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Ökologische Landwirtschaft

Produktionsmethoden, die eine umweltschonende Urproduktion ermöglichen
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Die Begriffe ökologische Landwirtschaft, biologische Landwirtschaft, organische Landwirtschaft, Ökolandbau oder alternative Landwirtschaft bezeichnen die Herstellung von Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf der Grundlage möglichst naturschonender Produktionsmethoden unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ökologie und des Umweltschutzes. Die ökologische Landwirtschaft verzichtet weitgehend auf den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Mineraldünger und Gentechnik, wie sie zum Teil in der konventionellen Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Den Erzeugnissen der ökologischen Landwirtschaft dürfen vor dem Verkauf als Bio-Lebensmittel keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen oder Farb- und Konservierungsstoffe zugefügt werden. 2013 wurden weltweit 43,1 Millionen Hektar, knapp ein Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, ökologisch bewirtschaftet. Flächenbezogen ist der Anteil der ökologischen Landwirtschaft in Österreich (19,5 %) und Liechtenstein (31 %) am höchsten.[1]

Biobauernhof Schloßbauer Hafning bei Trofaiach in Österreich

Grundlegendes zu alternativen Landwirtschaftsformen

Abgrenzung

Im Unterschied zur konventionellen Landwirtschaft ist die ökologische oder biologische Landwirtschaft rechtlich verpflichtet, im Ackerbau unter anderem auf chemische Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger und Grüne Gentechnik zu verzichten. Die ökologische Viehzucht unterliegt strengeren Auflagen als die konventionelle, wie dem Verbot einzelner Futtermittel und höheren Mindestanforderungen im Platzangebot für Tiere. Die integrierte Landwirtschaft hat wie die ökologische einen gegenüber der konventionellen Produktion erhöhten Anspruch, umweltschonend zu wirtschaften, allerdings gelten dafür andere rechtliche Grundlagen.

Bioprodukte

Bei Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft spricht man von „Bio-Lebensmitteln“. In der Europäischen Union ist der Begriff Bio-Lebensmittel gesetzlich definiert. Nur Produkte, die die gesetzlichen Kriterien erfüllen, dürfen als „Bio“ bezeichnet und mit einem Bio-Siegel versehen werden.

Unterschiede im Genusswert und in gesundheitlichen Wirkungen zwischen konventionell hergestellten und Bio-Lebensmitteln waren Gegenstand zahlreicher Studien. Untersuchungen über den Genusswert kamen zu keinen eindeutigen Ergebnissen – in manchen Fällen erhielten ökologische, in anderen konventionelle Produkte bessere durchschnittliche Geschmacksbeurteilungen. Meist wiesen Bio-Lebensmittel weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Cadmium und höhere Gehalte von einigen potentiell gesundheitsfördernden sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, zum Beispiel Antioxidantien. Für eine tatsächliche Gesundheitswirkung und damit gesundheitliche Vorteile des Konsums von Bio-Lebensmitteln gibt es bislang keine klaren Belege.[2]

Gekennzeichnet werden Bio-Lebensmittel in Deutschland verpflichtend durch Angabe der zuständigen Öko-Kontrollstelle, zusätzlich fast immer durch ein Bio-Siegel und häufig durch die Aufschrift aus kontrolliert biologischem Anbau, abgekürzt kbA. International ist die englische Bezeichnung organic üblich.

Folgeprodukte mit Zutaten aus ökologischem Anbau werden ohne Stoffe, die nach Gesetz als Geschmacksverstärker gelten, hergestellt. Es dürfen jedoch Zutaten verwendet werden, die von Natur aus reich an Geschmacksverstärkern sind. So kann Glutamat als Bestandteil von Hefeextrakt in einem Bio-Produkt verarbeitet werden.[3] Der Zusatz von Aromastoffen ist erlaubt, wenn es sich um natürliche Aromen handelt.

Globale Bedeutung

 
Öko-Anbaufläche nach Weltregionen 2000–2008

Laut dem IFOAM-Jahrbuch The World of Organic Agriculture 2015 ist die ökologisch bewirtschaftete Nutzfläche (Organic agricultural land) im Zeitraum 1999 bis 2013 von 11 auf 43,1 Mio Hektar angestiegen. Derzeit werden 1 % der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche von 2 Millionen Erzeugern ökologisch bewirtschaftet. Rund zwei Drittel der Fläche ist Grasland (27 Mio. ha), und auf knapp einem Fünftel werden Feldfrüchte angebaut (7,7 Mio. ha).[1]

Ozeanien verfügt mit 17,3 Mio. ha über die größten Flächen (Anteil 40 % an der globalen ökologisch bewirtschafteten Fläche). Der größte Teil davon befindet sich in Australien (17,2 Mio. ha). Das Land verfügt damit über die weltweit größte ökologisch bewirtschaftete Fläche eines Landes. Europa (11,5 Mio. ha) bewirtschaftet etwa ein Viertel und Lateinamerika (6,6 Mio. ha) 15 %. Asien verfügt über 3,4 Mio. ha (8 %), Nordamerika 3,0 Mio. ha (7 %) und Afrika 1,2 Mio. ha (3 %).[1]

Die Länder mit den weltweit höchsten Anteilen an der nationalen Anbaufläche sind die Falklandinseln (36,3 %), Liechtenstein (31,0 %) und Österreich (19,5 %).[1]

Der globale Bio-Markt hatte gemäß IFOAM im Jahr 2013 einen Umfang von 72 Milliarden US-Dollar, davon 31 Milliarden US-Dollar in Europa. Die weltweit größten Bio-Märkte sind die USA (mit 35 Mrd. $), Deutschland (9,6 Mrd. $), Frankreich (5,6 Mrd. $) und Großbritannien (2,6 Mrd. $). Die Schweiz und Österreich folgen auf Rang acht und neun (mit einem Marktvolumen von 2,1 respektive 1,4 Mrd. $).[1]

Der Weltagrarrat bezog 2008 im Kontext des Weltagrarberichts Stellung, wie die Ernährungssituation der Weltbevölkerung nachhaltig sichergestellt werden kann. Er empfahl eine Förderung der ökologischen Landwirtschaft.[4]

Öko/Bio-Anbaufläche 2013, Hektar[1] und Anteil an der Landwirtschafts­fläche[1]
Land ha %
Argentinien 3.191.255 2,3
Australien 17.151.000 4,2
Belgien 62.529 4,6
Brasilien 705.233 0,3
Bulgarien 56.287 1,6
China 2.094.000 0,4
Dänemark 169.298 6,4
Deutschland 1.060.669 6,4
Estland 151.256 16,0
Finnland 206.170 9,0
Frankreich 1.060.756 3,9
Griechenland 386.606 4,6
Indien 510.000 0,3
Irland 52.793 1,3
Israel 7.471 1,4
Italien 1.317.177 10,3
Kanada 869.239 1,3
Kroatien 40.641 3,1
Lettland 200.433 11,0
Liechtenstein 1.137 31,0
Litauen 166.330 5,7
Luxemburg 4.448 3,4
Malta 37 0,4
Mexiko 501.364 2,3
Niederlande 49.394 2,6
Norwegen 51.662 4,8
Österreich 526.689 19,5
Peru 388.448 1,8
Polen 661.956 4,3
Portugal 271.532 8,1
Russland 144.254 0,1
Rumänien 288.261 2,1
Samoa 33.515 11,8
Schweden 500.996 16,3
Schweiz 128.140 12,2
Slowakei 166.700 8,8
Slowenien 38.665 8,4
Spanien 1.610.129 6,5
Tschechien 474.231 11,2
Tunesien 139.087 1,4
Türkei 461.396 1,9
Ukraine 393.400 1,0
Ungarn 140.292 3,3
Uruguay 930.965 6,3
USA 2.178.471 0,6
Vereinigtes Königreich 567.751 3,3

Europäische Union

Der Anteil ökologischer Landwirtschaftsfläche an der Gesamtlandwirtschaftsfläche in der EU wächst kontinuierlich und lag 2013 zwischen 3,4 und 19,5 %.[1] Die größte ökologisch bewirtschaftete Fläche in der EU hatte 2013 Spanien mit 1.610.129 ha. Prozentual gibt es in Österreich die meiste ökologische Landwirtschaft (19,5 % in 2013), die wenigste in Malta (weniger als 1 % in 2013) [1]

Deutschland

Die Anzahl der Bio-Erzeugerbetriebe und die ökologisch bewirtschaftete Fläche unterliegen einem stetigen Wachstum. Absolut gesehen ist der Anteil des ökologischen Landbaus an der gesamten deutschen Landwirtschaft trotz hoher Wachstumsraten jedoch nach wie vor relativ klein. Im Jahr 2013 lag die Anzahl der ökologischen Erzeugerbetriebe in Deutschland bei 23.484. Der Ökolandbau nimmt somit ca. 8,2 % der gesamten deutschen Landwirtschaft ein. 1996 waren es 1,3 %. [5] Die 2013 bewirtschaftete Fläche betrug 1.060.669 ha, womit 6,4 % der in Deutschland landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaftet wird. 1996 betrug der Anteil 2,1 %.

Aufgrund des Verzichts insbesondere auf synthetischen Stickstoffdünger ergibt sich eine Sonderstellung der Hülsenfrüchte und Futterpflanzen im Ökolandbau. Im Gegenzug bauen die Öko-Bauern signifikant weniger Getreide an als ihre konventionell arbeitenden Kollegen. Ein vergleichsweise hoher Grünlandanteil in der ökologischen Landwirtschaft (rund 54 % gegenüber etwa 28 % in der konventionellen Landwirtschaft)[5][6] begünstigt die Haltung von Rindern, Ziegen und Schafen. Dadurch ist der Anteil von Bio-Rindfleisch, -Ziegenfleisch und -Schafsfleisch an der gesamten tierischen Produktion sehr viel höher als der von Bio-Schweinefleisch (ca. 1 %). Ackerfläche wird zur Erhöhung bzw. Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit sowie Prophylaxe von Pflanzenkrankheiten mit vielfältigen Fruchtfolgen bestellt. Hier ist der Anteil der Hülsenfrüchte mit Abstand am größten, ihre ökologische Anbaufläche machte im Jahr 2012 rund 27 % der Gesamtfläche für Hülsenfrüchte in Deutschland aus.[5] Die nebenstehende Grafik zeigt die Entwicklung der Bio-Anteile der jeweiligen Produkte an der gesamten Landwirtschaft in den letzten Jahren.

Der Markt für Bio-Lebensmittel ist einer der wenigen Wachstums-Segmente im deutschen Lebensmittelmarkt mit einem Jahreszuwachs um 1–5 Prozent. An die extreme interne Umsatz-Steigerung im Jahr 2001 um 35 Prozent auf etwa 2,7 Milliarden Euro schloss sich eine durch einen Nitrofen-Skandal bedingte Konsolidierungsphase an. Zwar konnte sich die Öko-Branche von den Anschuldigungen freisprechen, jedoch führten die rezessiven Tendenzen der Weltwirtschaft im Jahre 2003 zu allgemeiner Kaufzurückhaltung und damit zu einer Stagnation des Öko-Marktes. Bis zum Juni 2004 stieg die Nachfrage schließlich auf allen Märkten wieder deutlich an, und die Konsolidierungsphase konnte unter Sortimentausweitungen im Lebensmitteleinzelhandel sowie durch werbewirksame Verkaufs- und Anzeigekampagnen überwunden werden.

Nach Zahlen des BÖLW ist der Umsatz mit Bio-Produkten in Deutschland 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent gewachsen. Dagegen vergrößerte sich die ökologische Anbaufläche zwischen 2012 und 2013 lediglich um 1 Prozent.[7] Es kommt deswegen teilweise zur Verknappung von Bioprodukten und zu vermehrten Importen. Da der Ökolandbau auch in anderen Ländern die Regional- und Direktvermarktung (Verkauf ab Hof) bevorzugt, werden in Deutschland umstellungswillige Landwirte in allen Regionen gesucht.[8]

Wird die Entwicklung der Zusammensetzung des Bio-Umsatzes nach Absatzkanälen genauer betrachtet, so fällt auf, dass der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel (Discounter, Supermärkte, Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser) seinen Marktanteil überproportional steigern konnte. Die in diesem Rahmen durch Werbung und Sortimentausweitung verursachte Nachfragesteigerung ist eine wichtige Komponente des geschilderten Marktwachstums von Öko-Lebensmitteln, welche sich mit einer einhergehenden Sensibilisierung des Durchschnittskonsumenten auf die Umsätze der traditionellen Öko-Fachgeschäfte (Naturkosthandel, Bioläden, Reformhäuser) positiv (in absoluten Zahlen gemessen) auswirkt.[9]

Der Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel (Öko-Markt oder Bio-Markt) beträgt über 5 Milliarden Euro. Der Anteil am Gesamtumsatz auf dem deutschen Lebensmittelmarkt liegt bei rund drei Prozent. Seit dem Jahr 2000 wuchs der Markt fast durchgängig mit zweistelligen Wachstumsraten. Die neuesten Zahlen für das Jahr 2007 ermittelten ein Umsatzwachstum von 15 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.[10] Informationen über die Umsatzentwicklung und den Marktanteil einzelner Bio-Produkte und Bio-Warengruppen finden sich im Internetportal Ökolandbau.de.[11] Wichtige Studien über die Entwicklung des Öko-Marktes in Deutschland und das Kaufverhalten der Verbraucher sowie die Einschätzung der weiteren Entwicklung durch Experten sind ebenfalls in dem Portal zu finden.[12]

Österreich

Österreich verfügt über 526.500 ha ökologisch bewirtschafteter Anbaufläche und hat nach Liechtenstein (31 %) den weltweit höchsten Anteil (19,5 %) an ökologisch bewirtschafteter Anbaufläche.[13] Der Anteil der Biobetriebe (insgesamt 22.000, Stand 2013) an allen landwirtschaftlichen Betrieben beträgt 17 %, ebenfalls weltweit führend.[14] Die gute Entwicklung liegt neben frühen Pionierleistungen Einzelner an dem Bio-Aktionsprogramm des Lebensministerums (BLFUW), das seit 2001 die Ökologisierung der kleinstrukturierten Landwirtschaft Österreichs forciert.[15]

In den Supermärkten (inklusive Discounter) lag der mengenmäßige Anteil von Bio-Lebensmitteln im Jahr 2007 bei 5,2 Prozent,[16] gemessen am Umsatz im Jahr 2011 waren es 6,4 Prozent,[13] 2014 im Lebenshandel insgesamt bei 7 % (Frischprodukte ohne Backwaren, wertmäßig),[17] wobei heute alle großen Ketten eigene Marken etabliert haben. Den höchsten Anteil an den Biowaren haben die Eier. Bei einem Umsatz von 23,7 Millionen Euro entspricht das 18 % aller Eier-Einkäufe im Lebensmittelhandel (2011, 2014 17 %). Zweitstärkster Umsatzträger ist mit 21,5 Millionen Euro die Milch (2011, 17 %), gefolgt von Kartoffeln (15 %) und Gemüse (13 %).[17] Der Verbrauch an Bioprodukten pro Kopf liegt bei 118 € (2013).[14] Die Akzeptanz eines Mehrpreises für Bioerzeugnisse liegt bei 60 %.[17]

Etwa 70 % der Biobauern werden durch die Bio Austria vertreten.

Schweiz

2013 stieg der Umsatz mit Bioprodukten auf 1,67 Milliarden Sfr. Die Anbaufläche betrug in diesem Jahr 128.140 ha. 11,1 Prozent der Betriebe arbeiteten nach der Bioverordnung des Bundes. Der Branchenverband Bio-Suisse appellierte an die Politik, mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, da gemäß Argrarbericht 2009 nur 1,1 Prozent der Direktzahlungen in den Bio-Landbau geflossen sind.[18]

Geschichte und Strömungen

Die Anfänge des ökologischen Landbaus

Viele vormoderne landwirtschaftliche Anbauweisen sowie einige heute noch existierende Formen der traditionellen Subsistenz-Landwirtschaft in Entwicklungsländern ähneln der ökologischen Landwirtschaft in der Nichtanwendung bestimmter Technologien (Mineraldünger, bestimmte Pflanzenschutzmittel), jeweils ohne dabei kontrolliert biologisch zu sein.[19][20] Die Anfänge des ökologischen Landbaus im engeren Sinne reichen bis in die 1920er Jahre zurück, die Zeit der sogenannten Lebensreform-Bewegung. Diese war eine Reaktion auf die zunehmende Urbanisierung und Industrialisierung um die Jahrhundertwende und die damit einhergehenden sozialen Probleme. Zudem strebte die Lebensreformbewegung als Gegenpol zur „Unnatürlichkeit“ der städtischen Lebensverhältnisse eine „Rückkehr zu einer naturgemäßen Lebensweise“ und in Bezug auf die Landwirtschaft das Siedeln auf dem Land mit Selbstversorgung durch Obst- und Gartenbau, vegetarische und qualitativ hochwertige Ernährungsweise sowie den Verzicht auf industrielle Hilfsmittel an.[21] Zudem stützte sich die Bewirtschaftung bezüglich der Bodenbewirtschaftung und Nahrungsmittelqualität auf Erkenntnisse biologisch ausgerichteter Landbauwissenschaften.[22] Aus dem Gedankengut der Lebensreform-Bewegung entwickelte sich in den 20er und 30er Jahren das Landbausystem „Natürlicher Landbau“. Die wissenschaftlichen Grundlagen lieferte der österreich-ungarische Botaniker und Mikrobiologe Raoul Heinrich Francé im Jahre 1913 mit seiner Veröffentlichung Das Edaphon. Untersuchungen zur Oekologie der bodenbewohnenden Mikroorganismen. Im Jahre 1922 erschien eine populärwissenschaftliche Fassung unter dem Titel Das Leben im Ackerboden. Diese Fassung wurde vom Kosmos-Verlag als Vierteljahresgabe an die Leser seiner Monatszeitschrift ausgeliefert und erlangte eine große Verbreitung auch außerhalb von Fachkreisen. Zur Weiterentwicklung des „Natürlichen Landbaus“ trug insbesondere Ewald Könemann (1899–1976) ab 1925 bei,[23] der die Konzepte in seinem dreiteiligen Werk Biologische Bodenkultur und Düngewirtschaft 1939 zusammenfasste.[24] Die 1925 von Walter Rudolph gegründete Zeitschrift Bebauet die Erde, deren Schriftleiter und Herausgeber seit 1928 Ewald Könemann war, unterstützte dieses ökologische Landbausystem. Sie diente dem Informationsaustausch und der Beratung und bot ein Forum für Landwirte, die sich mit Fragen der Forschung beschäftigten. Von diesem Zeitpunkt an sind bis heute im Wesentlichen zwei Hauptströmungen der ökologischen Landwirtschaft auszumachen, die sich größtenteils parallel entwickelt haben. Auf der einen Seite ist dies die „biologisch-dynamische Wirtschaftsweise“; sie beruht auf Vorstellungen der anthroposophischen Weltanschauung. Ihre Grundsätze blieben im Wesentlichen bis heute erhalten, wurden jedoch durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt sowie in ihrer Anwendung stetig weiterentwickelt. Der Verband Demeter ist der einzige Vertreter der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Auf der anderen Seite steht der „organisch-biologische Landbau“[25], der in den 1950er Jahren aus der Schweizer Heimatbewegung entstand, aber auch Wurzeln in der Lebensreform der 1920er Jahre sowie im biologisch-dynamischen Landbau hat. Im Laufe der Zeit wurde der organisch-biologische Landbau durch neue Konzepte und wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt und erweitert und ist heute mit der gängigen ökologischen Landbaupraxis zu identifizieren, der sich die ökologischen Anbauverbände (mit Ausnahme von Demeter) verschrieben haben.[26][27]

Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise

Die Grundlage der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise bildet die Vortragsreihe „Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft“[28], die der Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, im Juni 1924 auf Gut Koberwitz bei Breslau hielt. In diesem „Landwirtschaftlichen Kurs“ stellte Rudolf Steiner kein erprobtes und ausgereiftes Konzept der ökologischen Landwirtschaft vor, sondern gab lediglich Anstöße für anthroposophisch fundierte Methoden der Landbewirtschaftung. Noch während der Vortragsreihe wurde der Landwirtschaftliche Versuchsring der Anthroposophischen Gesellschaft gegründet, der in den Folgejahren die Arbeit der angeschlossenen ‚Versuchsbetriebe’ koordinierte und auswertete. Die anfängliche „biologisch-dynamische“ Produktionsmethode ist seit 1924 Bestandteil des ökologischen Demeter-Anbauverbandes. Ziel war es, die theoretischen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen und Erfahrung zu gewinnen.[29] Inwieweit Rudolf Steiner die Schriften von Francé selber kannte und verwendete, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Hieraus und durch nachfolgende Facharbeiten entwickelte sich die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. Die aus der anthroposophischen Naturanschauung heraus entwickelten Grundlagen beruhen in erster Linie auf ideellen Prinzipien und nicht nur auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.[27][30] So bildet die Grundlage der Alltagsarbeit und der Lebensarbeit ein persönliches Verhältnis zum Naturgeschehen. Der landwirtschaftliche Betrieb wird als eine lebendige Individualität, der Betriebsorganismus, angesehen, der auch nichtmateriellen übersinnlichen kosmischen Einflüssen unterliegt und dessen Gestalt von den einzigartigen, lokalen Standortverhältnissen geprägt ist.[31] Kosmische Äther- und Astralkräfte werden als Grundlage des irdischen Lebens und somit des Wachstums und der Entwicklung von Pflanzen angesehen. Durch spezielle Düngeverfahren sollen diese Kräfte gezielt gefördert werden.[27][32] Auch soll der Betrieb in der Lage sein, sich weitgehend aus sich selbst heraus zu erhalten. Des Weiteren nimmt die Qualität von Lebensmitteln innerhalb der anthroposophischen Ernährungslehre einen zentralen Stellenwert ein, was die Bedeutung qualitativer Aspekte in der Landwirtschaft wie gesunde Pflanzen und Tiere, hochwertige Futtermittel und gesundes Saatgut bedingt. Hierzu zählt der Verzicht auf Mineraldünger.[33] Diese anthroposophischen Grundsätze wurden in den 1950er Jahren durch sozioökonomische Konzepte ergänzt, die auf den Erhalt der bäuerlichen Lebensweise abzielten. Ebenfalls erst in den 1950er Jahren begann die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, die allgemein anerkannten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu Bodenfruchtbarkeit und Humuswirtschaft zu integrieren.[34] In den 1990er Jahren rückte der Betriebsorganismusgedanke sowie die Ausrichtung auf eine bäuerliche Lebenswelt zugunsten der Fragen des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit in den Hintergrund, wobei die bisherige Landbaupraxis hinsichtlich umweltschonender Landbewirtschaftung erweitert und neu betrachtet wurde. Der einzige biologisch-dynamische Anbauverband Demeter wurde in seiner heutigen Struktur als Vermarkter und Zertifizierer 1954 als Demeter-Bund e. V. (heute Demeter e. V.) gegründet. Allerdings geht seine Geschichte bis auf die Anfänge der biologisch dynamischen Bewegung zurück. So wurde bereits 1928 das heute international geschützte Markenzeichen „Demeter“ eingeführt, dem heute das Markenzeichen „Biodyn“ beigestellt ist, beide aus dem Umfeld der Anthroposophie.[35][36][37]

Organisch-biologische Landwirtschaft

Angestoßen durch den Natürlichen Landbau der Lebensreformbewegung sowie durch das Konzept der biologisch dynamischen Wirtschaftsweise entwickelten Bäuerinnen und Bauern der schweizerischen Bauernheimatbewegung in den 1940er und 1950er Jahren den organisch-biologischen Landbau als eigenständiges ökologisches Landbausystem. Aufbauend auf ihren Erfahrungen und unter Leitung von Hans Müller (1891–1988) und seiner Frau Maria (1894–1969) war das Ziel der Heimatbewegung, die bäuerliche Lebensweise in der industrialisierten Welt vor dem Untergang zu bewahren.[38] Aus dem christlichen Glauben leiteten Maria und Hans Müller die Verantwortung der Landwirtschaft gegenüber der Familie als Lebensgemeinschaft und Tradition sowie gegenüber der Natur als Heimat und Schöpfung ab.[39] Zudem flossen Ewald Könemanns Ansätze zu einer ökologischer Landbewirtschaftung in das Konzept ein.[23] Die theoretische Grundlage des organisch-biologischen Landbaus lieferte der deutsche Arzt und Mikrobiologe Hans Peter Rusch (1906–1977), der 1951 zu den Müllers stieß. Seine Forschungsarbeiten lieferten neue Erkenntnisse über die Bodenmikrobiologie, deren Kreisläufe und die damit zusammenhängende Bodenfruchtbarkeit und wurden als Naturhaushaltkonzept des „Kreislaufs der lebendigen Substanz“ in den organisch-biologischen Landbau eingegliedert.[40] Dieses ökologische Landbausystem breitete sich in Deutschland ab den 1960er Jahren aus. Erstmals stellten Betriebe auf die organisch-biologische Wirtschaftsweise um,[41] und im Zuge dessen wurde 1971 der Verein „bio gemüse e.V.“ gegründet, aus welchem der Anbauverband Bioland hervorging. [42] Das beschriebene System bildete die Grundlage für die weitere Entwicklung des ökologischen Landbaus in Deutschland, unter Ausnahme der sich eigenständig entwickelnden biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise.

Entwicklung des ökologischen Landbaus bis heute

Angesichts der sozialen, ökonomischen und vor allem ökologischen Folgen der chemisch-technischen Intensivierung der Landbewirtschaftung und der aufkeimenden Umweltbewegung gewann der ökologische Landbau in den 1970er und 1980er Jahren in Gesellschaft und Landwirtschaft an Bedeutung.[43] Auf internationaler Ebene gründete sich 1972 die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM).[44] In Deutschland wurden, insbesondere durch die Stiftung Ökologie & Landbau, zahlreiche Publikationen zum Thema ökologischer Landbau verlegt,[27] und es kam zur Gründung weiterer Anbauverbände, z.B. Biokreis (1979) oder Naturland (1982). Nachdem 1984 erste gemeinsame Rahmenrichtlinien zum Ökolandbau in Deutschland verabschiedet wurden, gründete sich 1988 die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) als Dachverband der Anbauverbände in Deutschland.[42] In den folgenden Jahren verbreitete sich der ökologische Landbau schnell. Einen maßgeblichen Beitrag hierzu leisteten nach der Wiedervereinigung die großflächigen ostdeutschen Betriebe sowie die staatliche Förderung seit 1989 im Rahmen des EG-Extensivierungsprogramms, seit 1994 durch die EG-Verordnung 2078/92 und seit 2000 durch die EG-Verordnung 1257/1999.[27][42] 1991 wurden mit dieser EU-Ökoverordnung erstmals gesetzliche Standards für Bioprodukte, zunächst für pflanzliche und seit 1999 für tierische Erzeugnisse, festgelegt.[45] Im Jahr 2000 kam es zur Einführung eines einheitlichen europäischen Biosiegels, das freiwillig verwendet werden konnte. 2010 wurde es durch ein neues europäisches Siegel ersetzt, mit dem alle Bioprodukte gekennzeichnet werden müssen.[46] Das 2001 eingeführte deutsche Biosiegel verliert mit der verpflichtenden Kennzeichnung durch das EU-Biosiegel an Bedeutung. 2002 löste sich die AGÖL auf und wurde durch den neuen branchenübergreifenden Spitzenverband aller Anbau-, Verarbeitungs- und Handelsverbände „Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW) ersetzt.[42] Eine bedeutende Rolle für die weitere Entwicklung des Ökolandbaus in Deutschland spielte das „Bundesprogramm ökologischer Landbau“ (BÖL), seit 2011 „Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Wirtschaft (BÖLN)“, über das Mittel zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft vergeben wurden (seit 2002 jährlich 35 Mio. Euro, seit 2004 20 Mio. Euro, seit 2007 16 Mio. Euro).[47] Im Rahmen ihrer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie strebt die Bundesregierung einen Flächenanteil von 20 % „in den nächsten Jahren“ an.[48] Um diesem Ziel näher zu kommen, fordert der Rat für nachhaltige Entwicklung, mehr Forschungsgelder für den Ökolandbau bereitzustellen und den Ökolandbau als „Gold-Standard“ für das Leitbild einer nachhaltigen Landwirtschaft zu etablieren.[49] Dieses Ausbauziel wurde während der Zeit der rot-grünen Bundesregierung (1998 bis 2005) durch die Ministerin Künast ausgegeben und war Bestandteil der damals geforderten „Neuausrichtung der Agrarpolitik“, welche unter dem Begriff „Agrarwende“ bekannt wurde.[50]

Anfang 2013 gab die Regierung von Bhutan bekannt, dass sie als erstes Land der Welt auf 100 % ökologische Anbauweise umstellen wolle.[51]

Produktionsstandards

Die ersten ökologischen Produktionsstandards wurden Mitte des 20. Jahrhunderts von Anbauverbänden geschaffen. Die ersten gesetzlichen Verordnungen entstanden in den 1980er Jahren in Österreich und Frankreich. 1991 etablierte die EU mit 2092/91 ihre erste Verordnung. In den 1990er Jahren etablierten mehrere europäische sowie lateinamerikanische und asiatische (inkl. Japan) Staaten gesetzliche Standards. Indien führte 2001, die USA 2002, China 2005 und Kanada 2006 (noch nicht umgesetzt) gesetzliche Standards ein. In der EU wurde eine überarbeitete Version am 1. Januar 2009 wirksam. Diese Standards werden gleichfalls in einigen Nicht-EU-Staaten umgesetzt. Bisher haben 69 Staaten gesetzliche Standards für ökologische Landwirtschaft implementiert, und 21 weitere Staaten arbeiten daran. Weltweit gibt es knapp 500 Zertifizierungs-Organisationen. Davon sind 37 % in Europa, 31 % in Asien und 18 % in Nordamerika. Die Staaten mit den meisten Zertifizierungs-Organisationen sind die USA, Japan, Südkorea, China und Deutschland. Die 2003 gegründete International Task Force on Harmonisation and Equivalence in Organic Agriculture bemüht sich um eine Harmonisierung der verschiedenen Richtlinien.[52]

Allgemeines zum ökologischen Landbau der Anbauverbände

Im Folgenden seien einige entscheidende Punkte genannt, die den heutigen ökologischen Landbau der Anbauverbände charakterisieren sowie auf die Entwicklung der letzten Jahrzehnte Bezug nehmen. Diese Grundsätze beziehen sich auf beide in Deutschland vertretenen oben beschriebenen ökologischen Landbausysteme, wobei die konkrete Ausgestaltung der Grundlagen durchaus unterschiedlich ist.

  • Der ökologische Landbau bezog sich zunehmend auf die Konzepte der Ökosystem-Theorie, die den Naturhaushalt über Stoff- und Energiekreisläufe beschreibt. Gekoppelt mit der ursprünglichen Idee der Selbstversorgung lässt sich daraus der in der ökologischen Landbaupraxis verfolgte Grundsatz der Kreislaufwirtschaft ableiten. Hiernach soll der Betrieb nach einer ganzheitlichen Auffassung idealerweise lediglich durch die Nutzung seiner eigenen Ressourcen gemäß den geschlossenen Stoffkreisläufen bewirtschaftet werden. Konkret heißt dies, dass Ackerbau und Viehhaltung aneinander gekoppelt sind: Auf der Ackerfläche werden neben Verkaufsfrüchten die benötigten Futterpflanzen für die Tierhaltung erzeugt, die pflanzlichen Abfälle und der tierische Dung werden wiederum der Ackerfläche als Dünger zugeführt.[53]
  • Der Bodenbewirtschaftung und der damit verbundenen Bodenfruchtbarkeit kommt eine große Bedeutung zu, weshalb auf vielseitige Fruchtfolge und schonende Bodenbearbeitung gesetzt wird. Zur Düngung werden betriebseigene pflanzliche und tierische Abfallstoffe verwertet und organische oder in natürlicher Form vorliegende mineralische Dünger eingesetzt. Auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wird verzichtet und stattdessen auf natürliche Regulationsmechanismen zurückgegriffen.[53]
  • Anfang der 1980er wurde die artgerechte Tierhaltung erstmals thematisiert und Konzepte dazu entwickelt.
  • Die ökologische Landwirtschaft lehnt den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen ab.[53]

Bioverbände

Die Mehrzahl der ökologischen Produzenten haben sich in verschiedenen Anbauverbänden zusammengeschlossen wie in der Bundesrepublik Deutschland beispielsweise Bioland, Demeter, Naturland, Biokreis, Gäa oder Biopark, welche durch ihre im Vergleich zur EU-Gesetzgebung nochmals strengeren Bestimmungen und Kontrollen dem Verbraucher zusätzliche Produktsicherheit garantieren. In der Schweiz ist Bio Suisse der größte Anbauverband, in Österreich Bio Austria.

Im Folgenden wird zunächst eine Übersicht über die in Deutschland agierenden Anbauverbände, ihre Struktur und Aufgaben gegeben. Um deren Entstehung und Ideologien nachzuvollziehen, wird anschließend die geschichtliche Entwicklung des Ökolandbaus in Deutschland erläutert und nachfolgend der heutige ökologische Landbau der Anbauverbände vorgestellt. Dabei sollen die bestehenden ideellen und praktischen Unterschiede der beiden ideologischen Strömungen innerhalb der Biobranche herausgearbeitet werden. Zum Ökolandbau gemäß EU-Kriterien siehe obigen Abschnitt: dort findet sich ein Richtlinienvergleich, der die EG-Kriterien vom ökologischen Landbau der Anbauverbände abgrenzt.

Als Interessengemeinschaft ökologisch wirtschaftender Landwirte gegründet, haben sich die Anbauverbände als Vertreter von Erzeugern, Verarbeitern und Vermarktern der Biobranche in Politik und Gesellschaft mit dem vorrangigen Ziel der Ausweitung und Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus etabliert. Durch breite Netzwerke bestehender Infrastrukturen und Leistungen wie Beratung und Fortbildung bieten sie einerseits ihren Mitgliedern Entwicklungs-, Austausch- und Absatzmöglichkeiten. Andererseits sorgen Richtlinien und Labels für Qualitätssicherung und deren Kommunikation nach außen.

Anbauverbände

Allgemeines
Übersicht über die in Deutschland zugelassenen Bioverbände[54]
Name Gründungs-
jahr
Beschreibung Logo
Biokreis 1979 Schwerpunkt Süddeutschland
 
Bioland 1971 Verband für
organisch-biologischen
Anbau
 
Biopark 1991 Fleisch produzierende Betriebe,
Schwerpunkt
nordöstliche Bundesländer
 
Demeter 1928 Einziger Verband für
biologisch-dynamischen Anbau,
weltweit tätig
 
Ecoland 1996 Regionaler Schwerpunkt
Hohenlohe
Datei:Ecoland Logo.svg
Ecovin 1985 Verband ökologischer Winzer
 
Gäa 1989 Schwerpunkt
östliche Bundesländer
 
Naturland 1982 Eine der weltweit größten
Zertifizierungsorganisationen
für Ökoprodukte
 
Verbund Ökohöfe

Im Jahre 1962 wurde die Stiftung Ökologie & Landbau in Deutschland gegründet. Diese koordinierte den Erkenntnis- und Erfahrungsaustausch nicht nur auf nationaler Ebene, sondern unterstützte maßgeblich den Aufbau der IFOAM (Internationale Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen, Gründung 1972). Mit „Bioland“ wurde 1971 der erste ökologische Erzeugerverband gegründet. In den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts folgten weitere Gründungen ökologischer Anbauverbände.[27]

Die zweite Ausdehnungsphase des ökologischen Landbaus in Deutschland erfolgte durch unterschiedliche Faktoren. Es entstanden regionale Initiativen, die vom Weltbund zum Schutz des Lebens und teilweise auch den Landwirtschaftskammern unterstützt wurden. Dies führte zum Beispiel 1980 in Niedersachsen zur Gründung eines „Versuchs- und Beratungsrings ökologischer Landbau“.[55] 1984 wurden die gemeinsamen Rahmenrichtlinien zum Ökolandbau in Deutschland verabschiedet, lieferten wichtige erste rechtliche Grundlagen und halfen den ökologischen Landbau zusätzlich zu strukturieren und zu regulieren. Die „Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau“ (AGÖL) als Dachverband der Verbände in Deutschland wurde 1988 gegründet.

Der sprunghafte Anstieg der ökologisch wirtschaftenden Betriebe wurde seit 1989 durch das EG-Extensivierungsprogramms, die seit 1994 geltende EG-Verordnung 2092/91 und seit 2000 durch die EG-Verordnung 1257/1999 gefördert. Zahlreiche politische Maßnahmen stimulierten diese Entwicklung und festigten das Anliegen der deutschen Agrarpolitik, den ökologischen Landbau zu stärken.[27] Seit 1. Januar 2009 haben die Verordnung (EG) 834/2007 und die Durchführungsverordnung 889/2008 die alten EU-Bio-Verordnungen abgelöst.

Derzeit gibt es in Deutschland acht ökologische Anbauverbände, die sich in Größe, Tätigkeitsbereich und regionaler Ausbreitung unterscheiden. Darüber hinaus gibt es den national agierenden „Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW), in dem die meisten der Anbauverbände sowie weitere fachverwandte Institutionen organisiert sind. Auf internationaler Ebene wird die Biobranche durch den Dachverband „International Federation Of Organic Agriculture Movements“ (IFOAM) vertreten. Die nebenstehende Tabelle gibt eine kurze Übersicht über die Verbände mit ihren Labeln.

Nach der Gründung der „Pionierverbände“ Demeter für biologisch-dynamischen und Bioland für organisch-biologischen Anbau etablierten sich Anfang der 1980er Jahre mit Naturland und Biokreis zwei weitere, inzwischen bundesweit tätige Anbauverbände. In Verbindung mit dem wachsenden Interesse an der Biobranche wurden in den Jahren bis 1996 vier weitere Verbände gegründet, die produktbezogene (Ecovin) oder regionale (Gäa, Biopark und Ecoland) Schwerpunkte setzen.

 
Die Größe der Anbauverbände in Deutschland nach Betrieben und nach Fläche (Stand Januar 2006)
Struktur und Aufgaben

Den Hauptanteil der Mitglieder der Verbände stellen Erzeugerbetriebe, daneben haben sich Fördermitglieder wie wissenschaftliche Institutionen oder Privatleute den Verbänden angeschlossen. Die Vertragspartner der Verbände wie Lebensmittelhersteller, Verarbeitungsbetriebe und Handelsunternehmen etablieren Absatz- und Vermarktungswege für die Verbandserzeugnisse. Die Einnahmequellen der Verbände ergeben sich im Wesentlichen aus den Mitgliedsbeiträgen und den Lizenzgebühren der Vertragspartner für die Nutzung des Verbandssiegels.

Durch die Zusammenarbeit mit fachverwandten Interessengruppen, gesellschaftlichen Organisationen und wissenschaftlichen Institutionen verfügen die Verbände teilweise über große Informationsnetzwerke sowohl zur internen Weiterentwicklung als auch zur Einflussnahme in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Des Weiteren ist allen Anbauverbänden die Herausgabe eigener Richtlinien für die Erzeugung und Verarbeitung im ökologischen Landbau gemein. An diese müssen sich ihre Mitglieder halten, was durch regelmäßige Kontrolle auf Einhaltung der Standards gewährleistet und mit der Möglichkeit einer Zertifizierung mit dem verbandseigenen Label belohnt wird. Die Richtlinien der jeweiligen Verbände ähneln einander sehr in Inhalt und Ausführung. Jedoch liegen ihnen teils verschiedene Grundsätze und Ideologien zugrunde, was aus der Entwicklung des ökologischen Landbaus hervorgeht. Bei der Erarbeitung der EG-Öko-Verordnung und deren Richtlinien für die ökologische Landwirtschaft wurde auf diese privatwirtschaftlichen Standards der Anbauverbände zurückgegriffen, jedoch gehen Letztere klar über den gesetzlichen Standard hinaus.

Sowohl die EG-Öko-Verordnung als auch die verbandsinternen Regelungen verlangen eine jährliche Überprüfung der Einhaltung der jeweiligen Richtlinien. Die EU-Bio-Zertifizierung wird vom Fachpersonal staatlich zugelassener, privatwirtschaftlicher Kontrollstellen durchgeführt. Die Kontrollstellen übernehmen gegebenenfalls im Auftrag des kontrollierten Betriebs oder des jeweiligen Verbands die Zertifizierung nach den Verbandsrichtlinien. Der Betrieb ist nach erfolgreicher Kontrolle und Ausstellung eines Zertifikats dazu berechtigt, seine Waren mit einem Bio-Siegel zu kennzeichnen. Sofern die Vertragspartner des Verbandes das Verbandssiegel ebenfalls nutzen wollen, erstrecken sich die Richtlinien und das beschriebene Kontrollsystem auf diesen Teil der Wertschöpfungskette.

Aus dem übergeordneten Ziel der Weiterentwicklung und Verbreitung des ökologischen Landbaus ergibt sich ein vielfältiges Aufgabengebiet für die Verbände. In ihrer Beratungsfunktion stellen die Verbände ihren Mitgliedern und Vertragspartnern ein breites Informations- und Betreuungsangebot zu Fragen der ökologischen Produktion, des Öko-Marktes und der Agrarpolitik zur Verfügung. Zusätzlich fungieren sie als Plattform für Erfahrungsaustausch und Kommunikation der Mitglieder und Partner untereinander, wobei konkrete Leistungen wie Konferenzen, Fortbildungen und Publikationen zu nennen sind. Einige Verbände unterstützen in diesem Zusammenhang gezielt Betriebe bei der Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise.[56] Durch die Bindung der Vertragspartner sowie der Bereitstellung von Infrastrukturen und Distributionskanälen verbessern die Verbände einerseits die Absatzmöglichkeiten der Erzeuger für ihre Produkte sowie andererseits den Zugang der Vermarktungsseite zu ökologischen Erzeugnissen.

Einen weiteren großen Aufgabenbereich stellt die Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit dar. Zum einen informieren die Verbände die Verbraucher oder Unternehmen, zum anderen versuchen sie durch Mitsprache und Organisation in Politik und Gesellschaft ihre Mitglieder zu vertreten und die Rahmenbedingungen für den ökologischen Landbau mitzugestalten.

Wie oben bereits ausgeführt stellt des Weiteren die Herausgabe und Weiterentwicklung von Richtlinien für Produktion und Verarbeitung, die Kontrolle auf deren Einhaltung und nachfolgender Zertifizierung sowie ggf. Sanktionierungsmaßnahmen bei Nichteinhaltung eine wesentliche Aufgabe der Verbände dar.

Dachverbände

 
Logo der IFOAM

Die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) wurde 1972 als internationaler Dachverband ökologischer Anbauverbände und Organisationen gegründet mit dem erklärten Ziel einer weltweiten Einführung ökologischer, sozialer und ökonomisch vernünftiger Systeme, die auf den Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft beruhen.[57] Dabei bietet sie eine gemeinsame Plattform für alle vertretenen Interessengruppen und ermöglicht somit in Konferenzen, Seminaren und Publikationen den Austausch von Erfahrung und Wissen zwischen den einzelnen Mitgliedern.[58]

 
Bioladen in Kecskemét, Ungarn

Neben der Formulierung und Ausarbeitung der Grundsätze der ökologischen Landwirtschaft erarbeitet die IFOAM ein Akkreditierungsprogramm als internationales System zur Qualitätsgarantie für Öko-Produkte. Dabei können sich Anbauverbände, die nach von der IFOAM entwickelten Kriterien und Richtlinien wirtschaften, zertifizieren lassen und erhalten somit einen internationalen Status als Öko-Zertifizierer.[59] IFOAM vertritt die (zertifizierte) ökologische Landwirtschaft, ihre Prinzipien und Organisationen, in verschiedenen internationalen Institutionen und Organisationen.

Alle acht oben genannten Anbauverbände sind Mitglieder im IFOAM, wobei nicht alle durch IFOAM akkreditiert sind.[60] 1988 wurde die „Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau“ (AGÖL) als Dachverband aller Öko-Anbauverbände in Deutschland gegründet. Die AGÖL legte in Rahmenrichtlinien den Mindeststandard für die Mitgliedsverbände fest und vertrat die Interessen ihrer Mitglieder und des ökologischen Landbaus durch Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit.[61] Nach dem aufeinander folgenden Austritt mehrerer Anbauverbände Anfang der 2000er Jahre legte die AGÖL 2002 ihre Arbeit nieder.

Im selben Jahr wurde der „Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW) gegründet und fungiert inzwischen als Spitzenverband nicht nur der Anbauverbände, sondern der Lebensmittelverarbeiter und Händler ökologischer Erzeugnisse. Anders als bei der AGÖL werden keine einheitlichen Richtlinien mehr erarbeitet, was letztendlich zur Auflösung der AGÖL beigetragen hat.[62]

Der BÖLW fördert die Entwicklung der ökologischen Lebensmittelwirtschaft und vertritt die gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder in Politik und Gesellschaft. Er hat sich daher zum Ziel gemacht, die allgemeinen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für diese Wirtschaftsform zu verbessern sowie im Besonderen die Qualitätssicherung für ökologische Produkte zu verfolgen und das Vertrauen der Verbraucher in ebendiese Produkte zu stärken.[63]

Sechs der acht in Deutschland ansässigen Anbauverbände (namentlich Bioland, Biopark, Demeter, Ecoland, Gäa und Naturland[64]) sind Mitglied im BÖLW, daneben ist der BÖLW selbst Mitglied im IFOAM.[60]

Verbandsunabhängiger ökologischer Landbau nach EG-Kriterien

Bis Anfang der 1990er Jahre gab es nur wenige ökologisch wirtschaftende Betriebe, die sich nicht einem der Anbauverbände angeschlossen hatten. Ab Inkrafttreten der EG-Öko-VO 1991 gab es für Betriebe die Möglichkeit, außerhalb der Verbände nach anerkannten, ökologischen Richtlinien zu produzieren. Dies sowie der Ausbau von Förderprogrammen seitens des Bundes ließ die Zahl der verbandsungebundenen Betriebe sprunghaft anwachsen.[65] Somit gibt es eine stetig wachsende Menge von Betrieben, die ausschließlich nach den in der EG-Öko-VO festgelegten Kriterien wirtschaften, die jedoch hinter den Standards der ökologischen Anbauverbände zurückbleiben.[66] Der folgende Vergleich der EG-Richtlinien mit denen eines Vertreters der ökologischen Anbauverbände weist auf einige wesentliche Unterschiede hin.

Sparten der ökologischen Landwirtschaft

Ökologische Pflanzenproduktion

 
Ökologischer Gemüsebau im Folientunnel
 
Biologische Schädlingsbekämpfung: Polistes-Wespe auf der Suche nach Baumwollschädlingen auf einer Farm in South Carolina

Bei der ökologischen Pflanzenproduktion wird auf Monokulturen und den Einsatz chemischer Syntheseprodukte, wie Fungizide, Herbizide und Insektizide, Kunstdünger, Wachstumsregulatoren und Antibiotika sowie gentechnisch veränderter Mittel und Produkte verzichtet. Stattdessen werden dem Boden nur durch Mist- oder Güllegaben und Gründüngung möglichst aus eigenen Mitteln Nährstoffe zugeführt und ökologische Verfahren zur Schädlings- und Unkrautbekämpfung genutzt (mechanisch durch gezieltes Striegeln oder thermisch durch Abflammen). Die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ist stark eingeschränkt. Neben Pflanzenpräparaten (wie Brennnesseljauche, Schachtelhalm-, Wermut-, Algenextrakte), Pyrethrumextrakt (ohne chemisch-synthetische Pyrethroide) oder Ölemulsion auf der Basis von Paraffinölen, Pflanzenölen oder tierischen Ölen (ohne Beimischung chemisch-synthetischer Insektizide) sind für manche Einsatzgebiete in begrenztem Umfang genau definierte anorganische Schutzmittel (etwa bestimmte Kupfersalze als Saatgutbeizmittel oder Netzschwefel als Fungizid) zugelassen.[67] Zur Vermeidung von Krankheiten und Schädlingen werden bevorzugt bewährte und robuste Sorten angepflanzt. Falls nötig und wenn möglich, wird auf Methoden der biologischen Schädlingsbekämpfung zurückgegriffen.

Der Einsatz von erdlosen Pflanzensubstraten (Hors-sol-Produktion) ist in der ökologischen Landwirtschaft nicht strikt untersagt. Ausnahmen gibt es für Pilze, Jungpflanzen, Zierpflanzen und Topfkräuter. In Schweden, Finnland und Dänemark wird die EU-Öko-Verordnung so ausgelegt, dass erdfreie Produktion mit natürlichen Substraten auch für den Gemüsebau zulässig ist. In Kanada und den USA, deren Biostandards von der EU als gleichwertig anerkannt wurden, müssen Biopflanzen ebenfalls nicht im Boden wachsen. (Stand: 2012)[68]

Mittels spezieller Anbaumethoden wie Ecofarming oder Permakultur wird teilweise versucht, sich im Kulturanbau den Wachstumsmustern der Natur zu nähern, um mit möglichst geringem Fremdmitteleinsatz, etwa durch pfluglose Bodenbearbeitung zur Schonung der Bodenlebewesen, einen möglichst hohen Ernteertrag zu erzielen.

Ökologische Tierzucht und Tierhaltung

Die ökologischen Erwägungen begannen bei der Agrarwirtschaft, nach und nach wurden die Vorgaben auf die Tierzucht und Tierhaltung übertragen. Seit dem 1. Januar 2009 gilt die EU-Bioverordnung,[69] worin die Prinzipien und spezifischen Kontrollmaßnahmen zur ökologischen Erzeugung von Fleisch und weiterverarbeiteten Tierprodukten enthalten sind. Die Einbeziehung der Tierhaltung in die ökologische Landwirtschaft wurde durch den Druck der Verbraucher begünstigt, die ihrerseits durch die vielen alarmierenden Meldungen über Krankheiten und sonstige gesundheitsschädliche Vorgänge in der Nahrungsmittelindustrie aufgeschreckt wurden. Außerdem können Abfälle aus der Pflanzenproduktion durch Tierhaltung besser verwertet werden (Kreislaufwirtschaft).

Die ökologische Viehwirtschaft basiert auf artgerechter Haltung, der Bevorzugung ökologischer Vielfalt, der Bevorzugung von Rassen, die sich ihrem Umfeld am besten angepasst haben, und der Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten; zudem ist einheimischen Rassen bei gleichen Voraussetzungen Vorrang einzuräumen. Es wird eine extensive Produktionsform vorgeschrieben. Der Zukauf von Futtermitteln ist reglementiert, und die Verfütterung von Tiermehl war bereits vor dem, derzeit (Stand 2013) nur Aquafarmen ausnehmenden, seit 2001 geltenden EU-Verbot nicht gestattet. Ferner sind lange Lebendtransporte von Schlachtvieh über große Distanzen nicht erlaubt, wobei in diesem Punkt signifikante Unterschiede zwischen EU-Öko-VO und den Anbaubetrieben bestehen. Der Absatz der Erzeugnisse findet nach Möglichkeit unter den Gesichtspunkten eines regionalen Kreislaufs statt.

Anfang 2008 haben einige Futtermittelhersteller die Gesellschaft für oekologische Tierernährung e. V. (GOETE) gegründet.[70]

Tierschutz

  • Die Bestimmungen schreiben Unterkünfte in genügender Größe, ausreichende Belüftung und Helligkeit vor. Die ökologische Viehzucht lehnt Massenzuchtmethoden zur Ertragssteigerung, wie die Aufzucht von Tieren auf engstem Raum oder ständige Beleuchtung, ausdrücklich ab.
  • Die Bewegungsfreiheit der Tiere muss in jedem Fall gewährleistet sein, und die natürlichen Aktiv- und Ruhephasen müssen respektiert werden.
  • Die richtige Ernährung der Tiere basiert auf aus ökologischem Anbau stammenden Produkten. Tierproteine dürfen weder direkt noch als Beimischung im Futter gefüttert werden. Bei Säugetieren ist die Einhaltung einer bestimmten Stillzeit vorgeschrieben.
  • Um die Tiere gesund zu erhalten, soll gegen Infektionen und andere Krankheiten auf bestmögliche Weise vorgesorgt werden: Neben der Bevorzugung widerstandsfähiger Rassen müssen Faktoren wie ein an die Umweltbedingungen und baulichen Gegebenheiten angepasster Viehbestand und dessen ausgewogene Ernährung beachtet werden.
  • Sollten sich trotz vorbeugender Maßnahmen Gesundheitsprobleme ergeben, werden umgehend Behandlungsmaßnahmen[69] eingeleitet, die die Anforderungen für Ökobetriebe erfüllen. Hierbei werden vorzugsweise pflanzliche oder homöopathische Mittel und Spurenelemente als Medikamente eingesetzt und der Gebrauch von synthetischen Chemieprodukten oder Antibiotika weitestgehend eingeschränkt. Letztgenannte Mittel dürfen in keinem Fall zu Vorbeugungszwecken eingesetzt werden.
  • Ausdrücklich verboten ist jede Form von wachstumsfördernden oder ertragssteigernden Mitteln (z. B. Hormone). Außerdem werden Techniken abgelehnt, die der Synchronisierung der Fruchtbarkeitszyklen auf unnatürlichem Wege dienen, sowie die Übertragung von Embryos und gentechnische Veränderungen.
  • Zudem gibt es Vorschriften über den richtigen Transport der Tiere: der Stress für die Tiere muss auf ein Minimum reduziert werden; Beruhigungsmittel für die Transportdauer sind verboten.

Die einzelnen Anbauverbände und Markenfleischprogramme unter den verschiedenen Öko- und Bio-Siegeln unterscheiden sich jedoch in einigen Punkten deutlich voneinander, besonders hinsichtlich Verbot oder Zulassung betäubungsloser Kastrationen und Enthornungen der Tiere.[71]

Ökolandbau und Biogas

Derzeit gibt es bundesweit schätzungsweise 180 Biogasanlagen, die von Betrieben des ökologischen Landbaus betrieben werden. Anders als bei konventionell wirtschaftenden Betrieben mit Biogasanlagen spielt der Mais als Energiepflanze für die Ökolandwirte nur eine recht geringe Rolle. Wichtiger sind hingegen Kleegras und Reststoffe wie Gülle und Mist. Der Ökolandbau bietet auch Anregungen für konventionell arbeitende Betriebe, was beispielsweise den Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten oder den gleichzeitigen Anbau mehrerer Pflanzen betrifft. So können konventionelle Betriebe für ihren Energiepflanzenanbau von den Erfahrungen der Ökobetriebe profitieren.[72]

Umweltwirkungen

Ökologische Auswirkungen

Eine umfassende britische Studie verglich die Ökobilanz von ökologischer und konventioneller Produktion für zehn verschiedene Pflanzen- und Tiererzeugnisse aus England und Wales.

Ökobilanz pro Ertragseinheit ökologischer Landwirtschaft im Vergleich zu konventioneller in England und Wales (konventionell = 100 %)[73]
Produkt
Primär-
energie-
bedarf
Globales
Erwärmungs-
potential
Eutro-
phierungs
-
potential
Versauerungs-
potential

Pestizid-
einsatz
Schwer-
metall-
eintrag
Flächen-
bedarf
Wasser-
bedarf
Brotweizen 070 % 098 % 300 % 106 % 0 % 087 % 314 %
Raps 075 % 095 % 176 % 062 % 0 % 088 % 273 %
Kartoffeln 102 % 093 % 109 % 042 % 020 % 122 % 264 % 022 %
Tomaten* 188 %
(130 %)
191 %
(133 %)
423 %
(292 %)
301 %
(210 %)
060 %
(40 %)
189 %
(131 %)
190 %
(134 %)
129 %
(89 %)
Rindfleisch 065 % 115 % 208 % 152 % 0 % 086 % 183 %
Schweinefleisch 087 % 089 % 057 % 033 % 0 % 094 % 173 %
Geflügelfleisch 132 % 146 % 176 % 153 % 008 % 341 % 219 %
Schaffleisch 080 % 058 % 305 % 411 % 0 % 070 % 226 %
Eier 114 % 127 % 132 % 112 % 001 % 113 % 224 %
Milch 062 % 116 % 163 % 163 % 0 % 050 % 166 %
* 
Werte bei aktuellen Sortenanteilen aus ökologischer Landwirtschaft (in Klammern Werte bei Sortenanteilen entsprechend konventioneller Landwirtschaft)

Sie ergab für die untersuchten Feldfrüchte, dass bei ökologischer Produktion das Treibhauspotenzial nur wenig unter dem konventioneller Produktion liegt. Grund ist, dass in allen Anbaumethoden der zugeführte Stickstoff und das daraus unter Sauerstoffmangel gebildete klimawirksame Distickstoffmonoxid gegenüber dem Primärenergiebedarf dominieren. Hinsichtlich anderer Umweltlasten fanden sie kein klares Bild, oft ergab sich jedoch für ökologische Produktion eine höhere Last.

Für Tierprodukte war der Primärenergiebedarf ökologischer Produktion deutlich niedriger, Geflügelprodukte bildeten hier aufgrund niedrigerer Produktivität eine Ausnahme. Ein ähnliches Bild ergab sich für die Nutzung abiotischer Ressourcen, während die meisten übrigen Umweltlasten höher waren. Hinsichtlich des Treibhauspotenzials ergab sich für Tierprodukte kein einheitliches Bild. Für alle Produkte war bei ökologischer Produktionsweise deutlich mehr Fläche notwendig, um gleiche Erträge zu erzielen.

Für die Umweltwirkungen können jedoch andere Aspekte des Anbausystems, zum Beispiel der Anbau im beheizten Gewächshaus, eine weitaus gewichtigere Rolle spielen als die Unterscheidung konventionell-ökologisch. So verringert, einer Untersuchung des Forschungsinstituts für Biologischen Landbaus zufolge, der Anbau von Freilandtomaten im Biolandbau die Treibhausgasemissionen um 23 g CO2-Äquivalente pro kg Tomaten bzw. 11,8 %. Beim Anbau in einem älteren mit Erdgas beheizten Treibhaus verursacht allein die Heizung 1,4 kg CO2-Äquivalente pro Kilogramm Tomaten.[74]

Flächenbedarf

Die durchschnittlichen Erträge pro Hektar ökologischen Pflanzenbaus liegen deutlich unter denen des konventionellen Pflanzenbaus (laut einer von Wissenschaftlern der Universität Wageningen durchgeführten und 2012 veröffentlichten Auswertung[75] von 362 publizierten Vergleichen beträgt der Ertragsrückstand im Durchschnitt 20 Prozent, laut einer 2012 in Nature erschienenen Metaanalyse[76] 5–34 %, laut einer 2014 veröffentlichten Auswertung[77] von 115 Studien 19 %). Der Grund hierfür ist, neben der eingeschränkten Nutzung von Pflanzenschutzmitteln, der Verzicht auf mineralischen Dünger. Im Spätfrühling erhöht sich das Pflanzenwachstum sprunghaft, vor allem in den Blättern. Blätter sind die stickstoffreichsten Pflanzenteile, weswegen die Pflanze zur Ausnutzung ihres Wachstumspotenzials große Mengen schnell verfügbaren Stickstoffs benötigt. Die ökologische Pflanzenproduktion fügt dem Boden Stickstoff durch Einarbeiten von Pflanzenresten und organischem Dünger zu. Diese Stoffe werden jedoch eher langsam und gleichmäßig mineralisiert. Im konventionellen Landbau werden entsprechend dem temporär massiven Bedarf der Pflanzen höhere Mengen leicht löslichen Stickstoffs gedüngt. So führt der Einsatz von Mineraldünger in der konventionellen Pflanzenproduktion zu höheren Erträgen.[78]

Die Bodenfruchtbarkeit wird im ökologischen Landbau primär durch organischen Wirtschaftsdünger, durch das Einarbeiten von Leguminosen und die Zugabe von Mist und Gülle erhöht, nur ergänzend ist die Zugabe bestimmter mineralischer Handelsdünger erlaubt. Im konventionellen Landbau wird vor allem mineralisch oder mit Gülle gedüngt. Die höheren konventionellen Erträge bedeuten, dass die Bodenfruchtbarkeit im konventionellen Pflanzenproduktion meist höher ist.[78]

Biodiversität

Ökologische und konventionelle Landwirtschaft haben unterschiedliche Effekte auf die Biodiversität. Auf untersuchten Grün- und Ackerflächen wurden im Allgemeinen eine größere biologische Vielfalt unter ökologischer Bewirtschaftung festgestellt.[79] Unklar ist, ob der ökologische Landbau mit der Strategie der Integration – Biodiversität wird auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche angestrebt und gefördert – größere Vorteile für die Biodiversität erzielen kann als die konventionelle Bewirtschaftung mit gezielten Agrarumweltmaßnahmen auf relativ kleinen, ungenutzten Flächen. Dem Gegenüber steht eine Kombination aus diesen beiden Ansätzen. [80][81]

Eine umfassende deutsche Metaanalyse verglich die Biodiversität von ökologischer und konventioneller Bewirtschaftung weltweit (Schwerpunkt EU). Von 343 ausgewerteten Vergleichsstudien bewerteten 83 % der Studien den ökologischen Landbau als positiv für die Biodiversität, 3 % stellten negative Effekte fest.

Effekte ökologischer Bewirtschaftung auf die Biodiversität in Agrarlandschaften[80]
Indikator
Anzahl der Studien mit nachgewiesener Auswirkung der ökologischen Bewirtschaftung
Positiv
Ohne Effekt/
Indifferent
Negativ
Landschaft 028 05 00
Acker-Wildpflanzen 061 03 00
Grünland-Wildpflanzen 020 05 00
Flora von Dauerkulturen 012 01 02
Wirbellose Tiere 077 012 07
Wirbeltiere 026 05 00
Bakterien, Hefe, Schädlinge 06 02 01
Bodenleben 038 015 00
Agrobiodiversität 028 02 00
Biodiversität im Allgemeinen 031 06 03
Total 0327 (83 %) 056 (14 %) 013 (3 %)

Andere Langzeitversuche und Metaanalysen aus den Jahren 2012, 2014 und 2015 kamen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die ökologische Landwirtschaft sowohl auf der Betriebs- als auch auf der Landschaftsebene gegenüber dem konventionellen Landbau förderlich für die Biodiversität ist. Als Hauptursache gilt der Verzicht auf synthetische Pflanzenschutzmittel, eine geringere und organische Düngung und das Unkrautmanagement.[82][83][79] Der Artenreichtum auf untersuchten Flächen ist um etwa 30 % höher als im konventionellen Landbau[84] und die Artendichte ist um etwa 50 % höher. Allerdings wirken die Anbausysteme unterschiedlich auf einzelne Artengruppen. Für die Arten der Begleitbiotope (Säume, Hecken, Brachstreifen etc.) sind ökologisch wirtschaftende Betriebe im Vorteil, da die Flächen als von wandernden Tieren relativ gut „durchdringbar“ gelten und für viele Arten ein günstiges Habitat für Nahrungssuche und Brut darstellen. Die Artenzahl und Dichte von Wildbienen und Hummeln in Brachstreifen ist bei angrenzender ökologischer Bewirtschaftung wesentlich höher als bei angrenzender konventioneller. Der Aufwand, um auf konventionell bewirtschafteten Flächen geeignete Lebensbedingungen für konkurrenzschwache Arten herzustellen, ist viel größer als unter ökologischer Bewirtschaftung.[85]

Das Wissen über die Effekte des ökologischen Landbaus auf das Bodenleben, die Qualität von Landschaftselementen, die genetische Agro- und natürliche Biodiversität sowie die Biodiversität der tropischen und subtropischen Agrarlandschaften ist derzeit relativ gering, quantitative Aussagen können nur in geringem Umfang getroffen werden.[80]

Problemfelder

 
EU-Bio-Siegel

Fungizide in der ökologischen Landwirtschaft

Im feuchten Klima Mitteleuropas ist es praktisch unmöglich, Obst und Kartoffeln ohne Pilzbekämpfung anzubauen. In der ökologischen Landwirtschaft sind jedoch keine synthetischen Fungizide, sondern nur Kupfer und Schwefel (Netzschwefel) zugelassen. Kupfer weist aber eine höhere Ökotoxizität als viele Fungizide der konventionellen Landwirtschaft auf.

Kupfer als Pflanzenschutzmittel

Kupfer hat eine relativ hohe Ökotoxizität (Kupfersulfat besitzt die Wassergefährdungsklasse 2, ist sehr giftig für Wasserorganismen und kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben) und hat zu Leberschäden bei Arbeitern im Weinbau geführt. Obwohl es seit 1992 seitens der EU Bestrebungen gibt, Kupfer als Pflanzenschutzmittel zu verbieten,[86] wird es aufgrund eines Mangels an Alternativen im ökologischen Landbau weiter verwendet.[78][87] Der Biolandbau versucht nach eigenen Angaben, den Einsatz von Kupfer als Pflanzenschutzmittel weiter zu reduzieren. So sollen immer häufiger tolerante und resistente Kartoffel- und Rebsorten angepflanzt werden.

Wie in der konventionellen Landwirtschaft sind im Bio-Weinbau 4 kg Kupfer pro Hektar und Jahr zugelassen.[88] Die ökologische Landwirtschaft setzt zur Bekämpfung insbesondere der Knollenfäule im Kartoffelanbau Kupfersulfat ein.

Saatgut und genetisches Ausgangsmaterial

 
Der Erhalt von Sorten bleibt in der ökologischen Landwirtschaft problematisch

Obwohl sich einige, vor allem dem Demeter-Verband angeschlossene Bauern und Institute intensiv um den Erhalt und die traditionelle Weiterzüchtung des Saatguts alter, so genannter „samenfester“ Sorten[89] (bei Karotten beispielsweise Rodelika)[90] bemühen, stammen im deutschen Biohandel bei manchen Gemüsesorten inzwischen bis zu 95 % der angebotenen Ware aus Hybrid-Saatgut. Manche Bioläden kennzeichnen samenfeste Sorten ausdrücklich, um dem Kunden die Wahlfreiheit nach Möglichkeit zu erhalten. Das Problem der Beschaffung geeigneten genetischen Ausgangsmaterials stellt sich nicht nur im Bereich der Pflanzen-, sondern auch in der Tierzucht. So sind beispielsweise Bio-Geflügelzüchter bislang mangels geeigneter herkömmlicher Rassen auf den jährlichen Kauf von Mutterhennen aus Hybridlinien angewiesen, wenn sie wirtschaftlich arbeiten wollen.[91]

Seit dem 1. Januar 2009 ist eine neue EU-Öko-Verordnung[92] in Kraft getreten. Damit darf konventionelles Saatgut nur eingesetzt werden, wenn nachweislich kein Biosaatgut verfügbar ist. Mit diesem Grundsatz wird einem Bedürfnis des Biolandbaus Rechnung getragen, möglichst eigenes, unter Bedingungen der Ökologischen Landwirtschaft vermehrtes oder gezüchtetes Biosaatgut zu verwenden.[93] Ökologische Erzeuger entwickelten die Erzeugung ökologischen Saatguts und vegetativen Vermehrungsmaterials, um eine breite Palette von Pflanzensorten und -arten zu schaffen, für die ökologisches Saatgut und vegetatives Vermehrungsmaterial zur Verfügung steht.[92] Bis jetzt wurden 40 ökologisch neugezüchtete Gemüsesorten zugelassen, sowie 8 Weizen-, 3 Roggen- und 2 Einkornsorten.[94]

Koexistenz

Eine mögliche Vermischung gentechnisch veränderter Pflanzen mit ökologisch angebauten Pflanzen stellt für die ökologische Landwirtschaft ein Problem dar, da diese gentechnisch veränderte Organismen ablehnt und Bioprodukte aus rechtlicher Sicht keine gentechnisch veränderten Zutaten enthalten dürfen. Hierbei sind zwei Fälle zu unterscheiden:

Ein Imker aus Kaisheim hatte Anfang Mai 2007 vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichts Augsburg gegen ein Bt-Mais-Feld in Nachbarschaft seiner Bienenstöcke geklagt. Laut Gerichtsbeschluss des Verwaltungsgerichts Augsburg muss der Honig vor den Pollen des Bt-Mais geschützt werden und die Landwirtschaftsverwaltung des Freistaats Bayern das Versuchsfeld vor der Blüte abernten oder die Pollenfahnen während der Blütezeit abschneiden. (Beschluss des Verwaltungsgerichts Augsburg vom 4. Mai 2007, Az. Au 7 E 07.259).[95] Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat diese in einem Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes ergangene Entscheidung mit Beschluss vom 21. Juni 2007 wieder aufgehoben. Das Gericht sah die Ansprüche des Imkers durch die Rechtslage nicht begründet.[96] Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof ersuchte daraufhin in dieser Angelegenheit eine Vorabentscheidung durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH).[97] Der EuGH entschied am 6. September 2011, dass Produkte wie Honig und Nahrungsergänzungsmittel mit Pollengehalt von gentechnisch veränderten Pflanzen im Sinne der Verordnung 1829/2003[98] als Lebensmittel mit Zutaten aus gentechnisch veränderten Organismen (GVO) gelten. Zutaten aus GVO sind laut EuGH nur dann verkehrsfähig, wenn sie unter 1829/2003 als Lebensmittel zugelassen sind. Der EuGH wies darauf hin, dass die Zulassungspflicht unabhängig von der Menge des gentechnisch veränderten Materials im Honig gilt. Eine Toleranzschwelle bei nicht zugelassenen GVO ist somit nicht gegeben. Durch das neue Urteil muss die Honigzutat Pollen dann als „genetisch verändert“ gekennzeichnet werden, wenn der Anteil von Pollen aus hierfür zugelassenen Gv-Pflanzen mehr als 0,9 % am Gesamtpollengehalt beträgt.[99][100]

Berufsausbildung

Biobauer in Österreich

In Österreich ist Biobauer/Biobäuerin ein offizieller Ausbildungsberuf. In Österreich ist ökologische Landwirtschaft eine staatlich anerkannte Zusatzqualifikation des Berufs Landwirt:

  • Biobauer/Biobäuerin in Österreich sind „LandwirtInnen, die sich auf ökologische landwirtschaftliche (umweltbewusste) Produktion spezialisieren.“[101]

Schwerpunkt Biolandbau in der Schweiz

In der Schweiz wird die Ausbildung zum Landwirt EFZ mit Schwerpunkt Biolandbau angeboten.

Fachmann/-frau der biologisch-dynamischen Landwirtschaft mit eidgenössischen Fachausweis (BP) ist eine offizielle Berufsbezeichnung: „Fachleute der biologisch-dynamischen Landwirtschaft führen einen Landwirtschaftsbetrieb nach ökologischen Grundsätzen. Sie stellen möglichst natürliche Lebensmittel her und bewirtschaften das Land nachhaltig.“[102] Voraussetzung hierzu ist u. a. der Berufsabschluss als Landwirt EFZ mit Spezialrichtung bzw. Schwerpunkt Biolandbau sowie zusätzliche Berufspraxis.

Siehe auch

Literatur

  • Julie Guthman: Agrarian Dreams: The Paradox of Organic Farming in California. University of California Press, Berkeley und London 2004, ISBN 978-0-520-24094-0.
  • Norbert Knauer: Ökologie und Landwirtschaft. Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-4094-2.
  • Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: Auf ökologischen Landbau umstellen. Düsseldorf 2003.
  • Gerhardt Preuschen: Ackerbaulehre nach ökologischen Gesetzen. 2. Auflage. Müller, Karlsruhe 1994, ISBN 3-7880-9873-2.
  • Stiftung Ökologie & Landbau (Hrsg): Zeitschrift Ökologie & Landbau. oekom, München, ISSN 1015-2423.
  • Gunter Vogt: Entstehung und Entwicklung des ökologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum. Ökologische Konzepte, Band 99. Stiftung Ökologie & Landbau, 2000, ISBN 3-934499-21-X.
  • Helga Willer: Ökologischer Landbau in Europa – Perspektiven und Berichte aus den Ländern der Europäischen Union und den EFTA-Staaten. Bad Dürkheim 1998.
  • Rathke/Kopp/Betz: Ökologischer Landbau und Bioprodukte. Recht und Praxis, 2. Auflage. München 2010, Verlag C.H. Beck, ISBN 978-3-406-60204-7.
Commons: Ökologische Landwirtschaft – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Willer, H. and J. Lernoud (Eds.) (2015): The World of Organic Agriculture. Statistics and Emerging Trends 2015. Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frick, und Internationale Vereinigung der Ökologischen Landbaubewegungen, Bonn (englisch)
  2. Marcin Barański, Dominika Średnicka-Tober, Nikolaos Volakakis, Chris Seal, Roy Sanderson, Gavin B. Stewart, Charles Benbrook, Bruno Biavati, Emilia Markellou, Charilaos Giotis, Joanna Gromadzka-Ostrowska, Ewa Rembiałkowska, Krystyna Skwarło-Sońta, Raija Tahvonen, Dagmar Janovská, Urs Niggli, Philippe Nicot, Carlo Leifert: Higher antioxidant and lower cadmium concentrations and lower incidence of pesticide residues in organically grown crops: a systematic literature review and meta-analyses. In: British Journal of Nutrition. Band 112, 2014, S. 794–811, doi:10.1017/S0007114514001366.
  3. Schrot & Korn, 7/2008, S. 40
  4. Stephan Albrecht, Albert Engel (Hrsg.) (2009): Weltagrarbericht. Synthesebericht. Hamburg University Press, ISBN 978-3-937816-68-5.
  5. a b c Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft: Die Biobranche 2014, Kapitel 2 S. 9
  6. Statistisches Bundesamt: Zahlen zum Grünland, 6. Oktober 2014
  7. Mark-Werner Dreisörner: Bio-Landbau in der Pfalz stockt, in: Die Rheinpfalz, 20. Oktober 2007
  8. spiegel.de: Jobmotor Bio: Bauern dringend gesucht
  9. Ökolandbau.de: Bio-Markt Kompakt: Kennzahlen zum Markt für Bio-Lebensmittel, (84 kb), 1. März 2006
  10. Vgl. Ökolandbau.de.
  11. Vgl. Ökolandbau.de Produktmärkte
  12. Vgl. Ökolandbau.de Übersicht Marktinformationen.
  13. a b Die Presse: Bio-Boom gestoppt: Konsumlust bremst sich ein. Abgerufen am 17. Februar 2012.
  14. a b Österreich hat einen Weltmeister: Österreich ist unangefochtener Weltmeister in Sachen Bio-Landwirtschaft. Bundesministerium f. LFUW – Abteilung II/3 - Agrarumwelt (ÖPUL), Bergbauern und Benachteiligte Gebiete, Biologische Landwirtschaft, bmlfuw.gv.at, 9. Oktober 2014
  15. Das Bio-Aktionsprogramm des BMLFUW, bmlfuw.gv.at.
  16. Agrarmarkt Austria: Bio-Produkte bleiben weiterhin auf der Überholspur. Abgerufen am 17. Februar 2009.
  17. a b c Bio Markt, bmlfuw.gv.at (Stand 2. Oktober 2014, abgerufen am 20. Februar 2015; und 23. Februar 2012, abgerufen am 7. März 2013).
  18. Die Schweiz braucht mehr Bio-Bauern. nzz.ch.
  19. Vgl. FU Berlin, Arbeitsgruppe Kleinstlandwirtschaft und Gärten in Stadt und Land, www.fu-berlin.de
  20. Vgl. Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/www.misereor.de „Ökolandbau, ein Beitrag zur nachhaltigen Hungerbekämpfung in Entwicklungsländern?“, Tagungsdokumentation, Marburg 2004, insbes. S. 37–44
  21. Vgl. Vogt: Entstehung und Entwicklung des ökologischen Landbaus, Bad Dürkheim, 1999, S. 24–25, S. 60–61
  22. Vgl. Vogt, S. 62
  23. a b https://vebu.de/themen/menschen/verdienstvolle-vegetarier/101-ewald-koenemann
  24. Gunter Vogt: Geschichte des ökologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum In: Ökologie & Landbau Nr. 118, 2001, S. 47–49.
  25. Vgl. G. Vogt, S. 11
  26. Vgl. Vogt, S. 22–23
  27. a b c d e f g Willer H. (1998): Ökologischer Landbau in Europa – Perspektiven und Berichte aus den Ländern der Europäischen Union und den EFTA-Staaten. Bad Dürkheim, S. 65–68.
  28. Vgl. Vogt, S.98
  29. Vgl. Vogt, S. 127
  30. Vgl. Vogt, S. 112
  31. Vgl. Vogt, S. 99 ff
  32. Vgl. Vogt, S. 101
  33. Vgl. Vogt, S. 101, S. 154–157
  34. Vgl. Vogt, S. 174 ff
  35. Demeter Historie. Website des Demeter Anbauverbandes. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  36. Peter Treue: Blut und Bohnen: Der Paradigmenwechsel im Künast-Ministerium ersetzt Wissenschaft durch Okkultismus. In: Die Gegenwart. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. März 2002, archiviert vom Original am 17. April 2003; abgerufen am 15. November 2011.
  37. Holger Kirchmann: Biological dynamic farming--an occult form of alternative agriculture? In: J. Agric. Environ. Ethics. 7. Jahrgang, Nr. 2, 1994, S. 173–187, doi:10.1007/BF02349036.
  38. Vgl. Vogt, S. 197, S. 307
  39. Vgl. Vogt, S. 198
  40. Vgl. Vogt, S. 209–212
  41. Vgl. Vogt, S. 233
  42. a b c d Die Geschichte des Ökolandbaus in Deutschland. Website des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  43. Vgl. Vogt, S. 264
  44. Geschichte der IFOAM. IFOAM-Website. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  45. Erklärung der EG-Öko-Verordnung. BÖLW-Website. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  46. Das EU-Bio-Logo Website der Europäischen Kommission. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  47. Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft
  48. Statistisches Bundesamt Nachhaltige Entwicklung in Deutschland – Indikatorenbericht 2012. Abgerufen am 8. Oktober 2013
  49. Rat für Nachhaltige Entwicklung Abgerufen am 8. Oktober 2013
  50. Edgar Wolfrum: Rot-Grün an der Macht. Deutschland 1998–2005. München 2013, ISBN 978-3-406-65437-4, S. 253 ff.
  51. Bhutan set to plough lone furrow as world's first wholly organic country. Abgerufen am 25. Januar 2014 (englisch). The Guardian, Bericht vom 11. Februar 2013
  52. Willer, H., Yussefi-Menzler, M., Sorensen, N. (Hrsg.) (2008) The World of Organic Agriculture – Statistics and Emerging Trends 2008. IFOAM, Bonn and FiBL, Frick. (PDF; 5,1 MB)
  53. a b c Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LNRW): oekolandbau.nrw.de
  54. Übersicht Anbauverbände auf oekolandbau.de, abgerufen am 6. Oktober 2014
  55. WESER-KURIER 7. November 1980, Seite 14
  56. Betriebsentwicklung & Umstellung. Gäa, abgerufen am 15. Mai 2014.
  57. International Federation of Organic Agriculture Movement: IFOAM
  58. Sektion für Landwirtschaft am Goetheaneum: sektion-landwirtschaft.org
  59. International Federation of Organic Agriculture Movement: IFOAM
  60. a b International Federation of Organic Agriculture Movement: IFOAM
  61. Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LNRW): Dachorganisationen
  62. Ökotest Verlag: Ökotest
  63. Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)- Ziele: boelw.de
  64. Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) – Mitglieder: boelw.de
  65. Vgl. Willer, S. 86
  66. Vgl. Willer, S. 81
  67. Österreichisches Lebensmittelbuch (Codex alimentarius austriacus)
  68. IFOAM EU: Die Europäischen Öko-Verordnungen, 2012, Abschnitt "4.6. Aussichten für neue europäische Vorschriften für Gewächshäuser"
  69. a b Amtsblatt der Europäischen Union, Artikel 14, Krankheitsvorsorge und tierärztliche Behandlung
  70. Oekolandbau.de: Gesellschaft für oekologische Tierernährung e. V. – GOETE gegründet, 10. April 2008
  71. PROVIEH – VgtM e. V. : Einkaufshilfe.Durchblick bei Öko-Siegeln und Bio-Marken. Heikendorf b. Kiel, 2006
  72. Agentur für Erneuerbare Energien: Hintergrundpapier: Biogas und Ökolandbau
  73. Environmental Burdens of Agricultural and Horticultural Commodity Production - LCA (IS0205). Cranfield University, abgerufen am 8. Mai 2011., Williams, A., Audsley, E. and Sandars, D. (2006) Determining the environmental burdens and resource use in the production of agricultural and horticultural commodities. Main Report Defra Research Project IS0205. Bedford: Cranfield University and Defra. Hergeleitet aus Tabellen 44, 46, 47, 54–59 und 64.
  74. Thomas Lindenthal und Michaela Theurl: Klimaschutz im Biogemüsebau – Beispiel Tomate. In: Ländliches Fortbildungsinstitut Österreich (Hrsg.): Biogemüsefibel 2010. 2010 (PDF).
  75. Tomek de Ponti, Bert Rijk, Martin K. van Ittersum (2012): The crop yield gap between organic and conventional agriculture. Agricultural Systems 108: 1-9.
  76. Verena Seufert, Navin Ramankutty, Jonathan A. Foley: Comparing the yields of organic and conventional agriculture. Nature 485: 229–232.
  77. Lauren C. Ponisio, Leithen K. M'Gonigle, Kevi C. Mace, Jenny Palomino, Perry de Valpine, Claire Kremen: Diversification practices reduce organic to conventional yield gap. Proceedings of the Royal Society B 282.
  78. a b c A. Trewavas: A critical assessment of organic farming-and-food assertions with particular respect to the UK and the potential environmental benefits of no-till agriculture. In: Crop Protection. Vol. 23, 2004, S. 757–781.
  79. a b Bavec, M. & Bavec, F. (2015): Impact of Organic Farming on Biodiversity, Biodiversity in Ecosystems – Linking Structure and Function. In: Blanco, J. (Ed.): InTech.
  80. a b c Auswertung von 343 Vergleichsstudien weltweit mit einer Bewertung aus dem „web of science“; Mehrfachnennung möglich. Aus: Rahmann, G. (2011): Biodiversity and Organic farming: What do we know? In: Landbauforschung - vTI Agriculture and Forestry Research 3 2011 (61), S. 189-208.
  81. Tuomisto, H.L.; Hodge, I.D.; Riordan, P.; Macdonald, D.W. (2012) Does organic farming reduce environmental impacts? - A meta-analysis of European research. Journal of Environmental Management 112, 309-320.
  82. Frieben, B.; Prolingheuer, U.; Wildung, M. & Meyerhoff, E. (2012): Aufwertung der Agrarlandschaft durch ökologischen Landbau. Naturschutz und Landschaftsplanung 44: 108–114, 154–160.
  83. Tuck, S.; Winqvist, C.; Mota, F.; Ahnström, J.; Turnbull, L.; Bengtsson, J. (2014): Land use Intensity and the Effects of Organic Farming on Biodiversity: A hierarchical meta-analysis. Journal of Applied Ecology 51: 746-755.
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  85. Stein-Bachinger, K.; Fuchs, S.; Gottwald, F.; Helmecke, A.; Grimm, E.; Zander, P.; Schuler, J.; Bachinger, J. & Gottschall, R. (2010): Naturschutzfachliche Optimierung des Ökologischen Landbaus: „Naturschutzhof Brodowin“. Naturschutz und biologische Vielfalt 90. Bonn – Bad-Godesberg, 409 S.
  86. Claudia Hönck: Kupfer satt. Dürfen Öko-Bauern weiter Schwermetall gegen Pilze spritzen? Greenpeace Magazin, abgerufen am 26. August 2014.
  87. Geheimsache Bio NDR Panorama – Die Reporter, 7. Oktober 2009 22:30 Uhr (im Film ab 12:00)
  88. Urs Niggli, Mythos Bio (PDF; 95 kB)
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  90. http://www.kultursaat.org/sorten.html
  91. http://www.jb-schnittstelle.de/wer/julia_gross/huehner.pdf
  92. a b Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommission. (PDF) eur-lex.europa.eu, 5. September 2008, abgerufen am 8. Mai 2011.
  93. http://orgprints.org/2386/1/arncken-2004-biofach-saatgut.pdf
  94. 28 Antworten zum Stand des Wissens rund um Öko-Landbau, S. 11 (Frage 7)
  95. Informationsdienst Gentechnik
  96. Aktenzeichen 22 CE 07.1294
  97. Beschluss des Bayrischen Verwaltungsgerichtshofs vom 26. Oktober 2009 (PDF; 102 kB)
  98. VERORDNUNG (EG) Nr. 1829/2003 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 22. September 2003 über genetisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel
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  100. Urteil in der Rechtssache C-442/09 Karl Heinz Bablok u. a. / Freistaat Bayern. EuGH, 6. September 2011.
  101. Berufsbeschreibung: Biobauer/Biobäuerin. In: BIC BerufsInformationsComputer. Wirtschaftskammer Österreich, abgerufen am 8. August 2008.
  102. Beruf: Fachmann/-frau der biol.-dynam. Landwirtschaft (BP). In: Berufe und Ausbildungen. Die Schweizerische Berufsberatung im Internet, berufsberatung.ch, abgerufen am 28. Dezember 2012.