Der Gloria-Palast war ein bedeutendes Filmtheater am Kurfürstendamm 10/10a (später: Kurfürstendamm 12/13) in Berlin.
Geschichte
Gloria-Palast im Romanischen Haus
Der neobarocke Kinosaal wurde 1924 bis 1925 von Ernst Lessing und Max Bremer im ersten bis dritten Stockwerk des ersten „Romanischen Hauses“ errichtet, das zwischen 1894 und 1896 von Franz Schwechten erbaut worden war. Um die denkmalgeschützte Fassade zu erhalten, wurde kein neues Gebäude errichtet, sondern das vorhandene entkernt sowie sein Innenhof überbaut. Das Kino war mit 1200 Sitzplätzen ausgestattet.
Der Gloria-Palast eröffnete am 26. Januar 1926 mit einer Pantomime von Frank Wedekind und Friedrich Wilhelm Murnaus Verfilmung von Molières Tartuffe. Im Jahr 1930 wurde im Gloria-Palast am 1. April der Film Der blaue Engel sowie am 15. August der Film Unter den Dächern von Paris von René Clair uraufgeführt.
Im Jahr 1943 wurde das Kino durch einen Bombeneinschlag und den nachfolgend eintretenden Brand im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Nachkriegsbau
Nach dem Krieg entstand das zerstörte Kino 1953 auf einem Teilstück des ehemaligen Baugrunds neu: Am Kurfürstendamm 12 errichteten die Architekten Siegfried Fehr und Gerhard Jäckel einen fünfgeschossigen Stahlbetonskelettbau mit Rasterfassade. Für einige Jahre war das Kino einer der Austragungsorte der Internationalen Filmfestspiele (Berlinale).
Im Jahr 1971 wurde der Saal umgebaut. Ein Jahr später kam ein kleiner Saal, die Gloriette, im Untergeschoss hinzu. Im Jahr 1986 wurden beide Säle im Zuge des Neubaus der Gloria-Passage komplett neu gebaut.
Am 15. August 1998 wurde das Kino geschlossen. Von dem ehemaligen Kino sind bis heute das unter Denkmalschutz stehende und restaurierte Foyer mit dem Kassenhäuschen und der Wendeltreppe sowie die ebenfalls denkmalgeschützte Leuchtreklame an der Fassade erhalten.
Im September 2008 eröffnete das Jeanslabel Replay in dem ehemaligen Kino sein zweites Geschäft in Berlin. 2015/2016 hat der neue Eigentümer ein Gutachten vorgelegt, das die Fassade der 1950er Jahre als nicht mehr standfest ansieht. Er hat einen Antrag auf (Teil-)Abriss und Um- bzw. Neubau gestellt.
Literatur
- Hans-Jürgen Tast: Kinos in den 1980ern. Beispiel: Berlin/West (= Kulleraugen 35). Kulleraugen, Schellerten 2008, ISBN 978-3-88842-035-1.
- Norbert Huse (Hg.): verloren. gefährdet. geschützt. Baudenkmale in Berlin. Ausstellung im ehemaligen Arbeitsschutzzentrum Berlin-Charlottenburg. 7. Dezember 1988 bis 5. März 1989, hierin: S. 313–315.
- Ditta Ahmadi: Lichtspielhäuser. In: Berlin und seine Bauten. Band 5: Bauwerke für Kunst, Erziehung und Wissenschaft. Teil A: Bauten für die Kunst. Ernst, Berlin u. a. 1983, ISBN 3-433-00944-9, insbesondere S. 167–169 und S. 190.
- Vom Filmpalast zum Kinozentrum Zoo-Palast, hg. vom Zentrum am Zoo Geschäftsbauten AG, Berlin 1983, hierin: S. 27–40.
- Der "Gloria-Palast" in Berlin, in: 44, Bauwelt 47, 1953, S. 927–929.
Weblinks
- Karin Berkemann: Wenig Glanz fürs Gloria, in: moderneREGIONAL, 24. Januar 2016
- Ehemaliger Goria Palast, Gloria Galerie bei www.berlin.de
- Gloria Palast & Gloriette auf www.kinokompendium.de
- Eintrag 09096283 in der Berliner Landesdenkmalliste
Koordinaten: 52° 30′ 17″ N, 13° 20′ 8″ O