„Wilhelm Tranow“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Statt Weiterleitung nun eigener Artikel
K kat
Zeile 25: Zeile 25:
{{SORTIERUNG:Tranow, Wilhelm}}
{{SORTIERUNG:Tranow, Wilhelm}}
[[Kategorie:Kryptoanalytiker]]
[[Kategorie:Kryptoanalytiker]]
[[Kategorie:Militärperson (Oberkommando der Wehrmacht)]]
[[Kategorie:Militärperson (Kriegsmarine der Wehrmacht)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren im 19. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Geboren im 19. Jahrhundert]]

Version vom 11. Februar 2016, 13:17 Uhr

Wilhelm Tranow war ein deutscher Kryptoanalytiker, der vor und während der Zeit des Zweiten Weltkriegs im B-Dienst (Beobachtungsdienst) der deutschen Marine gegenerische verschlüsselte Funksprüche, vor allem der britischen Handelsmarine, erfolgreich entzifferte.

Leben

Wilhelm Tranow arbeitetet bereits im Ersten Weltkrieg im Beobachtungs- und Entzifferungsdienst der Kaiserlichen Marine. Nach dem Krieg entstand daraus der B-Dienst, dem Tranow in den frühen 1920er-Jahren als einer der ersten Mitarbeiter in ziviler Funktion beitrat.[1] Chef des dem OKM (Oberkommando der Marine) unterstehendem B-Dienstes während der Zeit des Zweiten Weltkriegs war Kapt.z.See Heinz Bonatz.[2] Tranow galt als einer der wichtigsten Kryptoanalytiker des B-Dienstes. Er wird als „alterfahren und energisch“ beschrieben.[3] In den 1930er-Jahren wurde er zum Leiter des englischsprachigen Referats befördert, wo er die kryptanalytischen Angriffe auf Codes und Verschlüsselungsverfahren der britischen Royal Navy leitete. Im Jahr 1935 gelang die Entzifferung eines der britischen Verfahren durch Vergleich mit den im Lloyd’s Weekly Shipping Report veröffentlichten Schiffsbewegungen.[4]

Während des Zweiten Weltkriegs glückte es dem B-Dienst-Referat unter Tranows Leitung, die Überchiffrierung der alliierten Handelsschiffs-Funksprüche (Merchant Navy Code) abzustreifen.[5] Dies half den deutschen U-Booten, alliierte Geleitzüge im Atlantik besser aufzuspüren und angreifen zu können. Auch während des Höhepunkts der kriegswichtigen Schlacht im Atlantik konnte die durch die Briten am 20. August 1940 eingeführte Naval Cipher No. 2 (deutscher Deckname „Köln“) zunächst teilweise, und ab Februar 1941 bis 1943 vollständig entziffert werden. Besonders wichtig war der Bruch der Naval Cipher No. 3 (deutscher Deckname „Frankfurt“), die die Briten für ihre Atlantik-Convoys benutzten. Dies half dem Befehlshaber der U-Boote (BdU), Admiral Karl Dönitz, die im Atlantik operierenden deutschen U-Boote gezielt auf die alliierten Geleitzüge anzusetzen.

Aufgrund nachrichtendienstlicher Erkenntnisse aus entzifferten deutschen Enigma-Funksprüchen schöpften die Briten schließlich Verdacht, gaben die Naval Cipher No. 3 auf und ersetzten sie am 10. Juni 1943 durch die Naval Cipher No. 5.[6] Die Deutschen erkannten zwar diesen Wechsel des „Schlüssels Frankfurt“, konnten aber das neue Verfahren nicht mitlesen und waren damit von dieser wichtigen Nachrichtenquelle so gut wie abgeschnitten.

Der US-amerikanische Historiker David Kahn unterstrich die kriegsgeschichtliche Bedeutung dieser Entzifferungen und zitierte eine anonyme Quelle: If one man in German intelligence ever held the keys to victory in World War II, it was Wilhelm Tranow[7] (deutsch: „Falls ein Mann in der deutschen Aufklärung jemals die Schlüssel zum Sieg im Zweiten Weltkrieg in Händen gehalten hat, dann war es Wilhelm Tranow“).

Literatur

  • Heinz Bonatz: Seekrieg im Äther. Die Leistungen der Marine-Funkaufklärung 1939-1945. Mittler: Herford 1981. ISBN 3-8132-0120-1
  • David Kahn: Seizing the Enigma – The Race to Break the German U-Boat Codes, 1939 –1943. Mifflin: Boston 1991 ; Naval Institute Press: Annapolis, USA, 2012, ISBN 978-1-59114-807-4
  • Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse, Methoden und Maximen der Kryptographie. Springer, Berlin 2000 (3. Aufl.), ISBN 3-540-67931-6.
  • Fred B. Wrixon: Codes, Chiffren & andere Geheimsprachen. Von den ägyptischen Hieroglyphen bis zur Computerkryptologie. Könemann: Köln 2000, ISBN 3-8290-3888-7

Einzelnachweise

  1. B-Dienst (Navy) im TICOM-Archiv (englisch). Abgerufen 11. Februar 2016.
  2. Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse, Methoden und Maximen der Kryptographie. 3. Aufl. Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-67931-6, S. 221.
  3. Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse, Methoden und Maximen der Kryptographie. 3. Aufl. Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-67931-6, S. 449.
  4. B-Dienst (Navy) im TICOM-Archiv (englisch). Abgerufen 11. Februar 2016.
  5. Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse, Methoden und Maximen der Kryptographie. 3. Aufl. Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-67931-6, S. 65.
  6. Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse, Methoden und Maximen der Kryptographie. 3. Aufl. Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-67931-6, S. 450.
  7. David Kahn, Seizing the Enigma – The Race to Break the German U-Boat Codes, 1939–1943. Naval Institute Press: Annapolis, USA, 2012, ISBN 978-1-59114-807-4, S. 246