„Haus Harkorten“ – Versionsunterschied

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Bauinschrift 1705 http://www.stadtbild-deutschland.org/forum/wcf/images/photos/thumbnails/large/photo-9692-bdecf9dd.jpg
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'''Haus Harkorten''' ist eine baulich fast vollständig erhaltene, jedoch verfallende [[Barock|spätbarocke]] [[Gutshof|Gutsanlage]] und der ehemalige Wohnsitz der Patrizier- und Unternehmer-Familie [[Harkort (Unternehmerfamilie)|Harkort]] im [[Hagen]]er Stadtteil [[Westerbauer]] im südöstlichen [[Ruhrgebiet]].<ref>„Haus Harkorten in Haspe (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Ruhr 414)“. In: ''KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital.'' (abgerufen am 14. Juli 2022) [https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-89752-20140406-102]</ref>
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'''Haus Harkorten''' ist eine baulich fast vollständig erhaltene, jedoch verfallende [[Gutshof|Gutsanlage]] und der ehemalige Wohnsitz der Patrizier- und Unternehmer-Familie [[Harkort (Unternehmerfamilie)|Harkort]] im [[Hagen]]er Stadtteil [[Westerbauer]] im südöstlichen [[Ruhrgebiet]].


== Anlage ==
== Anlage ==
Die [[Denkmalschutz|denkmalgeschützte]] Gesamtanlage am Nordrand der früheren Gemeinde Westerbauer wird durch eine lange [[Allee]] erschlossen und besteht aus mehreren Gebäuden:
Die [[Denkmalschutz|denkmalgeschützte]] Gesamtanlage am Nordrand der früheren Gemeinde Westerbauer wird durch eine vermutlich zeitgleich entstandene, lange Linden[[allee]] erschlossen und besteht aus mehreren Gebäuden:
* dem ehemaligen [[Herrenhaus (Gebäude)|Herrenhaus]] aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das über eine sechsstufige [[Freitreppe]] betreten wird,
* dem ehemaligen [[Herrenhaus (Gebäude)|Herrenhaus]] aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das über eine sechsstufige [[Freitreppe]] betreten wird,
* dem Ökonomiegebäude, das im 17. Jahrhundert errichtet worden war
* dem „Ökonomiegebäude“ (dem alten Stammhaus), das im späten 17. Jahrhundert errichtet worden war
* und dem 1705 gebauten [[Speicher (Gebäude)|Speicher]], der zum Teil auch zu Wohnzwecken genutzt wurde.
* und dem 1705 gebauten [[Speicher (Gebäude)|Speicher]], der zum Teil auch zu Wohnzwecken genutzt wurde.
* und dem "Backhaus", welches 2013 abgetragen und auf neuen Fundamenten neu errichtet wurde. Der Neubau enthält keine historische Substanz mehr. <ref name="test">[http://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.php?page=Thread&postID=175248#post175248 Haus Harkorten auf Stadtbild Deutschland], abgerufen am 24.06.2014</ref>


Das mindestens aus dem 18. Jahrhundert stammende „Backhaus“, welches 2013 abgetragen und auf neuen Fundamenten neu errichtet wurde, war nicht in das Denkmalensemble aufgenommen worden. Der Neubau enthält keine historische Substanz mehr.<ref name="test">[https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.php?thread/5154-hagen-haus-harkorten-galerie/&postID=175248#post175248 Haus Harkorten auf Stadtbild Deutschland], abgerufen am 24. Juni 2014</ref>
Haus Harkorten gilt als der „Höhepunkt des Bergischen Wohnhausbaus“.<ref name="wp">Horst Ossenberg: ''Das Bürgerhaus im Bergischen Land.'' Tübingen 1983, S. 48ff.</ref> Der zweigeschossige [[Fachwerkhaus|Fachwerkbau]] auf hohem [[Bruchstein]]sockel besitzt ein gebrochenes, teilweise geschweiftes [[Walmdach]], dem an Eingangs- und Gartenseite jeweils ein großes [[Zwerchhaus]] mit [[Schweifgiebel|geschweiftem Giebel]] vorgesetzt ist. In sechs Achsen sind große [[barock]]e Fenster über die Fassade verteilt. Zwischen den mittleren Fenstern befindet sich der Eingang mit Freitreppe. Er besitzt ein reich mit Schnitzereien verziertes [[Portal (Architektur)|Portal]] mit verziertem [[Kämpferfenster|Oberlicht]].

Haus Harkorten gilt als ein „Höhepunkt des Bergischen Wohnhausbaus“, obwohl nicht im historischen [[Herzogtum Berg]] gelegen.<ref name="wp">Horst Ossenberg: ''Das Bürgerhaus im Bergischen Land.'' Tübingen 1983, S. 48ff.</ref> Der zweigeschossige [[Fachwerkhaus|Fachwerkbau]] auf hohem [[Bruchstein]]sockel besitzt ein gebrochenes, teilweise geschweiftes [[Walmdach]], dem an Eingangs- und Gartenseite jeweils ein großes [[Zwerchhaus]] mit [[Schweifgiebel|geschweiftem Giebel]] vorgesetzt ist. In sechs Achsen sind große [[barock]]e Fenster über die Fassade verteilt. Zwischen den mittleren Fenstern befindet sich der Eingang mit Freitreppe. Er besitzt ein reich mit [[Rocaille]]-Schnitzereien verziertes [[Portal (Architektur)|Portal]] mit verziertem [[Kämpferfenster|Oberlicht]]. Es entstand ein axialsymmetrischer, quadratischer Grundriss der als reines Wohn- und Kontorhaus geplant war – jegliche Produktionsbereiche fehlten. Die Fenster und die originale Verglasung sind weitgehend erhalten. Im oberen [[Geschoss (Architektur)|Geschoss]] befanden sich Wohn- und Schlafzimmer, im Dachgeschoss die Kammern für das Personal sowie weitere Lagerräume.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Die Gartenlaube (1877) b 113.jpg|mini|Um 1877]]
[[Datei:Haus Harkorten um 1915.jpg|mini|Herrenhaus um 1915]]
Haus Harkorten ist Geburtshaus von [[Gustav Harkort|Gustav]], [[Eduard Harkort|Eduard]] und [[Friedrich Harkort]], dem „Vater des Ruhrgebiets“. Nur wenige hundert Meter entfernt in der Nähe der [[Ennepe]] befand sich die [[Harkort’sche Fabrik]], von der heute allerdings nur noch wenige Gebäudeteile übriggeblieben sind. Direkt daneben führte noch bis in die 1960er Jahre hinein die [[Schlebusch-Harkorter Kohlenbahn|Harkort’sche Kohlenbahn]] vorbei.
Haus Harkorten ist Geburtshaus von [[Gustav Harkort|Gustav]], [[Eduard Harkort|Eduard]] und [[Friedrich Harkort]], dem „Vater des Ruhrgebiets“. Nur wenige hundert Meter entfernt in der Nähe der [[Ennepe]] befand sich die [[Harkort’sche Fabrik]], von der heute allerdings nur noch wenige Gebäudeteile übriggeblieben sind. Direkt daneben führte noch bis in die 1960er Jahre hinein die [[Schlebusch-Harkorter Kohlenbahn|Harkort’sche Kohlenbahn]] vorbei.


In den Jahren 1756/57 ließ Johann Caspar Harkort III. auf dem älteren Gut der Familie Harkort ein neues Herrenhaus durch die [[Schwelmer Meisterschule]] im [[Bergisches Haus|bergischen Rokokostil]] errichten. Die Anregung zum Bau des Herrenhauses ging von [[Louisa Catharina Harkort]] aus.
In den Jahren 1756/57 ließ Johann Caspar Harkort III. (1716–1760) auf dem älteren Gut der Familie Harkort ein neues Herrenhaus durch die [[Schwelmer Meisterschule]] im [[Bergischer Barock|bergischen Rokokostil]] errichten. Die Anregung zum Bau des Herrenhauses ging von der einer großbürgerlichen Familie entstammenden [[Louisa Catharina Harkort]] geb. Märcker (1718–1795) aus, die am Hof der Essener Fürstäbtissin erzogen wurde.


2014: Haus Harkorten befindet sich nach dem Verkauf an einen privaten Investor akut im Verfall durch jahrelangen Leerstand und fehlenden Bauunterhalt. Ein denkmalverträgliches Nutzungskonzept wurde bisher nicht bekannt. Die Gutsanlage wurde in Einzeleigentum zerschlagen. An den stark geschädigten Nebengebäuden laufen Instandsetzungsarbeiten. Die Garten- und Parkanlagen sind verwildert, die umgebende Landschaft ist durch Bebauung zerstört.
Der letzte Eigentümer war ein entfernter Nachfahre der Erbauerfamilie. Ihm fehlten, so Bettina Vaupel von der [[Deutsche Stiftung Denkmalschutz|Deutschen Stiftung Denkmalschutz]], die finanziellen Mittel für den Unterhalt.<ref name="Vaupel">Bettina Vaupel: ''Dreiklang in Moll – Haus Harkorten ist ein bedeutendes Kulturdenkmal des Ruhrgebiets'', in: [[Monumente]], Ausgabe 6/2019, S. 44ff.</ref> Haus Harkorten befand sich 2014 akut im Verfall durch jahrelangen Leerstand und fehlenden Bauunterhalt. Die Gutsanlage wurde in Einzeleigentum zerschlagen. An den stark geschädigten Nebengebäuden laufen Instandsetzungsarbeiten. Die Garten- und Parkanlagen sind verwildert, die umgebende Landschaft ist durch Bebauung gestört. Ein Investor übertrug das Eigentum an dem Haus mit dem Ziel der allmählichen Sanierung und späteren Nutzung an einen gemeinnützigen Verein, der auch von der Stadt Hagen unterstützt wird.<ref name="Vaupel" />


Im Jahr 2016 wurden vom Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes 240.000 € genehmigt, um den weiteren Verfall des Gebäudes aufzuhalten. Als erste Maßnahme wird die mit Schiefer verkleidete Fassade inklusive Dach instand gesetzt. Des Weiteren soll ein Konzept zur künftigen denkmalverträglichen Nutzung erarbeitet werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.wochenkurier.de/hagen/hagen-am-samstag/artikel/bund-gibt-240000-euro-fuer-haus-harkorten/ |titel=Bund gibt 240.000 Euro für Haus Harkorten – Hagen am Samstag – Wochenkurier |sprache=de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20171029065302/https://www.wochenkurier.de/hagen/hagen-am-samstag/artikel/bund-gibt-240000-euro-fuer-haus-harkorten/ |archiv-datum=2017-10-29 |offline=1 |abruf=2017-10-28}}</ref> Geplant ist eine temporäre Öffnung für kulturelle Veranstaltungen sowie eine museale Präsentation im Erdgeschoss.
== Einzelnachweise ==

<references />
Der „Verein zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten e.&nbsp;V.“ kümmert sich um die Zukunft von Haus Harkorten.


== Literatur ==
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* [https://haus-harkorten.de/ Website des Vereins zur Rettung von Haus Harkorten]
* [https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2019/6/DiN-Haus-Harkorten.php Haus Harkorten auf Monumente-online]
* [https://www.baukunst-nrw.de/objekte/Haus-Harkorten--559.htm Haus Harkorten auf Baukunst NRW]
* [https://www.facebook.com/HausHarkorten/ Haus Harkorten auf facebook]
* [https://www.denkmalschutz.de/denkmal/haus-harkorten.html Haus Harkorten auf Denkmalschutz]
* {{LWLGDK|253941|Regional bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich 414 Haus Harkorten in Haspe (Hagen)}}


== Einzelnachweise ==
<references />


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Aktuelle Version vom 26. Juni 2024, 17:30 Uhr

Herrenhaus 2007
Portal

Haus Harkorten ist eine baulich fast vollständig erhaltene, jedoch verfallende spätbarocke Gutsanlage und der ehemalige Wohnsitz der Patrizier- und Unternehmer-Familie Harkort im Hagener Stadtteil Westerbauer im südöstlichen Ruhrgebiet.[1]

Die denkmalgeschützte Gesamtanlage am Nordrand der früheren Gemeinde Westerbauer wird durch eine vermutlich zeitgleich entstandene, lange Lindenallee erschlossen und besteht aus mehreren Gebäuden:

  • dem ehemaligen Herrenhaus aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das über eine sechsstufige Freitreppe betreten wird,
  • dem „Ökonomiegebäude“ (dem alten Stammhaus), das im späten 17. Jahrhundert errichtet worden war
  • und dem 1705 gebauten Speicher, der zum Teil auch zu Wohnzwecken genutzt wurde.

Das mindestens aus dem 18. Jahrhundert stammende „Backhaus“, welches 2013 abgetragen und auf neuen Fundamenten neu errichtet wurde, war nicht in das Denkmalensemble aufgenommen worden. Der Neubau enthält keine historische Substanz mehr.[2]

Haus Harkorten gilt als ein „Höhepunkt des Bergischen Wohnhausbaus“, obwohl nicht im historischen Herzogtum Berg gelegen.[3] Der zweigeschossige Fachwerkbau auf hohem Bruchsteinsockel besitzt ein gebrochenes, teilweise geschweiftes Walmdach, dem an Eingangs- und Gartenseite jeweils ein großes Zwerchhaus mit geschweiftem Giebel vorgesetzt ist. In sechs Achsen sind große barocke Fenster über die Fassade verteilt. Zwischen den mittleren Fenstern befindet sich der Eingang mit Freitreppe. Er besitzt ein reich mit Rocaille-Schnitzereien verziertes Portal mit verziertem Oberlicht. Es entstand ein axialsymmetrischer, quadratischer Grundriss der als reines Wohn- und Kontorhaus geplant war – jegliche Produktionsbereiche fehlten. Die Fenster und die originale Verglasung sind weitgehend erhalten. Im oberen Geschoss befanden sich Wohn- und Schlafzimmer, im Dachgeschoss die Kammern für das Personal sowie weitere Lagerräume.

Um 1877
Herrenhaus um 1915

Haus Harkorten ist Geburtshaus von Gustav, Eduard und Friedrich Harkort, dem „Vater des Ruhrgebiets“. Nur wenige hundert Meter entfernt in der Nähe der Ennepe befand sich die Harkort’sche Fabrik, von der heute allerdings nur noch wenige Gebäudeteile übriggeblieben sind. Direkt daneben führte noch bis in die 1960er Jahre hinein die Harkort’sche Kohlenbahn vorbei.

In den Jahren 1756/57 ließ Johann Caspar Harkort III. (1716–1760) auf dem älteren Gut der Familie Harkort ein neues Herrenhaus durch die Schwelmer Meisterschule im bergischen Rokokostil errichten. Die Anregung zum Bau des Herrenhauses ging von der einer großbürgerlichen Familie entstammenden Louisa Catharina Harkort geb. Märcker (1718–1795) aus, die am Hof der Essener Fürstäbtissin erzogen wurde.

Der letzte Eigentümer war ein entfernter Nachfahre der Erbauerfamilie. Ihm fehlten, so Bettina Vaupel von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die finanziellen Mittel für den Unterhalt.[4] Haus Harkorten befand sich 2014 akut im Verfall durch jahrelangen Leerstand und fehlenden Bauunterhalt. Die Gutsanlage wurde in Einzeleigentum zerschlagen. An den stark geschädigten Nebengebäuden laufen Instandsetzungsarbeiten. Die Garten- und Parkanlagen sind verwildert, die umgebende Landschaft ist durch Bebauung gestört. Ein Investor übertrug das Eigentum an dem Haus mit dem Ziel der allmählichen Sanierung und späteren Nutzung an einen gemeinnützigen Verein, der auch von der Stadt Hagen unterstützt wird.[4]

Im Jahr 2016 wurden vom Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes 240.000 € genehmigt, um den weiteren Verfall des Gebäudes aufzuhalten. Als erste Maßnahme wird die mit Schiefer verkleidete Fassade inklusive Dach instand gesetzt. Des Weiteren soll ein Konzept zur künftigen denkmalverträglichen Nutzung erarbeitet werden.[5] Geplant ist eine temporäre Öffnung für kulturelle Veranstaltungen sowie eine museale Präsentation im Erdgeschoss.

Der „Verein zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten e. V.“ kümmert sich um die Zukunft von Haus Harkorten.

  • Udo Reinecke: Hagen-Haspe …aus der schönen alten Zeit. Beleke, Essen 1994.
  • Hannelore Blömeke: Hofkinder. Eine Kindheit in Haus Harkotten. Lesezeichen-Verlag, Hagen 1999, ISBN 3-930217-37-6.
  • Heinz Ossenberg: Das Bürgerhaus im Bergischen Land. Ernst Wasmuth, Tübingen 1981, ISBN 3-8030-0005-X (unveränd. Nachdruck von 1963).
  • Ruth Schmidt-de Bruyn: Das bergische Patrizierhaus bis 1800. Rheinland-Verlag, Köln 1983, ISBN 3-7927-0691-1.
  • Friedrich Wilhelm Bredt, de Jonge: Bergische Bauweise. Wasmuth, Berlin 1910.
Commons: Haus Harkorten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Harkorten und die alte Eiche – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. „Haus Harkorten in Haspe (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Ruhr 414)“. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. (abgerufen am 14. Juli 2022) [1]
  2. Haus Harkorten auf Stadtbild Deutschland, abgerufen am 24. Juni 2014
  3. Horst Ossenberg: Das Bürgerhaus im Bergischen Land. Tübingen 1983, S. 48ff.
  4. a b Bettina Vaupel: Dreiklang in Moll – Haus Harkorten ist ein bedeutendes Kulturdenkmal des Ruhrgebiets, in: Monumente, Ausgabe 6/2019, S. 44ff.
  5. Bund gibt 240.000 Euro für Haus Harkorten – Hagen am Samstag – Wochenkurier. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Oktober 2017; abgerufen am 28. Oktober 2017.

Koordinaten: 51° 20′ 49″ N, 7° 24′ 18″ O