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An der Nordgrenze Belgiens wurde das [[Grenzhochspannungshindernis]] errichtet, um die Flüchtlingsbewegungen nach den [[Niederlande]]n zu verhindern.
 
== Kriegsverbrechen ==
Nach dem unerwartet starken Widerstand Belgiens gegen die Invasion (bereits die [[Eroberung von Lüttich (1914)|Eroberung der Festung Lüttich]] erforderte tagelange, schwere Kämpfe) kam es in der Anfangsphase des Krieges zu vorsätzlichen Gewalttaten der Deutschen gegen die Zivilbevölkerung und zur Tötung von mehreren tausend belgischen Zivilisten. Die deutschen Truppen befürchteten und vermuteten oft ohne konkreten Anlass belgische Guerilla und [[Franc-tireur]]s in den Ortschaften, brannten Häuser nieder und exekutierten Zivilisten. So gab es vereinzelte Erschießungen schon in Lüttich, später in [[Aarschot]] (156 Tote), [[Andenne]] (211 Tote), [[Tamines]] ([[Massaker von Tamines]], 383 Tote) und in [[Dinant]] ([[Massaker von Dinant]], 674 Tote).<ref>Zahlen aus: John Horne, Alan Kramer: ''Deutsche Kriegsgreuel 1914. Die umstrittene Wahrheit.'' Hamburg 2004, ISBN 3-930908-94-8, S. 636 ff.</ref> Unter den Opfern waren auch Frauen und Kinder.<ref>Alan Kramer ''Dynamic of destruction: culture and mass killing in the First World War.'' Oxford University Press, 2007, ISBN 978-0-19-280342-9, S. 1–24.</ref><ref>Jeff Lipkes: ''Rehearsals. The German Army in Belgium, August 1914.'' Leuven University Press, Löwen 2007, ISBN 978-3-515-09159-6, S. 543–574.</ref><ref>John Horne, Alan Kramer: ''Deutsche Kriegsgreuel 1914. Die umstrittene Wahrheit.'' Hamburg 2004, S. 72 ff.</ref> Ob es überhaupt eine größere Partisanenaktivität gegeben hatte, ist heute umstritten (siehe [[Franc-tireur#Erster Weltkrieg|Franc-tireurs]]).<ref>Zur These, dass die deutschen Truppen die „Franc-tireurs“ aufgrund von Feindbildern und übersteigerten Ängsten meist nur imaginiert hätten, vgl. John Horne, Alan Kramer: ''Deutsche Kriegsgreuel 1914. Die umstrittene Wahrheit.'' Hamburg 2004. Kritisch dazu [http://www.sehepunkte.de/2004/07/6108.html die Rezension] von Peter Hoeres in [[sehepunkte]].</ref>
 
Der [[Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich)|deutschen Armee]] wurden eine Vielzahl von Übergriffen und Gräueltaten gegen die belgische Bevölkerung sowie zahlreiche Zerstörungen und Verstöße gegen die [[Haager Landkriegsordnung]] angelastet; 6.000 Belgier wurden getötet, 25.000 Gebäude in 837 Gemeinden zerstört. 1.500.000 Belgier flohen vor der deutschen Invasion (20 Prozent der belgischen Gesamtbevölkerung).<ref>Jeff Lipkes: ''Rehearsals. The German Army in Belgium, August 1914.'' Leuven University Press, Löwen 2007, ISBN 978-3-515-09159-6, S. 13.</ref><ref name="Enzy682f">Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz (Hrsg.): ''Enzyklopädie Erster Weltkrieg.'' Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76578-9, S. 682 f.</ref> Die von der alliierten Propaganda weidlich ausgeschlachteten Massaker wurden von der deutschen Führung mit dem Hinweis auf angebliche Freischärler gerechtfertigt.<ref>Laurence van Ypersele: ''Belgien.'' In: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz (Hrsg.): ''Enzyklopädie Erster Weltkrieg.'' Paderborn 2009, S. 46.</ref>
 
Am 25. August 1914 verwüstete die deutsche Armee die Stadt [[Löwen]] (siehe [[Zerstörung Löwens im Ersten Weltkrieg]]) und brannte vorsätzlich die [[Universitätsbibliothek Löwen]] nieder, wobei 1.000 Handschriften, 800 [[Inkunabel]]n und 300.000 Bücher, die in 500-jähriger Arbeit angesammelt worden waren, verbrannten. 248 festgenommene zivile Einwohner wurden erschossen.<ref>Spencer Tucker, Priscilla Mary Roberts u.&nbsp;a.: ''World War I: encyclopedia.'' Volume 1, ABC-CLIO, Greenwood 2005, S. 714.</ref><ref name="Enzy682f" /> Die [[17. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|17. Reserve-Division]] war zum ersten Fronteinsatz durch Löwen gezogen, als sich ein Schuss löste und Panik auslöste, die sich in einer wilden Schießerei Bahn brach. Die Soldaten drangen in die Häuser ein, aus denen tatsächlich oder vermeintlich geschossen worden war, töteten alle bewaffneten Personen und steckten die Gebäude in Brand. Vieles spricht dafür, dass die in der ganzen Stadt verteilten deutschen Einheiten sich bei der Schießerei versehentlich gegenseitig unter Feuer genommen hatten.<ref>[[Klaus-Jürgen Bremm]]: ''Propaganda im Ersten Weltkrieg''. Theiss, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-8062-2754-3. S. 39.</ref> Am 29. August musste die Restbevölkerung Löwen verlassen, insgesamt brannten 1.081 Häuser nieder und zahlreiche Kunstschätze gingen verloren.<ref>Peter Schöller: ''Der Fall Löwen und das Weissbuch. Eine kritische Untersuchung der deutschen Dokumentation über die Vorgänge in Löwen vom 25. bis zum 28. August 1914.'' Verlag Böhlau, Köln/ Graz 1958.</ref><ref>Laurence van Ypersele: ''Belgien.'' In: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz (Hrsg.): ''Enzyklopädie Erster Weltkrieg.'' Paderborn 2009, S. 45 ff.</ref>
 
Die [[The Times|Times]] vom 29. August 1914 schrieb, deutsche „[[Hunnen]]“ hätten sich am „belgischen [[Oxford]]“ vergriffen.<ref>[http://www.thetimes.co.uk/tto/archive/first-world-war/article4177714.ece www.thetimes.co.uk]</ref> Der Fall von Löwen wurde letztlich zu einer moralischen und propagandistischen Katastrophe der [[Mittelmächte]]. Der wenig später erfolgte Aufruf „[[Manifest der 93|An die Kulturwelt!]]“ deutscher Wissenschaftler, in dem kategorisch bestritten wurde, dass unbescholtene belgische Bürger zu Schaden gekommen seien („''Es ist nicht wahr, daß eines einzigen belgischen Bürgers Leben und Eigentum von unseren Soldaten angetastet worden ist, ohne daß die bitterste Notwehr es gebot.''“) verschlechterte das Ansehen Deutschlands und der Deutschen Armeen im Ausland noch zusätzlich.<ref>Commission d’Enquete: ''Rapports et Documents d’Enquete.'' vol. 1, book 1, S. 679–704, vol. 1, book 2. 1922, S. 605–615.</ref>
 
In [[Provinz Brabant|Brabant]] mussten sich Nonnen unter dem Vorwand entkleiden, sie seien Spione; in [[Aarschot]] kam es im August und September zu Gewalttaten gegen Frauen. Plünderung, Mord und Vergewaltigung waren weit verbreitet.<ref>Jeff Lipkes: ''Rehearsals. The German Army in Belgium, August 1914.'' Leuven University Press, Löwen 2007, ISBN 978-3-515-09159-6, S. 164–165.</ref>
 
[[Adolf Hitler]] lobte später die Erschießungen und Deportationen im besetzten Belgien als geeignetes und vorbildhaftes Mittel zur Vergeltung von Sabotage.<ref>{{cite book |title=Hitler’s Secret Conversations |last=Hitler |first=Adolf |authorlink=Adolf Hitler |year=1953 |publisher=Farrar, Straus and Young |location=New York |pages=25}}</ref><ref>John Horne, Alan Kramer: ''Deutsche Kriegsgreuel 1914. Die umstrittene Wahrheit.'' Hamburg 2004, S. 600.</ref><ref>Werner Jochmann (Hrsg.): ''Monologe im Führerhauptquartier 1941–1944. Aufgezeichnet von Heinrich Heim.'' München 2000, S. 59.</ref>
 
== Kriegspropaganda ==