„Stifterbild“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Gundold-Evangeliar.jpg|thumb|upright|Stifterbild des Gundold-Evangeliars, Kölner Buchmalerschule, 10. Jahrhundert]]
[[Datei:Gundold-Evangeliar.jpg|mini|hochkant|Stifterbild des Gundold-Evangeliars, 10. Jh.]]
[[Bild:Gentile da Fabriano 044.jpg|thumb|left|upright|[[Gentile da Fabriano]], ''Madonna mit Hl. Nikolaus von Myra und Hl. Katharina von Alexandrien und Stifter'' 1395-1400, Öl? auf Holz, 131 x 113 cm, [[Gemäldegalerie Berlin]]]]
[[Datei:Gentile da Fabriano - Mary Enthroned with the Child, Saints and a Donor - Google Art Project.jpg|mini|hochkant|[[Gentile da Fabriano]] ''Madonna mit Hl. Nikolaus von Myra und Hl. Katharina von Alexandrien und Stifter'' (um 1400)]]
[[Datei:Otton_Mathilde_croix.jpg|mini|hochkant|Stifterbild des [[Otto-Mathilden-Kreuz]]es]]
[[Bild:Giovanni Bellini - Madonna and Child with Four Saints and Donator.jpg|upright|thumb|[[Giovanni Bellini]], ''Maria mit dem Kind, vier Heiligen und Stifter'', 1507, Öl auf Holz, 90x145 cm, [[S. Francesco della Vigna]], Venedig]]
[[Datei:Bellini Giovanni, Madonna e santi (1507).jpg|hochkant|mini|[[Giovanni Bellini]] ''Maria mit Kind, vier Heiligen und Stifter'' (1507)]]
[[Bild:Heinrich II und Kunigunde.JPG|thumb|upright|left|Kaiser Heinrich II und Kunigunde, Tafelbild Mähren, 15. Jahrhundert]]
Als '''Stifterbild''' oder '''Stifterfigur''' bezeichnet man die figürliche Darstellung eines Stifters oder Auftraggebers an einem Werk der bildenden Kunst, das einen oder mehrere [[Stifter]] zeigt, ihre Urheberschaft dokumentiert und die Betrachter zum Gebet für sein bzw. ihr Seelenheil auffordert.
Als '''Stifterbild''' oder '''Stifterfigur''' bezeichnet man die figürliche Darstellung eines Stifters oder Auftraggebers an einem [[Auftragsmalerei|Werk]] der bildenden Kunst im Bereich der [[Christliche Kunst|christlichen Kunst]], das einen oder mehrere [[Stifter]] zeigt, ihre Urheberschaft dokumentiert und die Betrachter zum Gebet für sein bzw. ihr Seelenheil auffordert.


== Geschichte ==
Objekt der Stiftung kann ein [[Kodex]], ein Bauwerk, ein Glasfenster, eine Skulptur oder ein Altarbild sein, dessen Anfertigung der Stifter finanziert hat. Der Auftraggeber eines Manuskriptes wird oft bei der Übergabe des gestifteten Werkes an eine Kirche, vertreten durch eine Personifikation des Heiligen, gezeigt, in diesem Fall übernimmt ein [[Dedikationsbild]] die Funktion des Stifterbildnisses. Stifter von Bauwerken werden meist mit einem Architekturmodell gezeigt, dass der Stifter als Attribut trägt.
Darstellungen von Stiftern finden sich bereits in den Ecken einiger weniger römischer [[Mosaik]]en. Vereinzelt treten sie auch in der [[Frühchristliche Kunst|frühchristlichen Kunst]] auf. Im [[Mittelalter]] werden sie häufiger und halten sich bis in die [[Barock]]zeit. In frühen Kunstwerken sind die Stifter, manchmal zusammen mit Angehörigen, deutlich verkleinert am Rand der Szenerie dargestellt (vgl. [[Bedeutungsperspektive]]). Später sind Stifterfiguren auch durch individuelle Schutzheilige in die Szenerie eingebunden und werden zunehmend realistisch porträtiert.


== Objekt ==
Bei Altarbildern ist der Stifter, häufig zusammen mit Angehörigen, anfangs deutlich verkleinert und am Rand der Szene dargestellt (vgl. [[Bedeutungsperspektive]]). Später sind Stifterfiguren auch durch individuelle Schutzheilige in die Szenerie eingebunden, sie werden zunehmend realistisch porträtiert.
Objekt einer Stiftung kann ein [[Kodex]], ein Bauwerk, ein Glasfenster, eine Skulptur oder ein Altarbild sein, dessen Anfertigung der Stifter finanziert hat. Der Auftraggeber eines Manuskriptes wird oft bei der Übergabe des gestifteten Werkes an eine Kirche, vertreten durch eine Personifikation des Heiligen, gezeigt, in diesem Fall übernimmt ein [[Dedikationsbild]] die Funktion des Stifterbildnisses. Stifter von Bauwerken werden meist mit einem Architekturmodell gezeigt, das der Stifter als Attribut trägt.


== Funktion ==
Davon abgesehen hat ein Stifterbild auch die Funktion, einen Rechtsakt zu dokumentieren. Entweder setzte es Recht oder erinnerte an einen Rechtsakt. Eine religiöse Stiftung diente dem Ziel, eine Versicherung auf das Jenseits abzuschließen. Die Frömmigkeit ist hier gleichsam 'arithmetisch' geworden. Man addierte die guten Werke - u. a. mit dieser Stiftung -, um beim Jüngsten Gericht nicht als zu leicht befunden zu werden.
Von der allgemeinen Aufforderung zum Gebet abgesehen hat ein Stifterbild auch die Funktion, einen Rechtsakt zu dokumentieren. Entweder setzte es Recht oder erinnerte an einen Rechtsakt. Eine religiöse Stiftung diente dem Ziel, eine Versicherung auf das Jenseits abzuschließen. Die Frömmigkeit ist hier gleichsam 'arithmetisch' geworden. Man addierte die guten Werke u. a. mit dieser Stiftung , um beim [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]] nicht als zu leicht befunden zu werden.


Stifterdarstellungen in der altniederländischen Malerei des 15. Jahrhunderts dienten vermutlich als Reflexionsfiguren, an denen die Betenden ihr jeweils eigenes Gebet sowie ihren sündigen Status reflektieren und meditieren konnten. Diese Selbstreflexion wird in spätmittelalterlichen Gebetstraktaten und besonders in den Schriften der ''[[Devotio moderna]]'' gefordert. Sie sollte den Betenden zu einer Selbsterkenntnis und darüber zu einer Erkenntnis Gottes führen. Bei Medien persönlicher Frömmigkeit wie [[Diptychon|Diptychen]] muss der Anstoß zu diesem Prozess der Selbstreflexion und -erkenntnis umso stärker gewesen sein, da dort der Stifter vor seinem ''eigenen'', betenden Abbild betete.<ref>Johanna Scheel: ''Das altniederländische Stifterbild. Emotionsstrategien des Sehens und der Selbsterkenntnis.'' Gebr. Mann, Berlin 2013, ISBN 978-3-7861-2695-9.</ref>
== Literatur ==


== Siehe auch ==
* {{ Literatur
* [[Auftragsmalerei]]
| Autor = [[Klaus Gereon Beuckers]]
* [[Auftragsarbeit]]
| Titel = Das Ottonische Stifterbild
* [[Christliche Kunst]]
| TitelErg = Bildtypen, Handlungsmotive und Stifterstatus in ottonischen und frühsalischen Stifterdarstellungen
* [[Naumburger Stifterfiguren]]
| Herausgeber = Klaus Gereon Beuckers, Johannes Cramer, Michael Imhof

| Sammelwerk = Die Ottonen. ''Kunst – Architektur – Geschichte''
== Literatur ==
| Auflage = 2.
* Lieselotte Zinserling: ''Stifterdarstellungen in der altdeutschen Tafelmalerei. Eine Untersuchung ihrer formalen Gestaltung.'' Dissertation Universität Jena 1957.
| Verlag = Imhof
* [[Rüdiger Becksmann]], [[Stephan Waetzoldt (Kunsthistoriker)|Stephan Waetzoldt]]: ''Vitrea dedicata. Das Stifterbild in der deutschen Glasmalerei des Mittelalters''. Berlin 1975.
| Ort = [[Petersberg (Hessen)|Petersberg]]
* [[Elisabeth Heller (Künstlerin)|Elisabeth Heller]]: ''Das altniederländische Stifterbild''. tuduv, München 1976.
| Jahr = 2006 (Erstausgabe 2002)
* [[Peter Bloch (Kunsthistoriker)|Peter Bloch]]: ''Bildnis im Mittelalter. Herrscherbild – Grabbild – Stifterbild''. In: Brigitte Hüfler (Hrsg.): ''Bilder vom Menschen in der Kunst des Abendlandes''. Berlin 1980, S. 105–142.
| ISBN = 978-3-932526-91-6
* Christine Sauer: ''Fundatio und memoria. Stifter und Klostergründer im Bild (1100–1350)''. Göttingen 1993.
| Seiten = 63-102
* Wolfgang Schmid: ''Zwischen Tod und Auferstehung. Zur Selbstdarstellung städtischer Eliten des ausgehenden Mittelalters im Spiegel von Stifterbildern''. In: Gesellschaft für das Schweizerische Landesmuseum (Hrsg.): ''Himmel, Hölle, Fegefeuer. Das Jenseits im Mittelalter''. Zürich 1994, S. 101–116.
| }}
* Alarich Rooch: ''Stifterbilder in Flandern und Brabant. Stadtbürgerliche Selbstdarstellung in der sakralen Malerei des 15. Jahrhunderts''. Essen 1998.
* [[Christoph Wetzel (Autor)|Christoph Wetzel]]: ''Prachthandschriften. Stifter und Mäzene in der Buchkunst aus acht Jahrhunderten''. Belser, Stuttgart 1999.
* Peter Baumann: ''Spätantike Stifter im Heiligen Land. Darstellungen und Inschriften auf Bodenmosaiken in Kirchen, Synagogen und Privathäusern''. Reichert, Wiesbaden 1999.
* {{Literatur
|Autor=[[Klaus Gereon Beuckers]]
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|Titel=Das Ottonische Stifterbild. Bildtypen, Handlungsmotive und Stifterstatus in ottonischen und frühsalischen Stifterdarstellungen
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* Gerhard Straehle: ''Der Naumburger Stifter-Zyklus und der Erschlagene im Westchor (Synodalchor) des Naumburger Doms.'' [[Verlag Langewiesche]], Königstein 2012, ISBN 978-3-7845-2960-8.
* Gerhard Straehle: ''Der Naumburger Stifter-Zyklus und der Erschlagene im Westchor (Synodalchor) des Naumburger Doms.'' [[Verlag Langewiesche]], Königstein 2012, ISBN 978-3-7845-2960-8.
* Johanna Scheel: ''Das altniederländische Stifterbild. Emotionsstrategien des Sehens und der Selbsterkenntnis.'' Gebr. Mann, Berlin 2013, ISBN 978-3-7861-2695-9.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [https://www.rdklabor.de/wiki/Dedikationsbild ''Dedikationsbild; RDK-Labor – Fotos + Infos'']

== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Stiftungswesen]]
[[Kategorie:Stiftungswesen]]
[[Kategorie:Bildgattung]]
[[Kategorie:Bildgattung]]
[[Kategorie:Porträtmalerei]]
[[Kategorie:Christliche bildende Kunst]]

Version vom 18. Juli 2024, 10:16 Uhr

Stifterbild des Gundold-Evangeliars, 10. Jh.
Gentile da FabrianoMadonna mit Hl. Nikolaus von Myra und Hl. Katharina von Alexandrien und Stifter (um 1400)
Stifterbild des Otto-Mathilden-Kreuzes
Giovanni BelliniMaria mit Kind, vier Heiligen und Stifter (1507)

Als Stifterbild oder Stifterfigur bezeichnet man die figürliche Darstellung eines Stifters oder Auftraggebers an einem Werk der bildenden Kunst im Bereich der christlichen Kunst, das einen oder mehrere Stifter zeigt, ihre Urheberschaft dokumentiert und die Betrachter zum Gebet für sein bzw. ihr Seelenheil auffordert.

Geschichte

Darstellungen von Stiftern finden sich bereits in den Ecken einiger weniger römischer Mosaiken. Vereinzelt treten sie auch in der frühchristlichen Kunst auf. Im Mittelalter werden sie häufiger und halten sich bis in die Barockzeit. In frühen Kunstwerken sind die Stifter, manchmal zusammen mit Angehörigen, deutlich verkleinert am Rand der Szenerie dargestellt (vgl. Bedeutungsperspektive). Später sind Stifterfiguren auch durch individuelle Schutzheilige in die Szenerie eingebunden und werden zunehmend realistisch porträtiert.

Objekt

Objekt einer Stiftung kann ein Kodex, ein Bauwerk, ein Glasfenster, eine Skulptur oder ein Altarbild sein, dessen Anfertigung der Stifter finanziert hat. Der Auftraggeber eines Manuskriptes wird oft bei der Übergabe des gestifteten Werkes an eine Kirche, vertreten durch eine Personifikation des Heiligen, gezeigt, in diesem Fall übernimmt ein Dedikationsbild die Funktion des Stifterbildnisses. Stifter von Bauwerken werden meist mit einem Architekturmodell gezeigt, das der Stifter als Attribut trägt.

Funktion

Von der allgemeinen Aufforderung zum Gebet abgesehen hat ein Stifterbild auch die Funktion, einen Rechtsakt zu dokumentieren. Entweder setzte es Recht oder erinnerte an einen Rechtsakt. Eine religiöse Stiftung diente dem Ziel, eine Versicherung auf das Jenseits abzuschließen. Die Frömmigkeit ist hier gleichsam 'arithmetisch' geworden. Man addierte die guten Werke – u. a. mit dieser Stiftung –, um beim Jüngsten Gericht nicht als zu leicht befunden zu werden.

Stifterdarstellungen in der altniederländischen Malerei des 15. Jahrhunderts dienten vermutlich als Reflexionsfiguren, an denen die Betenden ihr jeweils eigenes Gebet sowie ihren sündigen Status reflektieren und meditieren konnten. Diese Selbstreflexion wird in spätmittelalterlichen Gebetstraktaten und besonders in den Schriften der Devotio moderna gefordert. Sie sollte den Betenden zu einer Selbsterkenntnis und darüber zu einer Erkenntnis Gottes führen. Bei Medien persönlicher Frömmigkeit wie Diptychen muss der Anstoß zu diesem Prozess der Selbstreflexion und -erkenntnis umso stärker gewesen sein, da dort der Stifter vor seinem eigenen, betenden Abbild betete.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Lieselotte Zinserling: Stifterdarstellungen in der altdeutschen Tafelmalerei. Eine Untersuchung ihrer formalen Gestaltung. Dissertation Universität Jena 1957.
  • Rüdiger Becksmann, Stephan Waetzoldt: Vitrea dedicata. Das Stifterbild in der deutschen Glasmalerei des Mittelalters. Berlin 1975.
  • Elisabeth Heller: Das altniederländische Stifterbild. tuduv, München 1976.
  • Peter Bloch: Bildnis im Mittelalter. Herrscherbild – Grabbild – Stifterbild. In: Brigitte Hüfler (Hrsg.): Bilder vom Menschen in der Kunst des Abendlandes. Berlin 1980, S. 105–142.
  • Christine Sauer: Fundatio und memoria. Stifter und Klostergründer im Bild (1100–1350). Göttingen 1993.
  • Wolfgang Schmid: Zwischen Tod und Auferstehung. Zur Selbstdarstellung städtischer Eliten des ausgehenden Mittelalters im Spiegel von Stifterbildern. In: Gesellschaft für das Schweizerische Landesmuseum (Hrsg.): Himmel, Hölle, Fegefeuer. Das Jenseits im Mittelalter. Zürich 1994, S. 101–116.
  • Alarich Rooch: Stifterbilder in Flandern und Brabant. Stadtbürgerliche Selbstdarstellung in der sakralen Malerei des 15. Jahrhunderts. Essen 1998.
  • Christoph Wetzel: Prachthandschriften. Stifter und Mäzene in der Buchkunst aus acht Jahrhunderten. Belser, Stuttgart 1999.
  • Peter Baumann: Spätantike Stifter im Heiligen Land. Darstellungen und Inschriften auf Bodenmosaiken in Kirchen, Synagogen und Privathäusern. Reichert, Wiesbaden 1999.
  • Klaus Gereon Beuckers: Das Ottonische Stifterbild. Bildtypen, Handlungsmotive und Stifterstatus in ottonischen und frühsalischen Stifterdarstellungen. In: Klaus Gereon Beuckers, Johannes Cramer, Michael Imhof (Hrsg.): Die Ottonen. Kunst – Architektur – Geschichte. 2. Auflage. Imhof, Petersberg 2006, ISBN 978-3-932526-91-6, S. 63–102 (Erstausgabe: 2002).
  • Gerhard Straehle: Der Naumburger Stifter-Zyklus und der Erschlagene im Westchor (Synodalchor) des Naumburger Doms. Verlag Langewiesche, Königstein 2012, ISBN 978-3-7845-2960-8.
  • Johanna Scheel: Das altniederländische Stifterbild. Emotionsstrategien des Sehens und der Selbsterkenntnis. Gebr. Mann, Berlin 2013, ISBN 978-3-7861-2695-9.
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Einzelnachweise

  1. Johanna Scheel: Das altniederländische Stifterbild. Emotionsstrategien des Sehens und der Selbsterkenntnis. Gebr. Mann, Berlin 2013, ISBN 978-3-7861-2695-9.