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Bunker in Braunschweig

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Die Bunker in Braunschweig wurden ab November 1940 errichtet, da die Stadt Braunschweig zu den als besonders gefährdet geltenden Gebieten im Deutschen Reich eingestuft wurde. Braunschweig lag inmitten der Industrieachse Salzgitter-Fallersleben („Stadt des KdF-Wagens“) und wurde vom NS-Regime zu einem wichtigen Rüstungs- und Forschungszentrum ausgebaut.[1]

Braunschweig lag strategisch günstig zu den neuen Industriestandorten bei Fallersleben, der „Stadt des KdF-Wagens“ und den „Reichswerken Hermann Göring“ in Salzgitter. Die Stadt besaß eine Vielzahl großer Industrieunternehmen. Das hatte zur Folge, dass Braunschweig für die alliierten Luftstreitkräfte zu einem wichtigen Angriffsziel wurde. In der Zeit vom 17. August 1940 bis zum 10. April 1945 wurde die Stadt über 40 mal bombardiert. Dass trotzdem im Verlauf dieser massiven Angriffe lediglich rund 2900 Todesopfer zu beklagen waren, ist auf die Vielzahl der vorhandenen Luftschutzbauten zurückzuführen.[2][3] Die Bunker wurden nach den im Juli 1941 festgesetzten „Bestimmungen für den Bau von Luftschutzbunkern“ errichtet, in der die in Braunschweig entwickelte „Schutzbewehrung“ als einzige reichseinheitliche Bewehrungsart vorgeschrieben wurde.

Am 31. Oktober 1940 erteilte der Braunschweiger Oberbürgermeister Wilhelm Hesse den ersten Bauauftrag an eine Braunschweiger Baufirma. Durch diese sollten Luftschutzbunker errichtet werden, die sowohl Sicherheit gegen 300-kg-Bomben boten als auch gasdicht waren. Nach diesen Vorgaben wurden in der Stadt 22 Luftschutzbunker gebaut. Es waren 10 weitere geplant, die gegen 1000-kg-Bomben schützen sollten. Von diesen wurden jedoch nur 2 fertiggestellt. Die Bunkeranlagen mussten seit Anfang 1944 bei Alarmen teilweise das Fünffache an Schutzsuchenden aufnehmen. Durch die Lage Braunschweigs auf der Flugroute der Bomber nach Berlin wurde vorsorglich bei allen Überflügen Alarm gegeben. Teilweise hielten sich die Menschen für mehrere Stunden in den überfüllten Bunkeranlagen auf. Verheerend war der Bombenangriff auf Braunschweig am 15. Oktober 1944, der einen Flächenbrand in der Innenstadt und den Einschluss der dort befindlichen Bunker zur Folge hatte. Dadurch wurde der Sauerstoffgehalt der Atemluft innerhalb der gasdichten Räume knapp. Da die Gefahr bestand, dass durch die Belüftungsöffnungen Rauchgase ins Innere gelangen könnten, wurden diese verschlossen gehalten. Die Eingeschlossenen konnten erst nach mehr als 6 Stunden von der Feuerwehr gerettet werden. Diese hatte dafür Wassergassen mit einer künstlichen Beregnung eingerichtet, um die Hitze des Feuers zu mildern.[1]

Die errichteten Bunker sollten rund 27.000 Menschen Zuflucht bieten, während der Bombardierungen suchten dort jedoch zeitweise etwa fünfmal so viele Personen Schutz. Für den Bau der Anlagen wurden mehr als 1000 Fremdarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt, denen jedoch die Nutzung selbst offiziell nicht gestattet war.[4]

Maßnahmen für den Luftschutz

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Die gezielten Vorbereitungen zum Luftschutz in Deutschland begannen bereits vor dem Kriegsbeginn. Als erste Bomben über deutschen Städten niedergingen, wurde ein reichsweites Bunkerbauprogramm entwickelt und der Bau ziviler Luftschutzmaßnahmen eingeleitet sowie die Luftabwehr ausgebaut. Luftschutzkeller boten keinen ausreichenden Schutz für die Zivilbevölkerung, da sie weder bombensicher oder gasdicht waren noch ausreichenden Schutz vor den Auswirkungen von Bränden bieten konnten. Durch den Reichsluftschutzbund (RLB) wurden zudem Schulungen der Bevölkerung durchgeführt und die Hausgemeinschaften wurden dazu angehalten, dass sie einen Luftschutzwart, einen Ersthelfer und eine Hausfeuerwehr bereitstellen musste.[5]

Die Maßnahmen zur Tarnung wie die Verdunkelung reichten nicht aus, um die Lage der Städte vor den Bombern zu verbergen. In Braunschweig gelang es jedoch durch den Bau zahlreicher Luftschutzanlagen, einen Großteil der Stadtbevölkerung während der schwersten Angriffe im Jahr 1944 zu schützen.[6][7]

Hochbunkeranlagen

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Örtlichkeit Belegung Baujahr Nachnutzung[8] Koordinate
Alte Knochenhauerstraße 813 1940/41 Katastrophenschutzbunker 52° 15′ 38,5″ N, 10° 31′ 0,3″ O
Alte Waage 250 1940/41 Katastrophenschutzbunker 52° 16′ 2,4″ N, 10° 31′ 7,7″ O
Bebelhof – Borsigstraße 800 1941/42 im Februar 2001 abgerissen 52° 14′ 43,8″ N, 10° 32′ 14,3″ O
Bebelhof – Salzdahlumer Straße 986 1940/41 denkmalgeschütztes Wohnhaus 52° 14′ 38,3″ N, 10° 32′ 7″ O
Bockstwete 750 1941/42 Wohn- und Geschäftshaus 52° 16′ 8,6″ N, 10° 31′ 30,9″ O
Kaiserstraße 642 1940/41 Wohn- und Geschäftshaus 52° 16′ 10,9″ N, 10° 31′ 19,8″ O
Kalenwall – Bunker „Am Bahnhof“ 428 1940/41 Geschäftsgebäude 52° 15′ 34,8″ N, 10° 31′ 4,7″ O
Kralenriede 500 1941/42 denkmalgeschützte Bunkeranlage 52° 18′ 16″ N, 10° 32′ 23,7″ O
Ludwigstraße 236 1941/42 vorhanden 52° 16′ 43,8″ N, 10° 31′ 23,4″ O
Madamenweg 1500 1941/42 Wohngebäude 52° 15′ 39,2″ N, 10° 29′ 50,3″ O
Melverode – Glogaustraße 350 1941/42 2010 zu einem Wohnhaus umgebaut 52° 13′ 39,9″ N, 10° 31′ 13,5″ O
Methfesselstraße 1250 1941/42 denkmalgeschütztes Wohnhaus 52° 16′ 37,5″ N, 10° 32′ 50,8″ O
Münzstraße 400 1941/42 entfestigt, leerstehend 52° 15′ 48,9″ N, 10° 31′ 30,5″ O
Okerstraße 944 1940/41 Fundament für Hochhaus 52° 16′ 4,8″ N, 10° 30′ 56,6″ O
Rehnstoben – Bosselgraben 610 1940/41 Wohnhaus 52° 16′ 8,1″ N, 10° 31′ 30,9″ O ???
Ritterstraße 840 1944 Wohnhaus 52° 15′ 39,8″ N, 10° 31′ 43,2″ O
Rühme – Auerstraße 650 1941/42 gesprengt und beseitigt 52° 18′ 34,8″ N, 10° 31′ 1,9″ O
Sack 700 1940/41 im November 2007 abgerissen 52° 15′ 50,6″ N, 10° 31′ 17,5″ O
Werkluftschutzbunker
Bültenweg (Ferdinand Schacht) vorhanden 52° 16′ 55,6″ N, 10° 32′ 19,9″ O
Hafenstraße 70 vorhanden 52° 18′ 47,2″ N, 10° 29′ 21,2″ O
Hamburger Straße (Schmalbach-Lubeca) vorhanden 52° 16′ 51,3″ N, 10° 31′ 3,7″ O
Vossenkamp (Libra-Werk) vorhanden 52° 16′ 47″ N, 10° 33′ 2,6″ O
Krankenhausbunker
Celler Straße (I) 1020 1941 bis 1942 ungenutzt, vorhanden 52° 16′ 32″ N, 10° 30′ 12,5″ O
Celler Straße (II) 78 1941 bis 1942 Teil des Krankenhauses 52° 16′ 29,2″ N, 10° 30′ 6,8″ O
Holwedestraße 230 1944 bis 1945 Lagerräume und EDV 52° 15′ 54,5″ N, 10° 30′ 32,7″ O

Alte Knochenhauerstraße

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Bunker Alte Knochenhauerstraße (2006)

In der Novemberpogromnacht am 9. November 1938 wurde die Braunschweiger Synagoge teilweise gesprengt und verwüstet. Sie wurde 1940 abgebrochen und an dem Ort wurde ein Luftschutzbunker errichtet. Der Bunker hat vier Etagen und war dafür ausgelegt, rund 820 Personen aufzunehmen. Während des Luftalarms war er teilweise jedoch mit bis zu 4000 Menschen überbelegt. Der Bunker entstand im Zuge des ersten Bauprogramms und sollte zur Straße hin mit einer Fachwerkfassade versehen werden, um ihn optisch an die übrigen Gebäude der Alten Knochenhauerstraße anzupassen. Diese Maßnahme sollte unter anderem der besseren Tarnung dienen.[9]

Von 1945 bis 1963 diente das Gebäude als Notunterkunft. 1975 erhielt es, anlässlich der hundertjährigen Synagogen-Weihe, eine Gedenktafel.[10]

Der Bunker wurde zum Zweck des zivilen Luftschutzes für den Katastrophenschutz ausgebaut. Er dient dem Schutz der Bevölkerung vor Brandeinwirkung (Hitze, Rauch), vor konventionellen Waffen, vor radioaktiven Niederschlägen (Fallout), vor biologischen und chemischen Waffen.

Der Bunker wurde in den Jahren 1941 bis 1942 errichtet und sollte 250 Personen Schutz bieten. Er befindet sich nahe dem Fachwerkhaus Alte Waage und wurde in den 1970er Jahren während des Kalten Krieges zum Katastrophenschutzbunker umgebaut. Dieser Bunker stellt für 625 Personen Sitz- und Liegeplätze bereit. Er ist mit einfachen Klappsitzen, Liegepritschen und Gepäckablagen ausgestattet, besitzt sanitäre Einrichtungen, eine Kochgelegenheit und eine Ambulanz sowie zwei Belüftungssysteme gegen Gaseintrag und chemische Angriffe. Die vorgesehene Aufenthaltsdauer ist auf bis zu 10 Tage ausgerichtet. Die Brauchwasserversorgung wird durch einen Brunnen bereitgestellt.[11]

Salzdahlumer Straße – Bebelhof (2006)

Der Hochbunker an der Salzdahlumer Straße im Bebelhof wurde 1941 für rund 990 Personen errichtet. Er konnte durch eine Flakstellung für die Flugabwehr genutzt werden, besaß 9 Stockwerke, einen Fahrstuhl, eine Gebäudedecke mit einer Stärke von 1,60 m und 1,30 m dicke Außenwände.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Fensteröffnungen in die Wände gesprengt, und er wurde als Ausländerwohnheim genutzt.

Das Gebäude weist im unteren Teil eine neoklassizistische Gestaltung mit Rundbögen, einem umlaufenden Fries und großen Steinblöcken auf. Im Jahr 1999 wurden im ehemaligen Bunker Eigentumswohnungen mit großzügigen Balkonen und Geschäftsräume eingerichtet.[12][13]

Der Bunker an der Borsigstraße wurde in den Jahren 1941 bis 1942 für rund 800 Personen angelegt. Er wurde im Jahr 2001 abgerissen, stattdessen wurde hier ein Einkaufsmarkt errichtet.[14]

Der Bunker wurde in den Jahren 1941 bis 1942 errichtet, um rund 750 Personen Schutz zu gewähren.

Nach dem Ende des Krieges wurde er entfestigt und ab 1948 von Kurt Eichstätter zum Hotel „Central“ umgebaut. In diesem gab es Tanz- und Varietéveranstaltungen, und Künstler wie Chris Howland oder Klaus Kinski logierten hier. Auch die „Barbarina-Bar“ befand sich in diesem Bunker. In den 1960er Jahren wurde das Hotel geschlossen. Das Gebäude beherbergt kleinere Geschäfte und Wohnungen.[15][14]

Kaiserstraße (2007)

Der Bunker Kaiserstraße ist ein Hochbunker mit mehreren Geschossen, der in den 1940er Jahren rund 640 Personen in 98 Räumen Schutz bieten sollte. Er wurde nach Plänen von Herman Flesche errichtet und sollte eine Fachwerkfassade erhalten, um ihn aussehen zu lassen wie ein gewöhnliches Wohnhaus. Dies ist noch an den Kragsteinen erkennbar. Zusätzlich sollte er ein Satteldach erhalten, um die Tarnung zu vervollständigen.

Nach dem Ende des Krieges wurden Teilbereiche des Bunkers als Lagerräume vermietet, andere dienten zeitweilig als illegale Wohnräume. Da er jedoch weder über ausreichend Fenster noch sonstige Lüftungsmöglichkeiten verfügte, wurde er 1960 vom Wohnungsamt der Stadt Braunschweig wegen Seuchengefahr geschlossen. Das Deutsche Rote Kreuz und der Bundesverband für den Selbstschutz nutzten den Bunker anschließend für Ausbildungszwecke.[16]

Im Jahr 1990 wurde der Bunker für eine Weiternutzung als Katastrophenschutzbunker umgebaut. Die ehemalige Raumaufteilung in einzelne Zellen wurde beibehalten.[17] Der Bunker wurde ab 2020 in ein Mehrparteien-Wohnhaus umgebaut. Die Arbeiten wurden 2022 abgeschlossen.[18][19]

Rückseite Kalenwall (2006)

Der Bunker am Kalenwall wurde auch als Bunker „am Bahnhof“ oder als Bunker „am Adolf-Hitler-Wall“ bezeichnet. Er sollte rund 430 Personen Schutz bieten.

Nach dem Ende des Krieges diente er als „Entlausungszentrale Braunschweigs“ und als Notunterkunft für Obdachlose und Flüchtlinge.[20] Er wurde für zivile Zwecke umgebaut und beherbergte eine Zeitlang nach weiteren Umbaumaßnahmen im Jahr 1958 beispielsweise das „Lido-Filmtheater“, das erste Kino der Nachkriegszeit, das „Lichtspieltheater Broadway“ oder das Restaurant „Liro Dando“. Heutzutage befinden sich u. a. eine Diskothek und ein Imbiss in dem Gebäude.

Das Gebäude war 2006 als möglicher Standort eines Hauses der Wissenschaft im Gespräch.[21] Seit dem 3. September 2016 befindet sich auf dem Dach die Trattoria „Flamingo Rosso“, gleichzeitig wurde die Fassade des Gebäudes saniert.[22]

Kralenriede (2013)

Der Bunker in Kralenriede besitzt drei Etagen und Gasschleusen, die das Eindringen von Brand- und Giftgasen verhindern sollten. Er wurde in den Jahren 1941 bis 1942 unter Leitung von Oberbaurat Kurt Piepenschneider auf dem Grundstück Kralenriede 19 errichtet. Er verfügt über eine 1,40 Meter dicke Abschlussdecke aus eisenarmiertem Beton. Für die Schutzsuchenden gab es rund 6 m² große Räume mit Pritschen und Holzbänken. Dies diente dem besseren Schutz gegen mögliche Bombendurchschläge. Die Belüftung und Beheizung erfolgte über Luftfilteranlagen, die jedoch bei Überbelegung nicht für ausreichende Frischluft sorgten. Die Bunkeranlage ist nahezu im Originalzustand erhalten worden. So sind die ehemaligen Verhaltenshinweise noch gut lesbar und die phosphoreszierenden Orientierungsmarkierungen an Wänden und Treppen leuchten teilweise noch immer nach. Er diente nicht nur der Unterbringung der Zivilbevölkerung, sondern ebenfalls dem Schutz der Arbeiter aus der nahegelegenen Büssing NAG Flugmotoren GmbH (Nimo), in der Flugzeugmotoren produziert wurden. Ausgeschlossen wurde die Aufnahme der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter aus den Barackenlagern in Kralenriede sowie die von Ausländern und Uniformierten.

Seit 1996 ist der Bunker als Denkmal eingestuft. Genutzt werden die Räumlichkeiten teilweise als Lagerräume.[23]

Der Bunker in der Ludwigstraße sollte rund 240 Personen Schutz bieten.

Madamenweg (2010)

Am Madamenweg 130 wurde in den Jahren 1941 bis 1942 nach einem Entwurf des Stadtbaudirektor Kurt Piepenschneider von der Firma Philipp Holzmann ein Hochbunker errichtet. Geplant war die Anlage für 1500 Menschen mit 1200 Liege- und 300 Sitzplätzen. Dieser Luftschutzbunker war mit seinen Abmessungen von 50 m Länge, 13 m Breite und fünf Etagen (UG, EG, 1. bis 3. Stock) die größte Anlage in Braunschweig. Für den Zugang und die schnellere Verteilung der Schutzsuchenden auf die einzelnen Etagen wurde ein Turm mit einer stufenlosen Rampe als Aufgang angebaut. Er verfügte auch über einen gesicherten Dachzugang, der über eine hölzerne Außentreppe zugänglich war. Innerhalb des Bunkers befand sich bis 1944 die Dienststelle der Luftschutzleitung der Braunschweiger Ordnungspolizei. Die Baukosten beliefen sich auf rund 1,3 Mio. Reichsmark.

Die Leitung des Braunschweiger Luftschutzes befand sich bis zum Jahr 1944 in speziell dafür eingerichteten Räumen im Bunker am Madamenweg. Nach Fertigstellung der Bunkeranlage am Nußberg zog sie in den neuen Befehlsbunker um. In den letzten Kriegstagen wurde der Bunker von einer 30-Zentner-Sprengbombe getroffen. Dadurch wurde der gesamte Betonbau erschüttert, die Stromzufuhr wurde unterbrochen und es brach Panik im Inneren aus. Nach dem Kriegsende diente das Bauwerk zunächst als Notunterkunft für Vertriebene und für Flüchtlinge aus den Gebieten der sowjetisch-besetzten Zone. Von Herbst 1947 an wurde der Bunker zu einer Dauerunterkunft für Wohnungslose. 1974 wurde diese Wohnunterkunft endgültig geschlossen.[24]

1984 wurde der Bunker umgebaut, Zwischenwände wurden entfernt und die Räumlichkeiten neu aufgeteilt. Die alten Stahltüren wurden ersetzt und das Gebäude erhielt eine moderne Belüftungsanlage, um es für den Zivilschutz zu nutzen. Durch das Ende des Kalten Krieges wurde ein weiterer Ausbau jedoch eingestellt. Das Gebäude wurde später an einen Architekten verkauft, der dort 20 Wohneinheiten einrichten wollte. Nach ersten Vorarbeiten wurde der Umbau jedoch wieder eingestellt. Der Bunker erhielt im Jahr 2002 einen neuen Eigentümer. Die bauliche Öffnung der Bunkeraußenwand wurde nicht wieder geschlossen, wodurch massiv Feuchtigkeit in den Folgemonaten und -jahren das Innere des Gebäudes sowie Deckenteile, das Mauerwerk und den Keller befiel und teilweise schädigte. Jetzt sollte daraus ein Wohn- und Geschäftshaus werden. Eine kommerzielle Nutzung zweier Etagen des Bunkers als Diskothek unter dem Namen „Bunker 26“ endete mit dem Beginn weiterer Bauarbeiten, denn seit 2012 wurden dort 45 reine Eigentumswohnungen (jetzt ohne Geschäfte) gebaut. Hierfür wurden große Teile der massiven Bunkeraußenwand entfernt, um Fenster und Balkontüren anzubringen. Im Dezember 2013 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen und alle Wohnungen übergeben, das ursprüngliche Gebäude wurde um zwei zusätzliche Stockwerke sowie eine PKW-Tiefgaragenanlage erweitert. Das Gebäude besitzt mittlerweile einen Fahrstuhl.[25][26]

1942 wurde in Melverode an der Glogaustraße eine Bunkeranlage für rund 350 Personen errichtet. Diese Anlage sollte, ebenso wie die Bunker im Stadtbereich, äußerlich an die Gebäude in ihrer näheren Umgebung angepasst werden.[27] In den Jahren 2012 bis 2013 erfolgte der Umbau in Wohnungen.[28]

Methfesselstraße

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Der Bunker wurde im Jahr 1940 errichtet und 2007 unter Berücksichtigung der Denkmalschutzbestimmungen zu Wohnzwecken umgebaut. Im Zuge der Sanierung erhielt er zwei Aufzüge. Auf dem Dach wurde ein zusätzliches Geschoss für Penthauswohnungen installiert, das sich architektonisch vom Gebäude unterscheidet.[29]

Ehemaliger Polizeibunker Münzstraße

Der dreigeschossigen Bunker an der Münzstraße wurde ab 1941 von der Firma Karl Schaare errichtet. Er war für rund 400 Personen konzipiert und diente hauptsächlich dem Schutz des Führungsstabes der Polizei. Er sollte ursprünglich zu Tarnzwecken verblendet werden. Der Bunker besaß einen bombensicheren Dachausstieg, der für die Lüftung nach einem Angriff vorgesehen war. Auf der Abschlussdecke befinden sich zwei weitere nicht verstärkte Geschosse in Ziegelbauweise, in dem sich ein Bürotrakt mit separatem Treppenhaus befand. Das Erd- und Obergeschoss waren der Nutzung durch die Polizeiführung vorbehalten. Sie enthielten zusätzliche Räumlichkeiten, die mit Funk- und Fernmeldetechnik ausgestattet waren. Es gab ein Tiefgeschoss, in dem sich Räume für die Zivilbevölkerung befanden.

Am 12. April 1945 wurde das Protokoll der Übergabe der Stadt Braunschweig im Polizeibunker Münzstraße von dem kommissarischen Oberbürgermeister Erich Bockler und dem kommissarischen Polizeipräsidenten Karl Stahl unterzeichnet und die Stadt kampflos an die amerikanischen Streitkräfte übergeben.

Nach dem Ende des Krieges wurde der Bunker in den Jahren 1947 bis 1948 entfestigt und 1951 zu einem Verwaltungsgebäude der Polizei umgebaut. Im Erdgeschoss befand sich bis Anfang 1969 die Einsatzzentrale. Im Untergeschoss wurden 15 Zellen eingerichtet. Seit November 2002 wird das Gebäude nicht mehr genutzt.[30]

Okerstraße (2006)

Der Doppelbunker an der Okerstraße wurde in den Jahren 1940 bis 1941 von der Firma Karl Schaare gebaut und bot rund 950 Personen Schutz. Er liegt direkt am Neustadtmühlengraben, so dass die Zugänge zum Obergeschoss nur über zwei Brücken erreicht werden konnten. Die Zugänge zum Untergeschoss befanden sich auf der gegenüberliegenden Seite. Der Bunker ist durch eine Trennwand in zwei eigenständige Bereiche aufgeteilt. Der Bunker verfügte über eine Notstromversorgung und eine Belüftungsanlage mit Wärmetauschern und Gasfiltern.

Das Gebäude bildet heutzutage das Fundament eines Wohn-Hochhauses, das im Jahre 1952 darauf errichtet wurde.[31]

Bunker Rehnstoben im Jahre 2006

Der Bunker Rehnstoben, eigentlich Inselwall/Bosselgraben, wurde in den Jahren 1940 bis 1941 für rund 610 Personen errichtet. Er wurde Ende der 1940er Jahre zu einem Jugendheim umfunktioniert, später befanden sich dort zunächst Werkstätten der Lebenshilfe und wurde anschließend als Verwaltungs- und Wohngebäude genutzt.[32][4]

Ritterstrasse (2006)

Der Bunker an der Ritterstraße wurde im Jahr 1944 fertiggestellt. Er sollte 840 Personen Schutz bieten. Er verfügte über einen gesicherten Dachzugang, der über eine hölzerne Außentreppe zugänglich war. 1979 wurde er zu einem Wohnhaus umgebaut.[14][33]

In den Jahren 1941 bis 1942 wurde an der Auerstraße in Rühme ein Bunker errichtet. Er wurde durch die englische Besatzungsmacht 1947 gesprengt. Die Fundamente des Bunkers wurden aus Kostengründen nicht entfernt, sondern 1954 bei der Beseitigung der Trümmerreste mit Erdboden überdeckt und mit Garagen überbaut.[34] Im Luftschutzbunker Rühme gab es eine sogenannte Lotsenstelle, die nach erfolgten Luftangriffen die Koordination der auswärtigen Feuerwehren zu den Einsatzgebieten der Stadt übernahm. Der Bunker war für die Unterbringung von 625 Personen ausgerichtet.[35]

Sack-Bunker (2007)

Der Bunker am Sack wurde in den Jahren 1940 bis 1941 errichtet. Er sollte rund 700 Personen Schutz bieten und war mit einem zusätzlichen Dacheinstieg zur schnelleren Belegung ausgestattet. Kragsteine und Betonkonsolen weisen darauf hin, dass die Fassade ursprünglich mit Fachwerk verkleidet und der Dacheinstieg mit einem Satteldach überdeckt werden sollte.

1948 wurde das Gebäude entfestigt, es erhielt Fensteröffnungen und wurde im Jahr 1949 für die gewerbliche Nutzung freigegeben. Die Bar „Tabu“ eröffnete in den Kellerräumen.[36][14]

Im Jahr 2008 wurde der zweigeschossige Bau durch die Firma Sperling Abbruch abgetragen.[37]

Werkluftschutzanlagen

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Die Reichsgruppe Industrie war für die Organisation des Werkluftschutzes zuständig. Alle größeren Industriebetriebe Braunschweigs hatten Schutzmaßnahmen für ihre Mitarbeiter und teilweise auch für die Produktionsanlagen und der Materialvorräte geschaffen, um Produktionsausfälle zu vermeiden. Zusätzlich gab es rund zehn Werkfeuerwehreinheiten, die mit eigenen Löschfahrzeugen ausgestattet waren und zudem über ein Luftschutzwarnsystem verfügten.[38] Für einige wichtige Industriebetriebe gab es werkseigene Bunkeranlagen, so beispielsweise einen Winkelturm im Büssing NAG-Werk, kleinere Bunker bei der Dachpappenfabrik Schacht, den Schmalbach Lubeca Werken, bei der optischen Werkstatt Franke & Heidecke, beim Bauunternehmen Telge & Eppers oder dem Libra-Werk, in dem Großwaagen und Maschinen hergestellt wurden.[8]

Krankenhausbunker

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OP-Bunker Celler Straße 1 (2014)

Die Krankenhäuser der Stadt sollten ebenfalls mit Bunkern oder Sanitätsstollen ausgestattet werden. Diese sollten insbesondere der Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung in speziellen OP-Bunkern während eines Luftangriffs dienen. Hochbunker gab es in der „Holwedestraße“ und in der „Celler Straße“.[8] Im Dezember 1941 wurde beschlossen, dass unter 15 zu errichtenden Personenbunkern maximal ein Krankenhausbunker gebaut werden sollte. Die Belegung wurde auf rund 490 Liegeplätze pro 1000 Patienten beschränkt. Für die Operationsbunker wurde eine Ausstattung mit zwei Operationssälen vorgesehen, und das Krankenhaus in der Celler Straße besaß zudem einen Fahrstuhl für den schnelleren Transport der Betten. 1941 wurde es an die Luftwarnzentrale angeschlossen. Um eine Ansteckung unter den Patienten zu vermeiden, gab es spezielle Schleusen für infizierte Personen, die in gesonderten Räumen (Infektionsbunker, Celler Straße 2) untergebracht wurden; ebenso wurde eine geschlechtsspezifische räumliche Trennung eingehalten. Der OP-Bunker (Celler Straße 1) war der größte Krankenhausbunker und sollte 1000 Personen Schutz bieten. Er ist in fünf Etagen aufgeteilt, in denen die Patienten untergebracht werden konnten, zudem gab es zwei Operationssäle, einen Kreißsaal und Räume für die Schwestern und Ärzte. Für die Versorgung gab es Lagerräume für Wäsche und Verbandsmaterial, eine Küche, Filterräume für Frischluft sowie gesonderte sanitäre Anlagen für Frauen und Männer auf jeder Etage.

Nach dem Ende des Krieges wurde der Bunker für die ärztliche Versorgung genutzt, da der Krankenhausbau stark beschädigt war. Der ehemalige „Infektionsbunker“ wurde umgebaut und in das Krankenhaus integriert. Es gab zudem einen „Apothekenbunker“, der ebenfalls noch erhalten ist.[39]

Der Bunker in der „Holwedestraße“ wurde 1943 bis 1944 errichtet und sollte rund 203 Personen Schutz bieten. Er wird als Lagerraum und für die Unterbringung der EDV-Anlagen des Krankenhauses genutzt.[8]

Tiefbunkeranlagen und Luftschutzstollen

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Neben den Tiefbunkern wurden im Stadtgebiet Braunschweigs zwei bombensichere öffentliche Luftschutzstollen mit einer Gesamtkapazität von 11.000 Schutzplätzen angelegt. Einer davon (1000 Plätze) befand sich im damaligen Windmühlenberg im südöstlichen Bereich der Innenstadt und der zweite in den ostwärtigen Hängen des Nußbergs innerhalb des Braunschweiger Stadtparks.[40]

Örtlichkeit Belegung Baujahr Nachnutzung[8] Koordinate
Frankfurter Straße (Gartenstadt) – Tiefbunker unzugänglich
Mascherode – Luftschutzstollen ab 1944 verschüttet 52° 13′ 12,4″ N, 10° 34′ 2,7″ O
Nußberg (Kreisbefehlsstand, Polizeistollen) – Tiefbunker 1944 gesprengt 52° 16′ 14,6″ N, 10° 33′ 21,2″ O
Nußberg – Luftschutzstollen 10000 1944 unzugänglich, verschüttet 52° 16′ 13,9″ N, 10° 33′ 30,7″ O
Petritorwall – Tiefbunker 208 1940/41 Katastrophenschutzbunker 52° 16′ 2,2″ N, 10° 30′ 49,1″ O
Salzdahlumer Straße (Südstadt) – Luftschutzstollen rund 600 1944/45 verschüttet
Windmühlenberg – Luftschutzstollen 1000 abgerissen 52° 15′ 29,1″ N, 10° 31′ 40,5″ O
Werkluftschutzbunker
Bevenroder Straße (Schrott Wagner) – Tiefbunker im Januar 2006 abgerissen 52° 17′ 9,7″ N, 10° 33′ 50″ O
Büchnerstraße (Jödebrunnen) – Tiefbunker
Frankfurter Straße (Karges & Hammer) – Tiefbunker im Februar 2003 abgerissen 52° 15′ 2,2″ N, 10° 30′ 38,9″ O
Salzdahlumer Straße (Franke & Heidecke) – Tiefbunker 1943 52° 14′ 34,6″ N, 10° 32′ 6,6″ O
Reichsbahnbunkeranlagen
Borsigstraße (Bahndamm) – Luftschutzstollen 500 zugänglich
Hauptbahnhof I – Tiefbunker 250 1942 Lagerraum
Hauptbahnhof II – Tiefbunker 650 1942 verfüllt
Hauptbahnhof Südwest – Tiefbunker 250

Frankfurter Straße

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Der Bunker an der Frankfurter Straße in der Gartenstadt ist unzugänglich.

In Mascherode wurde nach einer Bombardierung am 30. Januar 1944 beschlossen, einen Luftschutzstollen anzulegen, da die von den Bewohnern des Ortes angelegten Splittergräben keinen ausreichenden Schutz boten. Der 1,90 m hohe Stollen wurde auf der Sohle eines nahen Kalksteinbruchs in den aus Kalkmergel bestehenden Fels getrieben und mit Kanthölzern und Brettern versteift. Der Eingang wurde versetzt angelegt, um das Eindringen von Splittern zu verringern. Vom Hauptstollen aus wurden kleinere Seitenräume angelegt, in denen sich fest zugewiesene Sitzbänke für die einzelnen Familien befanden. Anschließend wurden weitere Stollen angelegt, der eine diente den Angehörigen des Hofes Scholkemeier als Schutzraum, zwei weitere nahmen Familien von Flüchtlingen auf.[41]

Aussichtsplattform auf dem ehemaligen Bunker

Die Bunkeranlage am Westhang des Nußberges diente als „Kreisbefehlsstand“ der Luftschutzleitung und als zentrale Stelle der Luftüberwachung, da von hier aus die Stadt gut überblickt werden konnte. Im Innern des Bunkers befanden sich der sogenannte „Parteibunker“ und der „Polizeibunker“. Auf der gegenüberliegenden Seite der Thingstätte gab es einen Luftschutzstollen. Dieser wurde größtenteils durch Kriegsgefangene und Insassen des Arbeitserziehungslagers 21 aus Salzgitter-Hallendorf errichtet. Dabei wurde im Dauereinsatz zwischen dem „Franzschen Feld“ und dem „Thingplatz“ ein Stollensystem in den Bergrücken getrieben.[42][43]

Berthold Heilig war der Oberbefehlshaber dieser Anlagen. Sie dienten zum einen dazu, die Arbeitsfähigkeit der Partei- und Polizeileitung aufrechtzuerhalten, zum anderen sollten im Falle eines Ausfalls der Gaubefehlsstelle in Hannover die Funkmeldungen von dort aus durch den Braunschweiger Drahtfunk übernommen werden. Es gab zudem eine Station für Rundfunkwarndurchsagen, die zentrale Auslösestelle für die Luftschutzsirenen der Stadt sowie eine Station der Feuerwehr. Vom „Polizeibunker“ verlief ein rund 90 m langer Fluchttunnel in nördlicher Richtung. Für die Stadtbevölkerung der östlichen Gebiete gab es im südöstlichen Teil des Nußbergs Luftschutzstollen mit einer Kapazität für 1000 Menschen von rund 600 Metern Länge und einer Breite von 4,5 Metern.[42]

Die unterirdischen Teile der Anlage waren bis kurz vor Kriegsende in Benutzung und wurden am 11. April 1945 durch eine Sprengung im Inneren zerstört. Der oberirdische Teil, der sogenannte Beobachtungsbunker, sollte am 19. Mai 1948 durch britische Pioniere gesprengt werden. Die östliche Hälfte wurde dadurch abgebrochen und stürzte um. Die entstandenen Trümmer wurden erst im April 1959 durch den Bundesgrenzschutz beseitigt. Der westliche Teil, der nur leicht beschädigt wurde, dient als Aussichtspunkt.[44] Die ehemaligen stark betonierten Eingangsbauwerke wurden versiegelt, um ein Betreten der Bunkeranlage durch Unbefugte zu verhindern.[43]

Der Bunker am Petritorwall wurde in den Jahren 1940 bis 1941 für rund 210 Personen errichtet. Nach dem Ende des Krieges wurde er für die Weiternutzung als Katastrophenschutzanlage umgerüstet.

Der Luftschutzstollen in der Südstadt wurde in den Jahren 1944 bis 1945 angelegt. Er sollte rund 600 Personen Schutz bieten. Nach dem Ende des Krieges wurde er verfüllt.

Windmühlenberg

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Der Luftschutzstollen am ehemaligen Windmühlenberg sollte rund 1000 Personen Schutz bieten und wurde nach dem Ende des Krieges als Lager für Frischgemüse genutzt.[45] Der Windmühlenberg und die darin befindlichen Stollen wurden in den Jahren 1959 bis 1960 beim Bau des John-F.-Kennedy-Platzes teilweise abgetragen und entfernt.

Gesamtkapazitäten

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Es gab neun öffentliche Luftschutzräume und 24 öffentliche Bunker mit rund 30.000 Schutzplätzen, die im Jahr 1944 den 170.000 Einwohnern der Stadt vorbehalten waren. Der Platz in diesen Schutzbauten wurde im Verlauf des Krieges teilweise mit der vier- bis fünffachen Zahl an Schutzsuchenden belegt. So kam ein Großteil der Einwohner Braunschweigs in ihnen unter. Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Menschen mit jüdischen Verwandten hatten keinen Zutritt und waren den Angriffen schutzlos ausgeliefert. Daher war der Einlass in die Schutzräume nur unter Vorlage eines speziellen Ausweises möglich.[8][27]

Art der Schutzanlage Vorgesehene Belegung (Schätzwerte)
Öffentliche Hochbunker rund 12.650
Öffentliche Tiefbunker rund 1000
Öffentliche Luftschutzstollen mehr als 11.000
Werkluftschutzanlagen mehr als 500
Krankenhausbunker mindestens 1.400
Reichsbahnschutzanlagen (inklusive Luftschutzstollen) mindestens 1.880
Öffentliche Luftschutzkeller 3.400
Private Luftschutzbauten (ohne Luftschutzkeller) mehr als 200
Gesamtzahl der Schutzplätze mindestens 32.000

Luftschutz-Splitterschutzzellen

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Zwei Einmannbunker im Braunschweiger Hafen

Neben den großen Luftschutzbunkern gab es kleinere Bunker, wie die Splitterschutzzellen, auch als Einmannbunker bezeichnet, Luftschutzzellen oder spezielle Beobachtungsbunker. Diese meist röhrenförmigen Schutzstellen sollten bis zu drei Personen vor umherfliegenden Bomben- oder Granatensplittern schützen und trugen die offizielle Bezeichnung „Luftschutz-Splitterschutzzelle“. Sie waren fest im Boden verankert und dienten vorrangig dem Schutz der Brandwachen im Falle eines Bombenalarms.

Einmannbunker
Die Schutzzellen diente teilweise als Provisorium, wenn es noch keine Schutzbauten gab oder standen den Arbeitern zur Verfügung, deren Tätigkeit ein Verlassen des Arbeitsplatzes nicht zuließ. Hierzu zählten beispielsweise Mitarbeiter der Reichsbahn oder in elektrischen Schaltstellen. Eine weitere Nutzung war der Einsatz als Schutz für die Wachmannschaften in Arbeits-, Kriegsgefangenen- oder Konzentrationslager. Einen sicheren Schutz gegen direkte Bombentreffer oder nahe Explosionen boten diese Kleinbunker jedoch nicht. Viele der Splitterschutzstellen besaßen daher zusätzlich eine Notausstiegsluke. Hergestellt wurden diese Bunker zu Beginn aus rund 40 mm dickem Stahl, später zunehmend aus Stampf- oder Stahlbeton. Im Jahr 1943 kam erstmals einheitliche Herstellungsrichtlinien heraus, in denen die Abmessungen, die zu verwendenden Baustoffe, die Konstruktion und die Kennzeichnung festlegt wurden.[46]
Beobachtungsbunker
Die Aufgabe der Personen in diesen Bunkern oder „Brandwachenständen“ war es, die Lösch- und Bergungstruppen gezielt zu informieren, damit Brände schnell gelöscht oder Verschüttete geborgen werden konnten. Sie hatten meist eine runde Form, die nach oben hin enger wurde, und ähnelten einem Zuckerhut. Die Abmessungen betrugen rund 1 m im Durchmesser und eine Höhe von 2 m. Sie waren zumeist aus 20 cm dickem eisenbewehrten Beton hergestellt. Sie besaßen eine durch eine Stahltür verschließbare Einstiegsluke und Sehschlitze.[40]

Ausstellung 2004

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Zu den 24 öffentlichen Bunkern, die in den Jahren von 1940 bis 1944 in Braunschweig gebaut wurden, gab es 2004 eine Ausstellung des Städtischen Museums, die im Altstadtrathaus unter zum Thema „Über-Lebensorte. Bunker in Braunschweig 1940–2004“ stattfand. Die Dokumentation zeigte jene Orte, an denen die Braunschweiger die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs überlebten, aber auch die spätere Nutzung der Gebäude, als durch die Zerstörung der Wohnraum knapp war. Nach dem Ende des Krieges sollten die Bunkeranlagen zunächst zerstört oder weitgehend unbrauchbar gemacht werden. Da jedoch ein Großteil der städtischen Gebäude nicht mehr bewohnbar war, wurden die Bunker als Notunterkünfte oder Flüchtlingsheime genutzt. Das Bunkerhotel „Central“ bot Zimmer mit und ohne Fenster an. Die Bunkeranlagen an der Alten Knochenhauerstraße, Alten Waage und Kaiserstraße wurden weiterhin für den Zivilschutz eingesetzt.[4]

  • Reinhard Bein: Zeitzeugen aus Stein. Band 1. Braunschweig 1930–1945. Döring, Braunschweig 1997, ISBN 3-925268-19-7.
  • Braunschweiger Zeitung (Hrsg.): Die Bomben-Nacht. Der Luftkrieg vor 60 Jahren. Spezial-Heft Nr. 10, Braunschweig 2004, OCLC 249685464.
  • Braunschweiger Zeitung (Hrsg.): Kriegsende. Braunschweig 2005.
  • Wolfgang Ernst: Überlebensorte – Bunker in Braunschweig. Von der Planung bis zur Gegenwart. In: Braunschweiger Werkstücke. Band 108. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-42-4. Herausgegeben von der der Stadt Braunschweig (Beleg).
  • Michael Foedrowitz: Bunkerwelten: Luftschutzanlagen in Norddeutschland. Ch. Links, Berlin 1998, ISBN 3-86153-155-0.
  • Michael Foedrowitz: Einmannbunker Splitterschutzbauten und Brandwachenstände. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02748-0.
  • Friedenszentrum Braunschweig e. V. (Hrsg.): Braunschweig im Bombenkrieg. 50 Jahre danach. Den Opfern des Krieges gewidmet. Band 1: Dokumente zur Ausstellung 30. September – 31. Oktober 1993. Braunschweig 1994.
  • Friedenszentrum Braunschweig e. V. (Hrsg.): Braunschweig im Bombenkrieg. 50 Jahre danach. Den Opfern des Krieges gewidmet. Band 2: Dokumente von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen: „Bomben auf Braunschweig“. Landesmuseum 11. September – 16. Oktober 1994, Braunschweig 1994.
  • Friedenszentrum Braunschweig e. V. (Hrsg.): Braunschweig im Bombenkrieg. 50 Jahre danach. Den Opfern des Krieges gewidmet. Band 3: Dokumente aus der Gedenknacht 14./15.10.1994: „Die Gerloff-Berichte“. Braunschweig 1994.
  • Friedenszentrum Braunschweig e. V. (Hrsg.): Braunschweig im Zweiten Weltkrieg. Dokumente einer Zerstörung – Stunde Null – Neubeginn. In: Arbeitsberichte aus dem Städtischen Museum Braunschweig. Nr. 65. Braunschweig 1994.
  • Eckart Grote: Braunschweig im Luftkrieg. Alliierte Film-, Bild- und Einsatzberichte der US-Air Force / British Royal Air Force aus den Jahren 1944/1945 als stadtgeschichtliche Dokumente. Braunschweig 1983, ISBN 3-924342-00-8.
  • Eckart Grote: Target Brunswick 1943–1945. Luftangriffsziel Braunschweig – Dokumente der Zerstörung. Braunschweig 1994, ISBN 3-9803243-2-X.
  • Anja Hesse, Annette Boldt-Stülzebach (Hrsg.): Die Nacht, in der die Bomben fielen. Zeitzeugen erinnern sich an den 14./15. Oktober 1944. Johann Heinrich Meyer Verlag, Braunschweig 2010, ISBN 978-3-926701-80-0.
  • Peter Neumann: Braunschweig als Bombenziel. Aus Aufzeichnungen der Jahre 1944 und 1945. In: Braunschweigisches Jahrbuch. Band 65, Braunschweig 1984.
  • Ulrich Oertel: Polizei- und Parteibunker in Braunschweig und Salzgitter. Die Luftschutzbefehlsstellen im Luftschutzort 1. Ordnung Braunschweig. Salzgitter 2008, ISBN 978-3-00-023674-7.
  • Rudolf Prescher: Der rote Hahn über Braunschweig. Luftschutzmaßnahmen und Luftkriegsereignisse in der Stadt Braunschweig 1927 bis 1945 (= Braunschweiger Werkstücke. 18). Waisenhaus Buchdruckerei, Braunschweig 1955, OCLC 258757896.
  • Eckhard Schimpf: Nachts als die Weihnachtsbäume kamen. Eine ganz normale Braunschweiger Kindheit im Chaos von Kriegs- und Nachkriegszeit. Braunschweig 1998.
  • Günter K. P. Starke: Das Inferno von Braunschweig und die Zeit danach. 4. erweiterte Auflage, Appelhans Verlag, Braunschweig 2002, ISBN 3-930292-58-0.
  • Bernhild Vögel, Martin Schmidt-Zimmermann: … und in Braunschweig? Materialien und Tips zur Stadterkundung 1930–1945. 2. aktualisierte Auflage, herausgegeben vom Jugendring Braunschweig, Braunschweig 1996, ISBN 3-9801592-1-3.
  • Burchardt Warnecke: Der Braunschweiger Nußberg und seine Umgebung. Ein Stück Stadtgeschichte aus dem Osten der Stadt Braunschweig. 6. erweiterte Auflage, Appelhans, Braunschweig 2002, ISBN 3-930292-53-X.
  • Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs. Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien 1998, ISBN 3-85371-113-8.
  • Silke Wenk: Erinnerungsorte aus Beton. Bunker in Städten und Landschaften. Berlin 2001, ISBN 3-86153-254-9.

Einzelnachweise

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  1. a b Die Luftschutzbunker in Braunschweig auf braunschweig.de, abgerufen am 11. November 2022.
  2. Zeit des Nationalsozialismus. Stadt Braunschweig, abgerufen am 28. August 2019.
  3. Wolfgang Ernst: Die Luftschutzbunker in Braunschweig. Stadt Braunschweig, abgerufen am 28. August 2019.
  4. a b c Vom Ort des Überlebens zur Cabaret-Bar (Memento vom 17. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF; 5,8 MB, S. 10.) auf neue-braunschweiger.de, abgerufen am 12. Oktober 2013.
  5. Gerd Biegel, Peter Former: Bomben auf Braunschweig. In: Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums. 77. Braunschweigisches Landesmuseum, Braunschweig 1994, S. 10, OCLC 231633929.
  6. Reinhard Bein: Zeitzeichen: Stadt und Land Braunschweig 1930–1945. Döring, Braunschweig 2000, ISBN 3-925268-21-9, S. 216.
  7. Schadenskarte mit Lage der Bunker im Stadtgebiet Braunschweig (Stand Mai 1945) auf vernetztes-gedaechtnis.de, abgerufen am 18. Oktober 2013.
  8. a b c d e f Einleitung und Bauwerksliste auf amaot.de, abgerufen am 3. April 2018.
  9. Der Bunker Alte Knochenhauerstraße auf amaot.de, abgerufen am 3. April 2018.
  10. Standort der Synagoge auf braunschweig.de, abgerufen am 11. November 2022.
  11. Der Bunker Alte Waage auf amaot.de, abgerufen am 3. April 2018.
  12. Der Bunker Bebelhof auf vernetztes-gedaechtnis.de, abgerufen am 6. Oktober 2013.
  13. Der Bebelhof auf braunschweig.de, abgerufen am 11. November 2022.
  14. a b c d Nachnutzung der Bunker auf amaot.de, abgerufen am 3. April 2018.
  15. Bunker: verdrängte Zeitzeugen vernetztes-gedaechtnis.de, abgerufen am 6. Oktober 2013.
  16. Der Luftschutzbunker Kaiserstraße auf stuecksicht.de, abgerufen am 6. Oktober 2013.
  17. Der Bunker Kaiserstraße auf vernetztes-gedaechtnis.de, abgerufen am 6. Oktober 2013.
  18. Informationen mit Fotos zum Bunker Kaiserstraße 30.
  19. Norbert Jonscher: Kaiserstraße: Bunker erhält neues Gesicht. In: Braunschweiger Zeitung vom 13. Mai 2019.
  20. Der Bunker Kalenwall auf vernetztes-gedaechtnis.de, abgerufen am 6. Oktober 2013.
  21. Harald Duin (7. April 2006): Glänzende Erscheinung am Kalenwall auf braunschweiger-zeitung.de, abgerufen am 6. Oktober 2013 (kostenpflichtig).
  22. Falk-Martin Drescher: Flamingo Rosso: Italienische Küche über den Dächern Braunschweigs. In: szene38.de. Abgerufen am 30. August 2016.
  23. Der Bunker Kralenriede auf amaot.de, abgerufen am 3. April 2018.
  24. Der Bunker Madamenweg auf amaot.de, abgerufen am 5. Oktober 2013.
  25. Bauarbeiten am Bunker Madamenweg. (PDF; 1,9 MB) auf braunschweig.de, abgerufen am 20. Juni 2023.
  26. So wird ein alter Bunker zum Wohnhaus auf braunschweiger-zeitung.de, abgerufen am 5. Oktober 2013 (kostenpflichtig).
  27. a b Reinhard Bein: Zeitzeugen aus Stein. Band 1. Braunschweig 1930–1945. Döring, Braunschweig 1997, ISBN 3-925268-19-7, S. 95.
  28. Braunschweig: Wohnen im Weltkriegsbunker auf braunschweiger-zeitung.de, abgerufen am 6. Oktober 2013 (kostenpflichtig).
  29. Braunschweig Methfesselstraße, Aufstockung eines Bunkers auf burkhardt-schumacher.de
  30. Der Bunker Münzstraße auf amaot.de, abgerufen am 3. April 2018.
  31. Braunschweig, Bunker Okerstraße (Memento vom 11. Dezember 2014 im Internet Archive) auf vergessene-geschichte.blogspot.de
  32. Die Bunker Braunschweigs auf kotopoulis.de, abgerufen am 12. Oktober 2013.
  33. Geschichte und Gebietsbeschreibung (Memento vom 11. Januar 2017 im Internet Archive) (PDF) auf ratsinfo.braunschweig.de, abgerufen am 12. Oktober 2013.
  34. Chronik von Rühme (Memento vom 25. Dezember 2015 im Internet Archive) auf bs-ruehme.de, abgerufen am 11. Oktober 2013.
  35. Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Rühme (Memento vom 21. Mai 2012 im Internet Archive) auf ruehme.fwsbs.de, abgerufen am 11. Oktober 2013.
  36. Der Bunker Sack auf vernetztes-gedaechtnis.de, abgerufen am 6. Oktober 2013.
  37. Bagger frisst sich durch fast drei Meter dicke Bunkerdecke auf braunschweiger-zeitung.de (kostenpflichtig)
  38. Rudolf Prescher: Der rote Hahn über Braunschweig. Luftschutzmaßnahmen und Luftkriegsereignisse in der Stadt Braunschweig 1927 bis 1945. S. 47.
  39. Der OP-Bunker Celler Straße auf amaot.de
    Der große OP-Bunker in Braunschweig (Memento vom 11. Dezember 2014 im Internet Archive) auf vergessene-geschichte.blogspot.de, abgerufen am 15. Oktober 2013.
  40. a b Rudolf Prescher: Der rote Hahn über Braunschweig. Luftschutzmaßnahmen und Luftkriegsereignisse in der Stadt Braunschweig 1927 bis 1945. S. 29.
  41. Kriegsgeschehen und Erlebtes in Mascherode. (PDF; 213 kB) auf braunschweig.de, abgerufen am 11. Oktober 2013.
  42. a b Der Kreisbefehlsstand auf vernetztes-gedaechtnis.de, abgerufen am 5. Oktober 2013.
  43. a b Der „Kreisbefehlsstand“ am Nußberg auf amaot.de, abgerufen am 3. April 2018.
  44. Nußberg – Lage des Bunkers und der Stollen auf braunschweig.de, abgerufen am 11. November 2022.
  45. Neues zu den „Überlebensorten“ auf braunschweiger-zeitung.de, abgerufen am 11. Oktober 2013 (kostenpflichtig).
  46. Splitterschutzzellen und Einmannbunker Hafen Braunschweig (Foto) auf amaot.de, abgerufen am 4. April 2018.