Biederitz ist eine Einheitsgemeinde im Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt (Deutschland).
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Datei:Wappen Biederitz.svg |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 10′ N, 11° 43′ O | |
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Jerichower Land | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Biederitz-Möser | |
Höhe: | 45 m ü. NHN | |
Fläche: | 39,36 km2 | |
Einwohner: | 8685 (31. Dez. 2008) | |
Bevölkerungsdichte: | 221 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 39175 | |
Vorwahl: | 039292 | |
Kfz-Kennzeichen: | JL, BRG, GNT | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 86 005 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Magdeburger Straße 38 39175 Biederitz | |
Website: | www.gemeinde-biederitz.eu | |
Bürgermeister: | Kay Gericke (SPD) | |
Lage der Gemeinde Biederitz im Landkreis Jerichower Land | ||
Geografie
Die Gemeinde Biederitz ist nur wenige Kilometer von Magdeburgs östlicher Stadtgrenze entfernt. Die Trennlinie bildet der so genannte Umflutkanal, über den die „Schweinebrücke“ beide Orte miteinander verbindet. Die Kreisstadt Burg ist rund 17 Kilometer entfernt.
Gemeindegliederung
Zu Biederitz gehören folgende Ortsteile:
- Bruch
- Gerwisch
- Gübs
- Heyrothsberge
- Königsborn
- Woltersdorf
Geschichte
Im Zehntverzeichnis des Magdeburger Moritzklosters von 938 wird eine Siedlung namens „Bidrizi“ aufgeführt. Das Verzeichnis geht zurück auf eine Schenkungsurkunde von Otto I. Über „Bederitz“ im Jahre 1238 entwickelt sich der Ortsname bis 1459 zur heutigen Aussprache. Er ist slawischen Ursprungs, abgeleitet von dem Wort „bedro“, das Lende oder Hüfte bedeutet.
Die Entstehung des Ortes ist mit einem slawischen Burgwall verbunden, dem im 10. Jahrhundert ein deutscher Burgward folgte, dessen Einflussbereich bis Schermen im Norden und Nedlitz im Osten reichte. Ab dem 12. Jahrhundert gehörte Biederitz zum Besitz des Magdeburger Erzstiftes. 1238 berichten Quellen von einer Burg, die von den Magdeburger Bürgern wegen der von ihr ausgehenden ständigen Raubzüge zerstört wurde. Sie wurde zwar wieder aufgebaut, im Jahre 1378 jedoch von den Truppen des Herzogs von Mecklenburg angezündet und endgültig zerstört. Der erste Biederitzer Kirchenbau stammt ebenfalls aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts.
Im Zuge der Reformation wurde Biederitz dem Magdeburger Domkapitel unterstellt und bis zu dessen Aufhebung 1810 von der Möllenvogtei verwaltet. Der Dreißigjährige Krieg fügte dem Ort viel Leid zu. Beim Sturm der Truppen Tillys auf Magdeburg im Jahre 1631 wurde auch Biederitz fast vollständig zerstört. Viele Einwohner wurden ermordet, die restliche Bevölkerung floh aus dem Ort, der anschließend über ein Jahr unbewohnt blieb. Erst als der Pfarrer Kittelius und der Schulze Meinke zum Wiederaufbau aufriefen, entstand das Gemeinwesen neu. Eine andere Gefahr drohte durch die immer wiederkehrenden Hochwasser. Bis zum 18. Jahrhundert lag Biederitz am Mündungsdreieck von Elbe und Ehle und wurde dadurch bei Hochfluten überschwemmt. Eine der folgenreichsten Überschwemmungen ereignete sich im Jahre 1655. Erst mit der Elberegulierung von 1789 und dem Bau des Umflutkanals 1876 konnte die Gefahr gemindert werden. Aber auch das Feuer suchte Biederitz mehrfach heim. So wurden bei Großbränden in den Jahren 1846 und 1856 große Teile des Ortes zerstört.
Ab 1815 gehörte Biederitz zur preußischen Provinz Sachsen und war in den Kreis Jerichow I mit der Kreisstadt Burg eingegliedert. Noch lebten die Einwohner hauptsächlich von der Landwirtschaft, und der wichtigste Verkehrsweg war die alte Heerstraße von Magdeburg nach Plaue in Brandenburg. Doch mit dem Bau der modernen Verkehrswege trat allmählich ein Strukturwandel ein. 1820 war die Chaussee von Magdeburg nach Berlin bis nach Möser fertiggestellt, und 1873 wurde die erste durch Biederitz führende Bahnlinie von Magdeburg nach Potsdam in Betrieb genommen. An ihr ließen sich mehrere Industriebetriebe, darunter im Laufe der Zeit vier Ziegeleien, nieder. Als 1874 und 1892 auch die Bahnlinien nach Zerbst/Anhalt und Loburg in Biederitz ihren Anfang nahmen, war der Ort zu einem bedeutenden Bahnknoten geworden. Als eines der ersten Werke seiner Art nahm 1912 ein mit einer Dampfmaschine betriebenes Kalksandsteinwerk bei Biederitz seinen Betrieb auf. Die günstigen Verkehrswege, die unmittelbare Nähe und die idyllische Lage lockten zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele wohlhabende Magdeburger an, die sich in einer neu angelegten Gartensiedlung mit teilweise aufwändigen Villen niederließen.
Mit der Eröffnung einer Kiesgrube im Jahre 1848 durch den Magdeburger August Heyroth an der Landstraße nach Zerbst und der sich dort neu entwickelnden Siedlung entstand der Biederitzer Ortsteil Heyrothsberge. Obwohl bis heute eine fast zwei Kilometer breite Lücke in der Bebauung zwischen beiden Ortsteilen besteht, war Heyrothsberge zu keiner Zeit eine selbständige Gemeinde. Trotzdem erlangte der Ortsname mit der 1938 erfolgten Eröffnung einer noch heute bestehenden Feuerwehrschule überregionale Bekanntheit.
Am 1. Januar 2010 schlossen sich die Gemeinden Biederitz, Gerwisch, Gübs, Königsborn und Woltersdorf zur neuen Einheitsgemeinde Biederitz zusammen.
Politik
Im 2004 gewählten Gemeinderat haben sich drei Fraktionen gebildet: Die CDU mit 7 Ratsmitgliedern, die Linke mit vier und die SPD mit 3 Mitgliedern. Dazu kommen zwei unabhängige Gemeinderäte. Der Bürgermeister ist ehrenamtlich tätig. Bei der Bürgermeisterwahl im Jahr 2005 wurde Siegfried Jahnke durch Stichwahl gewählt. Wegen anhaltender Diskussionen um seine Person trat er zum 1. Juni 2009 zurück und sein Stellvertreter Kay Gericke (SPD) übernahm die Amtsgeschäfte. Zur Bürgermeisterwahl 2009 trat Jahnke trotz seines Ausscheidens kurz zuvor wieder an. Bei der erneuten Stichwahl am 30. August 2009 konnte sich Gericke durchsetzen.
Wappen und Flagge
Blasonierung: „In Rot ein von drei (2:1) silbernen Eicheln begleiteter silberner Wellenbach, worin ein grüner Hecht schwimmt.“
Das Wappen wurde 1996 vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet, ins Genehmigungsverfahren geführt.
Die Flagge der Gemeinde Biederitz zeigt die Farben Grün-Silber (Weiß) längsgestreift mit dem aufgesetzten Wappen.
Wirtschaft
Bis 1994 gehörte Biederitz zum Kreis Burg, der zu DDR-Zeiten dem Bezirk Magdeburg zugeordnet war, heute zählt die Verwaltungsgemeinschaft zum 1994 gegründeten Landkreis Jerichower Land. Das Erwerbsleben wird im Wesentlichen bestimmt durch eine Agrargenossenschaft, zwei Gartenbaubetriebe, ein Autohaus und eine Filmproduktionsfirma. Daneben gibt es zahlreiche Auspendler nach Magdeburg. In Biederitz sind vier Arztpraxen, zwei Zahnärzte und eine Apotheke vorhanden, und es wird ein Hotel betrieben. Beim Jahrhunderthochwasser von 2002 wurden Teile des Ortes überflutet.
Verkehrsanbindung
Biederitz ist über die B1 von der Landeshauptstadt Magdeburg und der Kreisstadt Burg aus gut zu erreichen. Im Ortsteil Heyrothsberge zweigt die B184 in Richtung Gommern – Zerbst/Anhalt – Dessau-Roßlau – Leipzig von der B1 ab. Über die sogenannte "Schweinebrücke" besteht eine zusätzliche Verbindung durch den Biederitzer Busch nach Magdeburg. Die nächstgelegenen Autobahnanschlussstellen sind "Lostau/Hohenwarthe" und "Burg-Zentrum" an der A2.
Der Bahnhof Biederitz ist Knotenpunkt der Regionalbahnlinien (Braunschweig – Helmstedt –) Magdeburg – Burg (– Genthin), Magdeburg – Möckern – Loburg und Magdeburg – Zerbst – Dessau sowie der Regional-Express-Linie Magdeburg – Dessau – Bitterfeld – Leipzig, die sich im Keilbahnhof Biederitz voneinander trennen. Der nächstgelegene Fernverkehrshalt Magdeburg Hbf ist durch diese zahlreichen Verbindungen in ca. 10 Minuten erreichbar.
Von Biederitz aus verkehren Buslinien in Richtung Burg (– Genthin), Gommern und Magdeburg. In Heyrothsberge besteht zudem Anschluss an weitere Linien in Richtung Möckern (– Gommern) und Gommern (– Leitzkau – Dornburg) sowie an eine Stadtbus-Linie der MVB, über die Magdeburg im 20- bis 40-Minuten-Takt erreicht werden kann.
Evangelische Kirche zu Biederitz
Nachdem die erste spätromanische Kirche aus dem 13. Jahrhundert während des Dreißigjährigen Krieges zerstört worden war, wurde erst 1730 der Nachfolgebau errichtet, der als einschiffiger Saalbau ausgeführt wurde. Für den Westturm nutzte man das noch vorhandene romanische Bruchsteinfundament, während das Glockengeschoss im Fachwerkstil errichtet und mit einem Querwalmdach abgeschlossen wurde. Die barocke Inneneinrichtung von 1730 ist noch heute vorhanden. 1997 wurde eine ursprünglich in Plennschütz bei Weißenfels vorhandene Ladegast-Orgel von 1866 eingebaut.
Bedeutende Persönlichkeiten
Im Ortsteil Heyrothsberge wurde am 23. Februar 1931 der ehemalige Weltmeister im Straßenradsport Gustav-Adolf Schur geboren. Er hat heute noch dort seinen Wohnsitz. Ebenfalls in Heyrothsberge wurde am 20. Oktober 1942 die Biologin Christiane Nüsslein-Volhard geboren. Sie erhielt 1995 als erste deutsche Frau den „Nobelpreis für Medizin“.
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Biederitz bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Webseite über die Gemeinde