, Heinrich Rudloff“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/GKJNUDKWLN6YYFKE74JZDFIFTBQ43SQ5?query=Phoebus+Medizin.+Institut+Berlin&hit=2&issuepage=25 |titel=Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 21.07.1941 |werk=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper |hrsg=Deutsches Zeitungsportal |sprache=de |abruf=2024-04-21}}</ref>. Der neue Betreiber hatte gut gewählt und brauchte in der Firmenbezeichnung nur den Nachnamen auswechseln und den „Dr.“ zu entfernen. Und schließlich, am 10.August.1942, steht Haller-Munks Name an vierter Stelle in einer nummerierten Liste, gefolgt von seiner Ehefrau Paula auf Platz fünf<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/7KLDE26J4E4QOSICSPIEZ2AZG475M7GH?gad_source=1&fromDay=2&toYear=1944&gclid=CjwKCAjw_e2wBhAEEiwAyFFFo2CMVbBxnTu6_jx4ay9zlEex_t21x7MN2uknSN8khoKRE_lqUimUzRoCUYsQAvD_BwE&fromYear=1926&toDay=28&query=Haller-Munk&toMonth=1&fromMonth=10&pk_campaign=gas_zeitung_236&hit=1&issuepage=1 |titel=Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 10.08.1942 |werk=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper |hrsg=Deutsches Zeitungsportal |sprache=de |abruf=2024-04-21}}</ref>. Prominent auf der Titelseite unter „Amtliches aus dem Deutschen Reich“ verkündet die Spalte den „[[Gesetz über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens|Einzug volksfeindlichen Vermögens]]” von zwölf Schleswig-Holsteiner Juden, unter Erwähnung der hierfür eingerichteten Gesetze und der Todesdaten. Das Ehepaar Haller- Munk sowie drei der anderen Kieler Juden waren ein Monat zuvor durch gemeinsamen Freitod aus dem Leben geschieden.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 21. April 2024, 22:18 Uhr

Ausgabe vom 27. November 1879

Der Deutsche Reichsanzeiger war die amtliche Zeitung des Deutschen Reichs, in der Personalangelegenheiten und Verwaltungsverordnungen des Reiches sowie auch kurze Berichte aus der Arbeit des Reichstags veröffentlicht wurden. Ab 1875 wurden nach § 6 des Gesetzes über Markenschutz auch erstmals eingetragene Warenzeichen veröffentlicht. Er erschien täglich außer an Sonn- und Feiertagen.

Beschreibung

Der Reichsanzeiger übernahm die Funktion des bereits seit Januar 1819 unter dem Titel Allgemeine Preußische Staats-Zeitung erscheinenden Verkündungsblatts. Zwischen 1. Juli 1843 und 1. Mai 1848 hieß es Allgemeine Preußische Zeitung, seit 1. Mai 1848 Allgemeiner Preußischer Staats-Anzeiger, seit 1. Juli 1851 Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. Nach der Reichsgründung wurde unter Verzicht auf ein besonderes Anzeigenblatt der Reichsbehörden ab 4. Mai 1871 der kombinierte Name Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger verwendet, umgangssprachlich kurz Reichs- und Staats-Anzeiger genannt, und in „republikanischer“ Fassung von Mitte November 1918 bis zum 14. April 1945 wurde er als Deutscher Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger bezeichnet. Ab 1933 war der Ministerialdirektor im Preußischen Staatsministerium Max Bergbohm Kurator der Zeitung. In der Bundesrepublik Deutschland erfüllt die Aufgaben des Reichsanzeigers der Bundesanzeiger.

Ausgaben nach Jahr (1819–1945)

Ausgewählte Inhalte

Im Reichsanzeiger wurden die Verlustlisten des Ersten Weltkriegs veröffentlicht.[1]

Die Beilagen des Zentral-Handelsregisters für das Deutsche Reich führen neben Handelsregistereintragungen auch Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen sowie Konkursbekanntmachungen auf.

Der nicht-amtliche Teil enthielt vielfältige Berichte zu Kunst und Kultur, aus Wissenschaft und Technik, Nachrichten aus der ganzen Welt, Fahrpläne von Schiffen und Eisenbahnen, Preise für Agrargüter und Rohstoffe, den Wetterbericht und vieles mehr. Darunter sind auch zahlreiche Agenturmeldungen von Wolffs Telegraphischem Bureau, meist mit W. T. B. gekennzeichnet.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden 359 Ausbürgerungslisten, mit 39.006 gelisteten Personen, veröffentlicht.[2][3] Aber nicht nur: Für Jüdische Geschäftsleute, die über Jahre mit ihren Anzeigen die Kolonnen der Zentralhandelsregisterbeilage gefüllt hatten, wurde das Blatt nun zum Zeuge ihrer Ausgrenzung und Vernichtung. So erschien der Namen des jüdischen Apothekers, Dr. Heinrich Haller- Munk, dreimal in einer Anzeige: 1920 bei seiner Registrierung zum Ankauf der „Universitäts-Apotheke zum Goldenen Engel“ in Gießen[4]. 1941 dann im Rahmens der Übernahme durch „Arisierung“ des von ihm gegründeten pharmazeutischen Werkes, „Phoebus, Dr. Heinrich Haller“, Berlin[5]. Geändert wurde der Name jetzt zu „Phoebus, Heinrich Rudloff“[6]. Der neue Betreiber hatte gut gewählt und brauchte in der Firmenbezeichnung nur den Nachnamen auswechseln und den „Dr.“ zu entfernen. Und schließlich, am 10.August.1942, steht Haller-Munks Name an vierter Stelle in einer nummerierten Liste, gefolgt von seiner Ehefrau Paula auf Platz fünf[7]. Prominent auf der Titelseite unter „Amtliches aus dem Deutschen Reich“ verkündet die Spalte den „Einzug volksfeindlichen Vermögens” von zwölf Schleswig-Holsteiner Juden, unter Erwähnung der hierfür eingerichteten Gesetze und der Todesdaten. Das Ehepaar Haller- Munk sowie drei der anderen Kieler Juden waren ein Monat zuvor durch gemeinsamen Freitod aus dem Leben geschieden.

Literatur

  • Martin Schumacher (Bearb.): Weimar-Index. Deutscher Reichsanzeiger und Preussischer Staatsanzeiger. Register 1918–1933 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Bd. 4). Droste Verlag, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5148-3.
  • Rudolf Lantzsch: Zur Geschichte des Deutschen Reichsanzeigers und Preußischen Staatsanzeigers. Ein Rückblick zu seinem 120jährigen Bestehen. In: Deutscher Reichs- und Preußischer Staatsanzeiger. 1939, Band 1, Beilage 1. Verlag Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, Berlin 1939 (Universitätsbibliothek Mannheim).
  • Rudolf Lantzsch: Ein Berliner und deutsches Zeitungsjubiläum. Zum 125jähr. Jubiläum des Deutschen Reichsanzeigers und Preußischen Staatsanzeigers. In: Das Deutsche Druckgewerbe. 1944, Jg. 2., Nr. 1, S. 12, 14, 16; Nr. 2, S. 42, 44. Berlin, Frankfurt/M. 1944 (Universitätsbibliothek Mannheim).
  • Christoph Kling: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger. Einleitung zur Veröffentlichung der Digitalausgabe [Bericht]. Mannheim 2016, urn:nbn:de:bsz:180-madoc-413785.
Commons: Deutscher Reichsanzeiger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. GenWiki: Verlustlisten Erster Weltkrieg. Eine durchsuchbare Datenbank der Listen ist an dieser Stelle ebenfalls veröffentlicht.
  2. Michael Hepp (Hrsg.): Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933–1945 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen. Band 1: Listen in chronologischer Reihenfolge. De Gruyter Saur, München / New York / London / Paris 1985, ISBN 978-3-11-095062-5, S. LIV (Nachdruck von 2010).
  3. Peter Neuhof: Als die Braunen kamen. Eine Berliner jüdische Familie im Widerstand. Pahl-Rugenstein 2006, S. 75.
  4. Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 21.10.1920. In: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper. Deutsches Zeitungsportal, abgerufen am 21. April 2024.
  5. Jewish Businesses in Berlin 1930- 1945. In: The Database of Jewish Businesses in Berlin 1930-1945. Humboldt University, Berlin, abgerufen am 21. April 2024.
  6. Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 21.07.1941. In: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper. Deutsches Zeitungsportal, abgerufen am 21. April 2024.
  7. Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 10.08.1942. In: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper. Deutsches Zeitungsportal, abgerufen am 21. April 2024.