„Lucie Rie“ – Versionsunterschied

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Geboren 1902 in Wien als Luzie Gomperz in einer bürgerlichen, jüdischen Familie, studierte sie zuerst an der Kunstgewerbeschule unter [[Michael Powolny]] von 1922 bis 1926. Nach ihrem Abschluss eröffnet sie in ihrer Heimatstadt ein eigenes Keramik-Atelier.
Geboren 1902 in Wien als Luzie Gomperz in einer bürgerlichen, jüdischen Familie, studierte sie zuerst an der Kunstgewerbeschule unter [[Michael Powolny]] von 1922 bis 1926. Nach ihrem Abschluss eröffnet sie in ihrer Heimatstadt ein eigenes Keramik-Atelier.


Mit dem [[Anschluss Österreichs]] an das [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsche Reich]] im März 1938 musste sie [[Emigration|emigrieren]] und zog nach London, wo sie ab 1939 in der kleinen Straße Albion Mews in der Nähe des [[Hyde Park]] wohnte. Nach Kriegsende eröffnete sie dort eine Töpfer- und Knöpfewerkstatt, in der sie handgetöpferte Keramiktöpfe produzierte. Ab 1946 arbeitete dort auch der deutsche Auswanderer [[Hans Coper]]. Beide Keramiker arbeiteten bevorzugt mit [[Steingut]]. Im Gegensatz zu Copers Gefäßen waren ihre weniger expressiv, aber vollendet präzise und makellos zart ausgearbeitet. Bekannt wurde sie gegen Mitte und Ende der 50er Jahre für ihre Tee- und Kaffeeservice. Diese Produktion ermöglichte ihr zudem wirtschaftliche Sicherheit. In Form und Glasur ließ sich Rie durch traditionelle chinesische und japanische Arbeiten anregen. Oft verwendete sie Rohglasuren, bei denen Ton in einer einzigen Brennung mit Oxyden reagiert, was für ungewöhnliche Oberflächen sorgt. In den späten 40er Jahren setzte sie Dekorationen in [[Sgraffito]]-Technik ein.
Mit dem [[Anschluss Österreichs]] an das [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsche Reich]] im März 1938 musste sie [[Emigration|emigrieren]] und zog nach London, wo sie ab 1939 in der kleinen Straße Albion Mews in der Nähe des [[Hyde Park]] wohnte. Nach Kriegsende eröffnete sie dort eine Töpfer- und Knöpfewerkstatt, in der sie handgetöpferte Keramiktöpfe produzierte. Ab 1946 arbeitete dort auch der deutsche Auswanderer [[Hans Coper]]. Beide Keramiker arbeiteten bevorzugt mit [[Steingut]]. Im Gegensatz zu Copers Gefäßen waren ihre weniger expressiv, aber vollendet präzise und makellos zart ausgearbeitet. Bekannt wurde sie gegen Mitte und Ende der 50er Jahre für ihre Tee- und Kaffeeservice. Diese Produktion ermöglichte ihr zudem wirtschaftliche Sicherheit. In Form und Glasur ließ sich Rie durch traditionelle chinesische und japanische Arbeiten anregen. Oft verwendete sie Rohglasuren, bei denen Ton in einer einzigen Brennung mit Oxiden reagiert, was für ungewöhnliche Oberflächen sorgt. In den späten 40er Jahren setzte sie Dekorationen in [[Sgraffito]]-Technik ein.


Lucie Rie lehrte gemeinsam mit Coper an der [[Camberwell School of Art]] von 1960 bis 1971; 1969 erhielt sie die Ehrendoktorwürde des [[Royal College of Art]]. Sie wurde 1968 mit dem OBE und 1981 mit dem CBE geehrt. 1991 wurde sie geadelt. Nach einer Reihe von Schlaganfällen sah sie sich gezwungen, ihre Arbeit 1990 zu beenden. 1995 starb sie in ihrem Haus 18 Albion Mews.
Lucie Rie lehrte gemeinsam mit Coper an der [[Camberwell School of Art]] von 1960 bis 1971; 1969 erhielt sie die Ehrendoktorwürde des [[Royal College of Art]]. Sie wurde 1968 mit dem OBE und 1981 mit dem CBE geehrt. 1991 wurde sie geadelt. Nach einer Reihe von Schlaganfällen sah sie sich gezwungen, ihre Arbeit 1990 zu beenden. 1995 starb sie in ihrem Haus 18 Albion Mews.

Version vom 25. Juni 2022, 22:32 Uhr

Dame Lucie Rie, DBE (* 16. März 1902 in Wien, Österreich-Ungarn als Luzie Gomperz; † 1. April 1995 in London) war eine österreichisch-britische Töpferin.

Biografie

Vase, um 1971
Die Werkstatt von Lucie Rie, seit 2009 ausgestellt im Victoria and Albert Museum, London

Geboren 1902 in Wien als Luzie Gomperz in einer bürgerlichen, jüdischen Familie, studierte sie zuerst an der Kunstgewerbeschule unter Michael Powolny von 1922 bis 1926. Nach ihrem Abschluss eröffnet sie in ihrer Heimatstadt ein eigenes Keramik-Atelier.

Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 musste sie emigrieren und zog nach London, wo sie ab 1939 in der kleinen Straße Albion Mews in der Nähe des Hyde Park wohnte. Nach Kriegsende eröffnete sie dort eine Töpfer- und Knöpfewerkstatt, in der sie handgetöpferte Keramiktöpfe produzierte. Ab 1946 arbeitete dort auch der deutsche Auswanderer Hans Coper. Beide Keramiker arbeiteten bevorzugt mit Steingut. Im Gegensatz zu Copers Gefäßen waren ihre weniger expressiv, aber vollendet präzise und makellos zart ausgearbeitet. Bekannt wurde sie gegen Mitte und Ende der 50er Jahre für ihre Tee- und Kaffeeservice. Diese Produktion ermöglichte ihr zudem wirtschaftliche Sicherheit. In Form und Glasur ließ sich Rie durch traditionelle chinesische und japanische Arbeiten anregen. Oft verwendete sie Rohglasuren, bei denen Ton in einer einzigen Brennung mit Oxiden reagiert, was für ungewöhnliche Oberflächen sorgt. In den späten 40er Jahren setzte sie Dekorationen in Sgraffito-Technik ein.

Lucie Rie lehrte gemeinsam mit Coper an der Camberwell School of Art von 1960 bis 1971; 1969 erhielt sie die Ehrendoktorwürde des Royal College of Art. Sie wurde 1968 mit dem OBE und 1981 mit dem CBE geehrt. 1991 wurde sie geadelt. Nach einer Reihe von Schlaganfällen sah sie sich gezwungen, ihre Arbeit 1990 zu beenden. 1995 starb sie in ihrem Haus 18 Albion Mews.

Lucie Ries Töpfereien wurden mehrfach prämiert und mit großem Erfolg ausgestellt. Ihre berühmtesten Schöpfungen sind Vasen, Schalen und Teeservice, wobei sie sich vor allem aus Japan inspirieren ließ. Daneben gibt es andere Werke wie Knöpfe, die sie dem japanischen Designer und engen Freund Issey Miyake vermachte.

Ries Töpferatelier, das sich seit seiner Einrichtung kaum verändert hatte, wird seit 2009 im Victoria and Albert Museum ausgestellt.

Ausstellungen

18 Albion Mews, ehemaliges Haus und Atelier von Lucie Rie

Lucie Ries erste Ausstellungen in London fanden ab 1949 in den Berkeley Galleries statt, viele davon ihn Zusammenarbeit mit Hans Coper. Ab 1954 stellte sie – einzeln oder mit Coper – in New York, Minneapolis, Göteborg, Rotterdam, Arnheim, Hamburg und Düsseldorf sowie in mehreren britischen Galerien aus. Retrospektiven wurden ihr 1967 vom Arts Council of Great Britain, dem Sainsbury Centre for Visual Arts und dem Victoria and Albert Museum im Jahre 1981 gewidmet. Im April 1988 eröffnete die Galerie Besson eine Ausstellung ihrer Schaffensperiode 1947–1988. Vom Modeschöpfer Issey Miyake wurden 1989 weitere wichtige Ausstellungen ihrer Arbeit in Tokio und Osaka organisiert; 1992 folgte eine Ausstellung des Crafts Council in London. Eine gemeinsame Retrospektive mit Hans Coper im Metropolitan Museum of Art in New York war 1994 die letzte große Ausstellung zu Lebzeiten der Künstlerin.

Auch nach ihrem Tod 1995 wird ihre Arbeit in renommierten Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert, darunter 1997 eine gemeinsame Ausstellung mit Hans Coper in der Barbican Art Gallery in London und 1999 eine Ausstellung in ihrer Heimatstadt Wien im Museum für angewandte Kunst. Zum 100. Geburtstag 2002 wurden Ausstellungen in der Galerie Besson, im Shigaraki Ceramic Sculptural Park in Japan und im Gardiner Museum of Ceramic Art in Toronto gezeigt. Die erste Ausstellung ihrer Arbeiten in Frankreich fand im März und April 2008 im Musée de Céramique in Sèvres statt. Im Februar 2008 wurde von der Organisation English Heritage eine „Blue Plaque“ an ihrem ehemaligen Londoner Studio enthüllt.

Literatur

  • Tony Birks: Lucie Rie: gebrannte Erde. MAK - Österreichisches Museum für Angewandte Kunst, Wien 1999, ISBN 1-899296-09-3, S. 224.
  • Tony Birks: Lucie Rie. Stenlake Publishing, Catrine 1998, ISBN 978-0-9517700-7-8, S. 224 (englisch).
  • Cyril Frankel: Modern Pots: Hans Coper, Lucie Rie and Their Contemporaries - The Lisa Sainsbury Collection. Thames & Hudson, London 2000, ISBN 978-0-500-97595-4, S. 240 (englisch).
  • Charlotte Fiell; Peter Fiell: Design des 20. Jahrhunderts. Taschen, Köln 2012, ISBN 978-3-8365-4107-7.
  • Emmanuel Cooper: Lucie Rie. Modernist Potter. Yale University Press, New Haven Connecticut 2022, ISBN 978-1-913107-30-7.
Commons: Lucie Rie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien