Heinz Leo Fischer

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Heinz Leo Fischer, auch Heinz-Leo Fischer, (* 19. November 1902 in Wien; † 4. November 1977 in München) war ein österreichischer Theaterschauspieler, Filmschauspieler, Theaterregisseur, Hörspielsprecher und Synchronsprecher.

Ausbildung und Theater

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Fischer wuchs in Wien in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach Abschluss der Realschule arbeitete er, um sich etwas Geld zu verdienen, als Statist am Wiener Volkstheater. 1921 erhielt er, ohne je eine Schauspielausbildung absolviert zu haben, sein erstes Engagement am Wiener Akademietheater. In der Spielzeit 1927/28 folgte ein weiteres Engagement an den Wiener Kammerspielen. In Wien lernte er den Schauspieler und späteren Regisseur Paul Verhoeven kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1928 wechselte er an das, seit 1923 von Hermine Körner als Intendantin geleitete, Albert-Theater in Dresden, wo er Paul Verhoeven wiedertraf. Fischer debütierte dort erfolgreich als Mortimer in Maria Stuart. Fischer blieb bis 1931 in Dresden und spielte am Albert-Theater hauptsächlich das Rollenfach des „Jugendlichen Liebhabers“. Es folgten anschließend kurze Bühnenengagements am Schauspielhaus Leipzig und in Berlin. In der Spielzeit 1936/37 spielte Fischer wieder in Wien, anschließend ging er an das Deutsche Theater Brünn. Er war am Vereinigten Deutschen Theater Brünn als Spielleiter tätig; dort war er Mitbegründer einer demokratisch-organisierten Schauspielergruppe.

Fischer schloss sich dem Widerstand gegen die nationalsozialistische Gleichschaltungspolitik im Sudetenland an; er ging in den Untergrund und setzte seine Widerstandstätigkeit in Prag fort. 1941 wurde er verhaftet und wurde anschließend in mehrere KZs verbracht. Nach der Befreiung aus dem KZ lebte Fischer, schwer krank und pflegebedürftig, zunächst wieder in Prag; dort lernte er auch seine spätere Ehefrau Lydia kennen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schrieb er Ende 1945/Anfang 1946 an seinen Freund Paul Verhoeven, der seit September 1945 Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels war. Der Brief bestand nur aus den Worten: „Lieber Paul, ich lebe.“ Verhoeven schrieb zurück: „Komme sofort!“

Mitglied am Bayerischen Staatsschauspiel

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Fischer wurde 1946 offiziell Mitglied des Bayerischen Staatsschauspiels; diesem Ensemble gehörte er bis zu seinem Tode im Jahr 1977 über 30 Jahre ohne Unterbrechung an. Seine erste Rolle war im Sommer 1946 die Titelrolle in Molnárs Schauspiel Liliom im Theater am Brunnenhof, dem Ausweichquartier des Bayerischen Staatsschauspiels. Fischer hatte diese Rolle innerhalb von 48 Stunden von Curd Jürgens übernommen. Fischer spielte am Bayerischen Staatsschauspiel ein breites Repertoire, das von den deutschsprachigen Klassikern der Theaterliteratur (Shakespeare, Goethe, Schiller, Kleist), über das Theater der Jahrhundertwende und der Moderne bis zum Boulevardstück reichte. Fischer war vor allem ein „prägnanter Episoden-Schauspieler“.[1]

Gelegentlich führte Fischer in den Anfangsjahren des Bayerischen Staatsschauspiels auch Regie, so bei dem Theaterstück Ein altes Deutsches Weihnachtsspiel von Max Mell (Premiere: Dezember 1946, Theater am Brunnenhof) und bei dem Theaterstück Der Soldat Tanaka von Georg Kaiser (Premiere: Juni 1947, Theater am Brunnenhof).

In der Spielzeit 1970/71 übernahm er die Rolle des Baptista in einer Neuinszenierung der Shakespeare-Komödie Der Widerspenstigen Zähmung (Premiere: Juli 1971), mit Christine Ostermayer und Klaus Maria Brandauer als Partnern.

Einen großen Erfolg hatte er in der Spielzeit 1974/75. Er verkörperte den Schauspieler, der in Brechts Theaterstück Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui der Figur des Ui (alias Adolf Hitler) Sprech- und Gestikunterricht erteilt. Seine letzte Premierenrolle war in der Spielzeit 1976/77 im November 1976 die Rolle des Geschworenen Nr. 11 in dem Theaterstück Die zwölf Geschworenen von Reginald Rose/Horst Budjuhn. Fischer spielte diese Rolle noch bis kurz vor seinem Tode.

1955 gastierte er an den Münchner Kammerspielen. Er spielte Oberst Janick in der Erstaufführung des Schauspiels Das Dunkel ist licht genug von Christopher Fry.

Film und Fernsehen

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Erste Erfahrungen mit dem damals neuen Medium Film machte Fischer Anfang der 1920er Jahre in Österreich, wo er in einigen Stummfilmen mitwirkte. Das Filmschaffen spielte in Fischers Karriere jedoch gegenüber seiner Arbeit als Theaterschauspieler stets eine untergeordnete Rolle. In der Filmkomödie Kohlhiesels Töchter (1930) spielte er, an der Seite von Henny Porten (in der Doppelrolle), den Friseur Toni.

Fischer übernahm seit Ende der 1940er Jahre neben seiner Theaterarbeit dennoch zahlreiche Filmrollen. Im bundesrepublikanischen Nachkriegskino wurde er, in einprägsamen Nebenrollen, hauptsächlich in Heimatfilmen, Musikfilmen, Komödien und seichten Lustspielen eingesetzt. Zu seinen Filmen gehörten unter anderem Der Geigenmacher von Mittenwald (1950), Die Schuld des Dr. Homma (1951; als Landgerichtsrat Dr. Holder), Musik bei Nacht (1953; als Manager Miller), Mannequins für Rio (1954), Der Pauker (1958; als Dr. Rössler), Das schöne Abenteuer (1959; als Hotelgast Pinatel) und Wälsungenblut (1964/65; als Diener Wendelin).

Ab den 1960er Jahren kamen auch einige Arbeiten für das Fernsehen dazu. Die Inszenierung von Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung am Bayerischen Staatsschauspiel aus dem Jahre 1971 wurde vom Bayerischen Rundfunk für das Fernsehen ebenfalls aufgezeichnet und mehrfasch ausgestrahlt.

Sprechertätigkeiten

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Fischer wirkte in zahlreichen Hörspielen und Rundfunkproduktionen mit. Bekannt wurde er insbesondere als Gangster-Boss Jim Cooper in der Radio-Krimi-Serie Dickie Dick Dickens.[2] Für den Bayerischen Rundfunk wirkte Fischer 1959 der Folge Tod auf Gepäckschein 3311 aus der Radio-Krimi-Serie Gestatten, mein Name ist Cox mit; er sprach die Rolle des verschlagenen Schurken Selim Gossera. 1963 übernahm er, ebenfalls beim Bayerischen Rundfunk, eine der Sprechrollen in der Cox-Folge Die kleine Hexe.

Außerdem wirkte er in mehreren Operettenaufnahmen des Bayerischen Rundfunks in Sprechrollen mit, so als Theaterdirektor in Das Veilchen von Montmartre (1955) und als komischer Diener Penižek in Gräfin Mariza (1958).[3][4]

Fischer arbeitete auch als Synchronsprecher. Er lieh seine Stimme unter anderem Albert Bassermann in Die Unvollendete (USA 1941; Synchronfassung 1950), Akim Tamiroff in Wem die Stunde schlägt (USA 1943; Synchronfassung 1950), William Eythe in Das Lied von Bernadette (USA 1943; Synchronfassung 1948) und Cyril Shaps in Die Akte Odessa (USA 1974; Synchronfassung 1974).[5]

Fischer starb Anfang November 1977 unerwartet kurz vor seinem 75. Geburtstag in München. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof am Perlacher Forst, Stadelheimer Straße 24, in München.[6]

Rollen am Bayerischen Staatsschauspiel (Auswahl)

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(Anmerkung:[7])

Theater am Brunnenhof

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Residenztheater

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Cuvilliés-Theater

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  • Herbert A. Frenzel, Hans Joachim Moser (Hrsg.): Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Schauspiel, Oper, Film, Rundfunk. Deutschland, Österreich, Schweiz. De Gruyter, Berlin 1956, DNB 010075518, S. 171.
  • Bernd C. Sucher (Hrsg.): Henschel Theaterlexikon. Henschel Verlag. Berlin 2010. Seite 214/215. ISBN 978-3-89487-617-3
  • Verein der Freunde des Bayerischen Staatsschauspiels (Hrsg.): …dann spielten sie wieder. Das Bayerische Staatsschauspiel 1946–1986. Texte: Monika Faber. Dokumentation: Loni Weizert. Seiten 91, 132/133; 179–231 (Dokumentation). München 1986. ISBN 3-765-42059-X

Einzelnachweise

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  1. Bernd C. Sucher (Hrsg.): Henschel Theaterlexikon. Henschel Verlag. Berlin 2010. Seite 214. ISBN 978-3-89487-617-3
  2. Heinz Leo Fischer Kurzbiografie bei der Verlagsgruppe Random House; abgerufen am 17. November 2013
  3. Das Veilchen von Montmartre. WorldCat.org. Abgerufen am 9. Oktober 2022
  4. Gräfin Mariza. WorldCat.org. Abgerufen am 9. Oktober 2022
  5. Fischer, Heinz Leo in der Synchrondatenbank von Arne Kaul, abgerufen am 17. November 2013.
  6. Grab - Heinz Leo Fischer. (Memento vom 3. Dezember 2014 im Internet Archive) In: stadt-muenchen.net, abgerufen am 17. November 2013.
  7. Die Angaben beziehen sich auf die Premiere in der jeweiligen Spielzeit, und auf das Theater, in dem die Produktion zuerst gezeigt wurde. Teilweise wurden Stücke auch an andere Spielorte übernommen.