„Flossensauger“ – Versionsunterschied
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Version vom 6. Juni 2011, 07:41 Uhr
Plattschmerlen | ||||||||||
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Beaufortia kweichowensis, Südchina, 7 cm. | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Balitorinae | ||||||||||
Die Plattschmerlen oder Flossensauger (Balitorinae) sind die abgeleitete Unterfamilie der Balitoridae gegenüber (und abzuleiten von) den Bachschmerlen (Nemacheilinae). Sie entsprechen großteils den früheren "Homalopteridae" („Ebenflossern“ – von ὁμαλός „flach, eben(- ), gleich(mäßig)“)[1] - selbst wenn noch nicht klar ist, ob die jetzigen Balitorinae nicht polyphyletisch sind.
Bau und Lebensweise
In einer morphologischen Serie, die also nicht die Phylogenese repräsentieren muss, kann man ausgehen von schmerlenartigen Bachfischen (schlank, drehrund, Schwanz kompress – etwa Acanthocobitis oder Vaillantella), deren Brust- und Bauchflossen dann in charakteristischer Weise verbreitert werden, um durch die Strömung verstärkt dem Sediment angedrückt zu werden und so die Haftfähigkeit zu vergrößern. Die Verbreiterung auch der Bauchfläche ist schon deutlich bei Balitora (mit großen, viereckigen Paarflossen; Balitora kann sich schon mit der Bauchfläche etwas ansaugen; der hintere Teil der Brustflosse kann aber noch aufgebogen zum „Rudern“ verwendet werden); auch der Kopf wird breiter, der Rumpf z.T. kürzer, höher (Homaloptera-Arten). Bei den Gastromyzon-Arten und ihren Verwandten endlich ist die Anpassung an schnellströmendes Wasser am weitesten gediehen, die Bauchfläche ist breit, mitsamt den Paarflossen bildet sie einen rundlichen „Saugnapf“, der (wie man an Glasscheiben sieht) tatsächlich Unterdruck eine Weile halten kann, aber in der Natur mehr durch Reibung (angepresst durch die überströmte Rumpfform) wirkt. Die Fische "laufen" auch hundertfüßlerartig auf ihren Flossenstrahlen (wie dies auch von Plattfischen bekannt ist). Die Gattung mit der breitesten Scheibe ist wohl Sewellia, deren Bauchflossen so breit wie die Brustflossen sind.
Die Augen stehen hoch am Kopf, sollen aber nach den Seiten blicken, weshalb die Augenhöhlen (Orbitae; wie bei Callionymidae) oben etwas aus dem Schädel ragen. Ca. 30 Wirbel.- Das kleine Maul mit mehr oder weniger deutlichen (6) Barteln ist Teil dieser Scheibe, mitunter umgeben von weiteren bartelartigen Hautlappen zum Schaben, trägt aber nicht wie bei anderen Karpfen- (s. Mahseer, Gyrinocheilidae) und Welsartigen (Loricariidae[2]) die Hauptlast der Ansaugung am Substrat, sondern kann sich mehr der Atmung und dem Algen-„Ablutschen“ widmen. Wegen des geringeren Unterdrucks am Maul und dessen Zahnlosigkeit sind diese Tiere aber keine richtigen Algen-"Wegputzer", sie kehren die Algen nur ab und fressen besonders die Mikrofauna im Aufwuchsteppich. Wie ein ethologischer Film W. Wicklers (1965)[3] zeigt, werden immer wieder schon treibende Aufwuchs-Fetzchen aufgeschnappt. Zum Putzen von Aquarium-Glasscheiben haben sie wenig Voraussetzungen. (Es gibt aber Arten, die schärfer abschaben.) Die Umgebung des Maules bzw. dessen Beweglichkeit ist recht unterschiedlich, bei manchen Gattungen ist ein typischer Maxillarapparat entwickelt.
Bei den meisten „geigenförmigen“ Balitorinen sind die vorderen (4-6) Strahlen der Paarflossen einfach, die hinteren zerspalten. Die Brustflossenstrahlen sind fast aufs Doppelte (13→24) vermehrt, die der Bauchflossen von 7 auf 17. (Flossenformel von Sewellia lineolata: D 11-12, A 1/4, P 22-23, V 18-19, C 11. Die Schwanzflosse ist zweilappig, bei den Gastromyzontini aber rund abgestutzt.) Die Rumpfbauchseite ist unpigmentiert, unbeschuppt und durchscheinend (man sieht Kiemen, Herz und Leber), die Rückenseite meist bunt mit hellen (dunklen) Punkten oder Flecken. Die Schuppen sind klein (ca. 50 an der Seitenlinie) bis sehr klein. Die Männchen sind mitunter an Perlorganen an den vorderen Strahlen der Brustflossen kenntlich.- Ein Verbreitungszentrum der „Homalopteriden“ scheint Borneo zu sein.
Diese Plattschmerlen sind kleine, oft lebhafte, gesellige Tiere mit mausartigem Huschen (z.T. dämmerungsaktiv). Untereinander raufen sie aber gern (Rangkämpfe, zeitweise Territorialität wie bei anderen "Weidern", etwa Plecoglossus altivelis; Wickler 1971). Im Gegensatz zu Gyrinocheilus fallen sie andere Fische nicht an, um sie anzuraspeln. Für Aquarienpflege sind sie dennoch wenig geeignet, weil man ihnen die starke Strömung von „frischem“ (Süß-)Wasser ja kaum bieten kann (einige Arten kommen allerdings auch in Seen vor); Nachzucht gelingt bisher nur gelegentlich. Sie zeigen eine bemerkenswerte Fähigkeit, aus ihnen nicht zusagenden Becken herauszukriechen.
Ökologischer Vergleich
Andere Fische mit Ansauge-Funktion machen es mit einem Saugnapf aus den verwachsenen Bauchflossen (Grundeln, Schildfische, Cyclopteridae) – aber vorwiegend in der marinen Brandungszone. Die Gastromyzontini („Bauchsauger“) sind die stärkste Annäherung der Teleostei an die Rochen-Form (Rhinobatos, Torpedo u.a.; wenn auch mit anderer Ökologie. Bei den Rochen kann der Schwanz reduziert werden, bei den Balitoriden bleibt er Hauptantriebsorgan. Die verengten Kiemenöffnungen einiger Gattungen dienen wohl der Unterstützung der Fortbewegung durch Auspressen von Atemwasser, wie bei Aspredinidae oder Molidae). Merkwürdigerweise gab es sogar schon bei den Placodermi ähnliche „Fische“ (die devonische Gemuendina). Diese hatten die Nase bei den Augen oben auf der Schnauze wie die Schmerlen, während die Rochen sie unten, beim Mund, haben. (Die Cypriniformen haben dafür ja große Geschmacksfelder.) Trotz ihrer Plattheit sind selbst die Gastromyzontini nicht als besonders depress aufzufassen - die Platycephalidae etwa überragen sie da deutlich.
Innere Systematik
Gattungen (mit Artenzahl [~200]; Heimat; Maximalgröße) lt. Fishbase Nov. 2009:
- Tribus Balitorini (Homalopterini), zwei oder mehr vorn liegende, unverzweigte Flossenstrahlen in Brust- und Bauchflossen.
- Balitora (9; Vorder-, Hinterindien bis Südchina; 12 cm)
- Hemimyzon (15; China, Taiwan, Laos, Vietnam, Thailand; 10 cm)
- Homaloptera (35; Indien bis China, Borneo, Indonesien; 13 cm)
- Lepturichthys (2; China; 13 cm)
- Neohomaloptera (1; Indonesien, Malaysia; 2 cm)
- Sinogastromyzon (11; Vietnam, China, Taiwan; 14 cm)
- Travancoria (2; Indien; 12 cm)
- Vanmanenia (11; China, Vietnam, Laos; 9 cm)
- Tribus Gastromyzontini, ein vorn liegender, unverzweigter Flossenstrahl in Brust- und Bauchflossen.
- Annamia (1; Mekong-Gebiet; 8 cm)
- Beaufortia (10; Südchina; 12 cm)
- Crossostoma (8; China; 11 cm) - siehe Formosania.
- Gastromyzon (36; Borneo, Malaysia, Indonesien; 10 cm)
- Glaniopsis (4; Borneo; 10 cm)
- Hypergastromyzon (2; Indonesien, Borneo; 5 cm)
- Neogastromyzon (6; Indonesien; Malaysia; 7 cm)
- Protomyzon (5; China, Borneo; 7 cm)
- Pseudogastromyzon (13; Hinterindien, China; 7 cm)
- Sewellia (9; Vietnam, Laos, China; 7 cm)
- keinem Tribus zugeordnet
- Bhavania (2; Vorderindien; 10 cm)
- Cryptotora (1; Thailand, in Höhlen, blind; 4 cm)
- Dienbiena (1; Vietnam)
- Erromyzon (3; Hinterindien, China; 5 cm)
- Formosania: soll den (präokkupierten) Namen Crossostoma ersetzen.
- Homalosoma (3; Hinterindien; 7 cm)
- Jinshaia (2; China; 7 cm)
- Katibasia (1; Borneo; 4 cm)
- Liniparhomaloptera (3; Hinterindien, China; 7 cm)
- Metahomaloptera (2; China; 5 cm)
- Paraprotomyzon (4; China; 6 cm)
- Parhomaloptera (1; Borneo; 9 cm)
- Plesiomyzon (1; China (Hainan); 4 cm)
- Pseudohomaloptera (2; Borneo; 9 cm)
- Sectoria (3; Hinterindien, China; 10 cm)
- Sinohomaloptera (2; Vietnam, China; 12 cm)
Quellen
- ↑ Einen guten Überblick über die Formen gibt http://vserybki.ru/catalog.php?class_eng=Balitoridae
- ↑ s. etwa http://webhost.ua.ac.be/funmorph/publications/Adriaens%20et%20al%202009%20PBZ.pdf
- ↑ http://www.iwf.de/iwf/res/mkat/others/bp/04000007709910000000.pdf
Literatur (Auswahl)
- G.A. Boulenger (1899): Descriptions of two new homalopteroid fishes from Borneo.- Ann. Mag. Nat. Hist. (Ser. 7) 4: 228-229.
- P.-W. Fang (1930): New homalopterine loaches from Kwangsi, China. With supplementary note on basipterigia and ribs.- Sinensia 1: 25-42.
- P.-W. Fang (1935): Study on the crossostomoid fishes of China. Sinensia 6: 44-97.
- H.W. Fowler (1905): Some fishes from Borneo.- Proc. Acad. Nat. Sci. Philad. 57: 455-523.
- A. Günther (1874): Descriptions of new species of fishes in the British Museum.- Ann. Mag. Nat. Hist. (Ser. 4) 14: 453-455.
- S.L. Hora (1920): Revision of the Indian Homalopteridae and of the genus Psilorhynchus (Cyprinidae).- Rec. Indian Mus. (Calcutta) 19: 195-215, Pls. 10-11.
- S.L. Hora (1931): On a new Homalopterid fish from Annam.- Ann. Mag. Nat. Hist. (Ser. 10) 6: 582-586, Pl. 15.
- S.L. Hora (1932): Classification, bionomics and evolution of homalopterid fishes.- Mem. Indian Mus. 12: 263-330, Pls. 10-12.
- S.L. Hora (1941): Homalopterid fishes from peninsular India.- Rec. Indian Mus. (Calcutta) 43: 221-232.
- M. Kottelat (1998): Homaloptera yuwonoi, a new species of hillstream loach from Borneo, with a new generic name for H. thamicola (Teleostei: Balitoridae).- Ichthyol. Explor. Freshwaters 9: 267-272.
- M. Kottelat (2004): On the Bornean and Chinese Protomyzon (Teleostei: Balitoridae), with descriptions of two new genera and two new species from Borneo, Vietnam and China. Ichthyol. Explor. Freshwaters 15: 301-310.
- M. Kottelat and X.-L. Chu (1988): A synopsis of Chinese balitorine loaches (Osteichthyes: Homalopteridae) with comments on their phylogeny and description of a new genus.- Rev. Suisse Zool. 95: 181-201.
- V.H. Nguyen (2005): Ca Nuoc Ngot Viet Nam. Tap II. [Freshwater fishes of Vietnam]. Ca nuoc ngot Viet Nam. Tap II, v. 2: 760 pp.
- V.H. Nguyen và H.D. Nguyen (2002): Mot giong moi va mot loai moi thuoc ho Balitoridae (Cypriniformes) tim thay o huyn Dien Bien, tinh Lai Chau. (A new genus and a new species of freshwater fish Balitoridae, Cypriniformes from the Dienbien District, Laichau Province, Vietnam).- Tap Chi Sinh Hoc 24: 9-14.
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- M. Oshima (1919): Contributions to the study of the fresh water fishes of the island of Formosa.- Ann. Carnegie Mus. 12: 169-328, Pls. 48-53.
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- H.M. Smith (1945): The fresh-water fishes of Siam, or Thailand.- Bull. U. S. Natl. Mus. 188: i-xi + 1-622, Pls. 1-9.
- H.H. Tan and Z.H. Suleiman (2006): Three new species of Gastromyzon (Teleostei: Balitoridae) from the Temburong River basin, Brunei Darussalam, Borneo.- Zootaxa 1126: 1-18.
- W. Wickler (1971): Verhaltensstudien an einem hochspezialisierten Grundfisch, Gastromyzon borneensis (Cyprinoidea, Gastromyzonidae).- Zeitschrift für Tierpsychologie 29: 467-480
- C.-Y. Zheng and Y.-Y. Chen (1980): The homalopterid fishes from Guangdong Province, China.- Acta zootaxon. sin. 5: 89-101.