[go: nahoru, domu]

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Historische Forschung: Zu dem Buch von Spraul
Zeile 84:
{{Zitat|Unerfahrenheit führte zur Disziplinlosigkeit unter deutschen Soldaten; Trunkenheit, ‚[[Eigenbeschuss|Friendly Fire]]‘, durch Panik verursachte Unfälle, regelmäßige Zusammenstöße mit belgischer und französischer Nachhut führten zur Konfusion; Wut auf die hartnäckige und zunächst erfolgreiche Verteidigung von [[Lüttich]] während der [[Eroberung von Lüttich (1914)|Schlacht von Lüttich]], Wut auf den belgischen Widerstand insgesamt, die nicht als Selbstverteidigung gesehen wurde; zumeist vorherrschender Hass auf den römisch-katholischen Klerus in Belgien und Frankreich; unklare oder inadäquate deutsche Frontregelungen zum Schutz von Zivilisten und Versagen der deutschen Logistik – dies alles führte zu unkontrollierten Plünderungen und Ausschreitungen etc.<ref>[http://www.vlib.us/wwi/resources/archives/texts/t040831d.html WWI Resource Centre] (Zusammenfassung von: John Horne, Alan Kramer: ''Deutsche Kriegsgreuel 1914. Die umstrittene Wahrheit.'' Hamburg 2004, ISBN 3-930908-94-8, S. 17–136.)</ref>}}
 
2016 legte der pensionierte Pirmasenser Studiendirektor Gunter Spraul ein umfangreiches Buch vor, das den zentralen Punkten von Horne und Kramer widerspricht.<ref>Gunter Spraul: Der Franktireurkrieg 1914. [[Frank & Timme]], Berlin 2016, ISBN 978-3-7329-0242-2.</ref> Alliierte Quellen lässt Spraul beiseite und stützt seine Kritik an John Horne und Alan Kramer im Wesentlichen auf problematische Regimentsgeschichten deutscher Einheiten, die oft erst Jahre später entstanden, ihre Grundlagen nicht preisgeben und zum Teil auch gefälscht waren. Warum belgische Greise, Frauen, Kinder und Säuglinge als vermeintliche Franktireure getötet wurden, interessiert Spraul nicht. [[Michael Epkenhans]] nennt diese Schrift darum ein „ärgerliches, rechtskonservatives Machwerk“.<ref>Michael Epkenhans: [http://www.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/grausamkeiten-in-belgien-was-geschah-denn-nun-wirklich-14506549-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_1 ''Rezension. Spraul, Gunter: Der Franktireurkrieg 1914. ISBN 978-3-7329-0242-2'']. In: [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 1. November 2016.</ref>
 
Mit seiner archivgestützten Studie "Schuldfragen" unternahm der deutsch-amerikanische Kunsthistoriker Ulrich Keller eine Neubewertung. Zentrale These des Buches ist, dass es einen belgischen Franktireurkrieg (Kampfhandlungen von Zivilisten, Heckenschützen, Angriffe auf Verwundete, Überfälle auf ruhende Truppenteile) in großem Umfang tatsächlich gab und diese irregulären und völkerrechtswidrigen Angriffe auf die deutschen Truppen den Anlass für die Kriegsverbrechen im August und September 1914 bildeten. [[Gerd Krumeich]] äußerte sich in seinem Vorwort zu diesem Buch generell zustimmend.<ref>{{Literatur | Autor=Ulrich Keller | Titel=Schuldfragen: Belgischer Untergrundkrieg und deutsche Vergeltung im August 1914 | TitelErg=Mit einem Vorwort von Gerd Krumeich | Verlag=Schöningh | Ort=Paderborn | Datum=2017 | ISBN=978-3-506-78744-6}}<br/>