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{{Redundanztext
|3=Kalkanwendungen
|4=Calciumhydroxid#Verwendung
|5=Calciumcarbonat#Verwendung|6=Kalkstein#Wirtschaftliche Verwendung|2=April 2023|1=[[Benutzer:KaiKemmann| Kai Kemmann]] <small>([[Benutzer Diskussion:KaiKemmann|Diskussion]]) - [[Wikipedia:Unterschriftenliste_für_eine_liberale_Löschpraxis|Verbessern statt löschen]] -</small> 12:40, 7. Apr. 2023 (CEST)}}
 
{{Infobox Chemikalie
| Strukturformel = [[Datei:Kristallstruktur Cadmiumiodid.png|200px|Kristallstruktur von Calciumhydroxid]]
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[[Datei:Portlandite, Ettringite - Mineralogisches Museum Bonn.jpg|links|mini|[[Portlandit]]]]
Calciumhydroxid kommt in der Natur auch als [[Mineral]] [[Portlandit]] vor.
{{Absatz|links}}
 
== Gewinnung und Darstellung ==
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Einen Überblick über die Umwandlungsprozesse zwischen verschiedenen Calciumverbindungen ''([[technischer Kalkkreislauf]])'' gibt folgendes Schaubild:
 
[[Datei:Kalkkreislauf.svg|500px|links|miniatur|[[Technischer Kalkkreislauf]] mit den drei beteiligten chemischen Stoffen]]
{{Absatz|links}}
Weiterhin ist die Darstellung durch Reaktion von wässrigen Calciumsalzlösungen mit Alkalilaugen möglich (zum Beispiel [[Calciumnitrat]] mit [[Kaliumhydroxid]]).<ref name="brauer" />
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== Verwendung ==
{{Hauptartikel|Kalkanwendungen}}
=== Bauwesen ===
{{Hauptartikel|Baukalk}}
Der Haupteinsatzzweck von Calciumhydroxid ist die Zubereitung von [[Mörtel]] im Bauwesen.<ref name="GESTIS" /> Es findet dort unter dem Namen Weißkalkhydrat Verwendung (DIN 1060). [[Kalkputz]]e bestehen aus Mischungen von Calciumhydroxid und Sand. Letzterer kann auch in Form von gemahlenem [[Kalkstein]] beigefügt werden.
 
Beim Aushärten von [[Portlandzement]] entsteht Calciumhydroxid. Portlandzement wird überwiegend zur Herstellung von [[Stahlbeton]] verwendet. Die alkalische Wirkung des Calciumhydroxids im Beton verhindert solange das Rosten des [[Bewehrungsstahl]]s, bis es durch Aufnahme von Kohlenstoffdioxid oder [[Kohlensäure]] (oder„Karbonatisierung“) auchoder andere saure Bestandteile des Regenwassers beispielsweise) neutralisiert wird.
 
In Verbindung mit Natron- und Schmier[[seife]] wird gelöschter [[Muschelkalk]] zu [[Tadelakt]] verarbeitet, einem [[Hydrophobie|hydrophoben]] Kalkputz für [[Nassraum|Nassräume]].
 
Kalk wird zur [[Baugrund#Baugrundverbesserung|Verbesserung der Tragfähigkeit von Baugrund]] eingesetzt. Ein Boden mit zu hohem Wassergehalt und daraus resultierender geringer Tragfähigkeit und schlechter Verdichtbarkeit kann durch das Untermischen von 2–4 % [[Massenanteil]] Kalk verbessert werden. Der Kalk bindet einen Teil des Wassers, wodurch sich Einbaufähigkeit und Plastizität unmittelbar verbessern.
 
Calciumhydroxid wird [[Asphalt]]mischgut zur Verbesserung der Haltbarkeit der fertigen Asphaltschicht zugesetzt.<ref>Beitrag aus asphalt 4/2010 auf schaeferkalk.de: [{{Webarchiv|url=http://www.schaeferkalk.de/fileadmin/bilder/Aktuelles/2010-04_Kalkhydrat_im_Asphalt_-_Simon.pdf |wayback=20170301180548 |text=''Kalkhydrat im Asphalt''] }}, abgerufen am 28. Februar 2017.</ref>
 
=== Landwirtschaft und Lebensmittel ===
DieAufgrund der [[Antisepsis|antiseptischeantiseptischen]], ätzendeätzenden Wirkung, dieunterdrückt gelöschter Kalk das Wachstum von Krankheitserregern und [[Schimmelpilz]]en. behindert,Löschkalk ist der Grund, warumwurde früher gelöschter Kalk zum [[Desinfektion|Desinfizieren]] von Ställen (das „Kalken“ der Ställe) benutzt wurde.
 
EineCalciumhydroxid weitere Verwendung findet Calciumhydroxiddient als [[Pflanzenschutzmittel]] im [[Obstbau]]. Hier wird es zum, Beispielinsbesondere als [[Fungizid]] (ein Mittel gegen Pilzbefall, etwa [[Baumkrebs]]) eingesetzt.
In der Lebensmittelindustrie wird es als [[Säureregulator]] Lebensmitteln zugesetzt und ist in der [[Europäische Union|EU]] als [[Lebensmittelzusatzstoff]] der Bezeichnung ''E&nbsp;526'' ohne Höchstmengenbeschränkung (''quantum satis'') für Lebensmittel allgemein zugelassen.
 
Eine weitere Verwendung findet Calciumhydroxid als [[Pflanzenschutzmittel]] im [[Obstbau]]. Hier wird es zum Beispiel als [[Fungizid]] (ein Mittel gegen Pilzbefall, etwa [[Baumkrebs]]) eingesetzt.
 
[[Weißanstrich]]{{Anker|Weißanstrich}} auf die Rinde von Bäumen und Sträuchern wird in der [[Baumpflege]] gegen [[Sonnenbrandschäden]] sowie unter Umständen gegen Moosbewuchs, Algen, Flechten, Pilzbefall und andere Krankheiten angewendet. Der Auftrag erfolgt idealerweise zwischen Oktober und Januar durch Spritzen oder Streichen, direkt auf den Stamm des Baumes oder Strauches.
 
=== Lebensmittel-Zusatzstoff ===
In der Lebensmittelindustrie wird es als [[Säureregulator]] Lebensmitteln zugesetzt und ist in der [[Europäische Union|EU]] als [[Lebensmittelzusatzstoff]] der Bezeichnung ''E&nbsp;526'' ohne Höchstmengenbeschränkung (''quantum satis'') für Lebensmittel allgemein zugelassen.
 
Bei der [[Nixtamalisation]] wird Mais in einer Calciumhydroxid-Lösung gekocht, um das enthaltene gebundene [[Niacin]] aufzuschließen und es für den Körper verwertbar zu machen, sowie Geschmack und Backeigenschaften zu verbessern. Auch wird der Mais dadurch zum Calcium-Lieferanten.<ref>{{Internetquelle |url=https://cookingissues.com/2011/03/09/mesoamerican-miracle-megapost-tortillas-and-nixtamalization/ |titel=Mesoamerican Miracle Megapost: Tortillas and Nixtamalization – Cooking Issues |sprache=en-US |abruf=2022-11-02}}</ref>
 
=== Chemie und Industrie ===
Gelöschter Kalk wird alternativ zu [[Kalkstein]] in der [[Rauchgasentschwefelung]] eingesetzt, da es mit [[Schwefelsäure]] [[Calciumsulfat]] (Gips) bildet. Die Einsatzmenge ist hierbei etwa 1,8-fach geringer als für Kalkstein. Der entstehende [[Gips]] hat einen [[Weißgrad]] von 80 % und kann kommerziell weiterverwendet werden. Durch seine hohe Reaktivität werden geringere Verbrauchmengen benötigt. Nachteil ist der gegenüber Kalkstein höhere Preis.
 
''[[Kalkwasser]]'' ist die (nahezu) gesättigte [[Lösung (Chemie)|Lösung]] von Calciumhydroxid und dient als klare Flüssigkeit zum [[Nachweis (Chemie)|Nachweis]] von [[Kohlenstoffdioxid]] durch Bildung von [[Calciumcarbonat]], welches [[Fällungsreaktion|ausfällt]] und die Lösung trübt.
 
[[Suspension (Chemie)|Suspensionen]] in Wasser sind:
* ''[[Fettkalk]]'' (''Sumpfkalk''): eine cremig-steife Masse; traditionelles Baustoff:Bindemittel für [[Kalkputz]] und [[Kalkmörtel]]
* ''[[Kalkmilch]]'': eine weißliche, milchartige Flüssigkeit, die sich zu [[Sumpfkalk]] und [[Kalkwasser]] entmischt; Bindemittel in [[Kalkfarbe]], [[Neutralisation (Chemie)|Neutralisation]] von Säuren, [[Entcarbonisierung]], [[Rauchgasentschwefelung]]
 
Calciumhydroxid dient als Zwischenprodukt zur Herstellung von [[Chlorkalk]] und [[Natronlauge]] aus [[Natriumcarbonat|Soda]].<ref name="GESTIS" />
 
=== Medizin und Lebensmittel ===
WeiterhinCalciumhydroxid wird es als [[Medikament]] in der [[Zahnmedizin]] verwendet, vor allem zur Desinfektion von Wurzelkanälen und [[Kavitätenklassen|Kavitäten]] und zur Anregung der [[Dentin]]-Neubildung.
 
Es istfindet auch Anwendung als Bestandteil des [[Atemkalk]]s, welchesder in [[Narkose]]geräten- oderund Tauchgeräten[[Kreislauftauchgerät]]en mit Rückatmung zum Eliminieren von [[Kohlenstoffdioxid]] aus der Ausatemluftausgeatmeten Luft verwendeteingesetzt wird.
 
== Historisches ==
Bei der [[Nixtamalisation]] wird Mais in einer Calciumhydroxid-Lösung gekocht, um das enthaltene gebundene [[Niacin]] aufzuschließen und es für den Körper verwertbar zu machen, sowie Geschmack und Backeigenschaften zu verbessern. Auch wird der Mais dadurch zum Calcium-Lieferanten.<ref>{{Internetquelle |url=https://cookingissues.com/2011/03/09/mesoamerican-miracle-megapost-tortillas-and-nixtamalization/ |titel=Mesoamerican Miracle Megapost: Tortillas and Nixtamalization – Cooking Issues |sprache=en-US |abruf=2022-11-02}}</ref>
Für die [[exotherme Reaktion]] des Löschkalks wurden von der [[Antike]] bis in die [[Frühe Neuzeit]] unterschiedliche Erklärungen gefunden. Der [[Kirchenvater]] [[Augustinus von Hippo]] (354–430) sah das Phänomen in seinem „[[De civitate Dei|Gottesstaat]]“ (21, 4) als Art [[Gottesbeweis]] an.
 
Die [[exotherme Reaktion]] des Löschkalks galt von der [[Antike]] bis in die [[Frühe Neuzeit]] als eines der größten alltäglichen RätselVitruv und fand die unterschiedlichsten Erklärungen: Während der [[Kirchenvater]] [[Augustinus von Hippo]] (354–430) in seinem „[[De civitate Dei|Gottesstaat]]“ (21, 4) das Phänomen als eine Art [[Gottesbeweis]] ansieht, bemühten sich die [[Naturphilosophie|Naturphilosophen]] dasfanden Phänomenfolgende nach ihren jeweiligen Vorstellungen zu deuten.Deutungen:<ref>Felix Henke/Laura Thiemann, ''Vitruv über Stuck und Putz – die relevanten Passagen der ‚decem libri de architectura‘'', in: ''Firmitas et Splendor. Vitruv und die Techniken des Wanddekors'' ([https://www.arc.ed.tum.de/fileadmin/w00cgv/rkk/media_rkk/bilder/Vitruv/hauptseite/Vitruv_RKK_TUM_Online.pdf ''pdf-Datei'']), hrsg. von Erwin Emmerling, [[Andreas Grüner]] et al., München 2014 (Studien aus dem Lehrstuhl für Restaurierung, [[Technische Universität München]], Fakultät für Architektur) ISBN 978-3-935643-62-7 ([https://www.arc.ed.tum.de/fileadmin/w00cgv/rkk/media_rkk/bilder/Vitruv/hauptseite/Vitruv_RKK_TUM_Online.pdf online]), S. 13–125, dort S. 55.</ref>
== Historisches ==
Die [[exotherme Reaktion]] des Löschkalks galt von der [[Antike]] bis in die [[Frühe Neuzeit]] als eines der größten alltäglichen Rätsel und fand die unterschiedlichsten Erklärungen: Während der [[Kirchenvater]] [[Augustinus von Hippo]] (354–430) in seinem „[[De civitate Dei|Gottesstaat]]“ (21, 4) das Phänomen als eine Art [[Gottesbeweis]] ansieht, bemühten sich die [[Naturphilosophie|Naturphilosophen]] das Phänomen nach ihren jeweiligen Vorstellungen zu deuten.<ref>Felix Henke/Laura Thiemann, ''Vitruv über Stuck und Putz – die relevanten Passagen der ‚decem libri de architectura‘'', in: ''Firmitas et Splendor. Vitruv und die Techniken des Wanddekors'', hrsg. von Erwin Emmerling, [[Andreas Grüner]] et al., München 2014 (Studien aus dem Lehrstuhl für Restaurierung, [[Technische Universität München]], Fakultät für Architektur) ISBN 978-3-935643-62-7 ([https://www.arc.ed.tum.de/fileadmin/w00cgv/rkk/media_rkk/bilder/Vitruv/hauptseite/Vitruv_RKK_TUM_Online.pdf online]), S. 13–125, dort S. 55.</ref>
Als prominente Beispiele sind zu nennen:
 
=== Seneca der Jüngere und die Stoa ===
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=== Vitruv und die antike Baustoffkunde ===
Der antike Baumeister [[Vitruv]] formuliert im 2. Buch seiner um 30 vor Chr. verfassten „Zehn Bücher über Architektur“ eine dem Verständnis seiner Zeit entsprechende [[Baustoffkunde]]. Dort bemüht er sich im 2. und 5. Abschnitt auch um eine schlüssige Erklärung des Kalklöschens. Hierfür verbindet er die griechische [[Atomistik]] eines [[Demokrit]] und [[Epikur]] mit den geometrischen Materiemodellen eines [[Pythagoras]] zu einer gänzlich eigenen Materietheorie: Für Vitruv besteht die Welt sowohl aus „[[Atomistik|Atomen]]“ und [[Vakuum]] (nach Demokrit/Epikur) als auch aus vier Elementen, die jedoch (nach Pythagoras) geometrische Körper sind. Daher sind für ihn die „Atome“ mit den [[Pythagoreischer Körper|Pythagoreischen Körpern]] identisch und bewegen sich im leeren Raum. Beim Kalkbrennen verlassen den als Gitterstruktur aus [[Pythagoreischer Körper|Pythagoreischen Körpern]] gedachten Kalkstein die „Wasser- und Luftatome“, so dass „Löcher“ entstehen. Vitruv erklärt so den Gewichtsverlust beim Brennen. „Feueratome“ dagegen werden eingelagert. Beim Löschen dringen „Wasseratome“ durch die „Löcher“ in den Kalkbrocken ein und das eingelagerte „Feuer“ entweicht. Da das Material an sich unverändert bleibt, geschieht die Haftung des Sandes im Mörtel allein durch die so entstandenen Poren. Während diese Erklärung für die reine Baupraxis ausreichte, gab die Inkompatibilität der von Vitruv kombinierten Systeme – die Atomistik kennt keine geometrisch unterschiedlichen, bausteinartigen „Atomkörper“ – gerade den sich auf ihn berufenden Architekturtheoretikern der Renaissance, wie [[Cesare Cesariano]] und [[Daniele Barbaro]], zusätzliche Rätsel auf.<ref>Felix Henke/Laura Thiemann, ''Vitruv über Stuck und Putz – die relevanten Passagen der ‚decem libri de architectura‘'', in: ''Firmitas et Splendor. Vitruv und die Techniken des Wanddekors'' ([https://www.arc.ed.tum.de/fileadmin/w00cgv/rkk/media_rkk/bilder/Vitruv/hauptseite/Vitruv_RKK_TUM_Online.pdf ''pdf-Datei'']), hrsg. von [[Erwin Emmerling]], [[Andreas Grüner]] et al., München 2014 (Studien aus dem Lehrstuhl für Restaurierung, [[Technische Universität München]], Fakultät für Architektur) ISBN 978-3-935643-62-7, S. 13–125, dort S. 57–59</ref><ref>[[Thomas Reiser]]: ''Das Kalklöschen nach antiken und rinascimentalen Materietheorien. Anmerkungen zu Vitruv 2, 2 und 2, 5. Von Cesariano und Barbaro zur Fehde Scaligers mit Cardano'', in: ''Firmitas et Splendor'' (2014), S. 299–319, dort S. 306–312.</ref>
 
=== Scaliger und Cardano ===
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== Sicherheitshinweise ==
Gelöschter Kalk (Calciumhydroxid) und ungelöschter Kalk (Branntkalk, [[Calciumoxid]]) sindist reizend, der Kontakt mit den Augen kann zu ernsten Augenschäden führen.<ref name="GESTIS" /> Eine wässrige Lösung von gelöschtem Kalk ist [[alkalisch]] und schwach ätzend.<ref name="GESTIS" />
* Eine wässrige Lösung von gelöschtem Kalk ist alkalisch und schwach ätzend.<ref name="GESTIS" />
* Ungelöschter Kalk kann unter Wasserzufuhr (''Kalklöschen'') aufgrund Hitzeentwicklung [[Brand|Brände]] verursachen.<ref name="Dirk Hagebölling">{{Literatur| Autor=Dirk Hagebölling | Titel=Taschenbuch betrieblicher Brandschutz | Verlag=Vulkan | Datum=1999 | ISBN=978-3-8027-3148-8 | Seiten=42 | Buch | BuchID=dZiF756ts7EC | Seite=42 }} }}</ref>
 
== Einzelnachweise ==