„Ganztonleiter“ – Versionsunterschied

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Die '''Ganztonleiter''' (auch als "Zigeunerleiter", "Liszttonleiter", oder "Rimski-Korsakow's Tonleiter"; in Russland auch "Leiter des Tschernomors" (russ. гамма Черномора) nach dem Zauberer aus [[Michail Iwanowitsch Glinka]] Oper [[Ruslan und Ljudmila]]) ist eine [[Hexatonik|hexatonische]] (sechstönige) [[Tonleiter]], die aus einer gleichstufigen (= equidistanten) Teilung der [[Oktave]] in sechs [[Ganzton]]-[[Intervall (Musik)|Intervalle]] hervorgeht. Damit bestehen die Tonschritte klanglich ausschließlich aus [[Sekunde (Musik)|großen Sekunden]] (bzw. auch aus einer [[enharmonisch]] verminderten [[Terz (Musik)|Terz]], wenn der Oktavton mit dem Startton in der [[Notation (Musik)|Notation]] identisch sein soll).
Die '''Ganztonleiter''' (auch als „Zigeunerleiter“, „Liszttonleiter“, oder „Rimski-Korsakow's Tonleiter“; in Russland auch „Leiter des Tschernomors“ (russ. гамма Черномора) nach dem Zauberer aus [[Michail Iwanowitsch Glinka]] Oper [[Ruslan und Ljudmila]]) ist eine [[Hexatonik|hexatonische]] (sechstönige) [[Tonleiter]], die aus einer gleichstufigen (= equidistanten) Teilung der [[Oktave]] in sechs [[Ganzton]]-[[Intervall (Musik)|Intervalle]] hervorgeht. Damit bestehen die Tonschritte klanglich ausschließlich aus [[Sekunde (Musik)|großen Sekunden]] (bzw. auch aus einer [[enharmonisch]] verminderten [[Terz (Musik)|Terz]], wenn der Oktavton mit dem Startton in der [[Notation (Musik)|Notation]] identisch sein soll).


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Nach [[Franz Liszt]] bedienten sich der speziellen Wirkung der Ganztonleiter als einer der ersten [[Michail Iwanowitsch Glinka]] in seiner Oper [[Ruslan und Ljudmila]] (Leitmotiv des Tschernomors) und [[Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow|Rimski-Korsakow]] zur Darstellung magischer Gestalten in seinen Opern und in [[Scheherazade (Rimski-Korsakow)|Scheherazade]]; später dann auch die Komponisten des [[Impressionismus (Musik)|Impressionismus]] (z. B. [[Claude Debussy|Debussy]] und [[Maurice Ravel|Ravel]]). [[Olivier Messiaen]]s erster Modus in seinem System der [[Modi mit begrenzten Transpositionsmöglichkeiten|begrenzt transponierbaren Skalen]] ist die Ganztonleiter, wobei Messiaen deutlich darauf hinweist, die Ganztonleiter nicht erfunden zu haben.
Nach [[Franz Liszt]] bedienten sich der speziellen Wirkung der Ganztonleiter als einer der ersten [[Michail Iwanowitsch Glinka]] in seiner Oper [[Ruslan und Ljudmila]] (Leitmotiv des Tschernomors) und [[Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow|Rimski-Korsakow]] zur Darstellung magischer Gestalten in seinen Opern und in [[Scheherazade (Rimski-Korsakow)|Scheherazade]]; später dann auch die Komponisten des [[Impressionismus (Musik)|Impressionismus]] (z. B. [[Claude Debussy|Debussy]] und [[Maurice Ravel|Ravel]]). [[Olivier Messiaen]]s erster Modus in seinem System der [[Modi mit begrenzten Transpositionsmöglichkeiten|begrenzt transponierbaren Skalen]] ist die Ganztonleiter, wobei Messiaen deutlich darauf hinweist, die Ganztonleiter nicht erfunden zu haben.


Auch im [[Jazz]] erhält die Ganztonleiter eine wichtige Bedeutung als eigenständige Skala über [[Dominantseptakkord]]e mit tief[[Alteration (Musik)|alterierter]] [[Quinte]] oder hochalterierter [[Quarte]]. Besonders "zelebriert" wurde sie von Thelonious Monk. <ref>{{Internetquelle|url=http://www.premierguitar.com/articles/21504-digging-deeper-a-whole-tone-primer|titel=Digging Deeper: A Whole-Tone Primer|autor=|hrsg=|werk=|datum=|sprache=|zugriff=7. Juni 2016}}</ref>
Auch im [[Jazz]] erhält die Ganztonleiter eine wichtige Bedeutung als eigenständige Skala über [[Dominantseptakkord]]e mit tief[[Alteration (Musik)|alterierter]] [[Quinte]] oder hochalterierter [[Quarte]]. Besonders „zelebriert“ wurde sie von Thelonious Monk. <ref>{{Internetquelle|url=http://www.premierguitar.com/articles/21504-digging-deeper-a-whole-tone-primer|titel=Digging Deeper: A Whole-Tone Primer|autor=|hrsg=|werk=|datum=|sprache=|zugriff=7. Juni 2016}}</ref>


In anderen Musikarten, wie der [[Popmusik]] ist die Ganztonleiter eher seltener anzutreffen, ein Beispiel hierfür wäre z.B. die [[Introduktion]] (dritter und vierter Takt) zu [[Stevie Wonder]]s Song "You are the Sunshine of my Life".
In anderen Musikarten, wie der [[Popmusik]] ist die Ganztonleiter eher seltener anzutreffen, ein Beispiel hierfür wäre z.B. die [[Introduktion]] (dritter und vierter Takt) zu [[Stevie Wonder]]s Song „You are the Sunshine of my Life“.


== Hörbeispiel ==
== Hörbeispiel ==

Version vom 23. Februar 2018, 06:10 Uhr

Bildliche Darstellung der Ganztonleiter. (Erläuterung)

Die Ganztonleiter (auch als „Zigeunerleiter“, „Liszttonleiter“, oder „Rimski-Korsakow's Tonleiter“; in Russland auch „Leiter des Tschernomors“ (russ. гамма Черномора) nach dem Zauberer aus Michail Iwanowitsch Glinka Oper Ruslan und Ljudmila) ist eine hexatonische (sechstönige) Tonleiter, die aus einer gleichstufigen (= equidistanten) Teilung der Oktave in sechs Ganzton-Intervalle hervorgeht. Damit bestehen die Tonschritte klanglich ausschließlich aus großen Sekunden (bzw. auch aus einer enharmonisch verminderten Terz, wenn der Oktavton mit dem Startton in der Notation identisch sein soll).

Besonderheiten

Für Ohren, die an die in der abendländischen Musik gebräuchlichen diatonischen Tonleitern, z. B. Dur und Moll, gewöhnt sind, klingt eine Ganztonleiter relativ fremd, da ihr die Halbtonschritte fehlen; die Beziehungen zwischen den Tönen der Skala können also nicht durch gelegentliche Leittöne strukturiert werden. Daher gibt es bei der Ganztonleiter auch keinen erkennbaren Grundton, was eine „schwebende“ Wirkung hervorruft. Mit anderen Worten kann eine Ganztonleiter auf jedem Ton als Grundton ohne Modusmöglichkeit gebildet werden. Eine Ganztonleiter ist weder tonal noch atonal, sie bekommt ihre tonale Funktion erst im komponierten Kontext.

Ferner ist der Tritonus, der hier leitereigen auf jeder Tonstufe gebildet werden kann, dreimal enthalten, was einem Tritonusgehalt von 3 entspricht und damit einem charakteristischen Intervall der Ganztonleiter, wodurch sie verhältnismäßig schwer zu singen ist. Dreiklänge in Terzschichtung ergeben ausschließlich übermäßige Dreiklänge, da durch die Ganztonschritte alle Terzen groß sind.

mögliche Ganztonleitern

Wenn der absolute Tonvorrat von 12 Tönen betrachtet wird, gibt es nur 2 Ganztonleitern: die Ausgangs-Ganztonleiter und dieselbe um einen halben Ton (nach oben oder unten) transponiert. Beide werden im Folgenden dargestellt für den Ausgangston C:

auf C


\relative c'
\new Staff \with {\remove "Time_signature_engraver"}
{
\time 6/1
\autoBeamOff
\clef treble
\override Rest #'style = #'classical

c1 d e fis gis ais c 
}
\addlyrics {
c1 d e \markup { \concat{ fis \raise #0.5  \translate #(cons 0.5 0) \small \sharp  } } \markup { \concat{ gis \raise #0.5  \translate #(cons 0.5 0) \small \sharp  } } \markup { \concat{ ais \raise #0.5 \translate #(cons 0.5 0) \small \sharp  } } c
}

auf H


\relative c'
\new Staff \with {\remove "Time_signature_engraver"}
{
\time 6/1
\autoBeamOff
\clef treble
\override Rest #'style = #'classical

b1 des es f g a b 
}
\addlyrics {
h1 \markup { \concat { des \small \raise #0.5 \translate #(cons 0.5 0) \flat } } \markup { \concat { es \small \raise #0.5 \translate #(cons 0.5 0) \flat } }  f g a h 
}

Verwendung

Nach Franz Liszt bedienten sich der speziellen Wirkung der Ganztonleiter als einer der ersten Michail Iwanowitsch Glinka in seiner Oper Ruslan und Ljudmila (Leitmotiv des Tschernomors) und Rimski-Korsakow zur Darstellung magischer Gestalten in seinen Opern und in Scheherazade; später dann auch die Komponisten des Impressionismus (z. B. Debussy und Ravel). Olivier Messiaens erster Modus in seinem System der begrenzt transponierbaren Skalen ist die Ganztonleiter, wobei Messiaen deutlich darauf hinweist, die Ganztonleiter nicht erfunden zu haben.

Auch im Jazz erhält die Ganztonleiter eine wichtige Bedeutung als eigenständige Skala über Dominantseptakkorde mit tiefalterierter Quinte oder hochalterierter Quarte. Besonders „zelebriert“ wurde sie von Thelonious Monk. [1]

In anderen Musikarten, wie der Popmusik ist die Ganztonleiter eher seltener anzutreffen, ein Beispiel hierfür wäre z.B. die Introduktion (dritter und vierter Takt) zu Stevie Wonders Song „You are the Sunshine of my Life“.

Hörbeispiel

Ganztonleiter (Midi)/?

Einzelnachweise

  1. Digging Deeper: A Whole-Tone Primer. Abgerufen am 7. Juni 2016.