„San Giovanni a Carbonara“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][Sichtung ausstehend]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(40 dazwischenliegende Versionen von 21 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{inuse|--[[Benutzerin:Marie Adelaide|Marie Adelaide]] ([[Benutzerin Diskussion:Marie Adelaide|Diskussion]]) 18:01, 13. Mär. 2019 (CET)}}

{{Infobox Kirche
{{Infobox Kirche
| Name = Chiesa di San Giovanni a Carbonara
| Name = Chiesa di San Giovanni a Carbonara
| ref =
| ref =
| Bild = [[Datei:S. Giovanni a Carbonara (3839697606).jpg|300px]]
| Bild = [[Datei:Iglesia de San Giovanni a Carbonara, Nápoles, Italia, 2023-03-25, DD 130.jpg|300px]]
| Breitengrad = 40.512165
| Breitengrad = 40.856013
| Längengrad = 14.153734
| Längengrad = 14.260372
| Region = IT-NA
| Region = IT-NA
| Patron = Heiliger [[Johannes der Täufer]]
| Patron = Heiliger [[Johannes der Täufer]]
Zeile 22: Zeile 20:
}}
}}


'''San Giovanni a Carbonara''' ist ein religiöser Gebäudekomplex in [[Neapel]], am Ende der Via Carbonara.<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia>Geschichte von „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara01.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''storia e architettura'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> Es handelt sich um eines der bedeutendsten Ensembles von Räumlichkeiten und Kunstwerken des [[Spätmittelalter]]s und der [[Renaissance]] in Neapel, darunter vor allem das berühmte ''Grabmonument des Königs Ladislao'', und Grabkapellen der Familien ''[[Caracciolo (Adelsgeschlecht)|Caracciolo]] del Sole'' und ''Caracciolo di Vico''.
'''San Giovanni a Carbonara''' ist ein religiöser Gebäudekomplex in [[Neapel]], am Ende der Via Carbonara.<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia>Geschichte von „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara01.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''storia e architettura'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> Es handelt sich um eines der bedeutendsten Ensembles von Räumlichkeiten und Kunstwerken des [[Spätmittelalter]]s und der [[Renaissance]] in Neapel, darunter vor allem das berühmte ''Grabmonument des Königs [[Ladislaus von Neapel|Ladislao]]'', und Grabkapellen der Familien ''[[Caracciolo (Adelsgeschlecht)|Caracciolo]] del Sole'' und ''Caracciolo di Vico''.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Bild:Napoli - Chiesa di San Giovanni a Carbonara12.jpg|mini|Das Innere von San Giovanni a Carbonara]]
[[Datei:Napoli - Chiesa di San Giovanni a Carbonara12.jpg|mini|Das Innere von San Giovanni a Carbonara]]
San Giovanni a Carbonara lag ursprünglich vor der Stadt, in einem Gebiet, wo man einst Müll verbrannte (daher der Beiname ''Carbonara''). Im Mittelalter fanden hier auch viele [[Turnier|Turniere]] statt.
San Giovanni a Carbonara lag ursprünglich vor der Stadt, in einem Gebiet, wo man einst Müll verbrannte (daher der Beiname ''Carbonara'').<ref>„San Giovanni a Carbonara“ auf [https://www.neapel-stadt.de/neapel-sehenswuerdigkeiten/neapel-kirchen/neapel-basilika-san-giovanni-carbonara.htm „www.neapel-stadt.de“], gesehen am 12. März 2019 (deutsch)</ref> Im Mittelalter fanden in dieser Gegend auch viele [[Turnier]]e statt.


Gualtiero Galeota, ein neapolitanischer Adliger aus dem Geschlechte der [[Di Capua|di Capua]], schenkte 1339 den beiden [[Mönch]]en Giovanni d’Alessandria und Dionigi di Burgo mehrere Häuser und Landstücke, auf dem diese eine Kultstätte für den Heiligen [[Johannes der Täufer|Johannes den Täufer]] errichten sollten.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri1>Kreuzgänge von „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiostri/giovanniCarbonara/giovanniCarbonara.htm „napoligrafia“], gesehen am 12. März 2019 (italienisch). Die dortigen Informationen stammen aus dem Buch von Maria Rosaria Costa: ''I chiostri di Napoli'', Newton & Compton, Rom, 1996.</ref> [[Kirche (Bauwerk)|Kirche]] und [[Kloster]] und ein kleiner [[Kreuzgang]] wurden mit Unterbrechungen ab 1343 erbaut.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri1 /><ref name=Napgraf-Carbo-1-storia />
Gualtiero Galeota, ein neapolitanischer Adliger aus dem Geschlechte der ''di Capua'', schenkte 1339 den beiden [[Mönch]]en Giovanni d’Alessandria und Dionigi di Burgo mehrere Häuser und Landstücke, auf dem diese eine Kultstätte für den Heiligen [[Johannes der Täufer|Johannes den Täufer]] errichten sollten.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri1>Kreuzgänge von „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiostri/giovanniCarbonara/giovanniCarbonara.htm „napoligrafia“], gesehen am 12. März 2019 (italienisch). Die dortigen Informationen stammen aus dem Buch von Maria Rosaria Costa: ''I chiostri di Napoli'', Newton & Compton, Rom, 1996.</ref> [[Kirche (Bauwerk)|Kirche]] und [[Kloster]] und ein kleiner [[Kreuzgang]] wurden mit Unterbrechungen ab 1343 erbaut.<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia /><ref name=Napgraf-Carbo-chiostri1 />


Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ließ König [[Ladislao]] den ganzen Komplex vergrößern und mit [[Marmor|marmor]]nen Dekorationen verschönern und erwählte die Kirche als seine Grablege.<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia /> Dabei entstand auch ein neuer und wesentlich größerer Kreuzgang, der nach ihm benannt ist ( ''Chiostro del Re Ladislao'' oder ''di Ladislao''), und wo während der Renaissance Zusammenkünfte berühmter [[Intellektueller]] und [[Humanist]]en stattfanden, darunter auch [[Giovanni Pontano]], [[Jacopo Sannazaro]] und [[Benedetto Gareth]], genannt „Chariteo“.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiostri/giovanniCarbonara/giovanniCarbonara.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Chiostro di Ladislao'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ließ König [[Ladislaus von Neapel|Ladislao]] den ganzen Komplex vergrößern und mit [[marmor]]nen Dekorationen verschönern und erwählte die Kirche als seine Grablege.<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia /> Dabei entstand auch ein neuer und wesentlich größerer Kreuzgang, der nach ihm benannt ist (''Chiostro del Re Ladislao'' oder ''di Ladislao''), und wo während der Renaissance Zusammenkünfte berühmter [[Intellektueller]] und [[Humanist]]en stattfanden, darunter auch [[Giovanni Pontano]], [[Jacopo Sannazaro]] und [[Benedetto Gareth]], genannt „Chariteo“.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiostri/giovanniCarbonara/giovanniCarbonara.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Chiostro di Ladislao'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>


Auch Ladislaos Schwester Königin [[Johanna II. (Neapel)|Johanna II.]] bevorzugte das Kloster und schenkte den Mönchen immer wieder beachtliche Summen.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Carlo VIII. suchte während eines Volksaufstandes im Kloster Zuflucht.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 />
Auch Ladislaos Schwester Königin [[Johanna II. (Neapel)|Johanna II.]] bevorzugte das Kloster und schenkte den Mönchen immer wieder beachtliche Summen.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Später suchte [[Karl VIII. (Frankreich)|Karl VIII.]] während eines Volksaufstandes im Kloster Zuflucht.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 />
[[Bild:PiantaComplessoSanGiovanniCarbonara.svg|rechts|mini|hochkant|Plan des Gebäudekomplexes von San Giovanni a Carbonara:<br /><span style=color:red>██</span>[[Chiesa della Pietatella a Carbonara]]<br /><span style=color:#F080B0>██</span>Kirche San Giovanni a Carbonara<br /><span style=color:#F0F0B0>██</span>Kreuzgänge des Klosters<br /><span style=color:#B0F0F0>██</span>ehemalige ''Caserma Garibaldi'' (Kaserne)<br /><span style=color:#502000>██</span>''Torri aragonesi'' (ehem. Stadtmauer)]]
[[Datei:PiantaComplessoSanGiovanniCarbonara.svg|rechts|mini|hochkant|Plan des Gebäudekomplexes von San Giovanni a Carbonara:<br /><span style=color:red>██</span>[[Chiesa della Pietatella a Carbonara]]<br /><span style=color:#F080B0>██</span>Kirche San Giovanni a Carbonara<br /><span style=color:#F0F0B0>██</span>Kreuzgänge des Klosters<br /><span style=color:#B0F0F0>██</span>ehemalige ''Caserma Garibaldi'' (Kaserne)<br /><span style=color:#502000>██</span>''Torri aragonesi'' (ehem. Stadtmauer)]]
Nachdem [[Sergianni Caracciolo]], der Liebhaber von Johanna II., nach seiner Ermordung (1427) in der eigens dafür errichteten Kapelle ein Grabmonument erhalten hatte, wurde San Giovanni a Carbonara auch in der Folge von verschiedenen Zweigen der Familie [[Caracciolo (Adelsgeschlecht)|Caracciolo]] gefördert. So entstand im 16. Jahrhundert die ''Cappella Caracciolo di Vico'' als [[Mausoleum]] dieses Familienzweiges (siehe unten). Während der ganze Gebäudekomplex um 1513 und 1522 restauriert wurde, stiftete Slancia Caracciolo, die Gräfin von Ailano, 1000 Dukaten für den Bau eines neuen Kreuzgangs, der wegen seiner Lage in der Nähe des Eingangspforte zum Kloster als ''Chiostro della Porteria'' bekannt ist.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri3>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiostri/giovanniCarbonara/giovanniCarbonara.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Chiostro della Porteria'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>
Nachdem [[Sergianni Caracciolo]], der Liebhaber von Johanna II., nach seiner Ermordung (1427) in der eigens dafür errichteten Kapelle ein Grabmonument erhalten hatte, wurde San Giovanni a Carbonara auch in der Folge von verschiedenen Zweigen der Familie [[Caracciolo (Adelsgeschlecht)|Caracciolo]] gefördert. So entstand im 16. Jahrhundert die ''Cappella Caracciolo di Vico'' als [[Mausoleum]] dieses Familienzweiges (siehe unten). Während der ganze Gebäudekomplex um 1513 und 1522 restauriert wurde, stiftete Slancia Caracciolo, die Gräfin von Ailano, 1000 Dukaten für den Bau eines neuen Kreuzgangs, der wegen seiner Lage in der Nähe des Eingangspforte zum Kloster als ''Chiostro della Porteria'' bezeichnet wird.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri3>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiostri/giovanniCarbonara/giovanniCarbonara.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Chiostro della Porteria'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>


1570 wurde auf Wunsch von [[Kardinal]] [[Marcello Seripando]] ein weiterer Kreuzgang (der ''Chiostro Nuovo'') errichtet,<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri4>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiostri/giovanniCarbonara/giovanniCarbonara.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Chiostro Nuovo'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> wo eine bedeutende [[Bibliothek]] untergebracht war, die bis 1729 bestand. In diesem Jahr wurden auf Befehl Kaiser Karls VI. beinahe alle [[Manuskript]]e und [[Altgriechische Sprache|griechischen]] und [[Lateinische Sprache|lateinisch]]en [[Codex|Codices]] aus dieser Bibliothek nach Wien überführt.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri4 /> Andere Teile der Bibliothek gingen während der zehnjährigen französischen Herrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts verloren, der Rest befindet sich heute in die Biblioteca Nazionale von Neapel.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri4 />
1570 wurde auf Wunsch von [[Kardinal]] [[Marcello Seripando]] ein weiterer Kreuzgang (der ''Chiostro Nuovo'') errichtet,<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri4>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiostri/giovanniCarbonara/giovanniCarbonara.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Chiostro Nuovo'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> wo eine bedeutende [[Bibliothek]] untergebracht war, die bis 1729 bestand. In diesem Jahr wurden auf Befehl Kaiser [[Karl VI. (HRR)|Karls VI.]] beinahe alle [[Manuskript]]e und [[Altgriechische Sprache|griechischen]] und [[Lateinische Sprache|lateinischen]] [[Codex|Codices]] aus dieser Bibliothek nach [[Wien]] überführt.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri4 /> Andere Teile der Bibliothek gingen während der zehnjährigen französischen Herrschaft unter [[Joachim Murat|Murat]] zu Beginn des 19. Jahrhunderts verloren, der Rest befindet sich heute in die Biblioteca Nazionale von Neapel.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri4 />


Nach dem verheerenden Erdbeben von 1688 mussten die Gebäude restauriert werden und die Mönche entschieden, im Kloster ein [[Noviziat]] und ein [[Internat]] einzurichten.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Dieses wurde von den Söhnen einiger der einflussreichsten Adelsfamilien von Neapel frequentiert und war ein bedeutendes Zentrum des Humanismus und der Wissenschaften.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Im 18. Jahrhundert wurde außerdem eine Schule für die Dienerschaft der Adligen gegründet, die auch eine eigene Kapelle erhielten.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 />
Nach dem verheerenden [[Erdbeben]] von 1688 mussten die Gebäude restauriert werden und die Mönche entschieden, im Kloster ein [[Noviziat]] und ein [[Internat]] einzurichten.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Dieses wurde von den Söhnen einiger der einflussreichsten Adelsfamilien von Neapel frequentiert und war ein bedeutendes Zentrum des [[Humanismus]] und der Wissenschaften.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Im 18. Jahrhundert wurde außerdem eine Schule für die Dienerschaft der Adligen gegründet, die auch eine eigene Kapelle erhielten.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 />


Zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete Ferdinando Sanfelice die monumentale Treppenanlage vor der Kirche und die darunterliegende Kirche Santa Maria Consolatrice degli Afflitti.<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia />
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete [[Ferdinando Sanfelice]] die monumentale Treppenanlage vor der Kirche und die darunterliegende Kirche Santa Maria Consolatrice degli Afflitti.<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia />


Das Kloster wurde im 19. Jahrhundert wie viele andere aufgehoben und in eine Kaserne umgewandelt.<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia /> 1856 wurde eine Restaurierung durch Federico Torvagnini vorgenommen.<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia />
Das Kloster wurde im 19. Jahrhundert wie viele andere aufgehoben und in eine [[Kaserne]] umgewandelt<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia /> – die sogenannte Caserma Garibaldi. 1856 wurde die Kirche durch Federico Torvagnini [[Restaurierung|restauriert]].<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia />


Im zweiten Weltkrieg wurde der Gebäudekomplex durch die Bombardierungen von 1943 stark beschädigt.<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia /> Nach dem Krieg fand eine weitere Restaurierung statt.
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde der Gebäudekomplex durch die [[Bombardierung]]en von 1943 stark beschädigt<ref name=Napgraf-Carbo-1-storia /> und musste nach dem Krieg wieder restauriert werden.


== Das Äußere ==
== Das Äußere ==
[[Datei:Carbonara esterno 01.JPG|mini|links|Seitenfassade mit Eingangsportal von San Giovanni a Carbonara]]
Es handelt sich um einen relativ verschachtelten Komplex verschiedener Kirchen, Kapellen und Innenhöfe.
Es handelt sich um einen relativ verschachtelten Komplex verschiedener Kirchen, Kapellen und Innenhöfe.
[[Bild:Carbonara esterno 01.JPG|mini|links|Seitenfassade mit Eingangsportal von San Giovanni a Carbonara]]


Man steigt zur Kirche über die von Ferdinando Sanfelice 1707-08 erbaute doppelläufige Treppenanlage aus Piperno hinauf.<ref name=Napgraf-Carbo-1-esterno>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara01.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''L'esterno'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> Links unten vor der Treppe steht die ''Chiesa della Pietatella a Carbonara''. Zwischen den Treppenläufen am Fuß der eigentlichen Kirche liegt der Eingang zu einer weiteren kleinen Kirche (oder Kapelle) aus dem 18. Jahrhundert: der ''Chiesa della Consolazione a Carbonara'', in der man eine Statue von ''Johannes dem Täufer'' von [[Annibale Caccavello]] sehen kann; der Hauptaltar von [[Giuseppe Sanmartino]] befand sich ursprünglich in der darüberliegenden Kirche San Giovanni.<ref name=Napgraf-Carbo-1-esterno />
Man steigt zur Kirche über die von Ferdinando Sanfelice 1707–08 erbaute doppelläufige Treppenanlage aus [[Magmatisches Gestein|Piperno]] hinauf.<ref name=Napgraf-Carbo-1-esterno>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara01.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''L’esterno'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> Links unten vor der Treppe steht die ''Chiesa della Pietatella a Carbonara''. Zwischen den Treppenläufen am Fuß der eigentlichen Kirche liegt der Eingang zu einer weiteren kleinen Kirche (oder Kapelle) aus dem 18. Jahrhundert: der ''Chiesa della Consolazione a Carbonara'', in der man eine Statue von ''Johannes dem Täufer'' von [[Annibale Caccavello]] sehen kann; der Hauptaltar von [[Giuseppe Sanmartino]] befand sich ursprünglich in der darüberliegenden Kirche San Giovanni.<ref name=Napgraf-Carbo-1-esterno />


Die oberhalb der Treppe sichtbare repräsentative Fassade ist eigentlich der Eingang zur ''Cappella di Santa Monica'' (siehe unten), die rechts vom Chorraum von San Giovanni liegt. Um zur eigentlichen Kirche zu gelangen, muss man sich nach links wenden und durch ein [[Portal (Architektur)|Portal]] in den dahinterliegenden [[Innenhof]] gehen: Hier befindet sich die Seitenfassade mit dem Eingang von San Giovanni. Das Gebäude ganz links ist die ''Cappella Seripando''.<ref name=Napgraf-Carbo-1-esterno />
Die oberhalb der Treppe sichtbare repräsentative Fassade ist eigentlich der Eingang zur ''Cappella di Santa Monica'' (siehe unten), die rechts vom Chorraum von San Giovanni liegt. Um zur eigentlichen Kirche zu gelangen, muss man sich nach links wenden und durch ein [[Portal (Architektur)|Portal]] in den dahinterliegenden [[Innenhof]] gehen: Hier befindet sich die Seitenfassade mit dem Eingang von San Giovanni. Das Gebäude ganz links ist die ''Cappella Seripando''.<ref name=Napgraf-Carbo-1-esterno />


Die Fassade zu San Giovanni wird durch das [[Gotik|gotische]] Portal geprägt, das seit Jahrhunderten den einzigen Zugang zur Kirche bildet. An dessen Pfeilern um den Bogen sind acht Wappen der Anjou angebracht und die Sonne (''sole'') als Symbol der Adelsfamilie Caracciolo del Sole.<ref name=Napgraf-Carbo-1-esterno />. Die [[Lünette (bildende Kunst)|Lünette]] über dem Portal wurde vermutlich von [[Leonardo da Besozzo]] freskiert.<ref name=Napgraf-Carbo-1-esterno />
Die Fassade zu San Giovanni wird durch ein [[Gotik|gotisches]] Portal geprägt, das seit Jahrhunderten den einzigen Zugang zur Kirche bildet. An dessen Pfeilern um den Bogen sind acht [[Wappen]] der Anjou angebracht und die [[Sonne (Heraldik)|Sonne]] (''sole'') als Symbol der Adelsfamilie Caracciolo del Sole.<ref name=Napgraf-Carbo-1-esterno /> Die [[Lünette (Bildende Kunst)|Lünette]] über dem Portal wurde vermutlich von [[Leonardo da Besozzo]] freskiert.<ref name=Napgraf-Carbo-1-esterno />


== Das Innere ==
== Das Innere ==

=== Plan ===
=== Plan ===
{| align="left"
{| align="left"
Zeile 70: Zeile 67:
#die Kirche San Giovanni a Carbonara
#die Kirche San Giovanni a Carbonara
#Altarbild ''Verkündigung''
#Altarbild ''Verkündigung''
#''Grabmal für Antonio Galeazzo d'Itri''
#''Grabmal für Antonio Galeazzo d’Itri''
#''Cappella d'Eboli di Castropignano''
#''Cappella d’Eboli di Castropignano''
#''Altare della Purificazione''
#''Altare della Purificazione''
#''Cappella Somma''
#''Cappella Somma''
Zeile 90: Zeile 87:
#''Cappella Argento''
#''Cappella Argento''
#''Altare Recco''
#''Altare Recco''
| [[Bild:PiantaComplessoCarbonaraNapoli.svg|rechts|250x250px|Plan des Komplexes von San Giovanni a Carbonara]]
| [[Datei:PiantaComplessoCarbonaraNapoli.svg|rechts|250x250px|Plan des Komplexes von San Giovanni a Carbonara]]
|}
|}
|}
|}
{{Absatz}}
{{Absatz}}


Der Grundriss von San Giovanni entspricht einem lateinischen Kreuz, mit einem einzigen rechteckigen Kirchenschiff und mehreren unregelmäßig verteilten Seitenkapellen. Der Raum ist von einem hölzernen Dachstuhl bedeckt (''soffitto a capriate'').<ref name=Napgraf-Carbo-2-storia>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''storia e architettura'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>
Der Grundriss von San Giovanni entspricht einem [[Lateinisches Kreuz|lateinischen Kreuz]], mit einem einzigen [[rechteck]]igen Kirchenschiff und mehreren unregelmäßig verteilten [[Kapelle (Kirchenbau)|Seitenkapellen]]. Der Raum ist von einem hölzernen [[Dachstuhl]] bedeckt (''soffitto a capriate'').<ref name=Napgraf-Carbo-2-storia>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''storia e architettura'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>
[[Datei:Napoli - Chiesa di San Giovanni a Carbonara11.jpg|mini|hochkant|rechts|Der ''Altare Miroballo'' (15. Jahrhundert)]]
Der Zugang zur Kirche erfolgt durch ein Portal der rechten Seitenwand. Genau gegenüber dem Eingang an der linken Wand des [[Kirchenschiff]]s befindet sich der große ''Altar Miroballo'' (auch ''Cappella Miroballo'' genannt), der zum Teil noch Reste einer [[Vergoldung]] aufweist. Er ist (wie die ganze Kirche) Johannes dem Täufer gewidmet und gilt als Werk von [[Tommaso Malvito]] oder [[Jacopo della Pila]].<ref name=Napgraf-Carbo-2-capMiroballo>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Cappella Miroballo'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> Neben mehreren Figuren von [[Kirchenväter]]n finden sich im untersten Bereich auch weibliche [[Allegorie|allegorische]] Figuren wie die ''[[Mäßigung]]'' und die ''[[Stärke]]''. Darüber im halbkreisförmigen Bogen ein [[Relief]] mit einer thronenden ''[[Gottesgebärerin|Madonna mit Kind]] mit den Heiligen Johannes der Täufer und [[Johannes der Evangelist]] und den Stiftern Troiano Miroballo und seiner Frau''.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capMiroballo /> Oben in einem [[Tondo]] sieht man den ''segnenden [[Jesus Christus|Christus]]'' und darüber den ''[[Erzengel Michael]]''.


Links davon, vor einer Nische mit [[Fresko|Fresken]] aus dem ''Leben des Hl. Nikolaus von Tolentino'', befindet sich das ''Grabmal des Antonio Miroballo'' von [[Lorenzo Vaccaro]].<ref name=Napgraf-Carbo-2-capMiroballo />
[[Bild:Napoli - Chiesa di San Giovanni a Carbonara11.jpg|mini|hochkant|rechts|Der ''Altare Miroballo'' (15. Jahrhundert)]]
[[Datei:Cappella Di Somma 2012.jpg|mini|links|Die ''Cappella di Somma'' (1557–66)]]

Der Zugang zur Kirche erfolgt durch ein Portal der rechten Seitenwand. Genau gegenüber des Eingangs an der linken Wand des [[Kirchenschiff]]s befindet sich der große ''Altar Miroballo'' (auch ''Cappella Miroballo'' genannt), der zum Teil noch Reste einer [[Vergoldung]] aufweist. Er ist Johannes dem Täufer gewidmet und gilt als Werk von [[Tommaso Malvito]] oder [[Jacopo della Pila]].<ref name=Napgraf-Carbo-2-capMiroballo>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Cappella Miroballo'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> Neben mehreren Figuren von [[Kirchenväter]]n finden sich im untersten Bereich auch weibliche [[Allegorie|allegorisch]]e Figuren wie die ''[[Mäßigung]]'' und die ''[[Stärke]]''. Darüber im halbkreisförmigen Bogen ein [[Relief]] mit einer thronenden ''Madonna mit Kind mit den Heiligen Johannes der Täufer und [[Johannes der Evangelist]] und den Stiftern Troiano Miroballo und seiner Frau''.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capMiroballo /> Oben in einem Tondo sieht man den ''segnenden Christus'' und darüber den ''[[Erzengel Michael]]''.

Links davon, vor einer Nische mit Fresken aus dem ''Leben des Hl. Nikolaus von Tolentino'' befindet sich das ''Grabmal des Antonio Miroballo'' von Lorenzo Vaccaro.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capMiroballo />

[[Bild:Cappella Di Somma 2012.jpg|mini|links|Die ''Cappella di Somma'' (1557-66)]]
Ganz links am hinteren Ende der Kirche (ehemals der Haupteingang), ist der Eingang zur prächtigen ''Cappella di Somma'', die von 1557 bis 1566 von [[Annibale Caccavello]] und [[Giovan Domenico D’Auria]] geschaffen wurde.<ref name=Napgraf-Carbo-2-storia /> Ihre Wände und Gewölbe sind komplett mit Fresken und mit Dekorationen aus weißem Marmor geschmückt.
Ganz links am hinteren Ende der Kirche (ehemals der Haupteingang), ist der Eingang zur prächtigen ''Cappella di Somma'', die von 1557 bis 1566 von [[Annibale Caccavello]] und [[Giovan Domenico D’Auria]] geschaffen wurde.<ref name=Napgraf-Carbo-2-storia /> Ihre Wände und Gewölbe sind komplett mit Fresken und mit Dekorationen aus weißem Marmor geschmückt.


Rechts und links vom Eingang der ''Cappella di Somma'' befinden sich zwei Altäre: der Altar der Reinigung (''della Purificazione'') und der Altar der ''Madonna del Carmine'' (''Altare del Carmine'').
Rechts und links vom Eingang der ''Cappella di Somma'' befinden sich zwei Altäre: der Altar der Reinigung (''della Purificazione'') und der Altar der ''Madonna del [[Karmeliten|Carmine]]'' (''Altare del Carmine''). In der Nähe steht eine weitere ''Madonna mit Kind'' von [[Michelangelo Naccherino]] von 1601, und das ''Grabmal von Biagio Marsicano'' von der Hand des Annibale Caccavello (1565–1567).<ref name=Napgraf-Carbo-2-storia />
In der Nähe steht eine weitere ''Madonna mit Kind'' von [[Michelangelo Naccherino]] von 1601, und das ''Grabmal von Biagio Marsicano'' von der Hand des Annibale Caccavello (1565-1567).<ref name=Napgraf-Carbo-2-storia />


Rechts vom ''Altar Miroballo'' sieht man einen marmornen Altar mit einem prächtigen Altarbild einer ''[[Rosenkranz]]madonna''.
Rechts vom ''Altar Miroballo'' sieht man einen marmornen Altar mit einem prächtigen Altarbild einer ''[[Rosenkranz]]madonna''.


Im Kirchenschiff befinden sich außerdem der Altar der ''Madonna delle Grazie'' (Gnadenmadonna) und eine Skulptur einer ''Madonna mit Kind'' – beides Werke von Michelangelo Naccherino aus dem Jahr 1578.<ref name=Napgraf-Carbo2storia>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''storia e architettura'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>
Im Kirchenschiff befinden sich außerdem der Altar der ''Madonna delle Grazie'' (Gnadenmadonna) und eine Skulptur einer ''Madonna mit Kind'' – beides wiederum Werke von Michelangelo Naccherino aus dem Jahr 1578.<ref name="Napgraf-Carbo-2-storia"/>
In der alten [[Sakristei]] hingen einst 18 Bilder von [[Giorgio Vasari]].<ref name=Napgraf-Carbo2storia />


In der alten [[Sakristei]] hingen einst 18 Bilder von [[Giorgio Vasari]].<ref name="Napgraf-Carbo-2-storia"/>
Der Triumphbogen zum Chorraum wird links und rechts von zwei Skulpturen flankiert, die ''Johannes den Täufer'' und den ''Heiligen Augustinus'' darstellen.


Der [[Triumphbogen (Kirchenbau)|Triumphbogen]] zum [[Chor (Architektur)|Chorraum]] wird links und rechts von zwei Skulpturen flankiert, die ''Johannes den Täufer'' und den ''Heiligen Augustinus'' darstellen.
In der [[Apsis]] hinter dem [[Hauptaltar]] erhebt sich das berühmte ''Grabmonument von König Ladislao''.<ref name=Napgraf-Carbo2storia /> Im [[Chorraum]] rechts eine ''Kreuzigung'' von Giorgio Vasari; links der Eingang zur ''Cappella Carracciolo di Vico'' (siehe unten).


In der [[Apsis]] hinter dem [[Hauptaltar]] erhebt sich das berühmte ''Grabmonument von König Ladislao''.<ref name="Napgraf-Carbo-2-storia"/> Im Chorraum rechts eine ''Kreuzigung'' von Giorgio Vasari; links der Eingang zur ''Cappella Carracciolo di Vico'' (siehe unten).
=== Grabmonument von König Ladislao ===
[[Bild:Napoli - Chiesa di San Giovanni a Carbonara9.jpg|mini|hochkant|Das ''Grabmonument von König Ladislao'', 1414-1428]]
Das ''Grabmonument von König Ladislao'' entstand im Auftrag seiner Schwester [[Johanna II. (Neapel)|Johanna II.]] von Anjou. Es wurde in seinem Todesjahr 1414 begonnen und 1428 vollendet,<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Monumento funebre di Re Ladislao'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> und wird meistens Andrea da Firenze zugeschrieben, könnte jedoch auch ein Gemeinschaftswerk diverser [[Toskana|toskanischer]] und [[Lombardei|lombardischer]] Bildhauer sein.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao /> Der architektonische Rahmen ist im großen Ganzen noch von gotischen Formen geprägt, obwohl einzelne Elemente, wie der breit halbkreisförmige Bogen in der Mitte bereits auf die Frührenaissance verweisen.


=== Grabmonument von König Ladislao ===
Der Hauptcorpus des Monumentes ruht auf vier allegorischen [[Karyatide|Karyatiden]], welche die Tugenden der [[Mäßigung]] (''Temperanza''), der [[Stärke]] (''Fortezza''), der [[Vorsicht]] (''Prudenza'') und der [[Großmut]] (''Magnanimità'') verkörpern.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao /> Zwischen den beiden mittleren Figuren liegt der Eingang zur ''Cappella Caracciolo del Sole''.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao />
[[Datei:Napoli - Chiesa di San Giovanni a Carbonara9.jpg|mini|hochkant|Das ''Grabmonument von König Ladislao'', 1414–1428]]
Das ''Grabmonument von König Ladislao'' entstand im Auftrag seiner Schwester [[Johanna II. (Neapel)|Johanna II.]] von [[Jüngeres Haus Anjou|Anjou]]. Es wurde in seinem Todesjahr 1414 begonnen und 1428 vollendet<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Monumento funebre di Re Ladislao'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> und wird meistens [[Andrea da Firenze]] zugeschrieben, könnte jedoch auch ein Gemeinschaftswerk diverser [[Toskana|toskanischer]] und [[Lombardei|lombardischer]] Bildhauer sein.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao /> Der architektonische Rahmen ist im großen Ganzen noch von gotischen Formen geprägt, obwohl einzelne Elemente, wie der breite halbkreisförmige Bogen in der Mitte bereits auf die Frührenaissance verweisen.


Der Hauptcorpus des Monumentes ruht auf vier [[Allegorie|allegorischen]] [[Karyatide]]n, welche die [[Tugend]]en der [[Mäßigung]] (''Temperanza''), [[Stärke]] (''Fortezza''), [[Vorsicht]] (''Prudenza'') und der [[Großmut]] (''Magnanimità'') verkörpern.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao /> Zwischen den beiden mittleren Figuren liegt der Eingang zur ''Cappella Caracciolo del Sole''.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao />
In der Nische der darüberliegenden Etage sind sechs Sitzfiguren postiert, in der Mitte unter dem Rundbogen die thronenden Souveräne (und Geschwister) Ladislao und Johanna, umgeben von vier kleineren Skulpturen, die wiederum die Tugenden der Nächstenliebe (''Carità''), Glaube (''Fede''), Hoffnung (''Speranza'') und Wertschätzung (''Valore'') darstellen.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao />
Darüber befindet sich der ''Sarkophag Ladislaos'', der mit kleinen Skulpturen verziert ist, die Ladislao selber und Johanna darstellen, sowie Carlo III. und Margherita. Auf dem Sarkophag die Liegefigur des Verstorbenen mit einem segnenden Bischof dahinter.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao />
Im Tympanon darüber sieht man eine ''Madonna mit Kind'' zwischen den Heiligen ''Johannes der Täufer'' und ''Augustinus''. Ganz oben befindet sich als Bekrönung die ''Reiterstatue des Königs Ladislao'', der sieghaft sein Schwert in die Höhe streckt – vermutlich eine symbolische Anspielung auf den heiligen Georg oder auf den Erzengel Michael, die ganz ähnlich dargestellt wurden (Michael z.B. am ''Altar Miroballo'').<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao />


In der Nische der darüberliegenden Etage sind sechs Sitzfiguren postiert, in der Mitte unter dem Rundbogen die thronenden Souveräne (und Geschwister) Ladislao und Johanna, umgeben von vier kleineren Skulpturen, die wiederum die Tugenden der [[Nächstenliebe]] (''Carità''), [[Glaube (Religion)|Glaube]] (''Fede''), [[Hoffnung]] (''Speranza'') und [[Wertschätzung]] (''Valore'') darstellen.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao /> Darüber befindet sich der ''[[Sarkophag]] Ladislaos'', der mit kleinen Skulpturen verziert ist, die Ladislao selber und Johanna darstellen, sowie Carlo III. und Margherita. Auf dem Sarkophag die Liegefigur des Verstorbenen mit einem segnenden Bischof dahinter.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao /> Im [[Tympanon (Architektur)|Tympanon]] darüber sieht man eine ''Madonna mit Kind'' zwischen den Heiligen ''Johannes der Täufer'' und ''Augustinus''. Ganz oben befindet sich als Bekrönung die ''Reiterstatue des Königs Ladislao'', der sieghaft sein Schwert in die Höhe streckt – vermutlich eine symbolische Anspielung auf den heiligen [[Georg (Heiliger)|Georg]] oder auf den Erzengel [[Michael (Erzengel)|Michael]], die ganz ähnlich dargestellt wurden (Michael z.&nbsp;B. am ''Altar Miroballo'').<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao />
Die stützenden Pfeiler des Monumentes sind mit sechzehn Statuetten von Aposteln, Propheten und Königen dekoriert, während auf den gotischen Wimpergen und an einigen anderen Stellen die königlichen Wappen abgebildet sind.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao />


Die stützenden [[Pfeiler]] des Monumentes sind mit sechzehn Statuetten von [[Apostel]]n, [[Propheten des Alten Testaments|Propheten]] und Königen dekoriert, während auf den gotischen [[Wimperg]]en und an einigen anderen Stellen die königlichen Wappen abgebildet sind.<ref name=Napgraf-Carbo-2-Ladislao />
=== Cappella Carracciolo del Sole ===
[[Bild:Napoli - Chiesa di San Giovanni a Carbonara6.jpg|mini|Fresken an der Eingangswand der Kapelle mit der ''Marienkrönung'' von [[Leonardo da Besozzo]] (nach 1438)]]
[[Bild:Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0038b (23696581200).jpg|mini|Die ''Cappella Carracciolo del Sole'' mit dem Grabmal des Sergianni Caracciolo (1441)]]


=== Cappella Caracciolo del Sole ===
Wenn man durch die mittleren Karyatiden des Grabmonuments für König Ladislaus hindurchgeht, erreicht man die kreisrunde ''Cappella Carracciolo del Sole''. Ihr Fußboden ist mit wertvollen [[Maiolica]]-Fliesen aus dem 15. Jahrhundert belegt, auf denen neben den immer wieder auftauchenden [[Löwe (Wappentier)|Wappenlöwen]] und [[Sonne (Heraldik)|Sonne]]n mit wellenförmigen Strahlen - den [[Emblem]]en der Familie Caracciolo del Sole - verschiedene Tiere, pflanzliche Motive und zeitgenössische menschliche Figuren zu sehen sind.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole>Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Cappella Carraciolo del Sole'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>
[[Datei:Napoli - Chiesa di San Giovanni a Carbonara6.jpg|mini|Fresken an der Eingangswand der Kapelle mit der ''Marienkrönung'' von [[Leonardo da Besozzo]] (nach 1438)]]
[[Datei:Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0038b (23696581200).jpg|mini|Die ''Cappella Carracciolo del Sole'' mit dem Grabmal des Sergianni Caracciolo (1441)]]
{{Hauptartikel|Cappella Caracciolo del Sole}}
Wenn man durch die mittleren Karyatiden des Grabmonuments für König Ladislaus hindurchgeht, erreicht man die kreisrunde ''Cappella Caracciolo del Sole''. Ihr Fußboden ist mit wertvollen [[Majolika]]-Fliesen aus dem 15. Jahrhundert belegt, auf denen neben den immer wieder auftauchenden [[Löwe (Wappentier)|Wappenlöwen]] und [[Sonne (Heraldik)|Sonnen]] mit wellenförmigen Strahlen den [[Symbol|Emblemen]] der Familie Caracciolo del Sole verschiedene Tiere, pflanzliche Motive und zeitgenössische menschliche Figuren zu sehen sind.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole>Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Cappella Caracciolo del Sole'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>


Die Wände wurden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts komplett mit [[Fresko|Fresken]] bemalt, im unteren Register ein Zyklus über ''das Leben der Eremiten'' von [[Perinetto da Benevento]], und oben ein ''[[Marienleben|Marienzyklus]]'' von dem aus [[Mailand]] stammenden [[Leonardo da Besozzo]].<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole /> Über dem Eingang befinden sich die ''Präsentation der Maria im Tempel'' und der ''Tod der Maria'' von Perinetto, und mehrere Malereien von [[Antonio da Fabriano]], der hier die ''Geburt Mariä'', ''die 'Verkündigung'' und verschiedenen ''Heilige'' darstellte.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole />
Die Wände wurden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts komplett mit [[Fresko|Fresken]] bemalt, im unteren [[Register (Kunst)|Register]] ein Zyklus über ''das Leben der Augustinereremiten'' von [[Perinetto da Benevento]], und oben ein ''[[Marienleben|Marienzyklus]]'' von dem aus [[Mailand]] stammenden [[Leonardo da Besozzo]].<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole /> Über dem Eingang befinden sich die ''Präsentation der Maria im Tempel'' und der ''Tod der Maria'' von Perinetto, und mehrere Malereien von [[Antonio da Fabriano]], der hier die ''Geburt Mariä'', ''die [[Verkündigung des Herrn|Verkündigung]]'' und verschiedenen ''Heilige'' darstellte.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole />


In der Kapelle befindet sich außerdem das Grabmal des Sergianni Caracciolo, [[Seneschall|Großseneschall]] (''Gran Siniscalco'') des Reiches und Liebhaber der Königin Johanna II., der 1427 ermordet wurde.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole /> Es wurde vermutlich vom Bruder des Verstorbenen in Auftrag gegeben und 1441 von [[Andrea da Firenze]] und einem lombardischen Bildhauer ausgeführt.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole /> Der von drei Kriegern getragene [[Sarkophag]] ist mit einem [[Relief]] versehen, auf dem zwei elegante Engel einen Kranz und das Familienwappen mit einem Löwen halten.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole /> Neben verschiedenen anderen Skulpturen – darunter einer Madonna mit Kind – , steht oben zwischen zwei Löwen das Standbild des Verstorbenen Sergianni. Die Inschrift darunter wurde von dem [[Presbyter]], [[Humanist]]en und [[Philosoph]]en [[Lorenzo Valla]] verfasst.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole />
In der Kapelle befindet sich außerdem das ''Grabmal des Sergianni Caracciolo'', [[Seneschall|Großseneschall]] (''Gran Siniscalco'') des Reiches und Liebhaber der Königin Johanna II., der 1427 ermordet wurde.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole /> Es wurde vermutlich vom Bruder des Verstorbenen in Auftrag gegeben und 1441 von [[Andrea da Firenze]] und einem lombardischen Bildhauer ausgeführt.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole /> Der von drei Kriegern getragene [[Sarkophag]] ist mit einem [[Relief]] versehen, auf dem zwei elegante Engel einen Kranz und das Familienwappen mit einem Löwen halten.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole /> Neben verschiedenen anderen Skulpturen – darunter einer Madonna mit Kind –, steht oben zwischen zwei Löwen das Standbild des Verstorbenen Sergianni. Die Inschrift darunter wurde von dem [[Presbyter]], [[Humanist]]en und [[Philosoph]]en [[Lorenzo Valla]] verfasst.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capSole />


<gallery mode="packed" heights="120px" widths="120px" caption="Fresken der Cappella Caracciolo del Sole (Auswahl)">
<gallery mode="packed" heights="120px" widths="120px" caption="Fresken der Cappella Caracciolo del Sole (Auswahl)">
File:8b. Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0009b (23992700605).jpg|thumb|Leonardo da Besozzo: ''Geburt Mariens''
8b. Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0009b (23992700605).jpg|Leonardo da Besozzo: ''Geburt Mariens''
File:2b. Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0028 (23624852139).jpg|Leonardo da Besozzo: ''[[Darstellung Mariens im Tempel]]''
2b. Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0028 (23624852139).jpg|Leonardo da Besozzo: ''[[Darstellung Mariens im Tempel]]''
File:8c. Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0010 (23364455794).jpg|Leonardo da Besozzo: ''[[Verkündigung Mariens]]''
8c. Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0010 (23364455794).jpg|Leonardo da Besozzo: ''[[Verkündigung Mariens]]''
File:2c. Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0029 (23910224431).jpg|Leonardo da Besozzo: ''Tod der Jungfrau Maria''
2c. Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0029 (23910224431).jpg|Leonardo da Besozzo: ''Tod der Jungfrau Maria''
File:8a. Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0008 (23697102600).jpg|Perinetto da Benevento: ''Leben der Augustiner-Eremiten'' (15. Jahrhundert)
8a. Chiesa di San Giovanni a Carbonara. 0008 (23697102600).jpg|Perinetto da Benevento: ''Leben der Augustiner-Eremiten'' (15. Jahrhundert)
</gallery>
</gallery>


=== Cappella Carracciolo di Vico ===
=== Cappella Carracciolo di Vico ===
[[Bild:AltareEpifaniaCappellaVico.jpg|mini|Die ''Cappella Carracciolo di Vico'' mit dem [[Epiphanias]]altar und den Statuen von ''Marcello Caracciolo'' von [[Girolamo D'Auria]] (links; 1573) und ''Carlo Maria Caracciolo'' von [[Ercole Ferrata]] (rechts; 1641)]]
[[Datei:AltareEpifaniaCappellaVico.jpg|mini|Die ''Cappella Carracciolo di Vico'' mit dem [[Epiphanias]]altar und den Statuen von ''Marcello Caracciolo'' von [[Girolamo D’Auria]] (links; 1573) und ''Carlo Maria Caracciolo'' von [[Ercole Ferrata]] (rechts; 1641)]]


Die ''Cappella Carracciolo di Vico'' befindet sich links vom [[Chorraum|Presbyterium]]. Sie ist ein typisches und repräsentatives Werk der Renaissance und wurde nach 17 Jahren Arbeit im Jahr 1516 fertiggestellt. Die Marmordekorationen wurden von einem Architekten aus der Schule des [[Bramante]] entworfen; ihre Ausführung wird [[Giovanni Tommaso Malvito]] zugeschrieben. <ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Cappella Carracciolo di Vico'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>
Die ''Cappella Carracciolo di Vico'' befindet sich links vom [[Chorraum|Presbyterium]]. Sie ist ein typisches und repräsentatives Werk der Hochrenaissance und wurde nach 17 Jahren Arbeit im Jahr 1516 fertiggestellt. Die Marmordekorationen wurden von einem Architekten aus der Schule des [[Bramante]] entworfen; ihre Ausführung wird [[Giovanni Tommaso Malvito]] zugeschrieben.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico>„San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara02.htm „napoligrafia“], Unterpunkt: ''Cappella Carracciolo di Vico'', gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref>


Auch diese Kapelle ist eine Rotunde mit einer [[Kassettendecke|kassettierten]] [[Kuppel]] und einem mehrfarbigen Marmorboden mit [[geometrisch]]em Dekor. Die einzigen Lichtquellen befinden sich oben in der Kuppel und im [[Tambour (Architektur)|Tambour]], der mit [[Apostel]]figuren geschmückt ist, darunter auch der ''Hl. [[Petrus (Apostel)|Petrus]]'' von [[Giovanni da Nola]] (1540).<ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico /> Die Wände werden durch dorische Säulen gegliedert, zwischen denen sich Nischen mit Statuen der Heiligen Paulus, Andreas und Johannes öffnen.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico /> Der marmorne Altar ist ein Werk der spanischen Bildhauer Diego de Siloe und Bartolomè Ordonez, in einer Nische stand einst ein ''Johannes dem Täufer'' von Girolamo Santacroce.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico /> Die beiden ebenerdigen Statuen vor den Nischen stellen ''Carlo Maria'' (1643) und ''Marcello Caracciolo'' (1573) dar, und wurden von Ercole Ferrata und Girolamo D’Auria geschaffen.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico />
Auch diese Kapelle ist eine [[Rotunde]] mit einer [[Kassettendecke|kassettierten]] [[Kuppel]] und einem mehrfarbigen Marmorboden mit [[geometrisch]]em Dekor. Die einzigen Lichtquellen befinden sich oben in der Kuppel und im [[Tambour (Architektur)|Tambour]], der mit [[Apostel]]figuren geschmückt ist, darunter auch der ''Hl. [[Petrus (Apostel)|Petrus]]'' von [[Giovanni da Nola]] (1540).<ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico /> Die Wände werden durch [[Dorische Ordnung|dorische]] Säulen gegliedert, zwischen denen sich Nischen mit Statuen der Heiligen Paulus, Andreas und Johannes öffnen.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico /> Der marmorne Altar ist ein Werk der spanischen Bildhauer [[Diego de Siloé]] und [[Bartolomé Ordóñez]], in einer heute leeren Nische stand einst eine Statue ''Johannes der Täufer'' von [[Girolamo Santacroce]].<ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico /> Die beiden ebenerdigen Statuen vor den Nischen stellen ''Carlo Maria'' (1643) und ''Marcello Caracciolo'' (1573) dar, und wurden von [[Ercole Ferrata]] und [[Girolamo D’Auria]] geschaffen.<ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico />


Vor den beiden marmorverkleideten Nischen neben dem Eingang befinden sich zwei Büsten: ''Lucio Caracciolo'' aus der Werkstatt von Giuseppe Sanmartino, und ''Carlo Andrea Caracciolo'' von Giuliano Finelli (1643).
Vor den beiden marmorverkleideten Nischen neben dem Eingang befinden sich zwei Büsten: ''Lucio Caracciolo'' aus der Werkstatt von [[Giuseppe Sanmartino]], und ''Carlo Andrea Caracciolo'' von [[Giuliano Finelli]] (1643).


Die beiden großen ''Grabmäler von Galeazzo Carracciolo'' und ''von 'Nicolantonio Carraciolo'' sind Werke von Giovanni Domenico D’Auria und Annibale Caccavello (1557). <ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico />
Die beiden großen ''Grabmäler von Galeazzo Carracciolo'' und ''von Nicolantonio Carraciolo'' sind Werke von [[Giovanni Domenico D’Auria]] und [[Annibale Caccavello]] (1557).<ref name=Napgraf-Carbo-2-capVico />


<gallery mode="" heights="120px" widths="120px" caption="">
<gallery mode="" heights="120px" widths="120px" caption="">
Bild:Cappella Caracciolo di Vico. 0021 (23912399239).jpg|mini|Eingang der ''Cappella Caracciolo di Vico'']]
Cappella Caracciolo di Vico. 0021 (23912399239).jpg|Eingang der ''Cappella Caracciolo di Vico''
Bild:Napoli - Chiesa di San Giovanni a Carbonara17.jpg|mini|''Grabmal von Galeazzo Carracciolo'' (1573)
Napoli - Chiesa di San Giovanni a Carbonara17.jpg|''Grabmal von Galeazzo Carracciolo'' (1573)
Bild:PavimentoMarmoCappellaVico.jpg|mini|Marmorboden der Kapelle
PavimentoMarmoCappellaVico.jpg|Marmorboden der Kapelle
Bild:Cappella Caracciolo di Vico. 0013 (23653545713).jpg|mini|''Grabmal des Nicolantonio Caracciolo'' von Annibale Caccavello und Girolamo D'Auria (1573)
Cappella Caracciolo di Vico. 0013 (23653545713).jpg|''Grabmal des Nicolantonio Caracciolo'' von Annibale Caccavello und Girolamo D’Auria (1573)
Bild:Caracciolo di Vico 01.JPG|mini|Blick in die Kuppel
Caracciolo di Vico 01.JPG|Blick in die Kuppel
</gallery>
</gallery>


== Kreuzgänge ==
== Kreuzgänge ==
Zum Gebäudekomplex von San Giovanni a Carbonara gehören drei [[Kreuzgang|Kreuzgänge]], die an der Via Carbonara liegen, zwischen der Kirche und der ehemaligen Caserma (Kaserne) Garibaldi.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri1 />


Der große ''Chiostro del Re Ladislao'' wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts durch König Ladislao erbaut.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Nach einer alten [[Legende]] soll hier im Kreuzgang ein Bruder namens Cristiano Franco im Beisein des Königs einen [[Kulturapfel|Apfelbaum]] mit den Wurzeln nach oben in Richtung Himmel gepflanzt haben. Der Baum soll „sofort“ Blätter, Blüten und Früchte getragen haben.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Eine Darstellung dieser [[wunder]]samen Begebenheit befindet sich im Inneren der Kirche.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> An den Wänden gibt es noch Reste eines ''Freskenzyklus über die Geburt Christi'' aus dem 15. Jahrhundert.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Der Kreuzgang war im 15. und 16. Jahrhundert Schauplatz gebildeter Zusammenkünfte von Humanisten wie Jacopo Sannazaro, Giovanni Pontano und Benedetto Gareth, gen.„Chariteo“.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 />
Zum Gebäudekomplex von San Giovanni a Carbonara gehören drei Kreuzgänge, die an der Via Carbonara liegen, zwischen der Kirche und der Caserma (Kaserne) Garibaldi.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri1 />


Im Laufe der Jahrhunderte kamen zwei weitere Kreuzgänge hinzu, die aktuell jedoch teilweise durch die Hinzufügung modernen Mauerwerks beeinträchtigt sind.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri1 /> Der von Slancia Caracciolo gestiftete ''Chiostro della Porteria'' aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in der Nähe der Pforte<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri3 /> und der 1570 auf Wunsch von Marcello Serripando erbaute ''Chiostro Nuovo'', in dessen anliegenden Gebäuden die bedeutende Bibliothek des Kardinals untergebracht war.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri4 />
Der große ''Chiostro del Re Ladislao'' wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts durch König Ladislao erbaut.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Nach einer alten Legende soll hier im Kreuzgang ein Bruder namens Cristiano Franco im Beisein des Königs einen Apfelbaum mit den Wurzeln nach oben in Richtung Himmel gepflanzt haben. Der Baum soll „sofort“ Blätter, Blüten und Früchte getragen haben.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Eine Darstellung dieser Begebenheit befindet sich im Inneren der Kirche. <ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> An den Wänden gibt es noch Reste eines Freskenzyklus über die Geburt Christi aus dem 15. Jahrhundert.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 /> Der Kreuzgang war im 15. und 16. Jahrhundert Schauplatz gebildeter Zusammenkünfte von Humanisten wie Jacopo Sannazaro, Giovanni Pontano und Benedetto Gareth, gen.„Chariteo“ .<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri2 />

Im Laufe der Jahrhunderte kamen zwei weitere Kreuzgänge hinzu, die aktuell jedoch teilweise durch die Hinzufügung modernen Mauerwerks beeinträchtigt sind.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri1 /> Der von Slancia Caracciolo gestiftete ''Chiostro della Porteria'' aus der ersten Hälfe des 16. Jahrhunderts in der Nähe der Pforte<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri3 /> und der 1570 auf Wunsch von Marcello Serripando erbaute ''Chiostro Nuovo'', in dessen anliegenden Gebäuden die bedeutende Bibliothek des Kardinals untergebracht war.<ref name=Napgraf-Carbo-chiostri4 />


== Cappella di Santa Monica ==
== Cappella di Santa Monica ==
Die ''Cappella di Santa Monica'' liegt an der Via Carbonara, direkt über der barocken Treppenanlage;<ref name=Napgraf-capMoni>„Cappella di Santa Monica“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/cappelle/monica/monica01.htm „napoligrafia“], gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> von San Giovanni a Carbonara aus gesehen befindet sich die Kapelle auf rechten Seite der [[Apsis]], gegenüber der ''Cappella Caracciolo di Vico.''


Beachtung verdient das marmorne Eingangsportal aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das einem Schüler von Andrea Guardi zugeschrieben wird.<ref name=Napgraf-capMoni /> Links stehen Statuen der Heiligen [[Agatha von Catania|Agathe]], [[Katharina von Siena|Katharina]] und [[Barbara von Nikomedien|Barbara]], und rechts [[Anastasia von Sirmium|Anastasia]], [[Apollonia von Alexandria|Apollonia]] und [[Ursula von Köln|Ursula]].<ref name=Napgraf-capMoni /> Darüber sieht man links den Erzengel [[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]] und Johannes den Täufer, und rechts die Madonna und den Hl. [[Augustinus von Hippo|Augustinus]].<ref name=Napgraf-capMoni /> Das Fresko mit der ''Glorie der Jungfrau Maria'' im Tympanon wird Leonardo da Besozzo zugeschrieben, darüber sieht man ein [[Relief|Basrelief]] mit zwei Engeln, die einen [[Tondo]] mit dem segnenden Christus halten.<ref name=Napgraf-capMoni /> das Ganze wird bekrönt von einer ''Madonna mit Kind''.<ref name=Napgraf-capMoni />
Die ''Cappella di Santa Monica'' liegt an der Via Carbonara, direkt über der barocken Treppenanlage;<ref name=Napgraf-capMoni>„Cappella di Santa Monica“ auf der Website [http://www.napoligrafia.it/monumenti/cappelle/monica/monica01.htm „napoligrafia“], gesehen am 12. März 2019 (italienisch)</ref> von San Giovanni a Carbonara aus gesehen befindet sich die Kapelle auf rechten Seite der Apsis, gegenüber der Cappella Caracciolo di Vico.

Beachtung verdient das marmorne Eingangsportal aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das einem Schüler von Andrea Guardi zugeschrieben wird.<ref name=Napgraf-capMoni /> Links stehen Statuen der Heiligen Agathe, Katharina und Barbara, und rechts Anastasia, Apollonia und Ursula.<ref name=Napgraf-capMoni /> Darüber sieht man links den Erzengel Gabriel und Johannes den Täufer, und rechts die Madonna und den Hl. Augustinus.<ref name=Napgraf-capMoni /> Das Fresko mit der ''Glorie der Jungfrau Maria'' im Tympanon wird Leonardo da Besozzo zugeschrieben, darüber sieht man ein Basrelief mit zwei Engeln, die einen Tondo mit dem segnenden Christus halten.<ref name=Napgraf-capMoni /> das Ganze wird bekrönt von einer ''Madonna mit Kind''.<ref name=Napgraf-capMoni />


Die Kapelle wurde im 15. Jahrhundert auf Wunsch der Familie [[Sanseverino (Adelsgeschlecht)|Sanseverino]] errichtet, wahrscheinlich von Ruggero Sanseverino († 1433) und seiner Frau Covella Ruffo di Corigliano, deren Wappen an der Base der Säulen des Eingangsportals eingemeißelt sind. Es handelt sich um einen einschiffigen Raum, in dem sich heute nur noch das ''Grabmal des Ruggiero Sanseverino'' befindet, das in den 1430er Jahren von [[Andrea Guardi]] geschaffen wurde.<ref name=Napgraf-capMoni />
Die Kapelle wurde im 15. Jahrhundert auf Wunsch der Familie [[Sanseverino (Adelsgeschlecht)|Sanseverino]] errichtet, wahrscheinlich von Ruggero Sanseverino († 1433) und seiner Frau Covella Ruffo di Corigliano, deren Wappen an der Base der Säulen des Eingangsportals eingemeißelt sind. Es handelt sich um einen einschiffigen Raum, in dem sich heute nur noch das ''Grabmal des Ruggiero Sanseverino'' befindet, das in den 1430er Jahren von [[Andrea Guardi]] geschaffen wurde.<ref name=Napgraf-capMoni />


== Literatur ==
== Literatur ==
* AA.VV.: ''Napoli e dintorni'', Touring Club Italiano, Mailand, 2007, S. 225–230. ISBN 978-88-365-3893-5.

* Francesco Abbate: ''Storia dell’arte nell’Italia meridionale: Il Sud angioino e aragonese'', Donzelli Editore 1998. ISBN 978-88-6036-413-5.
* AA.VV.: ''Napoli e dintorni'', Touring Club Italiano, Mailand, 2007. ISBN 978-88-365-3893-5
* Maria Rosaria Costa: ''I chiostri di Napoli'', Newton & Compton, Rom, 1996.
* Francesco Abbate: ''Storia dell'arte nell'Italia meridionale: Il Sud angioino e aragonese'', Donzelli Editore 1998. ISBN 978-88-6036-413-5
* Loredana Gazzara: ''Napoli''. Mondadori-Electa, Mailand, 2007, S. 108–111.
* Maria Rosaria Costa: ''I chiostri di Napoli'', Newton & Compton, Rom, 1996
* Achille della Ragione: ''Un capolavoro poco noto'', Neapel, 2013.
* Loredana Gazzara: ''Napoli''. Mondadori-Electa, Mailand, 2007, S. 108-111.
* Nicola Spinosa (wissenschaftl. Koordination), Gemma Cautela, Leonardo Di Mauro, Renato Ruotolo (Hg.): ''Napoli sacra. Guida alle chiese della città'', Neapel, 1993–1997.
* Achille della Ragione: ''Un capolavoro poco noto'', Neapel, 2013
* Nicola Spinosa (wissenschfl. Koordination), Gemma Cautela, Leonardo Di Mauro, Renato Ruotolo (Hg.): ''Napoli sacra. Guida alle chiese della città'', Neapel, 1993-1997.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

* [[Kirchen in Neapel]]
* [[Kirchen in Neapel]]
* [[Neapel]]
* [[Gotico Angioiano]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commonscat|San Giovanni a Carbonara}}
{{Commonscat|San Giovanni a Carbonara|audio=0|video=0}}
* {{Weblink Welterbe |Nummer=726}}

* Die „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [ „napoligrafia“], gesehen am 12. März 2019 (italienisch; Quelle für den vorliegenden Artikel)
* „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoligrafia.it/monumenti/chiese/monumentali/carbonara/carbonara01.htm „napoligrafia“], gesehen am 12. März 2019 (italienisch; Quelle für den vorliegenden Artikel)
* Kurzinfo über „San Giovanni a Carbonara“ auf [2019https://www.neapel-stadt.de/neapel-sehenswuerdigkeiten/neapel-kirchen/neapel-basilika-san-giovanni-carbonara.htm „www.neapel-stadt.de“], gesehen am 12. März 2019 (deutsch)
* Kurzinfo über „San Giovanni a Carbonara“ auf [https://www.neapel-stadt.de/neapel-sehenswuerdigkeiten/neapel-kirchen/neapel-basilika-san-giovanni-carbonara.htm „www.neapel-stadt.de“], gesehen am 12. März 2019 (deutsch)
* Informationen über die Kirche auf [http://cosedinapoli.com/chiese-e-monumenti/chiesa-di-san-giovanni-a-carbonara/ „cosedinapoli.com“], gesehen am 13. März 2019 (italienisch)
* Informationen über die Kirche auf [https://www.cosedinapoli.com/chiese-e-monumenti/chiesa-di-san-giovanni-a-carbonara/ „cosedinapoli.com“], gesehen am 13. März 2019 (italienisch)
* „San Giovanni a Carbonara“ auf [https://www.facebook.com/pages/Chiesa-di-San-Giovanni-a-Carbonara/105660569498848?rf=116170338431264 Facebook], gesehen am 13. März 2019 (italienisch)
* „San Giovanni a Carbonara“ auf [https://www.facebook.com/pages/Chiesa-di-San-Giovanni-a-Carbonara/105660569498848?rf=116170338431264 Facebook], gesehen am 13. März 2019 (italienisch)
* „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoli-turistica.com/chiesa-san-giovanni-a-carbonara-napoli/ „napoli-turistica“], gesehen am 13. März 2019 (italienisch)
* „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website [https://www.napoli-turistica.com/chiesa-san-giovanni-a-carbonara-napoli/ „napoli-turistica“], gesehen am 13. März 2019 (italienisch)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>

{{Normdaten|TYP=g|GND=4591473-4}}


{{SORTIERUNG:Neapel, San Giovanni a Carbonara}}
{{SORTIERUNG:Neapel, San Giovanni a Carbonara}}
Zeile 214: Zeile 203:
[[Kategorie:Historisches Zentrum von Neapel|San Giovanni a Carbonara]]
[[Kategorie:Historisches Zentrum von Neapel|San Giovanni a Carbonara]]
[[Kategorie:Kirchengebäude im Erzbistum Neapel]]
[[Kategorie:Kirchengebäude im Erzbistum Neapel]]
[[Kategorie:Weltkulturerbe in Kampanien]]
[[Kategorie:Johannes-der-Täufer-Kirche]]
[[Kategorie:Johanneskirche]]
[[Kategorie:Gotische Kirche]]
[[Kategorie:Gotische Kirche]]
[[Kategorie:Bauwerk der Gotik in Italien]]
[[Kategorie:Bauwerk der Gotik in Kampanien|Neapel]]
[[Kategorie:Renaissance]]
[[Kategorie:Renaissancebauwerk in Neapel|San Giovanni a Carbonara]]
[[Kategorie:Bauwerk der Renaissance]]
[[Kategorie:Erbaut im 14. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Erbaut im 14. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Erbaut im 15. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Erbaut im 15. Jahrhundert]]

Aktuelle Version vom 16. Oktober 2024, 15:36 Uhr

Chiesa di San Giovanni a Carbonara

Patrozinium: Heiliger Johannes der Täufer
Orden: Augustiner (ehemals)
Anschrift: Via Carbonara, Neapel

Koordinaten: 40° 51′ 21,6″ N, 14° 15′ 37,3″ O

San Giovanni a Carbonara ist ein religiöser Gebäudekomplex in Neapel, am Ende der Via Carbonara.[1] Es handelt sich um eines der bedeutendsten Ensembles von Räumlichkeiten und Kunstwerken des Spätmittelalters und der Renaissance in Neapel, darunter vor allem das berühmte Grabmonument des Königs Ladislao, und Grabkapellen der Familien Caracciolo del Sole und Caracciolo di Vico.

Das Innere von San Giovanni a Carbonara

San Giovanni a Carbonara lag ursprünglich vor der Stadt, in einem Gebiet, wo man einst Müll verbrannte (daher der Beiname Carbonara).[2] Im Mittelalter fanden in dieser Gegend auch viele Turniere statt.

Gualtiero Galeota, ein neapolitanischer Adliger aus dem Geschlechte der di Capua, schenkte 1339 den beiden Mönchen Giovanni d’Alessandria und Dionigi di Burgo mehrere Häuser und Landstücke, auf dem diese eine Kultstätte für den Heiligen Johannes den Täufer errichten sollten.[3] Kirche und Kloster und ein kleiner Kreuzgang wurden mit Unterbrechungen ab 1343 erbaut.[1][3]

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ließ König Ladislao den ganzen Komplex vergrößern und mit marmornen Dekorationen verschönern und erwählte die Kirche als seine Grablege.[1] Dabei entstand auch ein neuer und wesentlich größerer Kreuzgang, der nach ihm benannt ist (Chiostro del Re Ladislao oder di Ladislao), und wo während der Renaissance Zusammenkünfte berühmter Intellektueller und Humanisten stattfanden, darunter auch Giovanni Pontano, Jacopo Sannazaro und Benedetto Gareth, genannt „Chariteo“.[4]

Auch Ladislaos Schwester Königin Johanna II. bevorzugte das Kloster und schenkte den Mönchen immer wieder beachtliche Summen.[4] Später suchte Karl VIII. während eines Volksaufstandes im Kloster Zuflucht.[4]

Plan des Gebäudekomplexes von San Giovanni a Carbonara:
██Chiesa della Pietatella a Carbonara
██Kirche San Giovanni a Carbonara
██Kreuzgänge des Klosters
██ehemalige Caserma Garibaldi (Kaserne)
██Torri aragonesi (ehem. Stadtmauer)

Nachdem Sergianni Caracciolo, der Liebhaber von Johanna II., nach seiner Ermordung (1427) in der eigens dafür errichteten Kapelle ein Grabmonument erhalten hatte, wurde San Giovanni a Carbonara auch in der Folge von verschiedenen Zweigen der Familie Caracciolo gefördert. So entstand im 16. Jahrhundert die Cappella Caracciolo di Vico als Mausoleum dieses Familienzweiges (siehe unten). Während der ganze Gebäudekomplex um 1513 und 1522 restauriert wurde, stiftete Slancia Caracciolo, die Gräfin von Ailano, 1000 Dukaten für den Bau eines neuen Kreuzgangs, der wegen seiner Lage in der Nähe des Eingangspforte zum Kloster als Chiostro della Porteria bezeichnet wird.[5]

1570 wurde auf Wunsch von Kardinal Marcello Seripando ein weiterer Kreuzgang (der Chiostro Nuovo) errichtet,[6] wo eine bedeutende Bibliothek untergebracht war, die bis 1729 bestand. In diesem Jahr wurden auf Befehl Kaiser Karls VI. beinahe alle Manuskripte und griechischen und lateinischen Codices aus dieser Bibliothek nach Wien überführt.[6] Andere Teile der Bibliothek gingen während der zehnjährigen französischen Herrschaft unter Murat zu Beginn des 19. Jahrhunderts verloren, der Rest befindet sich heute in die Biblioteca Nazionale von Neapel.[6]

Nach dem verheerenden Erdbeben von 1688 mussten die Gebäude restauriert werden und die Mönche entschieden, im Kloster ein Noviziat und ein Internat einzurichten.[4] Dieses wurde von den Söhnen einiger der einflussreichsten Adelsfamilien von Neapel frequentiert und war ein bedeutendes Zentrum des Humanismus und der Wissenschaften.[4] Im 18. Jahrhundert wurde außerdem eine Schule für die Dienerschaft der Adligen gegründet, die auch eine eigene Kapelle erhielten.[4]

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete Ferdinando Sanfelice die monumentale Treppenanlage vor der Kirche und die darunterliegende Kirche Santa Maria Consolatrice degli Afflitti.[1]

Das Kloster wurde im 19. Jahrhundert wie viele andere aufgehoben und in eine Kaserne umgewandelt[1] – die sogenannte Caserma Garibaldi. 1856 wurde die Kirche durch Federico Torvagnini restauriert.[1]

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Gebäudekomplex durch die Bombardierungen von 1943 stark beschädigt[1] und musste nach dem Krieg wieder restauriert werden.

Seitenfassade mit Eingangsportal von San Giovanni a Carbonara

Es handelt sich um einen relativ verschachtelten Komplex verschiedener Kirchen, Kapellen und Innenhöfe.

Man steigt zur Kirche über die von Ferdinando Sanfelice 1707–08 erbaute doppelläufige Treppenanlage aus Piperno hinauf.[7] Links unten vor der Treppe steht die Chiesa della Pietatella a Carbonara. Zwischen den Treppenläufen am Fuß der eigentlichen Kirche liegt der Eingang zu einer weiteren kleinen Kirche (oder Kapelle) aus dem 18. Jahrhundert: der Chiesa della Consolazione a Carbonara, in der man eine Statue von Johannes dem Täufer von Annibale Caccavello sehen kann; der Hauptaltar von Giuseppe Sanmartino befand sich ursprünglich in der darüberliegenden Kirche San Giovanni.[7]

Die oberhalb der Treppe sichtbare repräsentative Fassade ist eigentlich der Eingang zur Cappella di Santa Monica (siehe unten), die rechts vom Chorraum von San Giovanni liegt. Um zur eigentlichen Kirche zu gelangen, muss man sich nach links wenden und durch ein Portal in den dahinterliegenden Innenhof gehen: Hier befindet sich die Seitenfassade mit dem Eingang von San Giovanni. Das Gebäude ganz links ist die Cappella Seripando.[7]

Die Fassade zu San Giovanni wird durch ein gotisches Portal geprägt, das seit Jahrhunderten den einzigen Zugang zur Kirche bildet. An dessen Pfeilern um den Bogen sind acht Wappen der Anjou angebracht und die Sonne (sole) als Symbol der Adelsfamilie Caracciolo del Sole.[7] Die Lünette über dem Portal wurde vermutlich von Leonardo da Besozzo freskiert.[7]

  1. Chiesa della Pietatella a Carbonara (Kirche)
  2. Chiesa della Consolazione a Carbonara (Kirche)
  3. Cappella di Santa Monica
  4. Cappella Seripando
  5. die Kirche San Giovanni a Carbonara
  6. Altarbild Verkündigung
  7. Grabmal für Antonio Galeazzo d’Itri
  8. Cappella d’Eboli di Castropignano
  9. Altare della Purificazione
  10. Cappella Somma
  11. Altare del Carmine
  12. Grabmal von Angelillo Manco und Fresko San Nicola Tolentino
  13. Altare (oder Cappella) Miroballo
  14. Altar der Rosenkranzmadonna (Madonna del Rosario)
  15. Cappella Recco (mit der Krippe)
  16. Gnadenaltar (Altare delle Grazie)
  17. Sakristei
  18. Skulptur von Johannes d. Täufer
  19. Cappella Caracciolo di Vico
  20. Grabmonument des Ladislao di Durazzo
  21. Cappella Caracciolo del Sole
  22. Kreuzigung von Giorgio Vasari
  23. Skulptur des Hl. Augustinus
  24. Kreuzeskapelle (Cappella del Crocifisso)
  25. Cappella Argento
  26. Altare Recco
Plan des Komplexes von San Giovanni a Carbonara
Plan des Komplexes von San Giovanni a Carbonara

Der Grundriss von San Giovanni entspricht einem lateinischen Kreuz, mit einem einzigen rechteckigen Kirchenschiff und mehreren unregelmäßig verteilten Seitenkapellen. Der Raum ist von einem hölzernen Dachstuhl bedeckt (soffitto a capriate).[8]

Der Altare Miroballo (15. Jahrhundert)

Der Zugang zur Kirche erfolgt durch ein Portal der rechten Seitenwand. Genau gegenüber dem Eingang an der linken Wand des Kirchenschiffs befindet sich der große Altar Miroballo (auch Cappella Miroballo genannt), der zum Teil noch Reste einer Vergoldung aufweist. Er ist (wie die ganze Kirche) Johannes dem Täufer gewidmet und gilt als Werk von Tommaso Malvito oder Jacopo della Pila.[9] Neben mehreren Figuren von Kirchenvätern finden sich im untersten Bereich auch weibliche allegorische Figuren wie die Mäßigung und die Stärke. Darüber im halbkreisförmigen Bogen ein Relief mit einer thronenden Madonna mit Kind mit den Heiligen Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist und den Stiftern Troiano Miroballo und seiner Frau.[9] Oben in einem Tondo sieht man den segnenden Christus und darüber den Erzengel Michael.

Links davon, vor einer Nische mit Fresken aus dem Leben des Hl. Nikolaus von Tolentino, befindet sich das Grabmal des Antonio Miroballo von Lorenzo Vaccaro.[9]

Die Cappella di Somma (1557–66)

Ganz links am hinteren Ende der Kirche (ehemals der Haupteingang), ist der Eingang zur prächtigen Cappella di Somma, die von 1557 bis 1566 von Annibale Caccavello und Giovan Domenico D’Auria geschaffen wurde.[8] Ihre Wände und Gewölbe sind komplett mit Fresken und mit Dekorationen aus weißem Marmor geschmückt.

Rechts und links vom Eingang der Cappella di Somma befinden sich zwei Altäre: der Altar der Reinigung (della Purificazione) und der Altar der Madonna del Carmine (Altare del Carmine). In der Nähe steht eine weitere Madonna mit Kind von Michelangelo Naccherino von 1601, und das Grabmal von Biagio Marsicano von der Hand des Annibale Caccavello (1565–1567).[8]

Rechts vom Altar Miroballo sieht man einen marmornen Altar mit einem prächtigen Altarbild einer Rosenkranzmadonna.

Im Kirchenschiff befinden sich außerdem der Altar der Madonna delle Grazie (Gnadenmadonna) und eine Skulptur einer Madonna mit Kind – beides wiederum Werke von Michelangelo Naccherino aus dem Jahr 1578.[8]

In der alten Sakristei hingen einst 18 Bilder von Giorgio Vasari.[8]

Der Triumphbogen zum Chorraum wird links und rechts von zwei Skulpturen flankiert, die Johannes den Täufer und den Heiligen Augustinus darstellen.

In der Apsis hinter dem Hauptaltar erhebt sich das berühmte Grabmonument von König Ladislao.[8] Im Chorraum rechts eine Kreuzigung von Giorgio Vasari; links der Eingang zur Cappella Carracciolo di Vico (siehe unten).

Grabmonument von König Ladislao

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Grabmonument von König Ladislao, 1414–1428

Das Grabmonument von König Ladislao entstand im Auftrag seiner Schwester Johanna II. von Anjou. Es wurde in seinem Todesjahr 1414 begonnen und 1428 vollendet[10] und wird meistens Andrea da Firenze zugeschrieben, könnte jedoch auch ein Gemeinschaftswerk diverser toskanischer und lombardischer Bildhauer sein.[10] Der architektonische Rahmen ist im großen Ganzen noch von gotischen Formen geprägt, obwohl einzelne Elemente, wie der breite halbkreisförmige Bogen in der Mitte bereits auf die Frührenaissance verweisen.

Der Hauptcorpus des Monumentes ruht auf vier allegorischen Karyatiden, welche die Tugenden der Mäßigung (Temperanza), Stärke (Fortezza), Vorsicht (Prudenza) und der Großmut (Magnanimità) verkörpern.[10] Zwischen den beiden mittleren Figuren liegt der Eingang zur Cappella Caracciolo del Sole.[10]

In der Nische der darüberliegenden Etage sind sechs Sitzfiguren postiert, in der Mitte unter dem Rundbogen die thronenden Souveräne (und Geschwister) Ladislao und Johanna, umgeben von vier kleineren Skulpturen, die wiederum die Tugenden der Nächstenliebe (Carità), Glaube (Fede), Hoffnung (Speranza) und Wertschätzung (Valore) darstellen.[10] Darüber befindet sich der Sarkophag Ladislaos, der mit kleinen Skulpturen verziert ist, die Ladislao selber und Johanna darstellen, sowie Carlo III. und Margherita. Auf dem Sarkophag die Liegefigur des Verstorbenen mit einem segnenden Bischof dahinter.[10] Im Tympanon darüber sieht man eine Madonna mit Kind zwischen den Heiligen Johannes der Täufer und Augustinus. Ganz oben befindet sich als Bekrönung die Reiterstatue des Königs Ladislao, der sieghaft sein Schwert in die Höhe streckt – vermutlich eine symbolische Anspielung auf den heiligen Georg oder auf den Erzengel Michael, die ganz ähnlich dargestellt wurden (Michael z. B. am Altar Miroballo).[10]

Die stützenden Pfeiler des Monumentes sind mit sechzehn Statuetten von Aposteln, Propheten und Königen dekoriert, während auf den gotischen Wimpergen und an einigen anderen Stellen die königlichen Wappen abgebildet sind.[10]

Cappella Caracciolo del Sole

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Fresken an der Eingangswand der Kapelle mit der Marienkrönung von Leonardo da Besozzo (nach 1438)
Die Cappella Carracciolo del Sole mit dem Grabmal des Sergianni Caracciolo (1441)

Wenn man durch die mittleren Karyatiden des Grabmonuments für König Ladislaus hindurchgeht, erreicht man die kreisrunde Cappella Caracciolo del Sole. Ihr Fußboden ist mit wertvollen Majolika-Fliesen aus dem 15. Jahrhundert belegt, auf denen neben den immer wieder auftauchenden Wappenlöwen und Sonnen mit wellenförmigen Strahlen – den Emblemen der Familie Caracciolo del Sole – verschiedene Tiere, pflanzliche Motive und zeitgenössische menschliche Figuren zu sehen sind.[11]

Die Wände wurden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts komplett mit Fresken bemalt, im unteren Register ein Zyklus über das Leben der Augustinereremiten von Perinetto da Benevento, und oben ein Marienzyklus von dem aus Mailand stammenden Leonardo da Besozzo.[11] Über dem Eingang befinden sich die Präsentation der Maria im Tempel und der Tod der Maria von Perinetto, und mehrere Malereien von Antonio da Fabriano, der hier die Geburt Mariä, die Verkündigung und verschiedenen Heilige darstellte.[11]

In der Kapelle befindet sich außerdem das Grabmal des Sergianni Caracciolo, Großseneschall (Gran Siniscalco) des Reiches und Liebhaber der Königin Johanna II., der 1427 ermordet wurde.[11] Es wurde vermutlich vom Bruder des Verstorbenen in Auftrag gegeben und 1441 von Andrea da Firenze und einem lombardischen Bildhauer ausgeführt.[11] Der von drei Kriegern getragene Sarkophag ist mit einem Relief versehen, auf dem zwei elegante Engel einen Kranz und das Familienwappen mit einem Löwen halten.[11] Neben verschiedenen anderen Skulpturen – darunter einer Madonna mit Kind –, steht oben zwischen zwei Löwen das Standbild des Verstorbenen Sergianni. Die Inschrift darunter wurde von dem Presbyter, Humanisten und Philosophen Lorenzo Valla verfasst.[11]

Cappella Carracciolo di Vico

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Cappella Carracciolo di Vico mit dem Epiphaniasaltar und den Statuen von Marcello Caracciolo von Girolamo D’Auria (links; 1573) und Carlo Maria Caracciolo von Ercole Ferrata (rechts; 1641)

Die Cappella Carracciolo di Vico befindet sich links vom Presbyterium. Sie ist ein typisches und repräsentatives Werk der Hochrenaissance und wurde nach 17 Jahren Arbeit im Jahr 1516 fertiggestellt. Die Marmordekorationen wurden von einem Architekten aus der Schule des Bramante entworfen; ihre Ausführung wird Giovanni Tommaso Malvito zugeschrieben.[12]

Auch diese Kapelle ist eine Rotunde mit einer kassettierten Kuppel und einem mehrfarbigen Marmorboden mit geometrischem Dekor. Die einzigen Lichtquellen befinden sich oben in der Kuppel und im Tambour, der mit Apostelfiguren geschmückt ist, darunter auch der Hl. Petrus von Giovanni da Nola (1540).[12] Die Wände werden durch dorische Säulen gegliedert, zwischen denen sich Nischen mit Statuen der Heiligen Paulus, Andreas und Johannes öffnen.[12] Der marmorne Altar ist ein Werk der spanischen Bildhauer Diego de Siloé und Bartolomé Ordóñez, in einer heute leeren Nische stand einst eine Statue Johannes der Täufer von Girolamo Santacroce.[12] Die beiden ebenerdigen Statuen vor den Nischen stellen Carlo Maria (1643) und Marcello Caracciolo (1573) dar, und wurden von Ercole Ferrata und Girolamo D’Auria geschaffen.[12]

Vor den beiden marmorverkleideten Nischen neben dem Eingang befinden sich zwei Büsten: Lucio Caracciolo aus der Werkstatt von Giuseppe Sanmartino, und Carlo Andrea Caracciolo von Giuliano Finelli (1643).

Die beiden großen Grabmäler von Galeazzo Carracciolo und von Nicolantonio Carraciolo sind Werke von Giovanni Domenico D’Auria und Annibale Caccavello (1557).[12]

Zum Gebäudekomplex von San Giovanni a Carbonara gehören drei Kreuzgänge, die an der Via Carbonara liegen, zwischen der Kirche und der ehemaligen Caserma (Kaserne) Garibaldi.[3]

Der große Chiostro del Re Ladislao wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts durch König Ladislao erbaut.[4] Nach einer alten Legende soll hier im Kreuzgang ein Bruder namens Cristiano Franco im Beisein des Königs einen Apfelbaum mit den Wurzeln nach oben in Richtung Himmel gepflanzt haben. Der Baum soll „sofort“ Blätter, Blüten und Früchte getragen haben.[4] Eine Darstellung dieser wundersamen Begebenheit befindet sich im Inneren der Kirche.[4] An den Wänden gibt es noch Reste eines Freskenzyklus über die Geburt Christi aus dem 15. Jahrhundert.[4] Der Kreuzgang war im 15. und 16. Jahrhundert Schauplatz gebildeter Zusammenkünfte von Humanisten wie Jacopo Sannazaro, Giovanni Pontano und Benedetto Gareth, gen.„Chariteo“.[4]

Im Laufe der Jahrhunderte kamen zwei weitere Kreuzgänge hinzu, die aktuell jedoch teilweise durch die Hinzufügung modernen Mauerwerks beeinträchtigt sind.[3] Der von Slancia Caracciolo gestiftete Chiostro della Porteria aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in der Nähe der Pforte[5] und der 1570 auf Wunsch von Marcello Serripando erbaute Chiostro Nuovo, in dessen anliegenden Gebäuden die bedeutende Bibliothek des Kardinals untergebracht war.[6]

Cappella di Santa Monica

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Cappella di Santa Monica liegt an der Via Carbonara, direkt über der barocken Treppenanlage;[13] von San Giovanni a Carbonara aus gesehen befindet sich die Kapelle auf rechten Seite der Apsis, gegenüber der Cappella Caracciolo di Vico.

Beachtung verdient das marmorne Eingangsportal aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das einem Schüler von Andrea Guardi zugeschrieben wird.[13] Links stehen Statuen der Heiligen Agathe, Katharina und Barbara, und rechts Anastasia, Apollonia und Ursula.[13] Darüber sieht man links den Erzengel Gabriel und Johannes den Täufer, und rechts die Madonna und den Hl. Augustinus.[13] Das Fresko mit der Glorie der Jungfrau Maria im Tympanon wird Leonardo da Besozzo zugeschrieben, darüber sieht man ein Basrelief mit zwei Engeln, die einen Tondo mit dem segnenden Christus halten.[13] das Ganze wird bekrönt von einer Madonna mit Kind.[13]

Die Kapelle wurde im 15. Jahrhundert auf Wunsch der Familie Sanseverino errichtet, wahrscheinlich von Ruggero Sanseverino († 1433) und seiner Frau Covella Ruffo di Corigliano, deren Wappen an der Base der Säulen des Eingangsportals eingemeißelt sind. Es handelt sich um einen einschiffigen Raum, in dem sich heute nur noch das Grabmal des Ruggiero Sanseverino befindet, das in den 1430er Jahren von Andrea Guardi geschaffen wurde.[13]

  • AA.VV.: Napoli e dintorni, Touring Club Italiano, Mailand, 2007, S. 225–230. ISBN 978-88-365-3893-5.
  • Francesco Abbate: Storia dell’arte nell’Italia meridionale: Il Sud angioino e aragonese, Donzelli Editore 1998. ISBN 978-88-6036-413-5.
  • Maria Rosaria Costa: I chiostri di Napoli, Newton & Compton, Rom, 1996.
  • Loredana Gazzara: Napoli. Mondadori-Electa, Mailand, 2007, S. 108–111.
  • Achille della Ragione: Un capolavoro poco noto, Neapel, 2013.
  • Nicola Spinosa (wissenschaftl. Koordination), Gemma Cautela, Leonardo Di Mauro, Renato Ruotolo (Hg.): Napoli sacra. Guida alle chiese della città, Neapel, 1993–1997.
Commons: San Giovanni a Carbonara – Sammlung von Bildern
  • Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
  • „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, gesehen am 12. März 2019 (italienisch; Quelle für den vorliegenden Artikel)
  • Kurzinfo über „San Giovanni a Carbonara“ auf „www.neapel-stadt.de“, gesehen am 12. März 2019 (deutsch)
  • Informationen über die Kirche auf „cosedinapoli.com“, gesehen am 13. März 2019 (italienisch)
  • „San Giovanni a Carbonara“ auf Facebook, gesehen am 13. März 2019 (italienisch)
  • „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoli-turistica“, gesehen am 13. März 2019 (italienisch)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g Geschichte von „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, Unterpunkt: storia e architettura, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)
  2. „San Giovanni a Carbonara“ auf „www.neapel-stadt.de“, gesehen am 12. März 2019 (deutsch)
  3. a b c d Kreuzgänge von „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, gesehen am 12. März 2019 (italienisch). Die dortigen Informationen stammen aus dem Buch von Maria Rosaria Costa: I chiostri di Napoli, Newton & Compton, Rom, 1996.
  4. a b c d e f g h i j k „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, Unterpunkt: Chiostro di Ladislao, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)
  5. a b „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, Unterpunkt: Chiostro della Porteria, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)
  6. a b c d „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, Unterpunkt: Chiostro Nuovo, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)
  7. a b c d e „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, Unterpunkt: L’esterno, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)
  8. a b c d e f „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, Unterpunkt: storia e architettura, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)
  9. a b c „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, Unterpunkt: Cappella Miroballo, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)
  10. a b c d e f g h „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, Unterpunkt: Monumento funebre di Re Ladislao, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)
  11. a b c d e f g Website „napoligrafia“, Unterpunkt: Cappella Caracciolo del Sole, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)
  12. a b c d e f „San Giovanni a Carbonara“ auf der Website „napoligrafia“, Unterpunkt: Cappella Carracciolo di Vico, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)
  13. a b c d e f g „Cappella di Santa Monica“ auf der Website „napoligrafia“, gesehen am 12. März 2019 (italienisch)