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Sophie Volland

Geliebte des französischen Philosophen Denis Diderot
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Louise-Henriette Volland oder nur Sophie Volland (* 27. November 1716; † 22. Februar 1784) war eine französische aufgeklärte Intellektuelle.

Leben und Wirken

Ihr Vater war Jean-Robert Volland († 1750), ein Generalinspekteur der Pachtgüter seiner Majestät, Inspecteur général des fermes de Sa Majesté[1] und ihre Mutter Élisabeth Françoise Brunel de la Carlière († 1773).[2][3] Das Paar hatte einen Sohn, der früh starb, und drei Töchter: Marie-Jeanne Élisabeth (* 1715), Louise-Henriette und Marie-Charlotte Volland. Die Vollands lebten außer in Paris auch in einem Schloss auf Isle-sur-Marne.[4] Marie-Jeanne Élisabeth Volland war mit Pierre Vallet de Salignac († 1760) verheiratet und nannte sich nach dem Tode ihres Ehemannes Madame de Blacy.[5]

Ihr eigentlicher Name lautete also Louise-Henriette Volland, aber entweder sie selbst oder aber ihr Geliebter und intellektueller Partner, der französische Philosoph Denis Diderot, gab ihr mit Sophie einen im 18. Jahrhundert, der Zeit der Aufklärung, sehr beliebten Namen. Diderot und Sophie Volland trafen sich u.a. auch im berühmten Café Procope in der damaligen Rue des Fossés Saint-Germain (heute n° 13 Rue de l’Ancienne Comédie).

Bekannt ist sie durch ihre Korrespondenz mit Diderot in den Jahren 1759 bis 1774. Der erste bekannte Brief von Diderot an Sophie konnte auf Donnerstag den 10. Mai 1759 datiert werden. Von diesen Briefen ist ein großer Teil verschwunden, diejenigen, die erhalten sind, stammen alle von Diderot. Denis Diderot schrieb Sophie Volland, er kannte sie seit dem Jahre 1755, von 1759 bis 1774 über 550 Briefe, hiervon blieben 187 erhalten. Man kann sie durchweg als enge Vertraute von Denis Diderot bezeichnen, so besuchte sie etwa im September 1759 mit ihm gemeinsam die Kunstausstellungen der Académie royale de peinture et de sculpture in der großen Galerie des Louvres, Grand Galerie des Louvre auch kurz als le Salon genannt. Beide tauschten über Jahre hinweg ihre vielfältigen ästhetischen und intellektuellen Impressionen und Reflexionen aus.[6]

Als Sophie Vollands Mutter am 5. April 1772 starb traf das nicht nur die Töchter auch Denis Diderot war hierüber, so seine Briefe, in tiefer Trauer.[7]

Von ihr selbst sind weder Briefe noch Porträts erhalten. Das einzige erhaltene, von ihr handschriftlich verfasste Dokument ist ihr Testament, in dem sie Diderot einen Ring und eine elfbändige, in rotes Maroquin-Leder gebundene Ausgabe der Essais von Michel de Montaigne vererbt.

Als sie Diderot kennenlernte, war Volland neununddreißig Jahre alt. Für ihn war sie das Gegenbild zu seiner aus seiner Sicht „zänkischen“ Ehefrau Anne-Toinette Champion und seiner mondänen Geliebten, Mme de Puisieux (1720-1798). Sie lebte zu diesem Zeitpunkt in Paris in der Rue Vieux-Augustins zusammen mit ihrer Mutter, Schwester und ihrer Nichte Mélanie de Salignac. Ihre Wohnung lag in der Nähe des Palais Royal und unweit der Wohnung von Paul Henri Thiry d’Holbach in der Rue Royal Saint-Roch.[8] Er schätzte ihre Intelligenz, ihre Bildung und ihren Menschenverstand. Für eine Frau ihrer Zeit war sie sehr belesen und auch durch Diderot über die damaligen zeitgenössischen Autoren sehr gut informiert. Außerdem war sie für Diderot eine wichtige Vertraute, der er alles über seine Arbeit und sein Privatleben berichten und sie um Rat fragen konnte. Ein schwieriges Verhältnis hatte sie zu ihrer sehr dominanten Mutter, der Sophie häufig aufs Land nach Isles folgen musste, obwohl sie lieber in Paris gelebt hätte.

Diderots Briefe an Volland geben wertvolle Hinweise zu seinem Leben und Werk und gelten auch selbst als wichtiger Teil seines Werkes, während ihre Briefe nicht mehr auffindbar sind.

Sophie Vollands ältere Schwester Marie-Jeanne Élisabeth Volland (* 1715) war mit dem Finanzmann Pierre Vallet de Salignac († 1760) verheiratet. Ihre Tochter Mélanie de Salignac musste seit ihrem zweiten Lebensjahr mit einer Erblindung leben. Denis Diderot kannte Mélanie und deren Familie seit den Jahren 1760 bis 1763. Die Leidensgeschichte von Mélanie spiegelt sich auch in seinem Werk Brief über die Blinden zum Gebrauch für die Sehenden (1749) wider.

Literatur

  • Anne-Marie Boileau: Liaison et liaisons dans les lettres de Diderot à Sophie Volland. Champion, Paris 1999, ISBN 2-7453-0047-4
  • Denis Diderot: Briefe an Sophie Volland. Reclam, Leipzig 1986, ISBN 3-379-00001-9
  • Denis Diderot: Lettres à Sophie Volland. 2 Bände, Gallimard, Paris 1950
  • Denis Diderot: Lettres à Sophie Volland. Gallimard, Paris 1984, ISBN 2-07-037547-1
  • Denis Diderot: Lettres et responses de Diderot à Sophie Volland. Echos personnels, politiques et litteraires. Lettres Modernes, Paris 1967
  • Peter Prange: Die Philosophin. Roman. Droemer, München 2003, ISBN 3-426-19590-9 (belletristische Darstellung)
  • Werner Raupp (Hrsg.): Denis Diderot – Weiß man je, wohin man geht? Ein Lesebuch, Rottenburg a.N. 20092, ISBN 978-3-936088-95-3 (Einführung: Bekanntenkreis, S. 61-63; - Kap. VII: Briefe an Sophie Volland, S. 417-426)
  • Alice M. Laborde: Diderot et l’amour. Anma Libri, Saratoga, CA. 1979, ISBN 978-0-915838-22-6.
  • Servanne Woodward: Effets de mimétisme: Sophie Volland un monde de demoiselles. In Diana Guiragossian Carr (Hrsg.): Diderot Studies. Band 27, Librairie Droz, Genève 1998, ISBN 2-6000-0246-4, S. 169
Wikisource: Lettres à Sophie Volland – Quellen und Volltexte (französisch)

Einzelnachweise

  1. Sécardin, Olivier: Diderot, côté jardin. Fußnote 20
  2. Denzel di Tirado, Heidi: Biographische Fiktionen: Das Paradigma Denis Diderot im interkulturellen Vergleich (1765-2005). Königshausen & Neumann, (2009), S. 191, Fußnote 716
  3. Nachweis der Heirat
  4. Lepape, Pierre: Denis Diderot. Eine Biographie. Campus-Verlag, Frankfurt a/M (1994), ISBN 3-593-35150-1, S. 167-168
  5. Genealogie der Familie Vallet de Salignac
  6. Borek, Johanna: Denis Diderot. Rowohlt, Hamburg (2000), ISBN 3-499-50447-2, S. 86-92
  7. Pierre Lepape: Denis Diderot. Eine Biographie. Campus, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-593-35150-1, S. 383 f.
  8. Blom, Philipp: Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung. Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-23648-6, S. 136