„Supermarkt (Film)“ – Versionsunterschied

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Andreas Busche schreibt zu ''Supermarkt'': „Klicks rasantestes, rührendstes, ausweglosestes Stück Kino, ein rauer Großstadtfilm ohne Milieu-Romantik oder -Mythos, starr vor Dreck und trotzdem herzlich.“<ref>[http://www.filmgalerie451.de/filme/supermarkt/ ''Supermarkt'' in Splatting Image]</ref>
Andreas Busche schreibt zu ''Supermarkt'': „Klicks rasantestes, rührendstes, ausweglosestes Stück Kino, ein rauer Großstadtfilm ohne Milieu-Romantik oder -Mythos, starr vor Dreck und trotzdem herzlich.“<ref>[http://www.filmgalerie451.de/filme/supermarkt/ ''Supermarkt'' in Splatting Image]</ref>


Ekkehard Knörer analysierte ''Supermarkt'' in der [[tat]]. Dort heißt es: „Was man dem Film ansieht, von der ersten Einstellung an, ist die sehr genaue Kenntnis des Milieus, von Szene-spezifischen Bewusstseinslagen und Verhaltensweisen. Willi (Charly Wierzejewski) ist von Beginn an auf der Flucht vor seiner Herkunft, vor der Polizei, auf der Suche nach einem anderen Leben, vor dem er, sobald eine Möglichkeit aufscheint, wieder davonläuft. Jost Vacanos bewegliche Kamera eilt in von Klick präzise choreografierten Szenen hinter Charly her, durch die Hinterhöfe eines schmutzigen Hamburg, durch Kaschemmen und Brachland mit brennenden Autos, bis hin zu dem Überfall auf einen Supermarkt, der sein Triumph wird und sein Ende. Der Film kommentiert nichts, denunziert seinen Helden nicht und heroisiert ihn nicht. Beschreibung wie Analyse stecken in der Beobachtung von Gesten, Fluchtbewegungen und Bildhintergründen.“<ref>[http://www.filmgalerie451.de/filme/supermarkt/ ''Supermarkt'' in der taz]</ref>
Ekkehard Knörer analysierte ''Supermarkt'' in der [[taz]]. Dort heißt es: „Was man dem Film ansieht, von der ersten Einstellung an, ist die sehr genaue Kenntnis des Milieus, von Szene-spezifischen Bewusstseinslagen und Verhaltensweisen. Willi (Charly Wierzejewski) ist von Beginn an auf der Flucht vor seiner Herkunft, vor der Polizei, auf der Suche nach einem anderen Leben, vor dem er, sobald eine Möglichkeit aufscheint, wieder davonläuft. Jost Vacanos bewegliche Kamera eilt in von Klick präzise choreografierten Szenen hinter Charly her, durch die Hinterhöfe eines schmutzigen Hamburg, durch Kaschemmen und Brachland mit brennenden Autos, bis hin zu dem Überfall auf einen Supermarkt, der sein Triumph wird und sein Ende. Der Film kommentiert nichts, denunziert seinen Helden nicht und heroisiert ihn nicht. Beschreibung wie Analyse stecken in der Beobachtung von Gesten, Fluchtbewegungen und Bildhintergründen.“<ref>[http://www.filmgalerie451.de/filme/supermarkt/ ''Supermarkt'' in der taz]</ref>


Reinhart Baumgart schrieb am 22. März 1974 in der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]]: „[E]s lohnt sich, diesen außerordentlichen Film nicht nur (etwas atemlos, sehr bewundernd) passieren zu lassen, es lohnt sich, ihn einem zweiten, dritten Blick auszusetzen. Merkwürdig schnell, fand ich, verblaßt nämlich der starke Kinoeindruck. Dem Drehbuch, so sorgfältig es auch gearbeitet ist, fehlt offenbar das Wichtigste: eine kräftige, gut gebaute Geschichte. […] Und eine Geschichte ist mehr als ein Kunststück, ist eine Stellungnahme zum Stoff. Hier in ''Supermarkt'' wird der Stoff dem Zuschauer noch wie bewußtlos hingehalten, mit einem unverhofft sentimentalen, pauschalen Achselzucken über den Zustand der Menschen, der Welt hier und jetzt. Eine andere Perspektive als auf so aschgraue Trauer kann ein so energisch taumelnder Film gar nicht öffnen. Und das ist bei so viel Aufwand von Talent und Engagement zu allgemein und zu wenig.“<ref>[https://docs.google.com/viewer?a=v&q=cache:aiaiRBJ1q-MJ:www.arsenal-berlin.de/nc/berlinale-forum/archiv/katalogblaetter/action/open-download/download/supermarkt.html+supermarkt+roland+klick&hl=de&gl=de&pid=bl&srcid=ADGEESj97vZnjz1U0N37ZT3Y6HqHfAOaomczW0aOpXToUDHrT-rqTEAYYiyRDFjhmRV9mtgjEp7z8yOKCPnlwFEidG75daSuGGRtpG4kn-1JLqd_9A6IOkV08y2ILIo6-kMihihK0zOo&sig=AHIEtbTSq5kUZUq4dUqHaETEfcyYxjdmJw ''Supermarkt'' in der Süddeutschen Zeitung]</ref>
Reinhart Baumgart schrieb am 22. März 1974 in der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]]: „[E]s lohnt sich, diesen außerordentlichen Film nicht nur (etwas atemlos, sehr bewundernd) passieren zu lassen, es lohnt sich, ihn einem zweiten, dritten Blick auszusetzen. Merkwürdig schnell, fand ich, verblaßt nämlich der starke Kinoeindruck. Dem Drehbuch, so sorgfältig es auch gearbeitet ist, fehlt offenbar das Wichtigste: eine kräftige, gut gebaute Geschichte. […] Und eine Geschichte ist mehr als ein Kunststück, ist eine Stellungnahme zum Stoff. Hier in ''Supermarkt'' wird der Stoff dem Zuschauer noch wie bewußtlos hingehalten, mit einem unverhofft sentimentalen, pauschalen Achselzucken über den Zustand der Menschen, der Welt hier und jetzt. Eine andere Perspektive als auf so aschgraue Trauer kann ein so energisch taumelnder Film gar nicht öffnen. Und das ist bei so viel Aufwand von Talent und Engagement zu allgemein und zu wenig.“<ref>[https://docs.google.com/viewer?a=v&q=cache:aiaiRBJ1q-MJ:www.arsenal-berlin.de/nc/berlinale-forum/archiv/katalogblaetter/action/open-download/download/supermarkt.html+supermarkt+roland+klick&hl=de&gl=de&pid=bl&srcid=ADGEESj97vZnjz1U0N37ZT3Y6HqHfAOaomczW0aOpXToUDHrT-rqTEAYYiyRDFjhmRV9mtgjEp7z8yOKCPnlwFEidG75daSuGGRtpG4kn-1JLqd_9A6IOkV08y2ILIo6-kMihihK0zOo&sig=AHIEtbTSq5kUZUq4dUqHaETEfcyYxjdmJw ''Supermarkt'' in der Süddeutschen Zeitung]</ref>

Version vom 12. Juli 2013, 20:48 Uhr

Film
Titel Supermarkt
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1974
Länge 84 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Roland Klick
Drehbuch Roland Klick[1]
Produktion Heinz Angermeyer für Independent Film, Roland Klick
Musik Peter Hesslein[2]
Kamera Jost Vacano
Schnitt Jane Sperr
Besetzung

Supermarkt ist ein deutscher Action- und Kriminalfilm mit Sozialdramaelementen von Roland Klick aus dem Jahre 1973.

Handlung

Der abgerissene Heranwachsende Willi lebt im Hamburger Kiez, in der Hafengegend von St. Pauli. Er gaunert sich durch den Tag und versucht, irgendwie zu überleben. Eines Tages wird er von einer Polizeistreife ausgemacht, flieht und wird schließlich verhaftet. Nachdem er sich dem Arrest auf der Wache entzieht, taucht Willi unter. Er gerät in eine unaufhörliche Abwärtsspirale. Verschiedene Typen nutzen ihn aus und missbrauchen Willi für ihre Zwecke. Ein Zuhälter vermittelt ihn an reiche schwule Kunden, ein abgehalfterte Journalist, dessen eigenes Leben ein einziges Scheitern ist und der sich hitzige Wortgefechte mit seinem schwadronierenden Chefredakteur liefert, nimmt ihn zwar vorübergehend bei sich auf, versucht aber auch, Willi für eine chancenlose Resozialisierungsmaßnahme zu instrumentalisieren. Erst die Begegnung mit der blonden Hure Monika, der es eigentlich noch schlechter geht als ihm, wird zu einem Lichtstreif am bislang düsteren Horizont. Beide verlieben sich ineinander.

Doch eines Tages holt Willi seine Vergangenheit ein. Die eigene Hoffnungslosigkeit und seine feste Überzeugung, nie mehr aus dem Loch, in dem er sich sieht, herauszukommen, lässt ihn schließlich endgültig in die Kriminalität abgleiten. Im Affekt tötet er einen Mann und wird nun endgültig zum Gehetzten. In seiner Verzweiflung überfällt er mit einem Kumpel den Geldtransport eines Supermarktes. Schüsse fallen. Der Raubüberfall wird zu einem einzigen Fiasko, es kommt sogar zu einer Geiselnahme, und die beiden Amateurgangster fliehen mit der mitgeschleppten männlichen Geisel in einem gekaperten Auto…

Produktionsnotizen

Die Dreharbeiten fanden 1973 überwiegend im Hamburger Hafenviertel statt. Die Uraufführung erfolgte am 31. Januar 1974. Am 12. Januar 1985 wurde Supermarkt erstmals im Fernsehen (NDR) ausgestrahlt.

Die brünette Schauspielerin Eva Mattes tritt hier mit blonden Haaren auf.

Joachim von Vietinghoff war Produktionsleiter, für die Ausstattung zeichnete Georg von Kieseritzky verantwortlich.

Das Lied Celebration wurde von dem zu dieser Zeit weitgehend unbekannten Marius Müller-Westernhagen unter dem Pseudonym „Marius West“ gesungen. Dieser Erstling war 1974 ein großer Erfolg. Müller-Westernhagen war auch die Synchronstimme des Hauptdarstellers Wierzejewski.

Auszeichnungen

Roland Klick erhielt für seine Regieleistung das Filmband in Gold, Walter Kohut ein weiteres in der Kategorie 'Bester männlicher Nebendarsteller' für seine bemerkenswerte Leistung als „herrlich gemein-hilflose[r] Penner“[3] Theo.

Der Film erhielt das Prädikat 'Besonders wertvoll'.

Kritik

Das Lexikon des Internationalen Films schreibt: „Handwerklich erstaunlich routinierter Thriller von Roland Klick, der sich um geradliniges, emotionales Genrekino bemüht, das eher auf Identifikation als auf kritische Reflexion setzt - womit er sich bewußt vom deutschen Autorenfilm der siebziger Jahre abgrenzt.“[4]

Kay Wenigers Das große Personenlexikon des Films befand: „Klicks bemerkenswertester Kinofilm wurde 1973 der Krimi „Supermarkt“, wie die typischsten seiner Werke eine schonungslose (wenngleich mit reißerischen Elementen aufgepeppte) Gesellschaftsbetrachtung aus dem Loser- und Randgruppen-Milieu ohne den für diese Zeit typischen, autorenfilmüblichen Zeigefinger und sozialkritischen Ansatz.“[5]

In Buchers Enzyklopädie des Films ist zu lesen: „Die Geschichte von dem ausgeflippten Teenager und dem in der Krise befindlichen Journalisten, die beide mit dem Versuch, ihre Verhältnisse zu ändern, Schiffbruch erleiden, ist ein Stück sozialer Wirklichkeit“.[6]

Wolf Donner resümierte in der Zeit vom 8. Februar 1974: „Der Film ist erstaunlich sicher, einfach und sorgfältig gemacht, so effektiv wie effektvoll.“[7]

Unter der Überschrift „Das Unglück des Helden ist das Glück des Films“ verfasste Claudius Seidl in der FAZ am 21. März 2010 eine Neubetrachtung des Films und schrieb: „Sein Film Supermarkt aus dem Jahr 1973 ist eine Art Remake von „Außer Atem“ unter Hamburger Strichern, Kleinkriminellen, Prostituierten“ und stellte Klicks Distanz und Diskrepanz zu den berühmtesten Vertretern des Jungen Deutschen Films jener Jahre heraus: „Und wenn damals Supermarkt eine Kriegserklärung an den Jungen Deutschen Film war: dann sieht er heute so aus, als wäre er selber einer - immerhin ein ganz besonderer.“[8]

Andreas Busche schreibt zu Supermarkt: „Klicks rasantestes, rührendstes, ausweglosestes Stück Kino, ein rauer Großstadtfilm ohne Milieu-Romantik oder -Mythos, starr vor Dreck und trotzdem herzlich.“[9]

Ekkehard Knörer analysierte Supermarkt in der taz. Dort heißt es: „Was man dem Film ansieht, von der ersten Einstellung an, ist die sehr genaue Kenntnis des Milieus, von Szene-spezifischen Bewusstseinslagen und Verhaltensweisen. Willi (Charly Wierzejewski) ist von Beginn an auf der Flucht vor seiner Herkunft, vor der Polizei, auf der Suche nach einem anderen Leben, vor dem er, sobald eine Möglichkeit aufscheint, wieder davonläuft. Jost Vacanos bewegliche Kamera eilt in von Klick präzise choreografierten Szenen hinter Charly her, durch die Hinterhöfe eines schmutzigen Hamburg, durch Kaschemmen und Brachland mit brennenden Autos, bis hin zu dem Überfall auf einen Supermarkt, der sein Triumph wird und sein Ende. Der Film kommentiert nichts, denunziert seinen Helden nicht und heroisiert ihn nicht. Beschreibung wie Analyse stecken in der Beobachtung von Gesten, Fluchtbewegungen und Bildhintergründen.“[10]

Reinhart Baumgart schrieb am 22. März 1974 in der Süddeutschen Zeitung: „[E]s lohnt sich, diesen außerordentlichen Film nicht nur (etwas atemlos, sehr bewundernd) passieren zu lassen, es lohnt sich, ihn einem zweiten, dritten Blick auszusetzen. Merkwürdig schnell, fand ich, verblaßt nämlich der starke Kinoeindruck. Dem Drehbuch, so sorgfältig es auch gearbeitet ist, fehlt offenbar das Wichtigste: eine kräftige, gut gebaute Geschichte. […] Und eine Geschichte ist mehr als ein Kunststück, ist eine Stellungnahme zum Stoff. Hier in Supermarkt wird der Stoff dem Zuschauer noch wie bewußtlos hingehalten, mit einem unverhofft sentimentalen, pauschalen Achselzucken über den Zustand der Menschen, der Welt hier und jetzt. Eine andere Perspektive als auf so aschgraue Trauer kann ein so energisch taumelnder Film gar nicht öffnen. Und das ist bei so viel Aufwand von Talent und Engagement zu allgemein und zu wenig.“[11]

Einzelnachweise

  1. Georg Althammer und Jane Sperr arbeiteten am Drehbuch mit
  2. Udo Lindenberg lieferte die Background-Musik
  3. Wolf Donner in Die Zeit, vom 8. Februar 1974
  4. Klaus Brüne (Red.): Lexikon des Internationalen Films, Band 7, S. 3670. Reinbek bei Hamburg 1987
  5. Das große Personenlexikon des Films, Band 4, S. 407. Berlin 2001
  6. Buchers Enzyklopädie des Films, Verlag C. J. Bucher, Luzern und Frankfurt/M. 1977, S. 415.
  7. Supermarkt in Die Zeit
  8. Supermarkt-Wiederbetrachtung in Momente des deutschen Films (VI) in der FAZ
  9. Supermarkt in Splatting Image
  10. Supermarkt in der taz
  11. Supermarkt in der Süddeutschen Zeitung