[go: nahoru, domu]

„Schienenverkehr in Togo“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
 
(23 dazwischenliegende Versionen von 17 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 5:
== Geschichte ==
=== Deutsche Kolonialzeit ===
[[Datei:Locomotive Togo 1904.jpg|miniatur|[[TE Nr. 11 und 12|Lokomotive von Henschel]] für die Togo-Eisenbahn]]
[[Datei:Togo-coast-train LomeLomé 1905-14.jpg|miniatur|Bahnhof Lomé zur deutschen Kolonialzeit]]
Die Grundlagen des Netzes wurden während der deutschen [[KolonieDeutsche Kolonien|deutschen Kolonialzeit]] gelegt. Es diente vor allem der Abfuhr von Agrarprodukten.
 
Die 44 km lange Bahnstrecke von [[Lomé]] nach [[Aného|Anecho]] war die erste, die im damaligen [[Deutsche Kolonie Togo|Deutsch-Togo]] gebaut wurde. Sie wurde 1905 in Betrieb genommen. Die hierdort verwendete [[Meterspur]] setzte den Standard für den künftigen Bahnbau in Togo.
 
{{Hauptartikel|Bahnstrecke Lomé–Aného}}
Zeile 18:
 
{{Hauptartikel|Bahnstrecke Lomé–Blitta}}
Am Ende der deutschen Kolonialzeit existierten in Togo 327&nbsp;km Schienenstrecke,<ref>http://www.deutsche-schutzgebiete.de/togoland.htm</ref>. Der Betrieb wurde mit 18 [[Tenderlokomotive]]n, 20 [[Personenwagen|Reisezugwagen]] und 202 [[Güterwagen]] abgewickelt.<ref>Schroeter, S. 51.</ref> Aufgrund des sternförmigen Netzes, das in Lomé zusammenlief, konnten die Betriebsmittel sehr ökonomisch eingesetzt werden, und die Unterhaltung der [[Fahrzeug]]e war dort in einer Hauptwerkstatt zentralisiert. Das Betriebspersonal bestand überwiegend aus Einheimischen, auch die Mechaniker und [[Triebfahrzeugführer|LokomotivführerHeizer]], überwiegend vom Volk der [[Ewe (Volk)|Ewe]]. Der [[Triebfahrzeugführer|Lokführer]] allerdings war immer ein Deutscher. Betriebssprache war [[Deutsche Sprache|Deutsch]]. Das Personal bestand aus 768 Einheimischen und 26 Europäern.<ref>Schroeter, S. 51.</ref>
 
=== Französische Kolonialzeit ===
Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde Togo zwischen [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und [[Frankreich]] im Verhältnis 2:1 geteilt. Das gesamte Bahnnetz lag in dem Teil des Landes, der nun von [[Frankreich]] als [[Völkerbund]]s-[[Mandat (Völkerrecht)|Mandat]] verwaltet wurde. Während der Periode militärischer Besetzung, die bis 1922 dauerte, wurde die Bahn unter dem Namen ''Togoland Military Railway'' (TMR) betrieben. Der Bahnbetrieb lag in den Händen der benachbarten [[Eisenbahn]] der [[Goldküste (Kolonie)|Goldküste]], der [[Gold Coast Government Railways]].<ref>Schroeter/Ramaer, S. 109.</ref> Aus diesem Grund wurde in dieser Zeit Rollmaterial in erster Linie aus dem britischen Wirtschaftsraum beschafft. Erst nach 1922 erhielt die Bahn ihren ersten [[Französische Sprache|französischsprachigen]] Namen: ''Chemins de fer de Togo'' (CFT).
 
Da es sich „nur“ um ein Mandatsgebiet handelte, dessen [[Völkerrecht|völkerrechtliche]] Zuordnung zu Frankreich nicht dauerhaft gesichert schien, hielt sich Frankreich mit Investitionen auch in die Eisenbahn Togos zurück. Die französische Kolonialmacht baute das von den Deutschen übernommene Eisenbahnnetz erst in den 1930er Jahren weiter aus. 1934 wurde die an die Bahnstrecke Lomé–Atakpamé ansetzende Bahnstrecke nach [[Blitta]] eröffnet, 113 km lang. Der bereits begonnene Weiterbau nach [[Sokonde]] wurde wegen Geldmangels eingestellt.<ref>Schroeter, S. 52.</ref>
Zeile 29:
 
=== Übernahme und Ausbau ===
1946 wurde Togo ein [[Vereinte Nationen|UN]]-Mandat. Die CFE beschaffte in dieser Zeit neue [[Lokomotive]]n, letztmals [[Dampflokomotive]]n. Sie stellte deren Betrieb aber bis 1964 vollständig auf [[Diesellokomotive|Dieselbetrieb]] um. Für den [[Personenverkehr]] blieben die alten Reisezugwagen aus der deutschen Kolonialzeit weiter – mindestens bis in die 1970er Jahre – in Betrieb. Ins Reich der durch eine Vielzahl eisenbahn- und kolonialromantischer Veröffentlichungen genährten Legenden gehört deshalb die Vorstellung, dass Togo bei seiner Unabhängigkeit 1960 eine funktionierendes Eisenbahnsystem aus der deutschen Kolonialzeit besaß, das seither ruiniert wurde. Tatsächlich war der [[Fahrzeug]]bestand bei Togos Unabhängigkeit überaltert.<ref>http://www. name="spiegel.de/spiegel/print/d-46176221">{{Der Spiegel|ID=46176221 |Titel=ENTWICKLUNGSHILFE / AFRIKA: Mit der Gießkanne |Autor= |Jahr=1964 |Nr=49 |Datum=2.html&nbsp;Dezember 1964 |Seiten=}}</ref> Für den Personenverkehr wurden Triebwagen von [[Renault#Triebwagen und Lokomotiven|Renault]], [[de Dietrich]] und einer von [[Soulé]] beschafft, eine Reaktion auf die entstandene Konkurrenz des Straßenverkehrs. Bereits seit den 1960er Jahren gab es Vorschläge, die Bahn insgesamt aufzugeben.<ref>Schroeter/Ramaer, S. 115.</ref>
 
Bei Kpémé schließt seit 1961 eine 22 Kilometer lange, private Meterspurstrecke an, die dem [[Phosphate|Phosphat]]-Transport des Unternehmens [[Société Nouvelle des Phosphates du Togo|SNPT]] (heute: Compagnie Togolaise des Mines du Bénin (CTMB)) von der Mine [[Hahotoe]] nördlich des [[Togosee|Togosees]]s zu einer Landungsbrücke an der Küste dient.<ref>Schroeter/Ramaer, S. 115; Jean-Louis Chaléard, S. 22.</ref> Sie ist eines der beiden Teilnetze, die auch heute noch in Betrieb stehen.
 
1970 wurde das [[Empfangsgebäude]] des Bahnhofs [[Lomé]] neu aufgebaut. Die Lager- und Lokomotivenhallen aus der deutschen Kolonialzeit sind hingegen fast unverändert erhalten.<ref>Lauber, S. 50.</ref>
Zeile 38:
 
=== Heutiger Betrieb ===
1985 wurde die Strecke von Lomé nach [[Aného]] östlich der Abzweigung von der Hauptstrecke stillgelegt.<ref>Lauber, S. 124.</ref> Die Bahnstrecken Lomé–Kpalimé und die Hauptstrecke Lomé–Blita wurdewurden 19 km nördlich von Lomé, ab dem Bahnhof [[Togblékové]], einschließlich der Zweigstrecke [[Agbonou]]–Atakpamé 1999 stillgelegt.<ref>http://www.fahrplancenter.com/Togo.html</ref>
 
Die Angaben dazu, in welchem Umfang aktuell Eisenbahnverkehr stattfindet, widersprechen einander.<ref>[http://www.fahrplancenter.com/Togo.html] fahrplancenter.com: "Heute (2003) fährt kein einziger Personenzug in Togo." und goruma.de: "Heute fahren wieder täglich Züge von Lomé nach [[Atakpamé]] und [[Blitta]], nach Kpalimé und nach [[Aného]] [http://www.goruma.de/Laender/Afrika/Togo/Reiseinfo/Anreise_und_Verkehr.html]</ref> Offensichtlich wurde eine Strecke von Lomé in den Norden Togos reaktiviert.<ref>[{{Webarchiv|url=http://www.lome.diplo.de/Vertretung/lome/de/00/Zugfahrt.html] |wayback=20120617165243 |text=Archivierte Kopie |archiv-bot=2019-05-12 11:25:49 InternetArchiveBot }}</ref>
 
Betrieben wird derzeit noch die Strecke vom Hafen in Lomé über [[Agbalépédogan]] und Togblékové bis Tabligbo. Sie wurde 2002 von der Westafrikanischen Zementgesellschaft (WACEM, ehemalige Cimtogo) übernommen und von [[RITES]] betrieben.<ref>http://www.fahrplancenter.com/Togo.html; anders eine ältere Quelle: Schroeter/Ramaer, S. 115: Danach soll die Strecke noch in den 1970er Jahren wieder aufgegeben und abgetragen worden sein.</ref> Hier fahren ausschließlich [[Ganzzug|Ganzzüge]]. Weiterhin fährt auch die Bahn der CTMB von Kpémé nach Hahotoé und von dort auf einer Zweiglinie nach [[Kpogamé]].<ref>http://www.fahrplancenter.com/Togo.html</ref>
 
== Literatur ==
* [[Franz Baltzer]]: ''Die Kolonialbahnen mit besonderer Berücksichtigung Afrikas.'' Göschen, Berlin u. a. 1916 (Reprintauflage. Reprint-Verlag Leipzig, Holzminden 2007, ISBN 978-3-8262-0233-9).
* Jean-Louis Chaléard, Chantal Chanson-Jabeur, Chantal Béranger: ''Le chemin de fer en Afrique.'' Éditions Karthala u. a., Paris 2006, ISBN 2-84586-643-7.
* Hans Peter Hahn: ''Eisenbahnen in Togo – zwischen kolonialer Ideologie und historischer Wirklichkeit'', in: ''spektrum'', Ausg.&nbsp;1/04, S.&nbsp;48–52 ([https://issuu.com/hphahn/docs/hahn_2004d_-_eisenbahn_in_togo online zugänglich] auf [[Issuu]]).
* Günther Klebes: ''Die Lokomotiven der Eisenbahnen in den ehemals Deutschen Schutzgebieten im Bild'' . Krefeld 1978
* Wolfgang Lauber (Hrsg.): ''Deutsche Architektur in Togo 1884–1914. Ein Vorbild für ökologisches Bauen in den Tropen.'' = ''L'Architecture allemande au Togo 1884–1914.'' Karl Krämer Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-7828-4017-8.
* Helmut Schroeter: ''Die Eisenbahnen der ehemaligen deutschen Schutzgebiete Afrikas und ihre Fahrzeuge.'' [[Verkehrswissenschaftliche Lehrmittelgesellschaft]], Frankfurt am Main 1961 (''Die Fahrzeuge der deutschen Eisenbahnen'' 7, {{ZDB|593887-9}}).
* Helmut Schroeter, Roel Ramaer: ''Die Eisenbahnen in den einst deutschen Schutzgebieten. Ostafrika, Südwestafrika, Kamerun, Togo und die Schantung-Eisenbahn. Damals und heute.'' = ''German Colonial Railways then and now.'' Röhr, Krefeld 1993, ISBN 3-88490-184-2.
 
Zeile 58:
 
[[Kategorie:Schienenverkehr (Togo)| ]]
[[Kategorie:Schienenverkehr (Afrika)|Togo]]
[[Kategorie:Spurweite 1000 mm]]
[[Kategorie:Geschichte (Togo)]]
[[Kategorie:Verkehr (Togo, Kolonie)]]
 
[[en:Rail transport in Togo]]
[[ja:トーゴの鉄道]]
[[pl:Transport kolejowy w Togo]]