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== Geschichte ==
Die älteste urkundliche Erwähnung ist 1091 als ''Crymene'' bekannt, mit Wandlungen des Ortsnamens 1378 in ''Krymmen'' und ab 1458 in ''Steinkrymen''. Der ursprüngliche Name wird als Ableitung vom altsorb. Kremen (dt. Kieselstein) verstanden, womit ''Steingrimma'' eine [[Pleonasmus|Dopplung]] darstellt.<ref>{{Literatur | Autor=Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle | Titel=Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte | Band=77 | Verlag=VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften | Jahr=1995 | Seiten=295 f.}}</ref>
Die in einem dicht bewaldeten Tal gelegene Siedlung war [[Wenden|wendischen Ursprungs]] und wurde im Jahr 1091 erstmals urkundlich erwähnt. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts betrieben die Einwohner überwiegend Ackerbau und Viehzucht. Die Felder der Gemeinde wurden als äußerst fruchtbar beschrieben. Zudem befanden sich schon in sehr frühen Zeiten in unmittelbarer Nähe des Ortes [[Tongrube]]n und ein [[Steinbruch]]. Hiervon leitete sich der Ortsname ab: ''Stein-Grimma''.<ref>Carl-Edouard Förstemann: ''Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen.'' Verlag Burger, 1867, S. 319.</ref> Das wendische Wort „grim“ bedeutet „tiefgelegenes, von Wasser und nassen Wiesen umgebenes Gelände“.<ref>[[Ernst Eichler (Linguist)|Ernst Eichler]] und [[Hans Walther (Onomastiker)|Hans Walther]]: ''Sachsen. Alle Städtenamen und deren Geschichte'', Faber und Faber Verlag, 2007, S. 68f.</ref>
 
Die in einem dicht bewaldeten Tal gelegene Siedlung war [[Wenden|wendischen Ursprungs]]. undDurch wurdeden imOrt Jahrfloss 1091die Grunau, erstmalsauch urkundlichGrunebach erwähntgenannt. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts betrieben die Einwohner überwiegend Ackerbau und Viehzucht. Die Felder der Gemeinde wurden als äußerst fruchtbar beschrieben. Zudem befanden sich schon in sehr frühen Zeiten in unmittelbarer Nähe des Ortes [[Tongrube]]n und ein [[Steinbruch]]. HiervonMittels leitetedes sichwendischen derWortes Ortsname ab: ''Stein-Grimma''.<ref>Carl-Edouard Förstemann: ''Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen.'' Verlag Burger„grim“, 1867„tiefgelegenes, S.von 319.</ref>Wasser Dasund wendischenassen WortWiesen „grim“umgebenes bedeutetGelände“ „tiefgelegenesbedeutend, vonergibt Wassersich undeine nassenweitere WiesenErklärung umgebenesfür Gelände“den Ortsnamen ''Stein-Grimma''.<ref>[[Ernst Eichler (Linguist)|Ernst Eichler]] und [[Hans Walther (Onomastiker)|Hans Walther]]: ''Sachsen. Alle Städtenamen und deren Geschichte'', Faber und Faber Verlag, 2007, S. 68f.</ref><ref>Carl-Edouard Förstemann: ''Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen.'' Verlag Burger, 1867, S. 319.</ref>
Durch den Ort floss die Grunau, auch Grunebach genannt. Nachweislich seit Anfang des 14. Jahrhunderts, sehr wahrscheinlich schon früher, besaß die meißnische Adelsfamilie von Draschwitz ein [[Vorwerk (Gutshof)|Vorwerk]] in Steingrimma. Während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] wurde die Kirche der Gemeinde zerstört und im Jahr 1692 von Grund auf neu errichtet. Im Kirchturm befanden sich zwei Glocken. Der Verbleib der aus den Jahren 1484 und 1733 stammenden Glocken ist unbekannt. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte die Kirche in Steingrimma als [[Filialkirche]] zur [[Parochie]] [[Dobergast]]. Die sonst nur in [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] bekannte, als [[Rotunde]] ausgeführte Bauform der Kirche galt als einzigartig in der Gegend. Den Auftrag zum Bau dieser [[Rundkapelle]] erteilte im 11. Jahrhundert [[Wiprecht von Groitzsch]]. Um das Jahr 1824 zählte der Ort 21 Häuser, 80 Einwohner und zwölf große Bauernhöfe. Die Gemeinde galt als sehr wohlhabend.<ref>Friedrich Adolph Schumann: ''Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen.'' Verlag der Gebrüder Schumann, 1824, S. 361.</ref><ref>Herbert Küas, Manfred Kobuch: ''Rundkapellen des Wiprecht von Groitzsch.'' Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1977, S. 108–109.</ref><ref>Gustav H. Heydenreich: ''Kirchen- und Schul-Chronik der Stadt und Ephorie Weißenfels seit 1539.'' Leopold Kell, Weißenfels, 1840, S. 219–223.</ref>
 
Den Auftrag zum Bau einer [[Rundkapelle]] im Ort erteilte im 11. Jahrhundert [[Wiprecht von Groitzsch]]. Die sonst nur in [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] bekannte, als [[Rotunde]] ausgeführte Bauform der Kirche galt als einzigartig in der Gegend. Während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] wurde der Kirchbau zerstört und im Jahr 1692 von Grund auf neu errichtet. Im Kirchturm befanden sich zwei Glocken. Der Verbleib der aus den Jahren 1484 und 1733 stammenden Glocken ist unbekannt. 1877 wurde eine kleine, einmanualige Orgel von [[Conrad Geißler]] mit sieben Registern eingebaut, versetzt vor 1981 in die [[Dorfkirche Meyhen]]. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte die Kirche in Steingrimma als [[Filialkirche]] zur [[Parochie]] [[Dobergast]].
 
Durch den Ort floss die Grunau, auch Grunebach genannt. Nachweislich seit Anfang des 14. Jahrhunderts, sehr wahrscheinlich schon früher, besaß die meißnische Adelsfamilie von Draschwitz ein [[Vorwerk (Gutshof)|Vorwerk]] in Steingrimma. Während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] wurde die Kirche der Gemeinde zerstört und im Jahr 1692 von Grund auf neu errichtet. Im Kirchturm befanden sich zwei Glocken. Der Verbleib der aus den Jahren 1484 und 1733 stammenden Glocken ist unbekannt. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte die Kirche in Steingrimma als [[Filialkirche]] zur [[Parochie]] [[Dobergast]]. Die sonst nur in [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] bekannte, als [[Rotunde]] ausgeführte Bauform der Kirche galt als einzigartig in der Gegend. Den Auftrag zum Bau dieser [[Rundkapelle]] erteilte im 11. Jahrhundert [[Wiprecht von Groitzsch]]. Um das Jahr 1824 zählte der Ort 21 Häuser, 80 Einwohner und zwölf große Bauernhöfe. Die Gemeinde galt als sehr wohlhabend.<ref>Friedrich Adolph Schumann: ''Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen.'' Verlag der Gebrüder Schumann, 1824, S. 361.</ref><ref>Herbert Küas, Manfred Kobuch: ''Rundkapellen des Wiprecht von Groitzsch.'' Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1977, S. 108–109.</ref><ref>Gustav H. Heydenreich: ''Kirchen- und Schul-Chronik der Stadt und Ephorie Weißenfels seit 1539.'' Leopold Kell, Weißenfels, 1840, S. 219–223.</ref>
 
;20. Jahrhundert
Obwohl ab dem Jahr 1908 zwischen Steingrimma und [[Queisau]] eine kleine Grube namens ''Bunge-Nebe'' im [[Untertagebau]] mit der Förderung von [[Braunkohle]] begann, blieb der Ort aufgrund seiner idyllischen Tallage bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein beliebtes Ausflugsziel. Dass sich unter Steingrimma ein bis zu 75 Meter mächtiges [[Flöz]] mit sehr fester Kohle befand, war seit 1911 bekannt.<ref>Zeitschrift für Gewinnung und Verwertung der Braunkohle: ''Braunkohle. Band 11.'' Deutscher Braunkohlen-Industrie-Verein, 1913, S. 54.</ref> Jedoch erreichte erst nach [[Deutsche Demokratische Republik|Gründung der DDR]] der Braunkohlenabbau eine neue Dimension. Zur Energieerzeugung setzte die DDR nahezu ausschließlich heimische Braunkohle ein. Die Maximierung der Fördermengen führte zur Inanspruchnahme riesiger Flächen. Orte, die in den Kohlefeldern lagen, wurden konsequent abgebaggert. Die größte Zahl der Ortsabbrüche und Umsiedlungen in Mitteldeutschland fiel daher in die Zeit der DDR. Jahrhunderte alte Gutshöfe, Kirchen und Kulturdenkmale wurden zerstört, Friedhöfe entweiht, ganze Wälder gerodet, Flüsse und Bäche verlegt, kanalisiert oder eingedeicht. Der Abbau der Braunkohle erfolgte in der DDR praktisch ohne Rücksicht auf Menschen oder Umweltbelange.<ref>[http://www.archiv-verschwundene-orte.de/de/ausstellung/themen/umsiedlung/67878 Umsiedlungen: Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen in der DDR] Archiv verschwundener Orte, abgerufen am 11. März 2019</ref><ref>Rolf Dieter Stoll, Christian Niemann-Delius, Carsten Drebenstedt, Klaus Müllensiefen: ''Der Braunkohlentagebau: Bedeutung, Planung, Betrieb, Technik, Umwelt.'' Springer, 2008, S. 442 f.</ref>
 
Als erste Nachbargemeinden fielen 1957 [[Mutschau]], 1960 [[Köttichau]] und 1967 [[Döbris]] dem ''Tagebau Pirkau'' zum Opfer. Die Auskohlung dieses Tagebaus war 1969 abgeschlossen.<ref>Carsten Drebenstedt: ''Rekultivierung im Bergbau.'' Technische Universität Bergakademie Freiberg, 2010, S. 130 f.</ref> Zu dieser Zeit fiel der Entschluss, den ''[[Tagebau Profen]]'' in südliche Richtung zu erweitern und die Orte Queisau, Steingrimma und Dobergast zu [[Devastierung|devastieren]]. Eine [[Werksbahn]] vom Tagebau Profen zum [[Braunkohlekraftwerk Deuben]] bestand bereits seit Mitte der 1950er Jahre. Das Abbaufeld Profen-Süd/D1 trug aufgrund des ergiebigen Flözes synonym die Bezeichnung ''Steingrimmaer Kessel''. Ende der 1970er Jahre erreichte der Tagebau den Ort. Die 178 Einwohner von Steingrimma wurden 1980 überwiegend in die neu entstandene [[Plattenbau]]siedlung Hohenmölsen-Nord umgesiedelt, gemeinsam mit den rund 430 Einwohnern von Queisau (1979/80) und Dobergast (1983/84).<ref>[https://www.agreement-berlin.de/wp-content/uploads/2017/04/doku-19_Profen.pdf ''Mitteldeutsches Braunkohlenrevier, Wandlungen und Perspektiven, Heft 19, Profen, S. 31.''] LMBV, abgerufen am 11. März 2019</ref><ref>[http://neue-heimat-hohenmoelsen.de/ Schülerprojekt Neue Heimat Hohenmölsen] Kulturstiftung Hohenmölsen, abgerufen am 11. März 2019</ref>
 
Nach der im Jahr 1998 abgeschlossenen Auskohlung wurde der „Steingrimmaer Kessel“ mit [[Abraum (Bergbau)|Abraummassen]] verfüllt und der [[Kippenboden]] [[Rekultivierung|rekultiviert]].<ref>[http://www.stadt-hohenmoelsen.de/download/1691/f_hhm_1_%C3%A4nderung_erl%C3%A4uterung_gesamt.pdf Flächennutzungsplan Hohenmölsen vom 20. Februar 2003] Stadt Hohenmölsen, abgerufen am 11. März 2019</ref> Die ehemaligen Gemeindegebiete von Steingrimma und Queisau erhielt 1981 [[katasteramt]]srechtlich zunächst Dobergast zugeordnet. Wiederum ging die [[Flur (Gelände)|Flur]] der 1984 devastierten Gemeinde Dobergast zum 1. Januar 1985 auf [[Großgrimma]] über.<ref>Statistisches Bundesamt (Hrsg.): ''Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. '' Verlag Metzler-Poeschel, 1995.</ref> Ende des 20. Jahrhunderts fiel der Beschluss, diesen Ort ebenfalls zu überbaggern, sodass am 1. Juli 1998 eine Eingemeindung der Flur von Großgrimma zur Stadt Hohenmölsen erfolgte.<ref>[https://www.destatis.de/DE/ZahlenFaktenThemen/LaenderRegionenLaender-Regionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/NamensGrenzAenderung/AktuellNamens-Grenz-Aenderung/1998.html Gebietsänderungen 1998] [[Statistisches Bundesamt]], abgerufen am 11. März 2019</ref>
 
;21. Jahrhundert
Landschaftlich erinnert nichts mehr an das ehemals dicht bewaldete Tal von Steingrimma. DieAnstelle frühereder früheren Ortslage liegtwird auf rekultiviertem Boden Ackerbau betrieben heuteund inmittenStrom einermittels ebenerdigenWindkraftanlagen Ackerflächeerzeugt. Ein sogenannter Heimatstein am nahegelegenen [[Mondsee (Sachsen-Anhalt)|Mondsee]] gedenkt zusammen mit anderen an das Dorf.<ref>[https://www.agreement-berlin.de/wp-content/uploads/2017/04/doku-19_Profen.pdf ''Mitteldeutsches Braunkohlenrevier, Wandlungen und Perspektiven, Heft 19, Profen, S. 31.''] LMBV, abgerufen am 11. März 2019</ref>
 
== Weblinks ==
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== Siehe auch ==
* [[Liste abgebaggerter Ortschaften]]
* [[Kirchenschließung#Kirchenabrisse aufgrund von Wirtschaftsinteressen|Kirchenabrisse aufgrund von Wirtschaftsinteressen]]
 
== Einzelnachweise ==
<references responsive />
 
{{Coordinate|article=DMS|NS=51/8/43.47/N1473|EW=12/10/28.43/E1576|type=citylandmark|name=GroßgrimmaSteingrimma|region=DE-ST}}
 
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{{SORTIERUNG:Steingrimma}}
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[[Kategorie:Mitteldeutsches Braunkohlerevier]]
[[Kategorie:Abgebaggerter Ort]]
[[Kategorie:Wüstung imin BurgenlandkreisHohenmölsen]]
[[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Burgenlandkreis)]]
[[Kategorie:Hohenmölsen]]
[[Kategorie:Gemeindeauflösung 1981]]