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== Geographie ==
[[Datei:Jungingen.JPG|mini|links|Jungingen vom [[Raichberg]] im Südwesten aus gesehen, im Hintergrund der [[Kornbühl]]]]
[[Datei:Jungingen, Südostansicht.JPG|miniaturmini|300px|Nordostansicht von Jungingen, im Hintergrund der [[Raichberg]] und die [[Burg Hohenzollern]]]]
 
=== Geographische Lage ===
Jungingen liegt auf {{Höhe|597|DE-NN|link=true}} im hier zu einem kleinen Kessel geweiteten Tal der [[Starzel (Neckar)|Starzel]], die nach Nordwesten zum [[Neckar]] entwässert. Das Steiltal, das der Fluss in die [[Schwäbische Alb]] gegraben hat, heißt ''Killertal'' nach dem nächsten Dorf [[Killer (Burladingen)|Killer]] flussaufwärts. Weniger als 1,5&nbsp;km entfernt ragt im Nordosten des Dorfes über Hangwald der ''Köhlberg'' ({{Höhe|853|DE-NN}}) auf, ein kleiner Sporn der waldfreien Albhochfläche rechts des Tales, linksseitig läuft im Süden des Dorfes die Alb im größeren und gänzlich bewaldeten [[Himberg (Schwäbische Alb)|Himberg]] ({{Höhe|854|DE-NN}}) aus.<ref>Nach der Topographischen Karte 1:100.000</ref>
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== Geschichte ==
=== Mittelalter und frühe Neuzeit ===
Der Ort wirdwurde erstmals 1075 urkundlich erwähnt.
 
Auf dem einen Kilometer südlich des Dorfes gelegenen Hügel „[[Bürgle (Naturschutzgebiet)|Bürgle]]“ stand die Burg der [[Herren von Jungingen|Adeligen von Jungingen]], die [[Ruine Hohenjungingen|Burg Hohenjungingen]]. Um 1278 ging sie an den [[Johanniterorden]] über und kam um 1300 an Graf [[Eberhard I. (Württemberg, Graf)|Eberhard I. von Württemberg]]. 1311 wurde die Burg im Städtekrieg von [[Reutlingen]] zerstört, wobei auch das Dorf niedergebrannt wurde.
 
Die bedeutendsten Träger des Namens Jungingen waren die beiden [[Hochmeister]]-Brüder des [[Deutscher Orden|Deutschen Ritterordens]], [[Konrad von Jungingen]] und [[Ulrich von Jungingen]]. Unter Konrad erlebte das [[Deutschordensland]] in [[Preußen]] seine höchste Blüte (1393–1407),. Ulrich fiel in der [[Schlacht bei Tannenberg (1410)]], die den Niedergang des [[Ordensstaat]]es in Preußen einleitete.
 
Im Jahre 1473 wurdekam die neu entstandene Ansiedlung zum Haus der [[Schwäbische Hohenzollern|schwäbischen Hohenzollern]] und war seit dem 16. Jahrhundert Teil der Grafschaft [[Hohenzollern-Hechingen|zollerisch]].
 
=== In preußischer Zeit ===
Jungingen hat sich in den letzten Jahrzehnten vom Bauern- und Handwerkerdorf zu einer Industrie- und Wohngemeinde entwickelt. Zunächst waren es die Handwerker, die ihre Holzwaren fertigten und die Händler, welche diese und andere Waren wie Peitschen und Textilien verkauften. Anschließend waren es die Feinmechaniker, die in Jungingen für Arbeit, Einkommen und damit für Wohlstand gesorgt haben. Die Industrialisierung in Jungingen begann 1852. Zu dieser Zeit gründete Ludwig Bosch eine Waagenfabrik, nachdem er als Lehrling in [[Onstmettingen]] die neuen Erkenntnisse über die von „Mechaniker-Pfarrer“ [[Philipp Matthäus Hahn]] entwickelte Pendelwaage gewonnen hatte. Damals registrierte man 850 Gemeindeeinwohner. Hundert Jahre später, 1950 also, waren es rund 1200 Personen, heute zählt die Gemeinde knapp 1500 Einwohner.
In der Folge der Wirren durch die [[Märzrevolution]] dankte Fürst [[Konstantin (Hohenzollern-Hechingen)|Konstantin]] ab und Jungingen wurde 1850 dem nun preußischen [[Oberamt Hechingen]] als Teil der [[Hohenzollernsche Lande|Hohenzollernschen Lande]] zugeordnet.
 
JungingenDie hat sichIndustrialisierung in denJungingen letztenbegann Jahrzehntenin vompreußischer Bauern- und Handwerkerdorf zu einer Industrie- und Wohngemeinde entwickeltZeit. Zunächst waren es die Handwerker, die ihre Holzwaren fertigten und die Händler, welche diese und andere Waren wie Peitschen und Textilien verkauften. Anschließend waren es die Feinmechaniker, die in Jungingen für Arbeit, Einkommen und damit für Wohlstand gesorgt haben. Die Industrialisierung in Jungingen begann 1852. Zu dieser Zeit gründete Ludwig Bosch eine Waagenfabrik, nachdem er als Lehrling in [[Onstmettingen]] die neuen Erkenntnisse über die von „Mechaniker-Pfarrer“ [[Philipp Matthäus Hahn]] entwickelte Pendelwaage gewonnen hatte. DamalsUm registriertedie manMitte 850des Gemeindeeinwohner19. HundertJahrhunderts Jahreregistrierte später,man 1950850 also, waren es rund 1200 Personen, heute zählt die Gemeinde knapp 1500 EinwohnerGemeindeeinwohner.
 
Im Jahre 1925 kam die Gemeinde zum neu umrissenen [[Landkreis Hechingen]].
 
=== Nachkriegszeit ===
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fiel Jungingen 1945 der [[Französische Besatzungszone|Französischen Besatzungszone]] zu und wurde deshalb Teil des Nachkriegslandes [[Württemberg-Hohenzollern]], welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging. Seit der [[Kreisreform Baden-Württemberg 1973|Kreisreform von 1973]] ist Jungingen eine Gemeinde des neu gebildeten [[Zollernalbkreis]]es.
 
Jungingen hat sich in den letzten Jahrzehnten vom Bauern- und Handwerkerdorf zu einer Industrie- und Wohngemeinde entwickelt. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts lebten rund 1200 Personen in Jungingen, heute zählt die Gemeinde knapp 1500 Einwohner.
 
Am Abend des 2. Juni 2008 wurden die Bewohner Jungingens und des restlichen [[Killertal]]s Opfer von schweren Überschwemmungen, die durch ein heftiges Gewitter ausgelöst wurden. Zwei Frauen starben, nachdem ihr Fahrzeug von den Wassermassen in den überfluteten Dorfbach Starzel gespült wurde. In der Nachbarstadt [[Hechingen]] ertrank eine Frau in ihrem Keller, als sie von dem eindringenden Hochwasser überrascht wurde. Es wurden Niederschlagsmengen von 50 bis 80 Litern pro Quadratmeter gemessen, die Schäden beliefen sich auf Millionen. Über 1000 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr waren stundenlang im Einsatz, um vom Wasser eingeschlossene Personen zu retten.<ref>[http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=3572520/qclze2/index.html Berichterstattung des SWR vom 3. Juni 2008]</ref>
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== Politik ==
=== Gemeinderat ===
Der Gemeinderat in Jungingen hat zehn Mitglieder. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die [[Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 2024|Kommunalwahl am 9. Juni 2024]] führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis:
Der Gemeinderat besteht aus zehn Personen (drei Frauen und sieben Männer), die bei der [[Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 2019|Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019]] gewählt wurden. Sie gehören zu zwei Listen, die beide je fünf Sitze einnahmen: Die [[CDU]] erreichte ein Wahlergebnis von 47,8 % der gültigen Stimmen, die [[Freie Wähler Landesverband Baden-Württemberg|Freien Wähler]] kamen auf 52,2 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 67,0 % gegenüber 59,1 % im Jahr 2014. Bei der vorigen Wahl kam die CDU auf vier Sitze, die Freien Wähler auf sechs.
 
{| class="wikitable"
Zusätzliches Mitglied des Gemeinderats und dessen Vorsitzender ist der getrennt gewählte Bürgermeister.
|- class="hintergrundfarbe5"
|colspan="2" | '''Parteien und Wählergemeinschaften'''
|style="text-align:center" | '''%<br />2024'''
|style="text-align:center" | '''Sitze<br />2024'''
|style="text-align:center" | '''%<br />2019'''
|style="text-align:center" | '''Sitze<br />2019'''
|rowspan="10" |{{Wahldiagramm
|LAND = DE
|TITEL = Kommunalwahl 2024
|JAHRNEU = 2024
|JAHRALT = 2019
|GUV = ja
|PARTEI1 = FW
|ERGEBNIS1 = 55.96
|ERGEBNISALT1 = 52.2
|PARTEI2 = CDU
|ERGEBNIS2 = 44.04
|ERGEBNISALT2 = 47.8
}}
|-
| align=left | FW
| align=left | [[Freie Wähler Landesverband Baden-Württemberg|Freie Wähler]]
| 55,96
| 6
| 52,2
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|-
| align=left | CDU
| align=left | [[Christlich Demokratische Union]]
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|----
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|colspan="2" |'''gesamt'''
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|align="right" |'''100,0'''
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|--- class="hintergrundfarbe5"
|colspan="2" |'''Wahlbeteiligung'''
|colspan="2" style="text-align:center" |'''68,33 %'''
|colspan="2" style="text-align:center" |'''67,0 %'''
|}
 
=== Bürgermeister ===
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== Kirche ==
[[Datei:St. Silvester (Jungingen).JPG|miniaturmini|St. Silvester]]
 
1466 wurde die Junginger Kirche erstmals urkundlich erwähnt. Sie dürfte die frühere Kirche, die Kapelle auf der Lehr, heute: St. Anna Kapelle, ersetzt haben. Aufgrund von Platzmangel begann man im 15. Jahrhundert am heutigen Standort die Kirche [[Silvester I.|St. Silvester]] zu errichten. Dazu gehörte ein sehr massiver [[Kirchturm]], der erhalten geblieben ist, während das heutige Kirchengebäude im Jahr 1819 errichtet wurde. Dieses Projekt hatte 16.999&nbsp;[[Gulden]] gekostet.<ref>https://www.gemeinde-jungingen.de/freizeit-bildung-soziales/kirchen/detailseite/?tx_wesfacilities_pi1%5Bid%5D=6&tx_wesfacilities_pi1%5BcategoryUid%5D=76&tx_wesfacilities_church%5BshowUid%5D=6&cHash=931507e48dbd875d6389f43907203346 Gemeinde Jungingen – Katholische Kirchengemeinde</ref>
 
Der Turm bietet Platz für ein sechsstimmiges Geläut. Darunter ist die Evangelisten- oder auch Bauernglocke aus dem 14. Jahrhundert, die Jungingens bedeutendstes Kulturdenkmal ist. Eine weitere Glocke stammt aus dem 15., die vier restlichen aus dem 20. Jahrhundert.<ref>https://www.ebfr-glocken.de/html/liste/glocken_kirchen.html?&tab=detail&scene=detail&m=61566&e=61684&id=1212 Glockeninspektion der Erzdiözese Freiburg – St. Silvester Jungingen</ref>
 
Die Kopie des [[Kloster Einsiedeln#Einsiedler Muttergottes|Gnadenbildes der Mutter Gottes]] aus [[Einsiedeln]] in der [[Schweiz]], die sich seit dem 25. März 1935 am Gnadenaltar der Kirche befindet, führte dazu, dass auch hier eine [[Wallfahrt]] entstand.
 
Die römisch-katholische Kirchengemeinde ''St. Silvester'' gehört zur Seelsorgeeinheit ''Burladingen-Jungingen'' im [[Dekanat Zollern]] des [[Erzbistum Freiburg|Erzbistums Freiburg]].
 
== Verkehr ==
Den [[ÖPNV|Öffentlichen Nahverkehr]] betreibt der [[Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau]] (naldo), die Gemeinde liegt in der Wabe 332. Jungingen ist mit dem Bahnhof ''Jungingen (Hohenz)'' Regionalbahn-Halt an der [[Hohenzollerische Landesbahn#Strecke Hechingen–GammertingenStreckenbau|Bahnstrecke Hechingen–Gammertingen]] der [[Hohenzollerische Landesbahn|Hohenzollerischen Landesbahn]]. An Wochenenden ist der Zugverkehr im [[Killertal]] ausgedünnt und wird größtenteils durch die Buslinie 9 der Hohenzollerischen Landesbahn ersetzt.
 
Parallel zur Bahnstrecke verläuft die [[Bundesstraße 32]] durch Jungingen, die die Gemeinde im nahen Hechingen mit der autobahnähnlich ausgebauten [[Bundesstraße 27]] und in der Gegenrichtung über das deutlich fernere [[Sigmaringen]] mit [[Ravensburg]] am [[Bodensee]] verbindet.
 
== Wirtschaft und Infrastruktur ==
Im [[Killertal]] fand die Bevölkerung einen besonderen Weg, um mit der extremen wirtschaftlichen Not, wie sie auch hier im 18. und 19. Jahrhundert herrschte hatte, fertig zu werden: Direktvermarktung von Obst, Faßhahnen, Kochlöffeln, Strümpfen, Textilien, Tellern, Schwefelhölzern und Peitschen im [[Hausierer|Hausierhandel]]<ref name="Stettner3">{{Literatur |Autor=Stettner|Seiten=287 |Hrsg=Heimatkundliche Vereinigung |Titel=Killertal |TitelErg=Heimatkundliche Blätter 1980 |Ort=Balingen |Datum=1980}}</ref><ref>Erhard Lazi: ''Der Zollernalbkreis''. Konrad Theiss Verlag GmbH Stuttgart, ISBN 3-8062-0205-2.</ref>
<ref>Erhard Lazi: ''Der Zollernalbkreis''. Konrad Theiss Verlag GmbH Stuttgart, ISBN 3-8062-0205-2.</ref>
 
[[Datei:Winter instruments, Bordgeräte, Jungingen (Zollernalbkreis).jpg|mini|Winter Mechanische Bordgeräte]]
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* [[Johann Baptist Diebold]] (1807–1885), Pfarrer und Abgeordneter
* [[Lambert Bumiller]] (1852–1908), Pfarrer, Reichstags- und Landtagsabgeordneter
* [[Friedrich Wilhelm Deckel]] (1871–1948), Feinmechanikunternehmer
* [[Casimir Bumiller (Schriftsteller)|Casimir Bumiller]] (1895–1973), Schriftsteller und Heimatforscher
* [[Jürgen Marek]] (* 1951), Fußballspieler
* Matthias Bumiller (* 1964), Illustrator und Buchgestalter
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{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Zollernalbkreis}}
 
{{Normdaten|TYP=g|GND=4226620-8|VIAF=10145193325470461435}}
 
[[Kategorie:Ort im Zollernalbkreis]]