„Brutreaktor“ – Versionsunterschied
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Ein '''Brutreaktor''' ({{enS|''Fast Breeder Reactor''}}, '''FBR'''<ref>{{Internetquelle |url=https://www.iaea.org/topics/fast-reactors |titel=Fast reactors |hrsg=IAEA |datum=2016-04-13 |sprache=en |abruf=2023-07-01}}</ref>) ist ein [[Kernreaktor]], der
[[Datei:Fluessigmetall-Brutreaktor.svg|mini|hochkant=2|Schneller Brutreaktor in Becken-Bauweise (links) und in Schleifen-Bauweise (rechts)]]
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Der erste Brutreaktor war der [[Experimental Breeder Reactor I]]. Er war 1951 der erste Kernreaktor der Welt, mit dessen Wärmeleistung elektrischer Strom erzeugt wurde. Heute sind die einzigen Brutreaktoren im kommerziellen Betrieb der [[BN-Reaktor|BN-600]] und der [[BN-Reaktor|BN-800]] in Russland (Stand 2015). Einige Versuchs-Brutreaktoren sind in Betrieb, Bau oder Planung, vor allem innerhalb des Forschungsverbunds [[Generation IV International Forum]].
Zweck der Brutreaktor-Entwicklung ist die weitaus bessere Ausnutzung der Kernbrennstoffe. Aus natürlichem [[Uran]] könnte mit Brutreaktoren rund 60-mal mehr Energie gewonnen werden als mit [[Leichtwasserreaktor]]en.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.world-nuclear.org/information-library/current-and-future-generation/fast-neutron-reactors.aspx |titel=Fast Neutron Reactors {{!}} FBR |hrsg=[[World Nuclear Association]] |datum=2021-08 |sprache=en |abruf=2023-07-02}}</ref> Die Brutreaktorentwicklung wurde in den 1960er bis 1980er Jahren in vielen Industrieländern staatlich gefördert, beispielsweise im bundesdeutschen ''[[Kernkraftwerk Kalkar|Projekt Schneller Brüter]]''<ref name=":0">{{Literatur |Autor=W. Marth |Titel=Zur Geschichte des Projekts Schneller Brueter |Verlag=Karlsruhe |Datum=1981 | |Abruf=2023-07-02 |DOI=10.5445/ir/270016140}}</ref> von 1962 bis 1989. Ein in der Frühzeit der Kernenergie weniger beachteter aber heute immer wieder vorgebrachter Aspekt ist die weitaus geringere Menge [[Abgebrannter Kernbrennstoff|abgebrannten Brennstoffs]] im Vergleich zu Leichtwasserreaktoren pro erzeugter Menge Strom bzw. Wärme. Dazu kommt, dass – im Idealfall – keinerlei [[Transuranabfall]] und ausschließlich [[Spaltprodukt]]e anfallen. Während Transurane [[Halbwertszeit]]en auf allen Zeitskalen haben, sind die allermeisten Spaltprodukte äußerst kurzlebig; einige wenige mittellebig mit Halbwertszeiten im Bereich von Jahrzehnten (z. B. [[Caesium-137|<sup>137</sup>Cs]] und [[Strontium#Strontium-90|<sup>90</sup>Sr]]); und ein gutes halbes Dutzend extrem langlebig (z. B. [[Technetium]]-99 oder Zirconium-93) mit Halbwertszeiten im Bereich von Jahrzehntausenden bis Jahrmillionen. Befürworter der Brütertechnik argumentieren, reiner Spaltprodukt-Abfall könne bereits nach einigen Jahrhunderten (Zeitskala vergleichbar mit dem Bau des [[Kölner Dom]]s) bedenkenlos in die ausgebeuteten Uranminen zurückgegeben werden, da die [[Radiotoxizität]] auf ein Level entsprechend der Uranerze, welche zuvor in den Minen anzutreffen waren, abgeklungen sei.
Als die USA und Russland ihre Atomwaffen entwickelten, wurden zu diesem Zweck spezielle Reaktoren (z. B. der [[ADE-Reaktor]]) gebaut, die den einzigen Zweck hatten, Plutonium zu erzeugen. Diese nutzten moderierte, also [[thermische Neutronen]] und zählen nicht zu den Brutreaktoren. In der Frühzeit der Kernenergie bestand in einigen Ländern Interesse an [[Dual-Use]]-Reaktoren, welche sowohl Energie als auch waffenfähiges Plutonium in nennenswerten Ausmaß liefern sollten. Dazu zählten der britische [[Magnox-Reaktor]], der französische [[UNGG-Reaktor]] und der sowjetische [[RBMK]]. Diese Entwicklungen erwiesen sich als technische Sackgasse und waren aufgrund Konversionsfaktoren ≪ 1 ebenfalls keine Brutreaktoren. Während Magnox und UNGG nach dem Ende ihrer Lebensdauer durch Reaktoren ersetzt wurden, die nicht auf die Produktion von Plutonium optimiert sind, wurden nach dem [[Reaktorunfall von Tschernobyl]] am Design des RBMK derartige Veränderungen vorgenommen, dass er sich heute kaum noch zur Produktion von Plutonium eignet.
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