„Schlüsselart“ – Versionsunterschied

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Als '''Schlüsselart''' (in Anlehnung an die engl. Bezeichnung „Keystone Species“, eigentl. „[[Schlussstein]]-Art“) wird in der [[Ökologie]] eine Art bezeichnet, die im Vergleich zu ihrer geringen [[Abundanz (Ökologie)|Häufigkeit]] einen unverhältnismäßig großen Einfluss auf die [[Artenvielfalt]] einer Lebensgemeinschaft ausübt.<ref name="paine1995" /> Auch wenn Schlüsselarten auf jeder [[Trophieniveau|Trophieebene]] vorkommen können, handelt es sich meist um Prädatoren. Durch den Fraßdruck der Schlüsselart wird die Populationsdichte unter den Beutetieren so weit herabgesetzt, dass die Konkurrenz zwischen den Beutearten abnimmt und die Koexistenz verschiedener Arten begünstigt wird. Fällt die Schlüsselart aus, setzt sich infolge der verstärkten [[Konkurrenz (Ökologie)|Konkurrenz]] zwischen den Beutetieren oft eine Art durch und verdrängt die konkurrenzschwächeren Arten, was zum Absinken der [[Biodiversität]] in dieser Lebensgemeinschaft führt.
Als '''Schlüsselart''' oder '''Schlüsselspezies''' (in Anlehnung an die engl. Bezeichnung „Keystone Species“, eigentl. „[[Schlussstein]]-Art“) wird in der [[Ökologie]] eine Art bezeichnet, die im Vergleich zu ihrer geringen [[Abundanz (Ökologie)|Häufigkeit]] einen unverhältnismäßig großen Einfluss auf die [[Artenvielfalt]] einer [[Biozönose|Lebensgemeinschaft]] ausübt.<ref name="paine1995" /> Auch wenn Schlüsselarten auf jeder [[Trophieniveau|Trophieebene]] vorkommen können, handelt es sich meist um Prädatoren. Durch den Fraßdruck der Schlüsselart wird die [[Populationsdichte]] der entsprechenden Beutetierarten so weit verringert, dass die [[Interspezifische Konkurrenz|interspezifische Konkurrenz]] zwischen den Beutearten abnimmt und damit die Koexistenz verschiedener Arten begünstigt wird. Fällt die Schlüsselart aus, setzt sich infolge der verstärkten Konkurrenz zwischen den verschiedenen Beutearten oft eine Art durch und verdrängt die konkurrenzschwächeren Arten, was zum Absinken der [[Biodiversität]] in dieser Lebensgemeinschaft führt.
Schlüsselarten sind jedoch nicht zwingend Prädatoren. In seltenen Fällen können auch Pflanzenfresser als Schlüsselart die Vielfalt in einem Ökosystem bestimmen.
Schlüsselarten sind jedoch nicht zwingend Prädatoren. In seltenen Fällen können auch [[Pflanzenfresser]] als Schlüsselart die Vielfalt in einem Ökosystem bestimmen.


== Wortherkunft ==
== Wortherkunft ==
Die Rolle, die eine Schlüsselart (engl. keystone species) in ihrem Ökosystem spielt, entspricht der eines Schlusssteines (engl. keystone) in einem Rundbogen. Obwohl der Schlussstein von allen Steinen unter dem geringsten Druck steht, bricht der Bogen ohne ihn dennoch zusammen. Ebenso kann ein Ökosystem eine dramatische Verschiebung erleben, wenn eine Schlüsselart entfernt wird, obwohl diese, gemessen an Biomasseanteil oder Produktivität, nur eine kleine Rolle gespielt hat.
Die Rolle, die eine Schlüsselart (engl. keystone species) in ihrem Ökosystem spielt, wird mit der eines Schlusssteines (engl. keystone) in einem Rundbogen verglichen. Obwohl der Schlussstein von allen Steinen unter dem geringsten Druck steht, bricht der Bogen ohne ihn dennoch zusammen. Ebenso kann ein Ökosystem eine dramatische Verschiebung erleben, wenn eine Schlüsselart ausstirbt oder entfernt wird, obwohl diese, gemessen an Biomasseanteil oder Produktivität, nur eine kleine Rolle gespielt hat.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das Konzept der Schlüsselart wurde 1969<ref name="UoWa" /> von dem Zoologen [[Robert Treat Paine (Zoologe)|Robert T. Paine]], einem Professor der [[University of Washington|Universität Washington]], geprägt, um die Beziehung zwischen der [[Seestern]]art ''[[Pisaster ochraceus]]'' und der [[Muscheln|Muschelart]] ''[[Mytilus californianus]]'' zu erklären.<ref name="Stolzenberg2008" /> In seiner Veröffentlichung beschrieb er 1966 ein solches System in [[Neah Bay|Makah Bay]] (Washington)<ref name="paine1966" /> und schlug in einer weiteren Veröffentlichung 1969 das Konzept der Schlüsselarten vor.<ref name="paine1969" /> Lange zuvor waren jedoch Schlüsselarten beschrieben worden, so die [[Mauritiapalme]], den Lebensbaum der trockenen Llanos von [[Venezuela]] durch [[Alexander von Humboldt]].<ref>Andrea Wulf: ''Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur.'' Penguin, 2018, S. 104.</ref>
Das Konzept der Schlüsselart wurde 1969<ref name="UoWa" /> von dem Zoologen [[Robert Treat Paine (Zoologe)|Robert T. Paine]], einem Professor der [[University of Washington|Universität Washington]], geprägt, um die Beziehung zwischen der [[Seestern]]art ''[[Pisaster ochraceus]]'' und der [[Muscheln|Muschelart]] ''[[Mytilus californianus]]'' zu erklären.<ref name="Stolzenberg2008" /> In seiner Veröffentlichung beschrieb er 1966 ein solches System in [[Neah Bay|Makah Bay]] (Washington)<ref name="paine1966" /> und schlug in einer weiteren Veröffentlichung 1969 das Konzept der Schlüsselarten vor.<ref name="paine1969" /> Lange zuvor waren jedoch Schlüsselarten beschrieben worden, so die [[Mauritiapalme]], der Lebensbaum der trockenen Llanos von [[Venezuela]] durch [[Alexander von Humboldt]].<ref>Andrea Wulf: ''Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur.'' Penguin, 2018, S. 104.</ref>


== Konzepte ==
== Konzepte ==
Das Interesse an der Bewahrung von Artenvielfalt reicht bereits lange zurück, jedoch erst in den 1980ern entstand der Begriff „Biological diversity“, später verkürzt „biodiversity“. 1992 wurde in Rio de Janeiro auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) die Übereinkommen über die biologische Vielfalt (englisch Convention on Biological Diversity) ausgehandelt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Erhaltung aller, zum Teil recht ähnlichen Arten zur Wahrung der Funktion der Biodiversität nötig ist und wie stark sich der Verlust einer Art auf ein Ökosystem auswirkt.
Das Interesse an der Bewahrung von Artenvielfalt reicht bereits lange zurück, jedoch erst in den 1980ern entstand der Begriff „Biological diversity“, später verkürzt „biodiversity“. 1992 wurde in Rio de Janeiro auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) ein Übereinkommen über die biologische Vielfalt (englisch Convention on Biological Diversity) ausgehandelt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Erhaltung aller, zum Teil recht ähnlicher Arten zur Wahrung der Funktion der Biodiversität erforderlich ist und wie stark sich der Verlust einer Art auf ein Ökosystem auswirkt.

Hierzu wurden folgende Hypothesen formuliert:
Hierzu wurden folgende Hypothesen formuliert:
* Die Gleichwertigkeit-der-Arten-Hypothese (engl. equally important species hypothesis; Vitousek und Hooper, 1993) besagt, dass alle Arten gleich stark zur Funktion eines Ökosystems beitragen und damit gleich wichtig sind. Demnach würde sich eine Zunahme an Arten proportional zu einer Funktionszunahme (z.&nbsp;B. erhöhte Primärproduktion oder Stabilität) verhalten.
* Die Gleichwertigkeit-der-Arten-Hypothese (engl. equally important species hypothesis; Vitousek und Hooper, 1993) besagt, dass alle Arten gleich stark zur Funktion eines Ökosystems beitragen und damit gleich wichtig sind. Demnach würde sich eine Zunahme an Arten proportional zu einer Funktionszunahme (z.&nbsp;B. erhöhte Primärproduktion oder Stabilität) verhalten.
* Die Redundante-Arten-Hypothese (engl. species redundancy hypothesis; Walker, 1992) besagt, dass auf Grund ihrer Ähnlichkeit einige Arten für ein Ökosystem entbehrlich sind. So nimmt bei steigender Artenzahl die Funktion eines Ökosystems zunächst stark zu, erreicht aber bald eine Sättigung. Es kann auch sein, dass einige Schlüsselarten (engl. keystone species) von besonderer Bedeutung sind.
* Die Redundante-Arten-Hypothese (engl. species redundancy hypothesis; Walker, 1992) besagt, dass auf Grund ihrer Ähnlichkeit einige Arten für ein Ökosystem entbehrlich seien. So nimmt bei steigender Artenzahl die Funktion eines Ökosystems zunächst stark zu, erreicht aber bald eine Sättigung. Es kann auch sein, dass einige Schlüsselarten von besonderer Bedeutung sind.
* Die Idiosynkrasie-Hypothese (engl. idiosyncratic hypothesis; Lawton 1994) besagt, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen Artenzahl und Funktion gibt. Allerdings sind Arten nicht ohne Bedeutung, vielmehr ist die Artenzahl allein nicht aussagekräftig, sondern die Artenzusammensetzung.
* Die Idiosynkrasie-Hypothese (engl. idiosyncratic hypothesis; Lawton 1994) besagt, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen Artenzahl und Funktion gibt. Allerdings sind Arten nicht ohne Bedeutung, vielmehr ist die Artenzahl allein nicht aussagekräftig, sondern die Artenzusammensetzung.


Es ist schwierig, einer der Hypothesen den Vorzug zu geben, da die Bedeutung einer Art erst mit ihrem Verschwinden im jeweiligen System offensichtlich wird. Da dies oft nicht rückgängig zu machen ist, ist davon auszugehen, dass alle Arten wichtig sind. Nach der Versicherungs-Hypothese (engl. insurance hypothesis; Yachi und Loreau, 1999) ist Redundanz in einem Ökosystem nicht überflüssig, sondern dient als Puffer für Veränderungen.
Es ist schwierig, einer der Hypothesen den Vorzug zu geben, da die ökologische Bedeutung einer Art erst mit ihrem Verschwinden im jeweiligen System offensichtlich wird. Da dies oft nicht rückgängig zu machen ist, ist davon auszugehen, dass alle Arten wichtig sind. Nach der Versicherungs-Hypothese (engl. insurance hypothesis; Yachi und Loreau, 1999) ist [[Redundanz]] in einem Ökosystem nicht überflüssige, sondern dient als Puffer für Veränderungen.


Schwartz u.&nbsp;a. untersuchten den Zusammenhang zwischen Artenreichtum und Funktion. Bei der Analyse von 40 verschiedenen Experimenten stellten sie große Unterschiede fest. Bei geringer Artenzahl steigt zunächst die Funktion, um dann in eine Sättigung überzugehen. Dem stehen nur wenige Studien mit linearem Zusammenhang zwischen Artenzahl und Funktion gegenüber.<ref name="Nentwig2007" />
Schwartz u.&nbsp;a. untersuchten den Zusammenhang zwischen Artenreichtum und Funktion. Bei der Analyse von 40 verschiedenen Experimenten stellten sie große Unterschiede fest. Bei geringer Artenzahl steigt zunächst die Funktion, um dann in eine Sättigung überzugehen. Dem stehen nur wenige Studien mit linearem Zusammenhang zwischen Artenzahl und Funktion gegenüber.<ref name="Nentwig2007" />
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== Beispiele ==
== Beispiele ==
=== Seestern ===
=== Seestern ===
Das Beispiel aus der Begriffsgeschichte (s.o) ist der räuberische [[Seestern]] ''[[Pisaster ochraceus]]'' der diese Funktion an einer Felsküste in der Gezeitenzone ausübt. Er ernährt sich hierbei von verschiedenen Arten von Weichtieren ([[Käferschnecken]], [[Napfschnecken]], [[Miesmuscheln]]) und [[Krebse]]n ([[Seepocken]] und [[Entenmuscheln]]). Wird der Seestern aus dem System entfernt, verdrängt die [[Kalifornische Miesmuschel]] (''Mytilus californianus'') die restlichen Arten. Die Kalifornische Miesmuschel ist in der Konkurrenz um Raum äußerst erfolgreich und kann so massive Muschelbänke bilden, in denen so die Biodiversität extrem abnimmt. Der Seestern steuert also die Artenvielfalt in seinem Lebensraum von oben nach unten.
Das Beispiel aus der Begriffsgeschichte (s.o) ist der räuberische [[Seestern]] ''[[Pisaster ochraceus]]'' der diese Funktion an einer Felsküste in der Gezeitenzone ausübt. Er ernährt sich hierbei von verschiedenen Arten von Weichtieren ([[Käferschnecken]], [[Napfschnecken]], [[Miesmuscheln]]) und [[Krebse]]n ([[Seepocken]] und [[Entenmuscheln]]). Wird der Seestern aus dem System entfernt, verdrängt die [[Kalifornische Miesmuschel]] (''Mytilus californianus'') die restlichen Arten. Die Kalifornische Miesmuschel ist in der Konkurrenz um Raum äußerst erfolgreich und kann so massive Muschelbänke bilden, in denen so die Artenvielfalt extrem abnimmt. Der Seestern steuert also die Artenvielfalt in seinem Lebensraum von oben nach unten.


=== Wolf ===
=== Wolf ===
Im [[Yellowstone-Nationalpark]] erwiesen sich die neu angesiedelten [[Wolf|Wölfe]] als Schlüsselart. Sie sorgten innerhalb kürzester Zeit für ein ökologisches Gleichgewicht: Sie reduzierten die Anzahl der [[Wapiti]]s, die zuvor den Park überweidet und die Flussufer zerstört hatten, hielten sie von den Flussufern fern und ließen sie nicht länger an den Bäumen knabbern.<ref>John W. Laundre, Lucina Hernandez, Kelly B. Altendorf (2001): Wolves, elk, and bison: reestablishing the "landscape of fear" in Yellowstone National Park, U.S.A. Canadian Journal of Zoology 79 (8): 1401–1409. [[doi:10.1139/z01-094]]</ref> So konnten zum ersten Mal seit Jahren wieder Bäume an den Ufern der Flüsse gedeihen. Dadurch siedelten sich wieder [[Biber]] im Park an. Sie fanden jetzt genügend Holz an den Ufern, um ihre Dämme und Burgen zu bauen. Durch die Dämme sank die Fließgeschwindigkeit der Flüsse. Es wurde weniger Erde mitgerissen, die [[Bodenerosion|Erosion]] kam fast zum Stillstand, das Wasser wurde sauberer, und die Artenvielfalt im Wasser stieg erheblich. Es gab Unmengen von [[Insekten]] und [[Amphibien]]. Das lockte wiederum Wasservögel an. Zudem gab es jetzt viel mehr Fische in den Flüssen. Von den Fischen ernährten sich die Bären. Die Bären ernährten sich zudem von der Jagdbeute der Wölfe, denen sie das Fleisch abnahmen. Dadurch stieg die Zahl der Bären stark an. Ebenso erholte sich der Bestand der Gabelböcke, die zuvor durch die [[Kojote]]n in Bedrängnis geraten waren. Die Kojoten fraßen häufig deren [[Kitz]]e und hielten damit den Bestand der Gabelböcke niedrig. Die Wölfe dulden keine Kojoten, jagen aber auch nicht die Kitze der Gabelböcke, die ihnen als Beute zu klein sind. Damit sank die Zahl der Kojoten, und die der [[Gabelbock|Gabelböcke]] stieg. Gleichzeitig gab es viel mehr Bodenbrüter, weil die Kojoten nicht länger die Nester plünderten. Auch die Zahl der Füchse stieg, die ohne Konkurrenz der Kojoten ungestört jagen konnten. Es gab mehr Unterholz, und die Anzahl der Bäume stieg um das Fünffache.<ref>Cristina Eisenberg, S. Trent Seager, David E. Hibbs (2013): Wolf, elk, and aspen food web relationships: Context and complexity. Forest Ecology and Management 299: 70–80. [[doi:10.1016/j.foreco.2013.01.014]].</ref> Vögel die im Unterholz brüten, fanden wieder einen Brutplatz. Dadurch stieg auch die Zahl der Greifvögel, denn sie fanden reichlichere Beute unter den Vögeln.
Die [[Wolf|Wölfe]] wurden aufgrund von Untersuchungen im [[Yellowstone-Nationalpark]] von vielen Autoren als Schlüsselspezies eingestuft. Nach der Wiederansiedlung von Wölfen 1994/95 durch den Menschen reduzierten sie die Anzahl der [[Wapiti]]s, die zuvor den Park überweidet und in [[Flussaue]]n Teile der Auenvegetation vernichtet hatten, wobei besonders die [[Amerikanische Zitterpappel|Amerikanischen Zitterpappeln]] (''Populus tremuloides'') betroffen waren, die als Ufergehölze an Bächen und Flüssen wachsen. Auch führte die Beunruhigung durch die Wölfe dazu, dass Wapitis in andere Gebiete auswichen.<ref>John W. Laundre, Lucina Hernandez, Kelly B. Altendorf (2001): Wolves, elk, and bison: reestablishing the "landscape of fear" in Yellowstone National Park, U.S.A. Canadian Journal of Zoology 79 (8): 1401–1409. [[doi:10.1139/z01-094]]</ref> In diesem Zeitraum wurde eine Erholung des Baumbestandes durch [[Naturverjüngung]] festgestellt. Etwa im gleichen Zeitraum siedelten sich wieder [[Biber]] im Park an. Sie fanden genügend Holz an den Ufern, um ihre Burgen und Staudämme zu bauen. An den Stauseen der Biber verloren die Flüsse ihr [[Flusslängsprofil|Gefälle]] und die [[Bodenerosion|Erosion]] kam fast zum Stillstand. Das Wasser wurde sauberer und die Artenvielfalt im Wasser stieg erheblich. Da die [[Biber]]staudämme eine Überflutung der [[Flussaue|Bachauen]] herbeiführten, konnten sich in den entstandenen Tümpeln und Sumpfgebieten [[Amphibien]] und eine Vielzahl von [[Insekten]] entwickeln. Das lockte Wasservögel an. Zudem gab es jetzt viel mehr Fische in den Flüssen. Die [[Bären]] nutzen die Fische als Nahrungsquelle. Sie ernährten sich zudem von der Beute der Wölfe, denen sie das Fleisch abnahmen. Dadurch stieg die Zahl der Bären stark an. Der Bestand der Gabelböcke, die zuvor durch [[Kojote]]n in Bedrängnis geraten waren, erholte sich. Die Kojoten erbeuteten häufig deren [[Kitz]]e und hielten damit den Bestand der Gabelböcke niedrig. Wölfe dulden keine Kojoten, erbeuten aber auch nicht die Kitze der Gabelböcke, die ihnen als Beute zu klein sind. Damit sank die Zahl der Kojoten, und die der [[Gabelbock|Gabelböcke]] stieg. Gleichzeitig ließen sich viel mehr Bodenbrüter nieder, weil die Kojoten nicht länger die Nester plünderten. Auch die Zahl der Füchse stieg, die ohne Konkurrenz der Kojoten ungestört jagen konnten. Die Anzahl der Bäume stieg um das Fünffache. Vögel die im Unterholz brüten, fanden wieder Brutplätze. Dadurch stieg auch die Zahl der Greifvögel, denn sie fanden reichlichere Beute unter den Vögeln.


Die beobachtete Zunahme der Artenvielfalt wurde von vielen Autoren so gedeutet, dass diese ''maßgeblich'' durch die Wölfe beeinflusst worden sei.<ref>Cristina Eisenberg, S. Trent Seager, David E. Hibbs (2013): Wolf, elk, and aspen food web relationships: Context and complexity. Forest Ecology and Management 299: 70-80. [[doi:10.1016/j.foreco.2013.01.014]].</ref> In anderen Untersuchungen wurde jedoch festgestellt, dass obwohl Wölfe eine [[Trophische Kaskade]] auslösen, noch weitere Faktoren eine Rolle spielten: Dezimierung der Hirschpopulation durch [[Dürre]] sowie [[Jagd|Bejagung]] von Hirschen, die über die Wintermonate aus dem Park abwandern. Wissenschaftler verglichen die Pappelbestände und kamen zu dem Ergebnis, dass die höchsten Pappeln in den Bereichen wuchsen, in denen [[Biber]]staudämme eine Überflutung der [[Flussaue|Bachauen]] herbei geführt hatten, so dass die Wapitis nicht mehr an den Uferbewuchs herankamen.<ref>Emma Marris: [https://www.spektrum.de/news/raubtiere-sind-wohl-doch-nicht-wichtigstes-glied-der-nahrungskette/1281663 ''Ökologie – Das Märchen vom Wolf'']. Spektrum 2014.</ref><ref>[[Valerius Geist]]: ''[https://wolfeducationinternational.com/dr-v-geist-speech-big-game-forever-banquet-and-wolf-symposium/ Big Game Forever Banquet and Wolf Symposium]''</ref> Da Biber zu den Beutearten der Wölfe gehören,<ref>Freundeskreis freilebender Wölfe: ''[https://www.freundeskreiswoelfe.de/der-biber-als-beutetier-des-wolfs Der Biber als Beutetier des Wolfs]''</ref> haben sich die Biber, die einen vielfältigen Bottom-Up-Effekt ausgelöst hatten, nicht wegen der Wölfe angesiedelt. Vielmehr stellen nach Auffassung des National Park Service und der dort zitierten Autoren die Biber selbst eine Schlüsselspezies dar.<ref>National Park Service: ''[https://www.nps.gov/yell/learn/nature/beaver.htm Beaver]''</ref> Daher stellen manche Autoren die Einstufung des Wolfs als Schlüsselspezies in Frage.
=== Seeotter ===
=== Seeotter ===
[[Seeotter]] ernähren sich zu einem großen Teil von Seeigeln<ref>[https://www.smithsonianmag.com/smithsonian-institution/unlike-dolphis-sea-otters-use-tools-are-not-closely-related-180962716/ ''Unlike Dolphins, Sea Otters That Use Tools Are Not Closely Related.''] Auf: ''smithsonianmag.com'' vom 30. März 2017 <br /> [http://www.stern.de/panorama/wissen/natur/otter---sind-sie-die-cleversten-handwerker-des-tierreichs--7382870.html ''Warum Otter die cleversten Handwerker des Tierreichs sind.''] Auf: ''stern.de'' vom 30. März 2017</ref>, die sich wiederum von [[Seetang]] ernähren. Werden Seeotter in einer Region ausgerottet, vermehren sich die Seeigel so stark, dass sie die Bestände des Seetangs fast vollständig vernichten. Ohne den Seetang brechen viele Fischbestände zusammen, weil die Jungfische sich zwischen den Blättern des Seetangs verstecken. Wurde in einer Region der Tang von Seeigeln vernichtet, kann das Habitat sein ökologisches Gleichgewicht sehr schnell wieder erlangen, sobald Seeotter in dieses Gebiet neu einwandern.
[[Seeotter]] ernähren sich zu einem großen Teil von Seeigeln<ref>[https://www.smithsonianmag.com/smithsonian-institution/unlike-dolphis-sea-otters-use-tools-are-not-closely-related-180962716/ ''Unlike Dolphins, Sea Otters That Use Tools Are Not Closely Related.''] Auf: ''smithsonianmag.com'' vom 30. März 2017 <br /> [http://www.stern.de/panorama/wissen/natur/otter---sind-sie-die-cleversten-handwerker-des-tierreichs--7382870.html ''Warum Otter die cleversten Handwerker des Tierreichs sind.''] Auf: ''stern.de'' vom 30. März 2017</ref>, die sich wiederum von [[Seetang]] ernähren. Werden Seeotter in einer Region ausgerottet, vermehren sich die Seeigel so stark, dass sie die Bestände des Seetangs fast vollständig vernichten. Ohne den Seetang brechen viele Fischbestände zusammen, weil die Jungfische sich zwischen den Blättern des Seetangs verstecken. Wurde in einer Region der Tang von Seeigeln vernichtet, kann das Habitat sein ökologisches Gleichgewicht sehr schnell wieder erlangen, sobald Seeotter in dieses Gebiet neu einwandern.

Version vom 3. November 2020, 20:08 Uhr

Als Schlüsselart oder Schlüsselspezies (in Anlehnung an die engl. Bezeichnung „Keystone Species“, eigentl. „Schlussstein-Art“) wird in der Ökologie eine Art bezeichnet, die im Vergleich zu ihrer geringen Häufigkeit einen unverhältnismäßig großen Einfluss auf die Artenvielfalt einer Lebensgemeinschaft ausübt.[1] Auch wenn Schlüsselarten auf jeder Trophieebene vorkommen können, handelt es sich meist um Prädatoren. Durch den Fraßdruck der Schlüsselart wird die Populationsdichte der entsprechenden Beutetierarten so weit verringert, dass die interspezifische Konkurrenz zwischen den Beutearten abnimmt und damit die Koexistenz verschiedener Arten begünstigt wird. Fällt die Schlüsselart aus, setzt sich infolge der verstärkten Konkurrenz zwischen den verschiedenen Beutearten oft eine Art durch und verdrängt die konkurrenzschwächeren Arten, was zum Absinken der Biodiversität in dieser Lebensgemeinschaft führt. Schlüsselarten sind jedoch nicht zwingend Prädatoren. In seltenen Fällen können auch Pflanzenfresser als Schlüsselart die Vielfalt in einem Ökosystem bestimmen.

Wortherkunft

Die Rolle, die eine Schlüsselart (engl. keystone species) in ihrem Ökosystem spielt, wird mit der eines Schlusssteines (engl. keystone) in einem Rundbogen verglichen. Obwohl der Schlussstein von allen Steinen unter dem geringsten Druck steht, bricht der Bogen ohne ihn dennoch zusammen. Ebenso kann ein Ökosystem eine dramatische Verschiebung erleben, wenn eine Schlüsselart ausstirbt oder entfernt wird, obwohl diese, gemessen an Biomasseanteil oder Produktivität, nur eine kleine Rolle gespielt hat.

Geschichte

Das Konzept der Schlüsselart wurde 1969[2] von dem Zoologen Robert T. Paine, einem Professor der Universität Washington, geprägt, um die Beziehung zwischen der Seesternart Pisaster ochraceus und der Muschelart Mytilus californianus zu erklären.[3] In seiner Veröffentlichung beschrieb er 1966 ein solches System in Makah Bay (Washington)[4] und schlug in einer weiteren Veröffentlichung 1969 das Konzept der Schlüsselarten vor.[5] Lange zuvor waren jedoch Schlüsselarten beschrieben worden, so die Mauritiapalme, der Lebensbaum der trockenen Llanos von Venezuela durch Alexander von Humboldt.[6]

Konzepte

Das Interesse an der Bewahrung von Artenvielfalt reicht bereits lange zurück, jedoch erst in den 1980ern entstand der Begriff „Biological diversity“, später verkürzt „biodiversity“. 1992 wurde in Rio de Janeiro auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) ein Übereinkommen über die biologische Vielfalt (englisch Convention on Biological Diversity) ausgehandelt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Erhaltung aller, zum Teil recht ähnlicher Arten zur Wahrung der Funktion der Biodiversität erforderlich ist und wie stark sich der Verlust einer Art auf ein Ökosystem auswirkt.

Hierzu wurden folgende Hypothesen formuliert:

  • Die Gleichwertigkeit-der-Arten-Hypothese (engl. equally important species hypothesis; Vitousek und Hooper, 1993) besagt, dass alle Arten gleich stark zur Funktion eines Ökosystems beitragen und damit gleich wichtig sind. Demnach würde sich eine Zunahme an Arten proportional zu einer Funktionszunahme (z. B. erhöhte Primärproduktion oder Stabilität) verhalten.
  • Die Redundante-Arten-Hypothese (engl. species redundancy hypothesis; Walker, 1992) besagt, dass auf Grund ihrer Ähnlichkeit einige Arten für ein Ökosystem entbehrlich seien. So nimmt bei steigender Artenzahl die Funktion eines Ökosystems zunächst stark zu, erreicht aber bald eine Sättigung. Es kann auch sein, dass einige Schlüsselarten von besonderer Bedeutung sind.
  • Die Idiosynkrasie-Hypothese (engl. idiosyncratic hypothesis; Lawton 1994) besagt, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen Artenzahl und Funktion gibt. Allerdings sind Arten nicht ohne Bedeutung, vielmehr ist die Artenzahl allein nicht aussagekräftig, sondern die Artenzusammensetzung.

Es ist schwierig, einer der Hypothesen den Vorzug zu geben, da die ökologische Bedeutung einer Art erst mit ihrem Verschwinden im jeweiligen System offensichtlich wird. Da dies oft nicht rückgängig zu machen ist, ist davon auszugehen, dass alle Arten wichtig sind. Nach der Versicherungs-Hypothese (engl. insurance hypothesis; Yachi und Loreau, 1999) ist Redundanz in einem Ökosystem nicht überflüssige, sondern dient als Puffer für Veränderungen.

Schwartz u. a. untersuchten den Zusammenhang zwischen Artenreichtum und Funktion. Bei der Analyse von 40 verschiedenen Experimenten stellten sie große Unterschiede fest. Bei geringer Artenzahl steigt zunächst die Funktion, um dann in eine Sättigung überzugehen. Dem stehen nur wenige Studien mit linearem Zusammenhang zwischen Artenzahl und Funktion gegenüber.[7]

Beispiele

Seestern

Das Beispiel aus der Begriffsgeschichte (s.o) ist der räuberische Seestern Pisaster ochraceus der diese Funktion an einer Felsküste in der Gezeitenzone ausübt. Er ernährt sich hierbei von verschiedenen Arten von Weichtieren (Käferschnecken, Napfschnecken, Miesmuscheln) und Krebsen (Seepocken und Entenmuscheln). Wird der Seestern aus dem System entfernt, verdrängt die Kalifornische Miesmuschel (Mytilus californianus) die restlichen Arten. Die Kalifornische Miesmuschel ist in der Konkurrenz um Raum äußerst erfolgreich und kann so massive Muschelbänke bilden, in denen so die Artenvielfalt extrem abnimmt. Der Seestern steuert also die Artenvielfalt in seinem Lebensraum von oben nach unten.

Wolf

Die Wölfe wurden aufgrund von Untersuchungen im Yellowstone-Nationalpark von vielen Autoren als Schlüsselspezies eingestuft. Nach der Wiederansiedlung von Wölfen 1994/95 durch den Menschen reduzierten sie die Anzahl der Wapitis, die zuvor den Park überweidet und in Flussauen Teile der Auenvegetation vernichtet hatten, wobei besonders die Amerikanischen Zitterpappeln (Populus tremuloides) betroffen waren, die als Ufergehölze an Bächen und Flüssen wachsen. Auch führte die Beunruhigung durch die Wölfe dazu, dass Wapitis in andere Gebiete auswichen.[8] In diesem Zeitraum wurde eine Erholung des Baumbestandes durch Naturverjüngung festgestellt. Etwa im gleichen Zeitraum siedelten sich wieder Biber im Park an. Sie fanden genügend Holz an den Ufern, um ihre Burgen und Staudämme zu bauen. An den Stauseen der Biber verloren die Flüsse ihr Gefälle und die Erosion kam fast zum Stillstand. Das Wasser wurde sauberer und die Artenvielfalt im Wasser stieg erheblich. Da die Biberstaudämme eine Überflutung der Bachauen herbeiführten, konnten sich in den entstandenen Tümpeln und Sumpfgebieten Amphibien und eine Vielzahl von Insekten entwickeln. Das lockte Wasservögel an. Zudem gab es jetzt viel mehr Fische in den Flüssen. Die Bären nutzen die Fische als Nahrungsquelle. Sie ernährten sich zudem von der Beute der Wölfe, denen sie das Fleisch abnahmen. Dadurch stieg die Zahl der Bären stark an. Der Bestand der Gabelböcke, die zuvor durch Kojoten in Bedrängnis geraten waren, erholte sich. Die Kojoten erbeuteten häufig deren Kitze und hielten damit den Bestand der Gabelböcke niedrig. Wölfe dulden keine Kojoten, erbeuten aber auch nicht die Kitze der Gabelböcke, die ihnen als Beute zu klein sind. Damit sank die Zahl der Kojoten, und die der Gabelböcke stieg. Gleichzeitig ließen sich viel mehr Bodenbrüter nieder, weil die Kojoten nicht länger die Nester plünderten. Auch die Zahl der Füchse stieg, die ohne Konkurrenz der Kojoten ungestört jagen konnten. Die Anzahl der Bäume stieg um das Fünffache. Vögel die im Unterholz brüten, fanden wieder Brutplätze. Dadurch stieg auch die Zahl der Greifvögel, denn sie fanden reichlichere Beute unter den Vögeln.

Die beobachtete Zunahme der Artenvielfalt wurde von vielen Autoren so gedeutet, dass diese maßgeblich durch die Wölfe beeinflusst worden sei.[9] In anderen Untersuchungen wurde jedoch festgestellt, dass obwohl Wölfe eine Trophische Kaskade auslösen, noch weitere Faktoren eine Rolle spielten: Dezimierung der Hirschpopulation durch Dürre sowie Bejagung von Hirschen, die über die Wintermonate aus dem Park abwandern. Wissenschaftler verglichen die Pappelbestände und kamen zu dem Ergebnis, dass die höchsten Pappeln in den Bereichen wuchsen, in denen Biberstaudämme eine Überflutung der Bachauen herbei geführt hatten, so dass die Wapitis nicht mehr an den Uferbewuchs herankamen.[10][11] Da Biber zu den Beutearten der Wölfe gehören,[12] haben sich die Biber, die einen vielfältigen Bottom-Up-Effekt ausgelöst hatten, nicht wegen der Wölfe angesiedelt. Vielmehr stellen nach Auffassung des National Park Service und der dort zitierten Autoren die Biber selbst eine Schlüsselspezies dar.[13] Daher stellen manche Autoren die Einstufung des Wolfs als Schlüsselspezies in Frage.

Seeotter

Seeotter ernähren sich zu einem großen Teil von Seeigeln[14], die sich wiederum von Seetang ernähren. Werden Seeotter in einer Region ausgerottet, vermehren sich die Seeigel so stark, dass sie die Bestände des Seetangs fast vollständig vernichten. Ohne den Seetang brechen viele Fischbestände zusammen, weil die Jungfische sich zwischen den Blättern des Seetangs verstecken. Wurde in einer Region der Tang von Seeigeln vernichtet, kann das Habitat sein ökologisches Gleichgewicht sehr schnell wieder erlangen, sobald Seeotter in dieses Gebiet neu einwandern.

Gnu

Obwohl Gnus keine Prädatoren sind, zählen auch sie zu den Schlüsselarten. Ihr Einfluss ist sehr viel größer als der Einfluss der meisten anderen Tierarten in ihrem Lebensraum. Sie halten das Gras in der Serengeti kurz und verhindern so Brände. Weil junge Bäume dem Feuer besonders leicht zum Opfer fallen, steigt der Baumbestand bei weniger Bränden deutlich an. Dadurch erhöht sich wiederum der Bestand der Giraffen und Elefanten. Vom Kot der vielen Pflanzenfresser ernähren sich Käfer und andere Insekten, die wiederum vielen Vögeln als Nahrung dienen. Von den Vögeln ernähren sich viele Greifvögel, aber auch andere Beutegreifer wie der Karakal. Auch Löwen und Leoparden profitieren von großen Gnuherden. Die Artenvielfalt steigt durch die höhere Anzahl der Gnus enorm an. Verringert sich der Bestand der Gnus, nimmt auch die Artenvielfalt deutlich ab.

Haie

Das Überfischen aller Arten schädigt die Fischgründe auf lange Sicht. Trotzdem bleibt die Nahrungskette in diesen Fischgründen noch für lange Zeit intakt. Dagegen wirkt selektives Fischen vor allem von Raubfischen fatal. Fängt man vor allem die Haie und entfernt sie als Schlüsselart aus dem Ökosystem, fehlt den kleineren Jägern der Feind. Sie können sich allzu stark vermehren und erbeuten in der Folge die Fische, die sich von Plankton ernähren. Ohne Planktonfresser aber nimmt das Plankton übermäßig zu. Ganze Korallenriffe ersticken dann unter vermodernden Algenbergen. Am Ende bildet sich ein vollkommen neues Ökosystem mit sehr viel kürzeren Nahrungsketten und einer geringeren Artenvielfalt.

Literatur

  • Hermann Linder, Ulrich Kull: Lindner Biologie. Braunschweig 2005, ISBN 3-507-10930-1.
  • Robert T. Paine: A Conversation on Refining the Concept of Keystone Species. In: Conservation Biology. Volume 9, Issue 4, 1995, S. 962–964, doi:10.1046/j.1523-1739.1995.09040962.x
  • Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Grüne Reihe des Lebensministeriums, Band 22: Wie viele Arten braucht der Mensch? Eine Spurensuche, S. 23–24, ISBN 978-3-205-78516-3.

Einzelnachweise

  1. R. T. Paine: A Conversation on Refining the Concept of Keystone Species. In: Conservation Biology. Band 9, Nr. 4, 1995, S. 962–964, doi:10.1046/j.1523-1739.1995.09040962.x.
  2. Keystone Species Hypothesis. University of Washington, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Januar 2011; abgerufen am 3. Februar 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.washington.edu
  3. William Stolzenberg: Where the Wild Things Were: Life, death and ecological wreckage in a land of vanishing predators. Bloomsbury USA, 2008, ISBN 978-1-59691-299-1.
  4. R. T. Paine: Food Web Complexity and Species Diversity. In: The American Naturalist. Band 100, Nr. 910, 1966, S. 65–75, doi:10.1086/282400.
  5. R. T. Paine: A Note on Trophic Complexity and Community Stability. In: The American Naturalist. Band 103, Nr. 929, 1969, S. 91–93, doi:10.1086/282586.
  6. Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. Penguin, 2018, S. 104.
  7. Wolfgang Nentwig, Sven Bacher, Roland Brandl: Ökologie kompakt. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-8274-1876-0 (Bachelor). S. 199ff.
  8. John W. Laundre, Lucina Hernandez, Kelly B. Altendorf (2001): Wolves, elk, and bison: reestablishing the "landscape of fear" in Yellowstone National Park, U.S.A. Canadian Journal of Zoology 79 (8): 1401–1409. doi:10.1139/z01-094
  9. Cristina Eisenberg, S. Trent Seager, David E. Hibbs (2013): Wolf, elk, and aspen food web relationships: Context and complexity. Forest Ecology and Management 299: 70-80. doi:10.1016/j.foreco.2013.01.014.
  10. Emma Marris: Ökologie – Das Märchen vom Wolf. Spektrum 2014.
  11. Valerius Geist: Big Game Forever Banquet and Wolf Symposium
  12. Freundeskreis freilebender Wölfe: Der Biber als Beutetier des Wolfs
  13. National Park Service: Beaver
  14. Unlike Dolphins, Sea Otters That Use Tools Are Not Closely Related. Auf: smithsonianmag.com vom 30. März 2017
    Warum Otter die cleversten Handwerker des Tierreichs sind. Auf: stern.de vom 30. März 2017