„Rhea Silvia“ – Versionsunterschied
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Rhea Silvia war die Tochter von [[Numitor Silvius]], dem König von [[Alba Longa]]. Der Bruder von Numitor, ihr Onkel [[Amulius]], setzte den König ab, tötete dessen Söhne und machte Rhea Silvia zu einer [[Vestalin]]. Die Weihe zu Ehren der Göttin [[Vesta (Mythologie)|Vesta]] geschah, damit sie kinderlos bliebe und eventuelle Nachkommen keine Rache nehmen konnten.<ref>Titus Livius, ''Ab urbe condita'' 1,3,11.</ref> |
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Der Gott [[Mars (Mythologie)|Mars]] jedoch verführte Rhea Silvia und sie gebar die Zwillinge [[Romulus und Remus]]. [[Dionysios von Halikarnassos]] gibt verschiedene Darstellungen an, wie es zur Schwangerschaft gekommen sei, |
Der Gott [[Mars (Mythologie)|Mars]] jedoch verführte Rhea Silvia und sie gebar die Zwillinge [[Romulus und Remus]]. [[Dionysios von Halikarnassos]] gibt verschiedene Darstellungen an, wie es zur Schwangerschaft gekommen sei, erklärt jedoch: „Die meisten aber erzählen, es habe sich um eine Erscheinung des Gottes gehandelt, dem der Ort gehörte.“<ref>Dionysios von Halikarnassos, ''Römische Altertümer'' 1,77. Übersetzung nach: Nicolas Wiater (Hrsg.): ''Dionysius von Halikarnass, Römische Frühgeschichte. Band 1: Bücher 1 bis 3'' (= ''[[Bibliothek der griechischen Literatur]].'' Band 75). Anton Hiersemann, Stuttgart 2014, S. 150.</ref> [[Vergil]] und [[Ovid]] schließen sich ihm an und lassen nicht den kleinsten Zweifel an der Vaterschaft von Mars aufkommen. [[Marcus Tullius Cicero]] ist bereits vorsichtiger<ref>Marcus Tullius Cicero, ''De re publica'' 2,4. Siehe [[Hans Jürgen Hillen]]: ''Titus Livius, Römische Geschichte I–III''. Artemis, Düsseldorf/Zürich 1987, Einführung S. 592.</ref> und nach der Darstellung von [[Titus Livius]] in seiner [[Ab urbe condita (Livius)|Römischen Geschichte]] wurde sie vergewaltigt und gab Mars als Vater ihrer Kinder an.<ref>Titus Livius, ''Ab urbe condita'' 1,4,2.</ref> |
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Als der Onkel dies erfuhr, ließ er ihr die damals übliche Bestrafung für Vestalinnen zukommen, die ihre |
Als der Onkel Amulius dies erfuhr, ließ er ihr die damals übliche Bestrafung für Vestalinnen zukommen, die ihre Unberührtheit verloren hatten: er ließ sie nach der Geburt auspeitschen und töten. Einer anderen Version zufolge wurde Rhea Silvia auf Bitten von Amulius’ Tochter am Leben gelassen, aber eingesperrt und erst nach dem Tod des Königs befreit.<ref>Dionysios von Halikarnassos, ''Römische Altertümer'' 1,78–79.</ref> Nach einer anderen Quelle wurde die Vestalin in den Tiber geworfen. Jedoch habe sich der Flussgott ihrer erbarmt, sie zur Frau genommen und ihr ewiges Leben geschenkt.<ref>Ovid, ''Fasti'' 2,597.</ref> |
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== Überlieferung == |
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Die Legende hat ihren Ursprung in der Sage von [[Troja]] und der Flucht von [[Aeneas]] nach [[Latium]]. Bereits in der Version von [[Aristoteles]] über den Ursprung der Römer und Latiner spielen troianische Frauen eine große Rolle. [[Kallias von Syrakus |
Die Legende hat ihren Ursprung in der Sage von [[Troja]] und der Flucht von [[Aeneas]] nach [[Latium]]. Bereits in der Version von [[Aristoteles]] über den Ursprung der Römer und Latiner spielen troianische Frauen eine große Rolle. [[Kallias von Syrakus]] erzählt, dass eine Troianerin in Italien den [[Latinus (König der Aboriginer)|Latinus]] geheiratet und ihm drei Söhne geboren habe. Von [[Hellanikos von Lesbos]] ist überliefert, dass Aeneas nach Italien gekommen sei und eine Stadt gegründet habe. In den griechischen Überlieferungen werden danach die zwei Erzählungen miteinander verknüpft und mit der Vaterschaft von [[Mars (Mythologie)|Mars]] ergänzt. Im 3. Jahrhundert v. Chr. bestand die Erzählung der ''Ilia'' aus folgenden Elementen:<ref name=Rosenberg>{{RE|I A,1|341|345|Rea Silvia|[[Arthur Rosenberg]]|RE:Rea Silvia}}.</ref> |
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* Aeneas hatte eine Tochter, die ''Ilia'' genannt wurde. |
* Aeneas hatte eine Tochter, die ''Ilia'' genannt wurde. |
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* Mars zeugte mit ''Ilia'' [[Romulus und Remus]]. |
* Mars zeugte mit ''Ilia'' [[Romulus und Remus]]. |
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Eine weitere Ergänzung fand dann mit der Anlehnung an die Motive des Mythos von der [[Tyro]] statt, nach der ''Ilia'' die Züge der ''Tyro'' annimmt und vom Flussgott geschwängert wird. Zur Strafe wird sie eingesperrt und später von ihren Söhnen befreit.<ref name=Rosenberg /> |
Eine weitere Ergänzung fand dann mit der Anlehnung an die Motive des Mythos von der [[Tyro]] statt, nach der ''Ilia'' die Züge der ''Tyro'' annimmt und vom Flussgott geschwängert wird. Zur Strafe wird sie eingesperrt und später von ihren Söhnen befreit.<ref name=Rosenberg /> |
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Bei den Römern wird die Geschichte erstmals bei [[Gnaeus Naevius]] und [[Quintus Ennius]] |
Bei den Römern wird die Geschichte erstmals bei [[Gnaeus Naevius]] und [[Quintus Ennius]] erwähnt, dort wird sie noch als Tochter des [[Aeneas]] aufgeführt. Quintus Ennius ist der erste, bei dem sich Hinweise auf die [[Liste der Könige von Alba Longa|Könige von Alba]] zeigen. |
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Im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde die Erzählung nochmals umgestaltet und ''Ilia'' erhielt einen neuen Vater und einen neuen Namen: Rhea Silvia. Auf [[Valerius Antias]] dürfte die sich im Folgenden behauptende Erzählung zurückgehen, die von allen späteren Geschichtsschreibern übernommen worden ist.<ref name=Rosenberg /> |
Im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde die Erzählung nochmals umgestaltet und ''Ilia'' erhielt einen neuen Vater und einen neuen Namen: Rhea Silvia. Auf [[Valerius Antias]] dürfte die sich im Folgenden behauptende Erzählung zurückgehen, die von allen späteren Geschichtsschreibern übernommen worden ist.<ref name=Rosenberg /> |
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== Namensformen und Etymologie == |
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Als alternative Namensformen der Rhea Silvia sind Rea Silvia, Rea, Silvia und Illia bezeugt.<ref>{{RE|I A,1|341|345 |
Als alternative Namensformen der Rhea Silvia sind Rea Silvia, Rea, Silvia und Illia bezeugt.<ref>{{RE|I A,1|341|345|Fundstelle=hier Sp. 341|Rea Silvia|[[Arthur Rosenberg]]|RE:Rea Silvia}}</ref> Alle diese Namen und Namensteile haben ihren Ursprung in der Sage des Aeneas und der Abstammung des Romulus von Aeneas.<ref>Albert Schwegler: ''Römische Geschichte.'' Band 1: ''Römische Geschichte im Zeitalter der Könige.'' Teilband 1, Tübingen 1853, S. 426 ([https://archive.org/details/bub_gb_aBsTyNqfUykC/page/n436 Digitalisat]).</ref> Am Sichtbarsten zeigt sich das bei ''Ilia'', dem Namen, den vor allem die Dichter verwenden.<ref>{{RE|I A,1|341|345|Fundstelle=hier Sp. 341|Rea Silvia|[[Arthur Rosenberg]]|RE:Rea Silvia}}</ref> |
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Es existieren verschiedene Erklärungen für den Namen Rhea Silvia.<ref> |
Es existieren verschiedene Erklärungen für den Namen Rhea Silvia.<ref>{{DNP|10|950|951|Fundstelle=hier Sp. 950|Rhea Silvia|[[Lutz Käppel]]}}; Barthold Georg Niebuhr: ''Römische Geschichte''. Band 1, Berlin 1828, S. 234; Georg Picht: ''Die Fundamente der griechischen Ontologie''. Stuttgart 1996, S. 248; Konrad Schwenck: ''Etymologische–Mythologische Andeutungen''. Elberfeld 1823, S. 198.</ref> Die wahrscheinlichste ist der Bezug zur idäischen „Göttermutter“ [[Rhea (Mythologie)|Rhea]], die Mutter des [[Zeus]] und gleichzeitig die Schutzgöttin der [[Troja]]ner, im Besonderen der Aeneaden. Sobald die Römer als Abkömmlinge von Aeneas galten, war es naheliegend, Rhea zur Stammmutter der Römer zu machen.<ref>Albert Schwegler: ''Römische Geschichte.'' Band 1: ''Römische Geschichte im Zeitalter der Könige.'' Teilband 1, Tübingen 1853, S. 428 ([https://archive.org/details/bub_gb_aBsTyNqfUykC/page/n438 Digitalisat]).</ref> Mit der lateinischen Übersetzung ''Silvia'' vom griechischen ''Idäa'' als Zweitname ist die Stammmutter der Römer, Rhea Silvia, geboren.<ref>Albert Schwegler: ''Römische Geschichte.'' Band 1: ''Römische Geschichte im Zeitalter der Könige.'' Teilband 1, Tübingen 1853, S. 429 ([https://archive.org/details/bub_gb_aBsTyNqfUykC/page/n438 Digitalisat]).</ref> |
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Die Namen scheinen alle nicht sehr alt zu sein. Manchmal hat die Mutter von Romulus und Remus nicht einmal einen Namen und wird schlicht die „Vestalin“ genannt.<ref>Albert Schwegler: ''Römische Geschichte'' |
Die Namen scheinen alle nicht sehr alt zu sein. Manchmal hat die Mutter von Romulus und Remus nicht einmal einen Namen und wird schlicht die „Vestalin“ genannt.<ref>Albert Schwegler: ''Römische Geschichte.'' Band 1: ''Römische Geschichte im Zeitalter der Könige.'' Teilband 1, Tübingen 1853, S. 429 ([https://archive.org/details/bub_gb_aBsTyNqfUykC/page/n438 Digitalisat]).</ref> |
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== Nachwirkung == |
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[[Datei:Palazzo mattei di giove, primo cortile, sarcofagi romani e altri rilievi, 21 marte e rea silvia, 210-220 dc.jpg|mini|''Palazzo mattei di giove, Sarkophag mit Rhea Silvia'']] |
[[Datei:Palazzo mattei di giove, primo cortile, sarcofagi romani e altri rilievi, 21 marte e rea silvia, 210-220 dc.jpg|mini|''Palazzo mattei di giove, Sarkophag mit Rhea Silvia'']] |
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Die Figur der Rhea Silvia hat erst ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. ein breiteres Interesse geweckt. Von den in einer Untersuchung zusammengestellten sieben Sarkophagen, die Rhea Silvia darstellen, stammt der älteste aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.<ref>''Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst''. |
Die Figur der Rhea Silvia hat erst ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. ein breiteres Interesse geweckt. Von den in einer Untersuchung zusammengestellten sieben Sarkophagen, die Rhea Silvia darstellen, stammt der älteste aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.<ref>Susanne Michaela Lorenz: ''Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst''. Dissertation, Heidelberg 2001, S. 192–200.</ref> Bilder des römischen Gründungsmythos erschienen erstmals in der frühaugusteischen Zeit<ref>Susanne Michaela Lorenz: ''Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst''. Dissertation, Heidelberg 2001, S. 17.</ref> und Münzen mit der Darstellung von Mars und Rhea Silvia erst ab dem 2. Jahrhundert n. Chr.<ref>Susanne Michaela Lorenz: ''Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst''. Dissertation, Heidelberg 2001, S. 93.</ref> Die Liebe des Mars zu Rhea Silvia wurde gern als Verzierung auf Waffen dargestellt, wie zum Beispiel Helme oder Schilde.<ref name=Rosenberg /> |
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Rhea Silvia hat in der nachantiken Rezeption wenig Beachtung erfahren. Dabei entspricht das moderne Desinteresse einer gewissen Gleichgültigkeit der antiken literarischen Überlieferung. Ausdruck davon ist die Uneinigkeit in der Namensgebung als auch dass ihr weiteres Schicksal nicht übereinstimmend ([[Dionysios von Halikarnassos]]) oder gar nicht ([[Ab urbe condita (Livius)|Livius]]) überliefert wird.<ref>''Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst''. |
Rhea Silvia hat in der nachantiken Rezeption wenig Beachtung erfahren. Dabei entspricht das moderne Desinteresse einer gewissen Gleichgültigkeit der antiken literarischen Überlieferung. Ausdruck davon ist die Uneinigkeit in der Namensgebung als auch dass ihr weiteres Schicksal nicht übereinstimmend ([[Dionysios von Halikarnassos]]) oder gar nicht ([[Ab urbe condita (Livius)|Livius]]) überliefert wird.<ref>Susanne Michaela Lorenz: ''Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst''. Dissertation, Heidelberg 2001, S. 92.</ref> |
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[[Johann Wolfgang von Goethe]] erwähnt den Mythos in der dritten [[Römische Elegien|Römischen Elegie]]: |
[[Johann Wolfgang von Goethe]] erwähnt den Mythos in der dritten [[Römische Elegien|Römischen Elegie]]: |
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Der 1866 entdeckte [[Asteroid]] [[(87) Sylvia]] ist nach Rhea Silvia benannt und die beiden Monde von Sylvia bekamen entsprechend dem Gründungsmythos die Namen [[Romulus (Mond)|Romulus]] und [[Remus (Mond)|Remus]]. Außerdem trägt der größte [[Einschlagkrater|Krater]] auf dem Asteroiden [[(4) Vesta]] den Namen [[Rheasilvia]]. Dessen Zentralberg gehört mit etwa 23 km Höhe zu den höchsten bekannten Bergen des Sonnensystems. |
Der 1866 entdeckte [[Asteroid]] [[(87) Sylvia]] ist nach Rhea Silvia benannt und die beiden Monde von Sylvia bekamen entsprechend dem Gründungsmythos die Namen [[Romulus (Mond)|Romulus]] und [[Remus (Mond)|Remus]]. Außerdem trägt der größte [[Einschlagkrater|Krater]] auf dem Asteroiden [[(4) Vesta]] den Namen [[Rheasilvia]]. Dessen Zentralberg gehört mit etwa 23 km Höhe zu den höchsten bekannten Bergen des Sonnensystems. |
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* [[Fred C. Albertson]]: ''Mars and Rhea Silvia in Roman art.'' Éd. Latomus, Bruxelles 2012, ISBN 978-2-87031-277-3. |
* [[Fred C. Albertson]]: ''Mars and Rhea Silvia in Roman art.'' Éd. Latomus, Bruxelles 2012, ISBN 978-2-87031-277-3. |
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* George Jacob Decker: ''Biographien des Plutarchs mit Anmerkungen von Gottlob Benedict von Schirach''. 1. Teil, Berlin und Leipzig 1777. |
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* Rudolf Ehwald, Friedrich Walter Levy (Lenz): ''P. Ovidius Naso. Fastorum libri VI; Fragmenta''. Band 3,2, Leipzig 1924. |
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* [[Hans Jürgen Hillen]]: ''Titus Livius Römische Geschichte I–III''. Düsseldorf und Zürich 1987. |
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* {{DNP|10|950|951|Rhea Silvia|[[Lutz Käppel]]}} |
* {{DNP|10|950|951|Rhea Silvia|[[Lutz Käppel]]}} |
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* [[Bernhard Kytzler]]: ''Frauen der Antike. Von Aspasia bis Zenobia''. Artemis, München & Zürich 1994, ISBN 3-7608-1224-4. |
* [[Bernhard Kytzler]]: ''Frauen der Antike. Von Aspasia bis Zenobia''. Artemis, München & Zürich 1994, ISBN 3-7608-1224-4. |
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* Georg Picht: ''Die Fundamente der griechischen Ontologie''. Stuttgart 1996. |
* Georg Picht: ''Die Fundamente der griechischen Ontologie''. Stuttgart 1996. |
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* {{RE|I A,1|341|345|Rea Silvia|[[Arthur Rosenberg]]|RE:Rea Silvia}} |
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* [[Gottfried Jakob Schaller]]: ''Dionysius von Halikarnaß: Urgeschichte der Römer''. 1. Band, Stuttgart 1827. |
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* [[Albert Schwegler]]: ''Römische Geschichte''. Römische Geschichte im Zeitalter der Könige, Bd. 1, Tübingen 1853. S. 426ff. ([https://archive.org/details/bub_gb_aBsTyNqfUykC/page/n436 Digitalisat]). |
* [[Albert Schwegler]]: ''Römische Geschichte''. Römische Geschichte im Zeitalter der Könige, Bd. 1, Tübingen 1853. S. 426ff. ([https://archive.org/details/bub_gb_aBsTyNqfUykC/page/n436 Digitalisat]). |
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* [[Konrad Schwenck]]: ''Etymologische–Mythologische Andeutungen''. Elberfeld 1823. |
* [[Konrad Schwenck]]: ''Etymologische–Mythologische Andeutungen''. Elberfeld 1823. |
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Version vom 27. November 2023, 22:07 Uhr
Rhea Silvia war eine Königstochter aus der römischen Mythologie und Mutter von Romulus und Remus, die dem Mythos nach Rom gegründet haben sollen.
Mythos
Rhea Silvia war die Tochter von Numitor Silvius, dem König von Alba Longa. Der Bruder von Numitor, ihr Onkel Amulius, setzte den König ab, tötete dessen Söhne und machte Rhea Silvia zu einer Vestalin. Die Weihe zu Ehren der Göttin Vesta geschah, damit sie kinderlos bliebe und eventuelle Nachkommen keine Rache nehmen konnten.[1]
Der Gott Mars jedoch verführte Rhea Silvia und sie gebar die Zwillinge Romulus und Remus. Dionysios von Halikarnassos gibt verschiedene Darstellungen an, wie es zur Schwangerschaft gekommen sei, erklärt jedoch: „Die meisten aber erzählen, es habe sich um eine Erscheinung des Gottes gehandelt, dem der Ort gehörte.“[2] Vergil und Ovid schließen sich ihm an und lassen nicht den kleinsten Zweifel an der Vaterschaft von Mars aufkommen. Marcus Tullius Cicero ist bereits vorsichtiger[3] und nach der Darstellung von Titus Livius in seiner Römischen Geschichte wurde sie vergewaltigt und gab Mars als Vater ihrer Kinder an.[4]
Als der Onkel Amulius dies erfuhr, ließ er ihr die damals übliche Bestrafung für Vestalinnen zukommen, die ihre Unberührtheit verloren hatten: er ließ sie nach der Geburt auspeitschen und töten. Einer anderen Version zufolge wurde Rhea Silvia auf Bitten von Amulius’ Tochter am Leben gelassen, aber eingesperrt und erst nach dem Tod des Königs befreit.[5] Nach einer anderen Quelle wurde die Vestalin in den Tiber geworfen. Jedoch habe sich der Flussgott ihrer erbarmt, sie zur Frau genommen und ihr ewiges Leben geschenkt.[6]
Überlieferung
Die Legende hat ihren Ursprung in der Sage von Troja und der Flucht von Aeneas nach Latium. Bereits in der Version von Aristoteles über den Ursprung der Römer und Latiner spielen troianische Frauen eine große Rolle. Kallias von Syrakus erzählt, dass eine Troianerin in Italien den Latinus geheiratet und ihm drei Söhne geboren habe. Von Hellanikos von Lesbos ist überliefert, dass Aeneas nach Italien gekommen sei und eine Stadt gegründet habe. In den griechischen Überlieferungen werden danach die zwei Erzählungen miteinander verknüpft und mit der Vaterschaft von Mars ergänzt. Im 3. Jahrhundert v. Chr. bestand die Erzählung der Ilia aus folgenden Elementen:[7]
- Aeneas hatte eine Tochter, die Ilia genannt wurde.
- Mars zeugte mit Ilia Romulus und Remus.
Eine weitere Ergänzung fand dann mit der Anlehnung an die Motive des Mythos von der Tyro statt, nach der Ilia die Züge der Tyro annimmt und vom Flussgott geschwängert wird. Zur Strafe wird sie eingesperrt und später von ihren Söhnen befreit.[7]
Bei den Römern wird die Geschichte erstmals bei Gnaeus Naevius und Quintus Ennius erwähnt, dort wird sie noch als Tochter des Aeneas aufgeführt. Quintus Ennius ist der erste, bei dem sich Hinweise auf die Könige von Alba zeigen.
Im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde die Erzählung nochmals umgestaltet und Ilia erhielt einen neuen Vater und einen neuen Namen: Rhea Silvia. Auf Valerius Antias dürfte die sich im Folgenden behauptende Erzählung zurückgehen, die von allen späteren Geschichtsschreibern übernommen worden ist.[7]
Namensformen und Etymologie
Als alternative Namensformen der Rhea Silvia sind Rea Silvia, Rea, Silvia und Illia bezeugt.[8] Alle diese Namen und Namensteile haben ihren Ursprung in der Sage des Aeneas und der Abstammung des Romulus von Aeneas.[9] Am Sichtbarsten zeigt sich das bei Ilia, dem Namen, den vor allem die Dichter verwenden.[10]
Es existieren verschiedene Erklärungen für den Namen Rhea Silvia.[11] Die wahrscheinlichste ist der Bezug zur idäischen „Göttermutter“ Rhea, die Mutter des Zeus und gleichzeitig die Schutzgöttin der Trojaner, im Besonderen der Aeneaden. Sobald die Römer als Abkömmlinge von Aeneas galten, war es naheliegend, Rhea zur Stammmutter der Römer zu machen.[12] Mit der lateinischen Übersetzung Silvia vom griechischen Idäa als Zweitname ist die Stammmutter der Römer, Rhea Silvia, geboren.[13]
Die Namen scheinen alle nicht sehr alt zu sein. Manchmal hat die Mutter von Romulus und Remus nicht einmal einen Namen und wird schlicht die „Vestalin“ genannt.[14]
Nachwirkung
Die Figur der Rhea Silvia hat erst ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. ein breiteres Interesse geweckt. Von den in einer Untersuchung zusammengestellten sieben Sarkophagen, die Rhea Silvia darstellen, stammt der älteste aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.[15] Bilder des römischen Gründungsmythos erschienen erstmals in der frühaugusteischen Zeit[16] und Münzen mit der Darstellung von Mars und Rhea Silvia erst ab dem 2. Jahrhundert n. Chr.[17] Die Liebe des Mars zu Rhea Silvia wurde gern als Verzierung auf Waffen dargestellt, wie zum Beispiel Helme oder Schilde.[7]
Rhea Silvia hat in der nachantiken Rezeption wenig Beachtung erfahren. Dabei entspricht das moderne Desinteresse einer gewissen Gleichgültigkeit der antiken literarischen Überlieferung. Ausdruck davon ist die Uneinigkeit in der Namensgebung als auch dass ihr weiteres Schicksal nicht übereinstimmend (Dionysios von Halikarnassos) oder gar nicht (Livius) überliefert wird.[18]
Johann Wolfgang von Goethe erwähnt den Mythos in der dritten Römischen Elegie:
Rhea Sylvia wandelt, die fürstliche Jungfrau, der Tyber
Wasser zu schöpfen hinab, und sie ergreifet der Gott.
So erzeugte sich Mars zwey Söhne! – die Zwillinge tränket
Eine Wölfinn, und Rom nennt sich die Fürstin der Welt.
Der 1866 entdeckte Asteroid (87) Sylvia ist nach Rhea Silvia benannt und die beiden Monde von Sylvia bekamen entsprechend dem Gründungsmythos die Namen Romulus und Remus. Außerdem trägt der größte Krater auf dem Asteroiden (4) Vesta den Namen Rheasilvia. Dessen Zentralberg gehört mit etwa 23 km Höhe zu den höchsten bekannten Bergen des Sonnensystems.
Literatur
- Fred C. Albertson: Mars and Rhea Silvia in Roman art. Éd. Latomus, Bruxelles 2012, ISBN 978-2-87031-277-3.
- Lutz Käppel: Rhea Silvia. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 10, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01480-0, Sp. 950–951.
- Bernhard Kytzler: Frauen der Antike. Von Aspasia bis Zenobia. Artemis, München & Zürich 1994, ISBN 3-7608-1224-4.
- Kurt Latte: Ilia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IX,1, Stuttgart 1914, Sp. 999 f.
- Susanne Michaela Lorenz: Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst. Dissertation, Heidelberg 2001.
- Barthold Georg Niebuhr: Römische Geschichte. Band 1, Berlin 1828.
- Georg Picht: Die Fundamente der griechischen Ontologie. Stuttgart 1996.
- Arthur Rosenberg: Rea Silvia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I A,1, Stuttgart 1914, Sp. 341–345.
- Albert Schwegler: Römische Geschichte. Römische Geschichte im Zeitalter der Könige, Bd. 1, Tübingen 1853. S. 426ff. (Digitalisat).
- Konrad Schwenck: Etymologische–Mythologische Andeutungen. Elberfeld 1823.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Titus Livius, Ab urbe condita 1,3,11.
- ↑ Dionysios von Halikarnassos, Römische Altertümer 1,77. Übersetzung nach: Nicolas Wiater (Hrsg.): Dionysius von Halikarnass, Römische Frühgeschichte. Band 1: Bücher 1 bis 3 (= Bibliothek der griechischen Literatur. Band 75). Anton Hiersemann, Stuttgart 2014, S. 150.
- ↑ Marcus Tullius Cicero, De re publica 2,4. Siehe Hans Jürgen Hillen: Titus Livius, Römische Geschichte I–III. Artemis, Düsseldorf/Zürich 1987, Einführung S. 592.
- ↑ Titus Livius, Ab urbe condita 1,4,2.
- ↑ Dionysios von Halikarnassos, Römische Altertümer 1,78–79.
- ↑ Ovid, Fasti 2,597.
- ↑ a b c d Arthur Rosenberg: Rea Silvia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I A,1, Stuttgart 1914, Sp. 341–345..
- ↑ Arthur Rosenberg: Rea Silvia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I A,1, Stuttgart 1914, Sp. 341–345, hier Sp. 341.
- ↑ Albert Schwegler: Römische Geschichte. Band 1: Römische Geschichte im Zeitalter der Könige. Teilband 1, Tübingen 1853, S. 426 (Digitalisat).
- ↑ Arthur Rosenberg: Rea Silvia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I A,1, Stuttgart 1914, Sp. 341–345, hier Sp. 341.
- ↑ Lutz Käppel: Rhea Silvia. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 10, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01480-0, Sp. 950–951, hier Sp. 950.; Barthold Georg Niebuhr: Römische Geschichte. Band 1, Berlin 1828, S. 234; Georg Picht: Die Fundamente der griechischen Ontologie. Stuttgart 1996, S. 248; Konrad Schwenck: Etymologische–Mythologische Andeutungen. Elberfeld 1823, S. 198.
- ↑ Albert Schwegler: Römische Geschichte. Band 1: Römische Geschichte im Zeitalter der Könige. Teilband 1, Tübingen 1853, S. 428 (Digitalisat).
- ↑ Albert Schwegler: Römische Geschichte. Band 1: Römische Geschichte im Zeitalter der Könige. Teilband 1, Tübingen 1853, S. 429 (Digitalisat).
- ↑ Albert Schwegler: Römische Geschichte. Band 1: Römische Geschichte im Zeitalter der Könige. Teilband 1, Tübingen 1853, S. 429 (Digitalisat).
- ↑ Susanne Michaela Lorenz: Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst. Dissertation, Heidelberg 2001, S. 192–200.
- ↑ Susanne Michaela Lorenz: Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst. Dissertation, Heidelberg 2001, S. 17.
- ↑ Susanne Michaela Lorenz: Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst. Dissertation, Heidelberg 2001, S. 93.
- ↑ Susanne Michaela Lorenz: Untersuchungen zum Römischen Gründungsmythos in der Sepulkralkunst. Dissertation, Heidelberg 2001, S. 92.