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Guillemets

Anführungszeichen, die durch je zwei gewinkelte Striche dargestellt werden
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Guillemets [gijˈmɛ] (Singular Guillemet), auch Spitzzeichen,[1] sind eine Form von Anführungszeichen, die aus je zwei gleichgestalteten gewinkelten Strichen bestehen, die nicht über die Kleinbuchstabenhöhe (x-Höhe) hinausragen. Es gibt sie auch als einfache Form („halbes Spitzzeichen“[1]) aus nur einem Strich. Bei der Verwendung mit der Spitze nach innen werden sie auch als umgekehrte französische Anführungszeichen, Möwchen oder Chevrons bezeichnet (das Wort chevron bezeichnet im Französischen und Englischen den Sparren in der Heraldik).

« »
Guillemets in der französischen und Schweizer Verwendung
» «
Chevrons, d. h. Guillemets in der deutschen Verwendung
‹ ›
Guillemets –
einfache Form
› ‹
Chevrons –
einfache Form

Typografie und Aussehen

 
Guillemets in den Schriftarten Helvetica Neue, Arial, Times New Roman, Calibri, Cambria, DejaVu Serif und Courier New. Untere Reihe: kursiv
 
Winkelklammern, Kleiner-/Größer-Zeichen und einfache Guillemets (halbe Spitzzeichen) in den Schriftarten Cambria, DejaVu Serif, Andron Mega Corpus, Andika und Everson Mono

Guillemets bestehen aus zwei gleich gestalteten und gleich hoch angeordneten gewinkelten Strichen. Der Winkel ist zumeist ein rechter Winkel oder leicht offener. Die Schenkel sind stets gleich lang, gerade oder (speziell in Serifenschriften) auch leicht in Richtung einer größeren Winkelöffnung geschwungen, gleichmäßig dick oder (ebenfalls speziell in Serifenschriften) zu den winkelabgewandten Enden hin dünner werdend. In diesen beiden letztgenannten Merkmalen unterscheiden sich Guillemets von Größer-/Kleiner-Zeichen und Winkelklammern: Bei ersteren kommen beide Merkmale nie, bei letzteren höchstens das zweite Merkmal gelegentlich vor. Das obere Ende liegt nahe der Kleinbuchstabenhöhe (x-Höhe), das untere Ende gelegentlich auf, zumeist über der Grundlinie. Vertikal sind die Endpunkte in gerader Schrift übereinander angeordnet, in Kursivschrift zumeist entsprechend der Buchstabenneigung.

Verwendung

Im Französischen und den anderen romanischen Sprachen sowie in der Schweiz (für alle Sprachen) sind sie die übliche Darstellung des Anführungszeichens und werden mit den Spitzen nach außen verwendet. Im Deutschen sind Guillemets neben den deutschen Anführungszeichen („…“) ebenfalls zulässige Anführungszeichen. Sie werden im Deutschen allerdings meist umgekehrt, also mit den Spitzen nach innen verwendet. Man findet sie im Deutschen vor allem im Buchdruck, wo eine elegantere Erscheinungsform erwünscht ist. In der schönen Literatur, etwa im Roman, sind sie im deutschsprachigen Raum der Standard. Hier sind sie die erste Stufe in einer Hierarchie, die als dritte Stufe einfache Anführungszeichen setzt, wie etwa im folgenden Beispiel:

 Nebenbei war sie schalkhaft genug [...] » [...] ›Ja, geltens, Freundin, was man erleben kann! Vor zwei Jahren, wie Mozart den ‚Don Juan‘ schrieb [...]‹ - ›Da müssen Sie schon drein!‹, rief er gleich in der ersten Viertelstunde,›und [...], damit ich immerfort der bleiben möge, der ich bin!‹« 

Eduard Mörike: Deutsche Erzähler, 1. Band, Insel Verlag 6. Auflage 1981, S. 163f

In Frankreich werden zudem die Guillemets mit einem Leerzeichen vor und nach dem angeführten Text gesetzt:

  • « Beispiel in Frankreich »
  • «Beispiel in der Schweiz»
  • »Beispiel in Deutschland und Österreich«

Im Amtlichen Regelwerk für das Deutsche und Österreichische ist nicht festgelegt, wann deutsche Anführungszeichen und wann Chevrons verwendet werden sollen. Beide Möglichkeiten stehen gleichwertig nebeneinander. Im Duden Band 9 (Richtiges und gutes Deutsch) werden die deutschen Anführungszeichen der Hand- und Maschinenschrift zugeordnet, die Chevrons dagegen dem deutschen Schriftsatz (Buchdruck).[2] Die DIN 5008 sieht ebenfalls beides als korrekt an.

Wie bei den im Deutschen verwendeten Anführungszeichen gibt es bei den Guillemets auch eine einfache Form. Ein Vorteil der einfachen französischen Form gegenüber der einfachen deutschen Form der Anführungszeichen ist, dass sie nicht mit dem Komma (öffnendes Anführungszeichen) oder dem Apostroph (schließendes Anführungszeichen) verwechselt werden kann.[3] Die einfachen Guillemets bzw. einfachen Chevrons sind von den mathematischen Zeichen für größer (>) und kleiner (<) – sowohl sachlich-logisch wie typographisch-glyphisch – zu unterscheiden und haben deshalb auch unterschiedliche Positionen im Unicode-System.

  • ‹ Beispiel in Frankreich ›
  • ‹Beispiel in der Schweiz›
  • ›Beispiel in Deutschland und Österreich‹

Geschichte

Guillemets wurden bereits 1527 zur Zitatmarkierung verwendet. Die französische Bezeichnung findet sich erstmals 1677 in den Considérations en faveur de la langue françoise (deutsch: Erwägungen zugunsten der französischen Sprache) von Michel de Marolles. Dieser bezieht sich dabei auf Guillaume II Le Bé (nicht zu verwechseln mit dem früheren Namensvetter Guillaume I Le Bé), dem die (vermeintlich 1622 erfolgte) Einführung der Zitatmarkierung fälschlicherweise zugeschrieben wurde. Guillemet ist eine Verkleinerungsform für den Namen Guillaume (dt.: Wilhelm).

Darstellung auf Computersystemen

HTML-Entitäten

In HTML werden die nach rechts gerichteten Anführungszeichen » mit &raquo; kodiert, die nach links gerichteten Anführungszeichen « mit &laquo; (right bzw. left angle quote). Die einfachen Varianten werden entsprechend › mit &rsaquo; und ‹ mit &lsaquo; (right/left single angle quote) kodiert.

LaTeX

Die LaTeX-Codierungen für die Guillemets lauten \guillemotleft für « sowie \guillemotright für », bzw. \guilsinglleft für ‹ und \guilsinglright für ›.[4] “Left” und “right” werden somit analog zu den entsprechenden Formen der Winkelklammern verwendet und entsprechen demzufolge dem Schweizer Gebrauch als Anführungszeichen, nicht dem deutschen.

Tastatureingabe

Auf der deutschen Standard-Tastaturbelegung E1 gemäß DIN 2137-01:2018-12 und der Vorgängerfassung T2 gemäß DIN 2137-01:2012-06 werden eingegeben:

  • das (in deutschem Gebrauch) öffnende Guillemet (in DIN-5008-Terminologie:[1] rechtszeigendes Spitzzeichen) »: Alt Gr + x
  • das schließende Guillemet (linkszeigendes Spitzzeichen) «: Alt Gr + v
  • das einfache öffnende Guillemet (halbes rechtszeigendes Spitzzeichen) ›: Alt Gr + y
  • das einfache schließende Guillemet (halbes linkszeigendes Spitzzeichen) ‹: Alt Gr + b

Microsoft Windows

Unter Windows gibt es verschiedene Möglichkeiten, Guillemets einzufügen.

Zeichen Tastenkombination
« Alt+174 bzw. Alt+0171
» Alt+175 bzw. Alt+0187
Alt+0155
Alt+0139

Die angeführten Zahlen können dabei nur über den aktivierten Ziffernblock eingegeben werden.

Neben dem genannten manuellen Einfügen existiert für verschiedene Textverarbeitungen auch die Möglichkeit, dies dauerhaft über die Auto-Korrektur einzurichten.

macOS

Auch unter macOS gibt es die Guillemets. Diese sind über die Tastatur systemweit erreichbar.

Zeichen Schweizer Tastatur Deutsche Tastatur
« +, +Q
» ++, ++Q
++3 ++B
++N

Einfache Guillemets sind über den „Emoji und Symbole“-Dialog im Menü erreichbar. Alternativ kann das Auswahlmenü über die Tastenkombination ctrl++Leertaste erreicht werden.

AmigaOS

Ebenso unter AmigaOS gibt es die „Guillemets“. Diese sind über die Tastatur systemweit erreichbar.

Zeichen Schweizer Tastatur Deutsche Tastatur
« Alt+Shift+9 Alt+5
» Alt+Shift+0 Alt+6

Fehlschreibung „Guillemot“

In der Font-Software von Adobe Inc., deren Dateiformatspezifikationen und in allen daraus abgeleiteten Schriftarten, die die Zeichen enthalten, werden die Guillemets fälschlich als „guillemot“ anstatt „guillemet“ bezeichnet, und zwar in den zwei Zeichen „guillemotleft“ und „guillemotright“. Tatsächlich bezeichnet das französische Wort guillemot keine Anführungszeichen, sondern die Seevogelgattung der Lummen, hat also eine andere Bedeutung.

Ebenfalls bezeichnet X11 die Guillemets in der Datei keysymdef.h mit den Fehlschreibungen „XK_guillemotleft“ und „XK_guillemotright“. Auch im oben angegebenen LaTeX findet sich die Fehlschreibung.

Commons: Guillemets – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c DIN 5008:2020-03
  2. Anführungszeichen. In: Duden – Richtiges und gutes Deutsch. 5. Aufl. Mannheim 2001.
  3. Institut für Textkritik, Regeln zur Manuskripteinrichtung
  4. Scott Pakin: The Comprehensive LaTeX Symbol List. (PDF; 31 MB) 3. Januar 2024, S. 15, archiviert vom Original am 8. April 2024; abgerufen am 8. April 2024 (englisch, der Originallink führt zu einem Spiegelserver des CTAN; zum Archivlink vergleiche Datei:Comprehensive LaTeX Symbol List.pdf).