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Bamiyan

Provinz in Afghanistan
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Bamiyan, andere Umschriften Bamian oder Bamyan (Paschtu/Dari بامیان, DMG Bāmiyān), ist eine Provinz Afghanistans mit rund 410.000 Einwohnern.[1] Sie liegt im Zentrum des Landes in der Region Hazarajat (auch: Hazaristan). Ihre gleichnamige Hauptstadt ist die größte Stadt im Hazarajat und das kulturelle Zentrum der Ethnie der Hazara in der Region.

بامیان
Bamiyan
LageIranTurkmenistanUsbekistanTadschikistanVolksrepublik Chinade-facto Pakistan (von Indien beansprucht)de-facto Indien (von Pakistan beansprucht)IndienPakistanNimrusHelmandKandaharZabulPaktikaChostPaktiaLugarFarahUruzganDaikondiNangarharKunarLaghmanKabulKapisaNuristanPandschschirParwanWardakBamiyanGhazniBaglanGhorBadghisFaryabDschuzdschanHeratBalchSar-i PulSamanganKundusTacharBadachschan
Lage
Basisdaten
Staat Afghanistan
Hauptstadt Bamiyan
Fläche 14.175 km²
Einwohner 411.200 (2007/2008)
Dichte 29 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 AF-BAM
Koordinaten: 34° 48′ N, 67° 12′ O

International bekannt wurde die Provinz vor allem durch die Buddha-Statuen von Bamiyan, die 2001 unter dem Talibanregime zerstört wurden.

Geschichte

In der Antike war das zentrale Afghanistan ein strategisch günstiger Ort, da es an der Seidenstraße lag und damit auf der Route der Händler zwischen dem Griechischen Reich unter Alexander dem Großen, dem Römischen Reich und Persien im Westen sowie China und Indien im Osten. Bamiyan war Haltepunkt vieler Reisender. Die griechischen, persischen und buddhistischen Künste wurden hier zusammengeführt und bildeten einen einzigartigen Stil der gräko-buddhistischen Kunst.

Bamiyan war Sitz mehrerer buddhistischer Klöster. Viele Buddha-Statuen wurden in den Fels gemeißelt. Diese Felsstatuen befanden sich nahe der Stadt Bamiyan im Tal des gleichnamigen Flusses. Die beiden größten Statuen maßen ohne ihre Nischen, in denen sie standen, 53 und 35 Meter in der Höhe. Heute sind nur noch ihre Nischen übrig. Die Nische der großen Skulptur, eigentlich Dipamkara, vom Volke Khonuk But; persisch خنک بت(kalte oder weiße Statue) bzw. Solsol oder Salsal; صلصل (Licht scheint durch Universum) genannt, ist 58 m hoch. Die Nische der kleineren, eigentlich Siddhartha Gautama, vom Volke Sorkh But;سرخ بت (rote bzw. warme Statue) bzw. شاه مامه; Shahmama (Königinmutter) genannt, ist 38 m hoch. Vor der völligen Zerstörung der Statuen im März 2001 durch die Taliban gab es bei der 53 m hohen Statue eine Felstreppe[2], eine Art Wendeltreppe, über die man auf ihren Kopf gelangen, aufrecht stehen und auf die Gegend herunterblicken konnte. Außerdem existiert trotz der Zerstörung noch ein großer Teil des riesigen Systems von Felstreppen, Nischen, Balkonen, Versammlungsräumen, Altarräumen mit Kuppeldecken und Wohnhöhlen.[3] In den Felshöhlen, mit Wasser- und Kanalisationsystem – Wasserspeicher aus der Schneeschmelze auf den 2500 m hoch gelegenen Hochebenen des Hindukusch – wohnten schätzungsweise 3000 bzw. 5000 buddhistische Mönche. Heute wohnen in den Felsnischen und Höhlen ebenso eine Vielzahl von Hazara.[4]

Die Entstehungszeit der Statuen wurde auf das 6. Jahrhundert n. Chr. datiert, als sich der Ort Bamiyan als Zwischenstation auf dem Handelsweg von Indien über den Hindukusch nach Sogdien entwickelte. Die Buddhastatuen waren besondere Kennzeichen der Landschaft des Bamiyan-Tals, das mit seinen archäologischen Überresten von der UNESCO auf deren Weltkulturerbe-Liste geführt wird. Im März 2001 veranlasste das Talibanregime die Zerstörung der Statuen, die als Götzenbilder angesehen wurden. Die Zerstörung wurde mit Boden-Luft-Artillerie und Sprengstoff vorgenommen.

Die Provinz wurde im Jahr 1964 neu gegründet. Zuvor gehörte das Gebiet zu den Provinzen Kabul und Parwan.[5]

Gegenwart

 
Habiba Sarabi, Gouverneurin (2009)

Heute (2009) gilt Bamiyan als vergleichsweise friedlich und sicher. Wie in den übrigen Provinzen des Hazarajat oder Hazaristan ist der Anbau von Schlafmohn zur Opiumproduktion kaum verbreitet. Die Gouverneurin von Bamiyan, Habiba Sarabi, ist landesweit die einzige Frau in diesem Amt. Es wird versucht, die kulturellen und landschaftlichen Reichtümer der Provinz wieder für den Tourismus zu erschließen.[6][7] Die Band-e-Amir-Seen sind seit 2009 als einziger Nationalpark Afghanistans ausgewiesen.

Zu Bamiyan gehören die Distrikte Panjab und Warras.

Literatur

  • Ivica Brnić, Florian Graf, Wolfgang Rossbauer, Christina Lenart (Hrsg.): Venturing Permanence. The ETH House of Science in Bamiyan. Gta Verlag, Zürich 2012. ISBN 978-3-85676-210-0
  • Klaus Fischer: Denkmäler vorgeschichtlicher und geschichtlicher Zeit. In: Willi Kraus (Hrsg.): Afghanistan. Natur, Geschichte, Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Erdmann, Tübingen 1972. S. 138–151

Bilder

Commons: Bamiyan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Summary of the National Risk and Vulnerability Assessment 2007/8 auf der Website der Central Statistics Organisation (PDF-Datei; 1,8 MB), Oktober 2009, S. 4, und (Excel-Datei), abgerufen am 7. November 2009.
  2. Spiegel-Online Kultur Taliban enthaupten Riesenstatue
  3. Synopsis The Giant Buddhas
  4. http://othes.univie.ac.at/12702/1/2010-12-01_0309225.pdf Der buddhistische Höhlenkomplex von Bamiyan
  5. D. Balland: BĀMĪĀN – iv. Modern province, auf: Encyclopædia Iranica, abgerufen am 25. Oktober 2009
  6. Phil Zabriskie: Hazaras: Afghanistan’s Outsiders, National Geographic, Februar 2008
  7. David Nauer: Wo Afghanistan eine Traumdestination ist, August 2009