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Ab Mitte der 1980er begann die Blütezeit des Grindcore. Weitere neue Gruppen entstanden, die einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Genres nahmen. Zu ihnen gehörten in Großbritannien [[Extreme Noise Terror]], [[Unseen Terror]] und [[Carcass]], in den USA [[Cryptic Slaughter]], [[Terrorizer]] und [[Disrupt]] sowie in Japan [[S.O.B.]]. Auch auf dem europäischen Festland gründeten sich Grindcore-Bands. Dazu gehören in Belgien [[Agathocles (Band)|Agathocles]], in den Niederlanden [[Lärm (Band)|Lärm]], in Italien [[Cripple Bastards]], in der Schweiz [[Fear of God (Schweiz)|Fear of God]] und in Schweden [[Filthy Christians]].<ref name="history" /> Allerdings konnten sich die Szenen außerhalb von Großbritannien wegen ihrer regionalen Zersplitterung nicht konzentriert entwickeln.<ref>Mudrian: ''Choosing Death'', S. 36.</ref> Zwar nahm die US-amerikanische Band Repulsion (damals noch unter dem Namen Genocide) im Januar 1986 in [[Flint (Michigan)|Flint]] ihr erstes professionelles Demo ''The Stench of Burning Death'' auf, das ihr den Ruf der „schnellsten Band der Welt“ einbrachte, jedoch konnte die Gruppe trotz sehr guter Rezeption innerhalb der Grindcore-Szene keinen Plattenvertrag erlangen.<ref>Mudrian: ''Choosing Death'', S. 47.</ref> In Großbritannien dagegen entstanden [[Independent-Label]] wie [[Earache Records]], [[Peaceville Records]] und [[Manic Ears Records]], welche die Alben der Grindcore-Bands veröffentlichten und so einem breiten Publikum zugänglich machten. Für die Label-Gründer wie Digby Pearson von Earache war die Existenzgründung ein Ausweg aus der Sozialhilfe, da neben der Gründungsförderung auch während der Startphase Geld vom Staat gezahlt wurde.<ref>Mudrian: ''Choosing Death'', S. 140.</ref>
Das im Juni 1987 von Earache Records veröffentlichte Napalm-Death-Debütalbum ''[[Scum (Album)|Scum]]'' wird als Beginn der Grindcore-Welle angesehen.<ref name="blush">{{Literatur|Autor=Steven Blush|Titel=Grindcore|Sammelwerk=[[Spin (Zeitschrift)|Spin]]|Monat=Juni|Jahr=1991|Seiten=35-36}}</ref> Es verkaufte sich allein in der ersten Woche über 10.000 mal<ref>Ian Glasper: ''Trapped in a
Ende der 1980er begann die Vermischung der Grindcore- und [[Death Metal|Death-Metal]]-Szene. Die Einflüsse aus dem Metal begründeten sich zunächst darin, dass Musiker aus Metal-Bands Mitglieder von Grindcore-Bands wurden bzw. selber Grindcore-Bands gründeten und so ihre musikalischen Einflüsse aus dieser Musikrichtung einbrachten. So wird das Debütalbum der englischen Death-Metal-Band [[Bolt Thrower]] ''In Battle There's No Law'' noch dem Grindcore zugeordnet.<ref name="scaruffi277" /> Ein weiterer Grund für die Vermischung der Stile war das Bestreben bestehender Grindcore-Bands wie Napalm Death oder Carcass, ihre Musik um Elemente aus anderen Stilen anzureichern. Dies mündete Anfang der 1990er in die Veröffentlichung reiner Death-Metal-Alben wie ''[[Harmony Corruption]]'' (1990, Napalm Death) oder ''[[Necroticism – Descanting the Insalubrious]]'' (1991, Carcass). Diese Alben bedeuteten für die betroffenen Musikgruppen den Durchbruch in kommerzieller Hinsicht, so verkaufte Napalm Death zwischen 1991 und 2003 insgesamt rund 367.000 Alben und Carcass rund 220.000 Alben.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.roadrunnerrecords.com/blabbermouth.net/news.aspx?mode=Article&newsitemID=16769|titel=It's Official: CANNIBAL CORPSE Are The Top-Selling Death Metal Band Of The SoundScan Era|datum=2003-11-17|hrsg=blabbermouth.net|zugriff=2011-03-18|sprache=englisch}}</ref>
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== Charakteristika ==
=== Musik ===
Der Grindcore Mitte der 1980er war von [[Dilettant]]ismus geprägt, kaum ein Musiker hatte eine Ausbildung an seinem Instrument genossen.<ref name="history">Albert Mudrian: ''A Brief History of Grindcore''. [[Liner Notes]] zur [[Kompilation (Medien)|Kompilation]] ''Grind Your Mind – A History of Grindcore'', Mayan/Soulfood, 2007.</ref> Die Lieder waren mit unter einer Minute Spieldauer extrem kurz, der Gesang war tief und rau, die Musik geprägt von extrem schnellem Schlagzeugspiel, simplen und ebenso schnell gespielten [[Gitarrenriff]]s und einem matschigen und stark [[Verzerrung (Akustik)|verzerrten]] Bass.<ref name="purcell21">{{Literatur|Autor=Natalie J. Purcell|Titel=Death Metal Music. The Passion and Politics of a Subculture|Verlag=McFarland|Jahr=2003|ISBN=978-0-786415-85-4|Seiten=21}}</ref> Mit dem präzisen Gitarrenspiel und der Verwendung von [[Solo (Musik)|Gitarrensoli]] gab die Gruppe Carcass mit ihrem 1988er Debütalbum ''[[Reek of Putrefaction]]'' dem Grindcore in musikalischer Hinsicht neue Impulse<ref name="purcell21" /> Durch die Einflüsse aus dem Death Metal entstand das Subgenre [[Deathgrind]] und Pionier-Bands wie Napalm Death und Carcass vollzogen eine musikalische Veränderung hin zum reinen Death Metal.<ref name="MB77">{{Literatur|Autor=[[Martin Büsser]]|Titel=If the Kids Are United. Von Punk zu Hardcore und zurück|Jahr=2006|Seiten=77}}</ref> Verschiedene Bands, die sich ebenfalls von der ursprünglichen Grindcore-Szene entfernten, übernahmen Einflüsse aus [[Avantgarde-Jazz]] und [[Noise (Musik)|Noise]]. So entstand 1989 das [[Fusion (Musik)|Fusion]]-Projekt [[Naked City (Band)|Naked City]] um den [[Saxophon]]isten [[John Zorn]], das auf seinem 1990er Album ''Torture Garden'' eine Mischung aus Jazz, Rockmusik und Grindcore bot. Diese Fusion entwickelte John Zorn gemeinsam mit [[Bill Laswell]] und Mick Harris ab 1991 mit [[Painkiller (Band)|Painkiller]] weiter, indem er die Mischung der verschiedenen Musikstile um elektronische Elemente anreicherte. Andere Gruppen adaptierten Einflüsse aus dem [[Industrial]], O.L.D. entwickelte sich beispielsweise zu einer eher am frühen Industrial interessierten [[Industrial Metal|Industrial-Metal]]-Band.<ref name="TC147">{{Literatur|Autor=Miß Weisung|Titel=Death on Arrival|Sammelwerk=Testcard. Beiträge zur Popgeschichte|Nummer=1|Jahr=1995|ISBN=3-931555-00-3|Verlag=Ventil Verlag|Ort=Mainz|Seiten=147}}</ref> Als Ausdruck der postmodernen Strömungen innerhalb des Genres wird die von [[Apple Computer]] gesponserte Schweizer Grindcore-Band ''16-17'' angesehen, die Saxophone statt Gitarren verwendete.<ref>{{Literatur|Autor=Ian Christe
Während sich ein Teil der Grindcore-Bands weiterentwickelte und damit das Genre verließ, entstanden neue Bands, die mit immer schnelleren Taktgeschwindigkeiten ein Stück weit die Szene persiflierten. Gruppen wie [[Seven Minutes of Nausea]], [[Sore Throat]] und [[Anal Cunt]] steigerten die Geschwindigkeit so sehr, dass die Liedgrenzen aufgehoben wurden. So sind die ersten beiden Tracks des Anal-Cunt-Debüts ''Everyone Should Be Killed'' einfach als ''Some Songs'' und ''Some More Songs'' überschrieben.<ref name="TC146">{{Literatur|Autor=Miß Weisung|Titel=Death on Arrival|Sammelwerk=Testcard. Beiträge zur Popgeschichte|Nummer=1|Jahr=1995|ISBN=3-931555-00-3|Verlag=Ventil Verlag|Ort=Mainz|Seiten=146}}</ref>
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== Rezeption ==
Gerade in der Anfangszeit wurde die Grindcore-Szene durchaus von der etablierten Presse begrüßt. Insbesondere der bekannte Radiomioderator und DJ [[John Peel]] sorgte für ein Bekanntwerden von Napalm Death und Carcass. Eine ganze Reihe von unbekannten Bands durfte an seinen [[Peel Sessions]] teilnehmen, die live im [[British Broadcasting Corporation|BBC]]-Radioprogramm ausgestrahlt wurde. Die renommierte britische Musikzeitschrift ''[[New Musical Express|NME]]'' brachte in der Novemberausgabe 1988 eine [[Titelseite|Titelstory]] über Napalm Death<ref name="history" />, die US-amerikanische Zeitschrift ''[[Spin (Zeitschrift)|Spin]]'' berichtete 1991 ausführlich über die Musik und ihre Entstehung.<ref name="blush" /> Eine Teilnahme an der prestigeträchtigen Fernsehshow [[Top of the Pops]] scheiterte, weil sich die Musiker und die Verantwortlichen über die Rahmenbedingungen nicht einig wurden. Der Musiksender [[MTV]] dagegen zeigte in seiner Sendung [[Headbangers Ball]] regelmäßig die Musikvideos englischer Grindcore-Bands, insbesondere von Napalm Death.<ref>Mudrian: ''Choosing Death'', S. 158.</ref> 1992 traten Extreme Noise Terror auf Einladung der Musikgruppe [[The KLF]] bei den [[Brit Awards]] auf, wo sie ihre Version des KLF-Hits ''3a.m. Eternal'' spielten. The KLF inszenierten damit gleichzeitig ihre vorübergehende Auflösung.<ref>
In den 1990er Jahren gingen viele Kritiker auf Distanz zum Grindcore. Größere Entwicklungen sind im Genre nicht mehr auszumachen und so fokussierte sich die positive Betrachtung oft nur noch auf den humoristischen Aspekt.<ref name="TC147" /> Bekannte Szenevertreter wie Scott Hull (Agoraphobic Nosebleed, Pig Destroyer) bezeichneten die selbstauferlegten Grenzen insbesondere hinsichtlich der Instrumentierung als hinderlich für die Weiterentwicklung des Genres, weil die Verwendung elektronischer Hilfsmittel wie Drumcomputer und Keyboards „kein Grindcore mehr sei“ und bislang jede Strömung innerhalb des Genres unweigerlich zum Metal führe.<ref>Mudrian: ''Choosing Death'', S. 235.</ref>
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