„Kanon (Fiktion)“ – Versionsunterschied

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Die offizielle ''Star-Trek''-Website beschreibt den Kanon dieses Universums als „die Ereignisse, die sich in den Realfilmen und -episoden zutragen“. Das bedeutet, die TV-Serien ''[[Raumschiff Enterprise]], [[Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert]], [[Star Trek: Deep Space Nine]], [[Star Trek: Raumschiff Voyager]], [[Star Trek: Enterprise]]'' und die [[Star Trek#Kinofilme|Kinofilme]] ergeben zusammen den Kanon.<ref name="trek">{{cite web |url=http://www.startrek.com/startrek/view/help/faqs/faq/676.html |title=FAQ: Article |date=2003-07-10 |work=startrek.com |publisher=CBS Studios |accessdate=2010-04-29}}</ref> Ereignisse, Charaktere und Handlungsstränge aus den Begleitbüchern, Comics, Videospielen und anderen Medien sind aus dem Kanon ausgeschlossen. Auf der Webseite wird jedoch festgehalten, dass „der Kanon nicht in Stein gemeißelt ist.“<ref name="trek" />
 
Der ''Star-Wars''-Kanon verfügtverfügte bis 2012 über mehrere Ebenen. Die höchste Ebene bildetbildete sich aus den damals sechs Kinofilmen und Statements von [[George Lucas]], während das [[Star Wars#Expanded Universe|erweiterte Universum]] auf einer niedrigeren Ebene liegtlag. Das komplexe System wurde im Jahr 2008 von einem einzigen [[Lucasfilm]]-Mitarbeiter verwaltet.<ref name="wired" /> Mit der Ankündigung, ab 2012 an einer weiteren Filmtrilogie zu arbeiten, wurde der bisherige Kanon des erweiterten Universums als eigenständiges ''Legends''-Universum ausgekoppelt. Alle neuen Begleitmedien, beginnend mit der Serie ''[[Star Wars Rebels]],'' werden über das gleiche Level von Kanonizität wie die Filme verfügen.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.starwars-union.de/nachrichten/13913/Offiziell_Das_alte_EU_endet_und_lebt_doch_fort/|titel=Offiziell: Das alte EU endet und lebt doch fort|autor=Aaron Wolf|datum=2014-04-25|zugriff=2014-07-05|werk=starwars-union.de}}</ref>
 
Auch bei ''[[Harry Potter]]'' gibt es Uneinigkeiten bezüglich des Kanons. Während die Bücher unstrittig den Kern des Kanons bilden, ist für viele Fans auch all jenes Teil des Kanons, das Autorin [[Joanne K. Rowling]] außerhalb von diesen verifiziert hat (etwa in Interviews, auf ihrer Website oder via [[Twitter]]). So wird auch [[Pottermore]] als einzige Website meist zum Kanon hinzugezählt, da Rowling Gründerin ist und dort neue Informationen veröffentlicht – es sind dort allerdings teils den Büchern widersprechende Informationen zu finden. Noch größere Uneinigkeit herrscht darüber, ob Websites wie etwa die von [[Warner Bros.]], die auch "offiziell" sind, ebenfalls Teil des Kanons sind.

Version vom 9. Juni 2016, 09:54 Uhr

Bei fiktiven Werken stellt der Kanon jenes Material dar, welches als offiziell gültig für das fiktive Universum anerkannt wird.[1] Oftmals wird der Begriff als Antonym zu Fan-Fiction gebraucht, wobei der Kanon hierbei „das originale Werk ist, von dem der Fan-Fiction-Autor borgt.“[2] Obwohl Kanon im Deutschen ein Nomen ist, wird der Begriff umgangssprachlich auch wie ein Adjektiv gebraucht („Kanon sein“ anstelle des grammatikalisch korrekten „Teil des Kanons sein“, z.B. „Dieses Buch/Ereignis ist nicht Kanon!“).

Ursprung

Das Konzept des Kanons kommt aus der Religion, wo der Bibelkanon bereits vor vielen Jahrhunderten erstellt wurde. Die nicht in den Kanon aufgenommenen Schriften werden hier als Apokryphen bezeichnet.[3] In die Literatur übernommen wurde der Begriff zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts. Ronald Knox benutzte ihn 1911 als Analogie im Essay "Studies in the Literature of Sherlock Holmes", um Arthur Conan Doyles Werke von den Pastiches anderer Autoren zu unterscheiden.[4][5] Seit diesem erstmaligen Gebrauch für die Sherlock-Holmes-Geschichten, der deren enormen Stellenwert in der Gesellschaft ausdrückte, wurde der Begriff für viele Medienfranchises verwendet – etwa für Star Trek, Star Wars, Mass Effect und Doctor Who –, in denen viele Geschichten in verschiedenen Medien erzählt worden sind, von denen sich manche widersprechen oder zu widersprechen scheinen.[5]

Arten von Kanonizität

Wenn es mehrere als offiziell deklarierte Werke oder Originalmedien gibt, kann die Frage, was davon kanonisch ist, unklar sein. Das kann einerseits vermieden werden, indem bestimmte Werke explizit vom Kanon ausgeschlossen werden (wie etwa bei Star Trek), durch verschiedene Ebenen von Kanonizität (wie im Fall von Star Wars), oder indem die einzelnen Medien unterschiedliche Kontinuitäten erhalten (etwa bei Battlestar Galactica).[6]

Im Fall eines Reboots, bei dem im Allgemeinen die Kontinuität des Franchises komplett neu erdacht wird, hat die Erstellung eines Kanons besondere Priorität. Dies kann jedoch auch nicht unproblematisch sein – so wurde etwa das Einführen einer alternativen Zeitlinie und starke Abändern von Charakteren im Film Star Trek (2009) von Fans kritisiert, da es den bisherigen Kanon des Universum durcheinanderbringe.[7]

Im Falle, dass verschiedene Medien desselben Franchises über unterschiedliche Kontinuitäten verfügen, kann die Rezeption des Einen jedoch sehr wohl auch Auswirkungen auf das andere haben. Als Beispiel kann die Übernahme von Charakteren genannt werden – Phil Coulson wurde etwa für das Marvel Cinematic Universe kreiert, aufgrund seiner Popularität jedoch auch in Marvels Comic-Universum eingeführt. Der für den ersten Kick-Ass-Film geschaffene Charakter Marcus Williams wurde ebenfalls nach Erfolg des Films in die zugehörigen Comics übernommen, seine Rolle jedoch entsprechend der unterschiedlichen Entwicklungen der Geschichte abgewandelt. Der Zweitname von James T. Kirk, Tiberius, kommt ursprünglich aus der nicht zum Star Trek-Kanon zählenden Serie Die Enterprise und wurde später in die kanonischen Kinofilme übernommen.

Beispiele

Die offizielle Star-Trek-Website beschreibt den Kanon dieses Universums als „die Ereignisse, die sich in den Realfilmen und -episoden zutragen“. Das bedeutet, die TV-Serien Raumschiff Enterprise, Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert, Star Trek: Deep Space Nine, Star Trek: Raumschiff Voyager, Star Trek: Enterprise und die Kinofilme ergeben zusammen den Kanon.[8] Ereignisse, Charaktere und Handlungsstränge aus den Begleitbüchern, Comics, Videospielen und anderen Medien sind aus dem Kanon ausgeschlossen. Auf der Webseite wird jedoch festgehalten, dass „der Kanon nicht in Stein gemeißelt ist.“[8]

Der Star-Wars-Kanon verfügte bis 2012 über mehrere Ebenen. Die höchste Ebene bildete sich aus den damals sechs Kinofilmen und Statements von George Lucas, während das erweiterte Universum auf einer niedrigeren Ebene lag. Das komplexe System wurde im Jahr 2008 von einem einzigen Lucasfilm-Mitarbeiter verwaltet.[5] Mit der Ankündigung, ab 2012 an einer weiteren Filmtrilogie zu arbeiten, wurde der bisherige Kanon des erweiterten Universums als eigenständiges Legends-Universum ausgekoppelt. Alle neuen Begleitmedien, beginnend mit der Serie Star Wars Rebels, werden über das gleiche Level von Kanonizität wie die Filme verfügen.[9]

Auch bei Harry Potter gibt es Uneinigkeiten bezüglich des Kanons. Während die Bücher unstrittig den Kern des Kanons bilden, ist für viele Fans auch all jenes Teil des Kanons, das Autorin Joanne K. Rowling außerhalb von diesen verifiziert hat (etwa in Interviews, auf ihrer Website oder via Twitter). So wird auch Pottermore als einzige Website meist zum Kanon hinzugezählt, da Rowling Gründerin ist und dort neue Informationen veröffentlicht – es sind dort allerdings teils den Büchern widersprechende Informationen zu finden. Noch größere Uneinigkeit herrscht darüber, ob Websites wie etwa die von Warner Bros., die auch "offiziell" sind, ebenfalls Teil des Kanons sind. Beispiel: Ein auf der von Warner betriebenen, offiziellen Website für Harry-Potter-Poster, veröffentlichtes Poster zeigte den in den Büchern nur als Gregorowitsch bekannten Zauberstabmacher unter dem Namen Mykew Gregorovitch (deutsch Mykew Gregorowitsch). Während etwa das englische Harry-Potter-Wiki diesen Vornamen als Kanon anerkennt, sind einige deutsche Fanseiten dagegen, diese Information in den Kanon aufzunehmen.[10]

Als erklärter Gegner eines Kanonkonzepts gilt Russell T Davies, der 2005 Doctor Who wiederbelebte. Er gibt an, nicht über einen strengen Kanon für die Serie und seine Spin-Offs nachzudenken.[11][12][13]

Fanon

Fan-Fiction wird im Allgemeinen nicht als Teil des Kanons angesehen. Allerdings können bestimmte darin ausgedrückte Ideen in Fankreisen weithin akzeptiert werden, was von diesen als „Fanon“ bezeichnet wird (Ein portmanteau aus fan und Kanon).[5][14][15]

Siehe auch

Quellen

  • Rebecca Black: Digital Design: English Language Learners and Reader Reviews in Online Fiction. In: A New Literacies Sampler (Memento vom 10. April 2008 im Internet Archive) S. 126.
  • Heather Urbanski: The Science Fiction Reboot: Canon, Innovation and Fandom in Refashioned Franchises. McFarland, Jefferson 2013, ISBN 978-0-7864-6509-5.
Wiktionary: Kanon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Parrish: Inventing a Universe: Reading and writing Internet fan fiction. S. 32.
  2. Meredith McCardle: Fan Fiction, Fandom, and Fanfare: What’s All the Fuss. S. 3.
  3. Lee Martin McDonald: The Biblical Canon: Its Origin, Transmission and Authority. Aktualisierte und revidierte dritte Auflage. Hendrickson Publishers, Peabody, Massachusetts 2007, ISBN 978-1-56563-925-6, S. 38.
  4. Peter Haining, "Introduction" in Arthur Conan Doyle: The Final Adventures of Sherlock Holmes. Barnes & Noble Books, New York 1993, ISBN 1-56619-198-X.
  5. a b c d Chris Baker: Meet Leland Chee, the Star Wars Franchise Continuity Cop, 18. August 2008. Abgerufen am 30. April 2010 
  6. Heather Urbanski: The Science Fiction Reboot: Canon, Innovation and Fandom in Refashioned Franchises. McFarland, Jefferson, NC 2013, ISBN 978-0-7864-6509-5 (online).
  7. Harald Peters: Der elfte “Star Trek”-Film ist völlig unlogisch. 6. Mai 2009, abgerufen am 28. April 2014.
  8. a b FAQ: Article. In: startrek.com. CBS Studios, 10. Juli 2003, abgerufen am 29. April 2010.
  9. Aaron Wolf: Offiziell: Das alte EU endet und lebt doch fort. In: starwars-union.de. 25. April 2014, abgerufen am 5. Juli 2014.
  10. Mykew Gregorovitch im englischsprachigen Harry-Potter-Wiki, Gregorowitsch bei Harry Potter Xperts
  11. Doctor Who Magazine #388
  12. Doctor Who Magazine #356
  13. R.T. Davies: The Writer’s Tales
  14. Parrish: Inventing a Universe: Reading and writing Internet fan fiction. S. 33: “‚fanon.‘ Within an individual fandom, certain plotlines may be reinvented so many times and by so many people—or alternately may be written so persuasively by a few writers—that they take on the status of fan-produced canon.”
  15. Der erste bekannte Gebrauch des Wortes ‚Fanon‘ stammt von Emily Salzfass in einem Posting über Star Trek in alt.startrek.creative.erotica.moderated am 1. April 1998.