„Günter Rohrmoser“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
+ Überarbeiten
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
{{Überarbeiten}}
{{Überarbeiten}}
'''Günter Rohrmoser''' (* [[29. November]] [[1927]] in [[Bochum]], [[Nordrhein-Westfalen]], † [[15. September]] [[2008]] in [[Stuttgart]], [[Baden-Württemberg]]<ref>http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.154+M5d869c9b8b4.0.html</ref>) war ein deutscher [[Sozialphilosophie|Sozialphilosoph]].
'''Günter Rohrmoser''' (* [[29. November]] [[1927]] in [[Bochum]], [[Provinz Westfalen]], † [[15. September]] [[2008]] in [[Stuttgart]], [[Baden-Württemberg]]<ref>http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.154+M5d869c9b8b4.0.html</ref>) war ein deutscher [[Sozialphilosophie|Sozialphilosoph]].


== Leben ==
== Leben ==

Version vom 16. September 2008, 15:46 Uhr

Günter Rohrmoser (* 29. November 1927 in Bochum, Provinz Westfalen, † 15. September 2008 in Stuttgart, Baden-Württemberg[1]) war ein deutscher Sozialphilosoph.

Leben

Günter Rohrmoser hat Philosophie, Theologie, Geschichte, Germanistik und Nationalökonomie an den Universitäten Münster und Tübingen studiert. 1961 habilitierte er sich an der Universität Köln. Seine Habilitationsschrift schrieb er über Subjektivität und Verdinglichung. Theologie und Gesellschaft im Denken des jungen Hegel. Zunächst Honorarprofessor an der Universität Köln, war er seit 1976 Ordinarius für Sozialphilosophie an der Universität Hohenheim. Daneben lehrte er bis zum Sommer 1996 Politische Philosophie an der Universität Stuttgart. Die Schwerpunkte seiner Arbeit lagen auf den Gebieten der Religionsphilosophie, der Philosophie des Politischen und der Theorie der Gesellschaft.

Politisches Wirken

Rohrmoser war mit Peter von Oertzen Mitglied in der Marxismuskommission [2] der Evangelischen Kirche in Deutschland und der EKiD-Synode, vielfacher Referent der Evangelischen und Katholischen Akademien (u.a. Bad Boll, Baden, Bayern, Berlin, Hamburg, Hofgeismar, Tutzing), Vizepräsident des Studienzentrums Weikersheim. SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Glotz schätzte seine Beiträge in der SPD-Grundwertekommission, sein Referat beim Tübinger Forum[3] (mit Johano Strasser, moderiert von Herta Däubler-Gmelin) wurde mit großer Zustimmung aufgenommen. Rohrmoser war Mitarbeiter in der deutsch-skandinavischen Gesellschaft für Religionsphilosophie. Der Lutheraner Rohrmoser wurde 1981 von Papst Johannes Paul II. empfangen.

Zusammen mit Iring Fetscher wurde er von der sozial-liberalen Bundesregierung in die Kommission zur Erforschung der geistigen Ursachen des Terrorismus berufen. In diesem Zusammenhang besuchte er auch den als RAF-Terroristen inhaftierten Horst Mahler, welcher vom späteren Bundeskanzler Gerhard Schröder bei der Wiederzulassung als Anwalt vertreten wurde. Mahler und Schröder besuchten später gemeinsam Rohrmoser in Stuttgart.

Publizistisches Wirken

Rohrmoser trat zudem als Feuilletonist und Interviewpartner hervor, u. a. von Die Welt, Rheinischer Merkur, Badische Zeitung, Evangelische Kommentare, Evangelisches Gemeindeblatt, IDEA Spektrum, Catholica, Jungen Freiheit, Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten, MUT, Zeit-Fragen und der inzwischen eingestellten Criticón. Die Mitteilungen und Kurzkommentare der Gesellschaft für Kulturwissenschaft veröffentlichten regelmäßig seine Zeitanalysen. 1987 und 1988 war Rohrmoser mehrfacher Referent für die CAUSA Deutschland e. V..[4] In den Jahren zwischen 1981 und 1998 war Rohrmoser vielfacher Referent bei der SPD.

Positionen in der Spätphase seines Lebens

Nach seiner Beratertätigkeit für Franz Josef Strauß und Hans Filbinger galt Rohrmoser als christlich-konservativer Sozialphilosoph, der den Konservatismus im Umkreis der CDU geistig begründen wollte. Im September 2006 erschien von Rohrmoser Konservatives Denken im Kontext der Moderne. Andererseits wurde Rohrmoser als „fachkundiger, über den ideologischen Fronten stehender Analytiker“ und „leidenschaftlicher Liberaler“ bezeichnet.[5]

Rohrmoser war der Meinung, dass ein russischer Konservatismus, der sich etwa 2006 in Gewalttaten gegen Schwule niederschlug, nützlich gegen eine liberale Dekandenz sei. Er sagte, er wolle zwar nicht „frohlocken“, dass Volker Beck, „dem Hauptvertreter des deutschen Schwulentums“, im Mai 2006 beim Moscow Pride ins Gesicht geschlagen und er verletzt wurde, glaube aber, dass Russland dadurch 100.000 neue Freunde dazugewonnen hat, weil es ein Land sei, das „Wir wollen es nicht“ sage und auch danach handle[6].

Russische Kontakte

Die Russische Akademie der Wissenschaften hat ihn 1996 als ersten deutschen konservativen Philosophen eingeladen, seine Werke diskutiert und ihm ein Symposium gewidmet.

Laudatio zum 70. Geburtstag

Eine Laudatio zu seinem 70. Geburtstag am 1. Dezember 1997 hielten Prof. Dr. Wjatscheslaw Stjopin, Direktor des Instituts für Philosophie der Russischen Akademie der Wissenschaften und Ehrendoktor der Universität Karlsruhe (TH), Christof Zernatto (ÖVP), damaliger Landeshauptmann von Kärnten; der evangelische württembergische Landesbischof i. R. Hans von Keler sowie Horst Mahler, der später Mitglied der NPD werden sollte.[7] Mahler erklärte Deutschland in seiner Laudatio auf Rohrmoser zu einem „besetzten Land“, das sich von der „Schuldknechtschaft“ zum aufrechten Gang seiner „nationalen Identität“ befreien müsse.[8]

Philosophische Verortung

Sein Werk Das Elend der kritischen Theorie (übersetzt u. a. ins Japanische) ist eine Metakritik der „Frankfurter Schule, insbesondere Marcuse, Adorno, Horkheimer und Habermas“, aus der „Sorge, dass die Emanzipation auch zu einer Destruktion der Freiheit führen kann“. Seine Werke Der Ernstfall - Die Krise unserer liberalen Republik und Neues konservatives Denken als Überlebensimperativ (zusammen mit Anatolij Frenkin) wurden ins Russische übersetzt.

Ehrungen

Schriften

  • Das Elend der kritischen Theorie. Rombach, Freiburg 1970.
  • Die metaphysische Situation der Zeit. Seewald, Stuttgart 1975.
  • Krise der politischen Kultur. v. Hase & Koehler, 1983.
  • Geistige Wende warum. v. Hase & Koehler, 1984.
  • Der Ernstfall - Die Krise unserer liberalen Republik. Ullstein, 1994.
  • Emanzipation oder Freiheit. Propyläen, 1995.
  • Die Wiederkehr der Geschichte. Gesellschaft für Kulturwissenschaft e. V., 1995.
  • Landwirtschaft in der Ökologie- und Kulturkrise. Gesellschaft für Kulturwissenschaft e. V., 1996.
  • Wer interpretiert die Geschichte - Die Herausforderung der Wertedebatte. Gesellschaft für Kulturwissenschaft e. V., 1996.
  • Christliche Dekadenz in unserer Zeit - Plädoyer für die christliche Vernunft. Gesellschaft für Kulturwissenschaft e. V., 1996.
  • Geistiges Vakuum - Spätfolgen der Kulturrevolution. Gesellschaft für Kulturwissenschaft e. V., 1997.
  • Der Ernstfall auch in Russland - Russische Philosophen diskutieren Günter Rohrmoser. Gesellschaft für Kulturwissenschaft e. V., 1997.
  • Deutschlands Tragödie. Der geistige Weg in den Nationalsozialismus. München 2002.
  • Konservatives Denken im Kontext der Moderne. Gesellschaft für Kulturwissenschaft e. V., 2006.

Literatur

  • Anthologie der größten politischen Denker der Welt. Band 2. Moskau 1997.
  • Rudolf Bahro: Logik der Rettung. Stuttgart 1987 und Berlin 1990.
  • Bundesminister des Inneren (Hrsg.): Analysen zum Terrorismus. Westdeutscher Verlag, Opladen 1981-1984, Band 1: Iring Fetscher, Günter Rohrmoser (und Mitarbeiter): Ideologien und Strategien. (1981)
  • Peter von Oertzen: Weder Prophet noch Demagoge. In: Die ZEIT. Nr.3 von 13. Januar 1995.
  • Akademie der Wissenschaften Russlands: Der ERNSTFALL auch in RUSSLAND. Russische Philosophen diskutieren Günter Rohrmoser. Gesellschaft für Kulturwissenschaft, Bietigheim/Baden 1997.
  • Günter Rohrmoser: Emanzipation oder Freiheit - Das christliche Erbe der Neuzeit. Propylän, Berlin 1995 ( Neuauflage)
  • Philosoph in der Kulturkrise. Gesellschaft für Kulturwissenschaft, Bietigheim/Baden 1993.
  • MITTEILUNGEN. Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Kulturwissenschaft, Bietigheim/Baden 1998.
  • Tamen! Gegen den Strom. Günter Rohrmoser zum 80. Geburtstag. Stuttgart 2007.[9]

Einzelnachweise

  1. http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.154+M5d869c9b8b4.0.html
  2. http://www.gfk-web.de/inhalt/leitthemen/080416.html
  3. http://www.tuebinger-forum.de/
  4. Zeitschrift Forum für geistige Führung Nr. 3, 1988 S. 37
  5. Peter von Oertzen: „Weder Prophet noch Demagoge“, in DIE ZEIT Nr. 03/1995 vom 13. Januar 1995
  6. gaywest: Das Studienzentrum Weikersheim, Rohrmoser und die liberale Dekadenz, gaywest.wordpress.com, 20. April 2007
  7. Bibliografie Horst Mahler
  8. Rede Horst Mahlers zum 70. Geburtstag Günter Rohrmosers
  9. http://www.landpost.de/files/verlagsprogramm/Tamen/Tamen-Inhaltsverzeichnis.pdf