Alois Mengele

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Alois Mengele (* 30. Januar 1914 in Günzburg; † 2. Februar 1974) war ein deutscher Unternehmer und der jüngste Bruder des für seine Menschenexperimente bekannten Lagerarztes im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz Josef Mengele.

Alois Mengele, der jüngste Sohn von Karl Mengele und seiner Frau Walburga Theresa, geborene Hupfauer, wuchs gemeinsam mit seinen beiden Brüdern, Josef und Karl, auf. Da er von seinen Eltern ausgewählt worden war, später in den Familienbetrieb einzutreten, besuchte er zu Beginn der 1930er Jahre eine Handelsschule.[1] Anschließend kam er in die Firma seines Vaters.

Im Zweiten Weltkrieg diente Alois Mengele an der Front und geriet in Jugoslawien in Gefangenschaft. Dort wurde er bis 1948 festgehalten und kehrte anschließend nach Hause zurück.[2] Anfang 1949 beteiligte sein Vater ihn und seinen Bruder Karl am Familienbetrieb. Der Betrieb wurde daraufhin in Karl Mengele & Söhne umbenannt.[3] Nach dem Tod seines Bruders Ende des Jahres 1949 und seines Vaters 1959 leitete Alois Mengele den Betrieb alleine weiter.

Unter seiner Führung wurde die Produktpalette erweitert und das Unternehmen expandierte erfolgreich im In- und Ausland.[4] So gründete er beispielsweise 1969 unter dem Namen Mengele und Steiner GmbH eine Filiale in Meran.[5] 1970 wurde er zum Vizepräsidenten der IHK Augsburg gewählt.[6] Wie auch sein Vater stiftete er in seiner Heimatstadt für karitative Einrichtungen, Kultur, Sport und Festlichkeiten.[7] Seinen ältesten Bruder Josef Mengele soll er nach dessen Flucht finanziell unterstützt haben.[8] Erst spät will er realisiert haben, dass die Gräueltaten seines Bruders wahr waren.[9]

Alois Mengele hatte mit seiner Frau Ruth, geb. Böttcher, einen Sohn und zwei Töchter.[10] Er starb im Alter von 60 Jahren an einem Krebsleiden.[9] Nach seinem Tod übernahmen sein Sohn Dieter Mengele und Neffe Karl-Heinz Mengele das Familienunternehmen,[4] das nach Alois Mengeles Tod als größter Arbeitgeber am Standort Günzburg aber an politischem Einfluss verlor.[11]

Anlässlich seines 50. Geburtstages stiftete er der Stadt Günzburg den 1966 eingeweihten und nach seiner Frau benannten „Ruth-Mengele-Kindergarten“ samt Grundstück, wofür ihm im Juni 1966 die Goldene Bürgermedaille verliehen wurde.[12] 1967 wurde er mit der Rudolf-Diesel-Medaille ausgezeichnet. Neben der Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt (verliehen am 15. Juni 1972) verlieh ihm wie auch schon seinem Vater auch die Stadt Höchstädt an der Donau 1967 diese.[6] Zudem ist in Günzburg die Alois-Mengele-Straße nach ihm benannt.[13]

  • Mengele, Alois. In: Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. M–Z. Ausgabe 16. Arani, 1970, S. 835.
  • Mengele, Alois. In: Who’s Who in Germany M–Z. 4. Auflage. R. Oldenbourg Verlag, 1972, S. 975 (englisch).
  • Walter Roller: Josef Mengele: Gestörte Idylle (2). Günzburg. In: Die Zeit. Nr. 18, 1985 (zeit.de – Artikelanfang frei abrufbar).

Einzelnachweise

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  1. Sven Keller: Günzburg und der Fall Josef Mengele (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 87). R. Oldenbourg Verlag, München 2003, ISBN 3-486-64587-0, S. 80 (Zugl.: Augsburg, Univ., Magisterarbeit, 2002).
  2. Sven Keller: Günzburg und der Fall Josef Mengele (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 87). R. Oldenbourg Verlag, München 2003, ISBN 3-486-64587-0, S. 106 (Zugl.: Augsburg, Univ., Magisterarbeit, 2002).
  3. Sven Keller: Günzburg und der Fall Josef Mengele (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 87). R. Oldenbourg Verlag, München 2003, ISBN 3-486-64587-0, S. 107 (Zugl.: Augsburg, Univ., Magisterarbeit, 2002).
  4. a b Walter Kaiser: Vom Aufstieg und Fall der Firma Mengele. In: Augsburger Allgemeine. 26. Oktober 2019, abgerufen am 1. August 2024.
  5. Gerald Steinacher: Adolf Eichmann: Ein Optant aus Tramin. In: Günther Pallaver, Leopold Steurer (Hrsg.): ‘Deutsche! Hitler verkauft euch!‘ Das Erbe von Option und Weltkrieg in Südtirol. Ed. Raetia, Bozen 2010, ISBN 978-88-7283-386-5, S. 305–335, hier S. 312 (unl.edu [mit Link zum PDF; 1,7 MB]).
  6. a b Sven Keller: Günzburg und der Fall Josef Mengele: Die Heimatstadt und die Jagd nach dem NS-Verbrecher. Walter de Gruyter, 2003, ISBN 3-486-70288-2, S. 112–113 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  7. Mäzene für ein lebendiges Günzburg. In: Augsburger Allgemeine. 17. August 2010, aktualisiert am 31. Juli 2021 (Artikelanfang frei abrufbar).
  8. Eichmann, Bormann, Mengele – die «Endlösung» soll vor Gericht. In: Irmtrud Wojak: Fritz Bauer 1903–1968. Eine Biographie. C.H.Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58154-0, S. 314 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  9. a b Kenneth Gibson: Killer Doctors: The Ultimate Betrayal of Trust. Neil Wilson Publishing, 2012, ISBN 978-1-906476-59-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Ralph Blumenthal: Investigators turn Attention to Mengele Family Contacts. In: The New York Times. 11. Juni 1985.
  11. Josef Mengele: Gestörte Idylle (2). Günzburg. In: Zeit Online. 26. April 1985 (Artikelanfang frei abrufbar; aus: Die Zeit. Nr. 18/1985).
  12. Zeittafel. (Memento vom 19. Februar 2016 im Internet Archive) Stadt Günzburg.
  13. Sven Keller: Ein langer Schatten: Umgang mit der Vergangenheit. (Memento vom 19. Februar 2016 im Internet Archive) Stadt Günzburg, 2003 (= Epilog eines Vortrags von Sven Keller am 13. November 2003 im Forum am Hofgarten).