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Das mit den ''Mischvölkern'' ist so eine Sache. "Mischen" impliziert genetische, i.e. familiäre Verbindung. Das ist meiner Ansicht nach zwar geschehen (wie wahrscheinlich wäre deiner Meinung nach ein vollkommen siedlungsleerer Raum vor dem Einzug der [[Markomannen]] nach Böhmen?), war aber nicht ausschlaggebend. Hier kurz (oder so) warum:</br>So etwas wie genetisches Germanen- oder Keltentum hat es nicht gegeben. Die frühgeschichtliche Bevölkerung Europas war äusserst heterogen, wie wir aus der Mitochondrial-DNS der heutigen Europäer schliessen können. Die historisch fassbaren Volksgruppen von Germanen/Kelten dürften wohl bereits sehr gut durchmischt gewesen sein, als sie sich sprachlich und kulturell von anderen Gruppen abzugrenzen begannen. Sicher gab (und gibt) es genetische Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen, aber die hatten wohl nichts mit den eisenzeitlichen Volksgruppen zu tun bzw. deckten sich wohl nur selten mit ihnen. (Dass zur Zeit britische Biologen genetisch zwischen Kelten und Germanen unterscheiden, kommt mir etwas vorschnell vor, widerspricht dieser Sache jedoch nicht, auch wenn vielleicht die genetischen Gruppen etwas unvorsichtig mit den brit. Kelten bzw. norddt. Germanen gleichgesetzt werden.)</br>Wichtiger war wohl vielmehr die ''Selbstzuordnung'' zu einer der jeweils dominanten Grupen. Anfangs scheinen die Kelten die prestigeträchtigere Gruppe gewesen zu sein, nach Caesars Zeit die Germanen. Elemente von Kultur und Sprache der prestigeträchtigeren Gruppe wurden nach und nach übernommen, was auch ohne einen Austausch genetischer Substanz geschehen kann. Verliert die Selbstzuordnung zu einer Volksgruppe an Prestige (etwa durch schwere Niederlagen und/oder den Verlust der eigenen Stammeselite bzw. Stammeszentren), wird sie früher oder später aufgegeben und durch eine geeignetere abgelöst: Man schafft sich neue mythologische Ansippung an die gewünschte Gruppe und gibt sich Mühe, dazuzugehören. In diesem Sinne gab es vor allem um den Rhein herum zahlreiche Völker, deren Selbstzuordnung wohl noch schwankte, als sie unsere Bühne betraten, so etwa wo das Namensmaterial eines Stammes auf Kelten, ihre Selbstzuordnung jedoch auf Germanen deuten lässt (Treverer, Chatthen, Eburonen u.v.m.). "Mischvölker" trifft es dabei nicht wirklich.</br>Bei den Boiern gehe ich davon aus, dass der grösste Teil ihrer Elite abwanderte (wohl auf dem erwähnten Zug gegen [[Noreia]]) und die verbleibende Bevölkerung ihr "Boiertum" (i.e. das Prestige ihrer Zugehörigkeit zu einem in der Region nicht länger bedeutenden Stamm) verlor, ähnlich etwa den [[Awaren]] in späterer Zeit. Diese Bevölkerung dürfte sich unter [[Marbod]] bald schon anderen Stämmen zugehörig gefühlt haben (wohl den Markomannen), deren Eliten nun die Führungsrolle innehatten. Die Baiuwaren/Baiern treten erst ein halbes Jahrtausend später auf, als jüngster der spätantik-frühmittelalterlichen "Sammelstämme" ([[Franken (Volk)|Franken]], [[Alemannen]], Baiern). Sie gehören zu den nach Gebietsnamen bezeichneten Stämmen, ähnlich der [[Bucinobantes]], [[Brisigavi]] oder [[Raetovarii]], und werden wohl ähnlich den Franken und Alemannen aus verschiedenen Stämmen, darunter sicher auch (und wohl vor allem) den Markomannen, entstanden sein. Dass ihr Gebietsname auf einen keltischen Stammesnamen zurückgeht, bedeutet nicht, dass sie mehr mit den Kelten am Hut hatten als etwa die Alemannen.
</br>Gute Literatur zu solcherlei Dingen sind übrigens die Arbeiten von Ludwig Rübekeil, [[Helmut Birkhan]] oder [[Wolfgang Meid]]. [[Benutzer:Trigaranus|Trigaranus]] 03:32, 28. Apr. 2008 (CEST)
 
 
::: Ich finde es immerwieder erstaunlich das ein germanisches Volk das einen indoiranischen Namen hat, als keltisch oder keltisches Gemisch bezeichnet wird. Wie jeder weiss wurde das Rind überwiegend im Raum Indien/Iran (eher Indien) domestiziert. Die sind rein zufällig mit den Germanen verwandt. Warum das nun nen keltisches Wort sein soll, erschliesst sich mir nicht, es ist wohl vielmehr so das es die Kelten wohl entlehnt haben. Wir haben nämlich auch nen deutsches Wort, Bulle. Das Bos ist Latein, die ursprüngliche Bezeichnung dürfte Burus sein, deswegen heissen nämlich die anderen Germanen so. Eine Übersetzung als Schläger ist total daneben.
Die nannten sich also Bullen weil es die Stärke ihres Stammes ausdrücken sollte. Der Bulle ist seit der indoiranischen Zeit ein mächtiges Symboltier insbesondere unter den südlichen Stämmen. Kelten stehen eher auf Hirsche und Eber.
Nur weil mal nen Kelte über Bayern gelaufen ist, ist doch nicht alles keltisch?
 
== Letzter Abschnitt ==