Panoramaroboter (auch Panoramakopf oder Nodalpunktadapter genannt) ist eine Bezeichnung für einen motorisierten und meist vollautomatischen Schwenk-Neige-Kopf. Montiert auf einem Stativ, positioniert dieses Gerät Kameras und Objektive, um mehrere Einzelbilder aufzunehmen (segmentierte Bildaufnahme), die dann zu einem Panorama weiterverarbeitet werden können.
Entstehung
Der erste Panoramaroboter wurde mit dem Ziel entwickelt, sich von der klassischen Form einer Panoramakamera zu lösen und zur segmentierten Bildaufnahme überzugehen.[1][2] Grundsätzlich werden bei einer Panoramakamera einzelne Zeilen aufgenommen[3][4] und deshalb summiert sich die Belichtungszeit stärker auf als bei einer Kamera mit flächigem Bildsensor. Während bei einer Zeile pro Belichtungszeitraum nur wenige tausend Pixel parallel belichtet werden, sind es bei einem Flächensensor mehrere Millionen. Ein weiterer Nachteil der Panoramakameras, neben längeren Aufnahmezeiten, ist es, dass bewegte Objekte verzerrt werden und Artefakte entstehen können. Beispielsweise werden Fahrzeuge je nach relativer Fahrtrichtung gestreckt oder gestaucht abgebildet.
Panoramaroboter schwenken und neigen handelsübliche Digitalkameras prozessorgesteuert in die jeweiligen Positionen für die Einzelaufnahmen. [2][5]
Anwendung
Hauptsächlich werden Panoramaroboter im Bereich der klassischen Panoramafotografie eingesetzt. Neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnen sich außerdem auch durch den Einsatz auf Hochbildstativen (Hochbildpanoramafotografie) und extrem langbrennweitiger Teleobjektive (Gigapixelfotografie).
Digitalisierung von Gemälden
Erstmals zur digitalen Reproduktion von Gemälden wurde ein Panoramaroboter 2006 eingesetzt. Das von Haltadefinizione, Clauss, AMD und Nikon entwickelte Gerät steuerte die Aufnahme des Freskos Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci in Mailand, Italien. Dabei wurde die 460 cm × 880 cm große Abbildung mit ca. 16 Gigapixel digitalisiert.[6][7] Die Auflösung erreichte mit 16 Gigapexeln bis dato nicht gekannte Größen. Nahezu zeitgleich entstand mit einem gleichen Gerät die Reproduktion des Altargemäldes „Parete Gaudenziana“ am gleichen Standort in der Kirche „Santa Maria delle Grazie“ in Mailand.[8]
Darüber hinaus werden Panoramaroboter zur Inspektion in Gefahrenbereichen ferngesteuert eingesetzt.
Siehe auch
Literatur
- Thomas Bredenfeld: „Das Praxisbuch Digitale Panoramafotografie“, Galileo Press, Bonn, 2010, ISBN 978-3-8362-1223-6
- Ulrich Clauß: „Panoramascanner und Polarkoordinaten – neue Konzepte und Lösungen“ in Thomas Luhmann: „Photogrammetrie Laserscanning Optische 3D-Messtechnik“, Wichmann Verlag im VDE-Verlag, Heidelberg, 2004, ISBN 3-87907-407-0, S. 142–149
Einzelnachweise
- ↑ U. Clauß, „Segmentierende Bildaufnahmevorrichtung“, Patentschrift DE 10 2008 038 470 A1, 20.08.2008
- ↑ a b U. Clauß, „Verfahren und Anordnung zur Gewinnung hochwertiger Panorama-Bildaufnahmen“, Patentschrift DE 103 59 361 A1, 16.12.2003
- ↑ U. Clauß, „Anordnung und Verfahren zur photoelektrischen Panoramaaufnahme“, Patentschrift DE 199 21 734 A1, 11.05.1999
- ↑ U. Clauß, „Anordnung und Verfahren zur stereoskopischen optoelektronischen Bild- und Messdatengewinnung“, Patentschrift DE 197 46 319 A1, 21.10.1997
- ↑ CLAUSS Chronik: 2003 Entwicklung des ersten Panoramaroboters http://dr-clauss.de/de/firma-3/chronik
- ↑ Stern: Digitalisierung von Gemälden Leonardo da Vinci in Ultra-HD http://www.stern.de/digital/online/digitalisierung-von-gemaelden-leonardo-da-vinci-in-ultra-hd-3529550.html
- ↑ BBC News: Last Supper gets 16bn pixel boost http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/7065903.stm
- ↑ englische Wikipedia, „Largest Photographs in the World – Parete Gaudenziana“