Herzkönig (1967)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Herzkönig
Originaltitel Le Roi de coeur
Produktionsland Frankreich, Italien
Originalsprache Französisch, Englisch, Deutsch
Erscheinungsjahr 1967
Länge 102 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Philippe de Broca
Drehbuch Daniel Boulanger
Produktion Philippe de Broca
Musik Georges Delerue
Kamera Pierre Lhomme
Schnitt Françoise Javet
Besetzung

Herzkönig (Originaltitel: Le Roi de cœur) ist ein französisch-italienischer Spielfilm, der in einer kleinen französischen Stadt kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs spielt und sowohl komische wie auch poetische, märchenhafte Züge trägt.

Gegen Ende des Jahres 1918 verlassen die Deutschen den Ort Marville, nachdem sie ihn mit einer Sprengfalle versehen haben. Ein britischer Soldat, Charles Plumpick, erhält von seinem Regiment den Auftrag, die Zeitbombe aufzuspüren und zu entschärfen. Er findet ein von den Einwohnern verlassenes Städtchen vor. Nur die Insassen der Irrenanstalt haben den Ort bevölkert, da jemand vergessen hat, die Anstaltstür zu verschließen.

Diese empfangen ihn mit offenen Armen, sehen sie doch in ihm den „Herzkönig“. Plumpick wird im Rahmen einer offiziellen Zeremonie inthronisiert und bekommt ein junges Mädchen - Coquelicot - als Königin an seine Seite gestellt, in die er sich nach anfänglicher Abwehr verliebt. Er findet Gefallen an seinen neuen Gefährten, die in einer Art Phantasiewelt kindlich heiter und sorglos in den Tag hinein leben und dabei in einer Art Karneval kostümiert und feiernd durch die Straßen ziehen. Ihn bedrückt jedoch die Gefahr der tickenden Zeitbombe. Als die Deutschen mit Panzern einrücken, gelingt es den Verrückten spielerisch, diese zu kapern und die Invasoren so zu narren, dass sie sich wieder zurückziehen. Plumpick, der zunehmend unruhiger wird, schafft es kurz vor Mitternacht, die Bombe an der Kirchturmuhr zu entschärfen und so seine Mission zu erfüllen.

Schließlich kehren die englischen Truppen, grotesk in Schottenröcken, zurück und befehlen ihm - nach einer orgiastischen Verbrüderungsszene mit den „Einheimischen“ - wieder mitzuziehen, was jedoch die Frauen verhindern, indem sie ihn kidnappen. Als beim Abmarsch der Briten zeitgleich die Deutschen in den Ort einziehen, kommt es zu einer Schießerei, bei der alle Soldaten sich gegenseitig töten.

Schließlich ziehen die Alliierten als Sieger ein, die geflohene Bevölkerung folgt ihnen und die Insassen kehren in ihre Anstalt zurück. Plumpick folgt ihnen und verbringt sein weiteres Leben dort mit ihnen.

Der Film wirft die Frage auf, wer „verrückter“ ist – die Insassen des Irrenhauses oder die Soldaten auf dem Schlachtfeld.

Als der Film veröffentlicht wurde, war er sowohl in finanzieller Hinsicht als auch von Seiten der Kritik ein Flop. Während der 1970er geriet er völlig in Vergessenheit. Der Verkauf der Rechte in die USA verhalf dem Film zu einem zweiten Frühling. In den 1980er Jahren wurde er zu einem cineastischen Phänomen, zum großen Erstaunen des Regisseurs.

„Eine mit leichter Hand, aber etwas uneinheitlich inszenierte allegorische Komödie mit hervorragenden Darstellern. Pendelnd zwischen Posse und Welttheater, überzeugt der Film immer dann, wenn er aus dem Gegensatz von harmloser Verrücktheit der Irren und dem Wahnwitz des Krieges satirische Funken schlägt.“

film-dienst[1]

„Melancholisch gestimmtes französisches Lustspiel, das der Sinnlosigkeit des Krieges nichts als die Flucht in eine irreale Phantasiewelt entgegenzusetzen hat.“

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Herzkönig. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  2. Evangelischer Presseverband München, Kritik Nr. 71/1967