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Verbrennung (Chemie)

exotherme chemische Reaktion bei hoher Temperatur zwischen einem Brennstoff (Reduktans) und einem Oxidans; sie produziert oxidierte, häufig gasförmige Produkte in einer Mischung, die man als Rauch bezeichnet
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Eine Verbrennung ist eine exotherme Redoxreaktion, bei der ein brennbarer Brennstoff durch Sauerstoff oxidiert wird. Das Oxidationsmittel Sauerstoff wird bei der Verbrennung reduziert und erniedrigt durch Aufnahme von Elektronen und Bildung von Oxiden seinen Oxidationszustand. Ein Bestandteil des Brennstoffs, fungiert bei der Verbrennung als Reduktionsmittel und erhöht durch Bildung von Oxiden seinen Oxidationszustand. Verbrennungsreaktionen verlaufen exotherm.

Verbrennung von Ethanol

Bei den Reaktonsschritten wird Energie freigesetzt, die bei den Stoßprozessen an die Radikalen übertragen wird. Die Energie kann als thermische Energie (= Erhöhung der Geschwindigkeit der Teilchen, diese Größe entspricht der Temperatur), den energetischen Zustand des Teilchens erhöhen (höherer Schwingungszustand) oder als Dissoziationsenergie oder Ionisationsenergie die innere Energie erhöhen. Wenn das angeregte Teilchen wieder in einen energetisch niedrigen Zustand fällt, wird diese Energiedifferenz durch ein Photon abgegeben, die als Strahlung mit einer bestimmten Wellenlänge emittiert wird.

Bei Substanzen, die der menschliche Körper als Energiequelle d. h. als Brennstoff benutzt, wie z. B. Glucose oder Fette, finden in den Körperzellen schrittweise und langsam verlaufende Oxidationsreaktionen mit Sauerstoff als Oxidationsmittel statt, die einer Verbrennung ähnlich sind. Diese Reaktionen verlaufen bei passend niedriger Körpertemperatur und könnten als Kalte Verbrennungen bezeichnet werden. Wegen ihrer großen physiologischen Bedeutung haben diese Reaktionen aber die spezielle Bezeichnung katabolische Stoffwechselreaktionen. Aus chemischer Sicht handelt es sich bei diesen Reaktionen ebenfalls um Redoxreaktionen.[1]

Begriffe, Einteilung

Chemie der Verbrennung

Die Flamme emittiert elektromagnetische Strahlung aus dem ultravioletten, sichtbaren und infraroten Strahlungsbereich. Es ist zu unterscheiden zwischen der Festkörperstrahlung und der Strahlung gasförmiger Moleküle. Als Festkörper ist der Festbrennstoff oder gebildeter Ruß (z. B. Feinstaub bei der Heizölverbrennung) zu betrachten. Der Festkörper emittiert Strahlung über dem gesamten Spektralband und das Spektrum entspricht näherungsweise dem eines schwarzen Strahlers. Die gasförmigen Moleküle und Atome werden durch die exotherme Reaktion der Verbrennung Energie zugeführt und es werden höhere Energieniveaus der Teilchen besetzt, von denen die Teilchen wieder auf einen energetisch tiefer liegenden Zustand fallen. Die Energiedifferenz bei Einnahme des Grundzustandes wird als Photon emittiert, die die Flamme bilden. Bei Molekülen werden Vibrations- und Molekülbanden besetzt; bei Atomen wird ein Linienspektrum emittiert. Diese Gasstrahlung ist selektiv und abhängig von den Bestandteilen des Brenngases und einer Vielzahl von Radikalen, die teilweise auch nur als Zwischenprodukt bis zur vollständigen Verbrennung existieren. Im Gegensatz zur Festkörperstrahlung ist die emittierte Gasstrahlung nicht gleichmäßig über das Spektrum verteilt. Das Spektrum einer Flamme ist abhängig von der Teilchenzusammensetzung in der Flamme. So ist die Strahlung einer Wasserstoffflamme insbesondere im sichtbaren Bereich sehr schwach, da die Radikale (H2, OH-, H, H+) im sichtbaren Wellenlängenbereich kaum elektronische Übergänge besitzen.

Langsame „kalte Oxidation“ lässt sich beim Verrosten von Metallen oder in Lebewesen bei der Oxidation von Nährstoffen, also deren „Verbrennung“ feststellen.

Dynamik der Verbrennung

Zur Optimierung einer Verbrennung wird durch technische Maßnahmen angestrebt, den Wirkungsgrad der Verbrennungs zu erhöhen und die Bildung von Schadstoffen zu reduzieren. Zur Reduzierung der globalen Erwärmung wird angestrebt, das Treiphauspoential der Abgase - insbesondere Kohlenstoffdioxids - zu minimieren (Dekarbonisierung). Dies kann nur durch Vrwendung von Brennstoffen erfolgen, die weniger Kohlenstoff (Erdgas statt Kohle) oder keinen Kohlenstoff enthalten (Wasserstoff).

Der Verbrennungsprozess wird durch Brennstoff und Luftzuführung so geregelt, dass eine konrollierte chemische Reaktion in einem defierten Brennraum stattfindet. Zur Anlagensicherheit muss gewährleistet sein, dass sich der gasförmige oder flüssige Brennstoff nach dem Einströmen in den Brennraum sicher entzündet und vollständig ausbrennt. Andernfalls ist die Bildung größeren explsionsfähigen Gasvolumen möglich, das bei einer Duchzündung einen schnellen Druckanstieg auslösen kann und eine Explosion zur Folge hat. Eine Verbrennung, bei der Sauerstoffanteil genau für eine vollständige Verbrennung ausreicht, wird als stöchiometrische Verbrennung bezeichnet. Der maximale Explosionsdruck von Kohlen- und Wasserstoffhaltigen Brennstoffen in geschlossenen Räumen mit ursprünglichem Umgebungsdruck (Volumendeflagration) beträgt 10 bar; die Flammengeschwindigkeit liegt im Bereich von 0,5 m/s (Kohlenwasserstoffe) bis 2,5 m/s (Wasserstoff).[2] Explosionen mit geringem Druckanstieg (atmosphärische Deflagration) werden als Verpuffung bezeichnet.

In der Technik wird für die Wärmeerzeugung eine geregelte Verbrennung genutzt, die gleitend an den Wärmebedarf angepasst wird. Als Führungsgröße wird z. B. die Temperatur eines Wärmeträgers oder der Dampfdruck einer siedenden Flüssigkeit genutzt und der Massenstrom des Brennstoffes und der Verbrennungsluft wird dem Wärmebedarf angepasst.

Bei industriellen technischen Prozessen, bei denen exotherme Reaktionen zur Stoffumwandlung eingesetzt werden (Thermoprozessanlagen) fällt Abwärme an. Es wird angestrebt, die Wärme möglichst wirtschaftlich zu nutzen. Diese Abwärme wird z.b. zur internen Nutzung, zur Stromerzeugung (über einer Abhitzedampferzeuger und Turbine) oder zur Fernwärmeeinkopplung genutzt. Nicht nutzbare Wärme muss in dem Fall z.B. über Kühltürme an die Umgebung abgegeben werden.

Brennraum

Hinsichtlich des bei der Verbrennung eingenommenen Raums (siehe dazu Flamme#Charakterisierung) unterscheidet man

  • flächige Verbrennung an Grenzflächen der Reaktionsmittel in der Flammenfront einer Flamme, beispielsweise
  • volumetrische Verbrennung nach Vormischung gas- oder dampfförmiger Bestandteile, beispielsweise

Nutz- und Schadfeuer

Die Verbrennung in einem Feuer kann kontrolliert (Nutzfeuer), zum Beispiel in einem Ofen, einem Dampfkessel (Feuerung), als Lagerfeuer, oder unkontrolliert als Schadfeuer bei einem Brand erfolgen.

Brandlehre, Brandklassen

Verlauf

Bei der Verbrennung reagiert eine Substanz, der Brennstoff, chemisch mit Sauerstoff oder mit einem anderen Gas. Der Brennstoff selbst kann fest (beispielsweise Holz, Kohle), flüssig (Benzin, Ethanol), flüssig werdend (Wachs) oder gasförmig (Methangas, Erdgas) sein. Letztlich beginnt vor der eigentlichen Verbrennung ein Verdampfen oder Cracken, sodass die entstandenen Gase mit dem gasförmigen Luftsauerstoff reagieren.

Voraussetzungen für eine Verbrennung

 
Verbrennungsdreieck

Für eine Verbrennung ist in ausreichender Menge brennbares Material nötig, das mit dem Oxidationsmittel reagiert, meist ist dies der Sauerstoff (siehe Sauerstoffindex). Darüber hinaus ist das richtige Mengenverhältnis des brennbaren Stoffes mit der Umgebungsluft oder dem reaktiven Gas und eine geeignete Zündquelle nötig. Ein Katalysator kann die Aktivierungsenergie, die für den Start der chemischen Reaktion erforderlich ist, herabsetzen. Dadurch kann die Verbrennung beschleunigt oder die zur Zündung notwendige Energie herabgesetzt werden.

Zünden

Die Einleitung des Brennvorgangs, das Entzünden, die Entzündung oder das Zünden (Zuführen der Aktivierungsenergie), wird unterschiedlich bezeichnet. Während allgemein Verbrennungen entzündet werden, können insbesondere Feuer und Deflagrationen angezündet, Detonationen können gezündet werden (Zünder). Dämpfe und Gase entflammen.

Anbrennvorgang und Vollbrand

Sobald eine kleine Brennstoffmenge reagiert hat, bringt die dabei freigesetzte Wärme als Aktivierungsenergie weiteren Brennstoff zum Reagieren. Die Verbrennung ist in diesem Sinne eine thermische Kettenreaktion. Das bei der Verbrennung freigesetzte Licht wird von den glühenden Masseteilchen emittiert. Außerdem erhöht sich typischerweise die Temperatur sehr stark, was zur Heizung oder Verrichtung von Arbeit genutzt werden kann.

Zurzeit werden in Anlagen zur Wärmeerzeugung meist Kohlenwasserstoffe mit dem Sauerstoff der Luft zur Reaktion gebracht. Es entsteht dabei Abgas, das neben Luftstickstoff hauptsächlich Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O) enthält. Je nach Art der Verbrennungsführung können verschiedene weitere Stoffe im Abgas enthalten sein, häufigste Anteile sind Kohlenmonoxid (CO), Stickoxide (NOx) und unverbrannte Kohlenwasserstoffe. Bei fetter Verbrennung (Kraftstoffüberschuss) von Kohlenwasserstoffen kann Ruß entstehen.

Chemie der Verbrennung

Luftzahl

Für die Verbrennung an Luft wird die sogenannte Luftzahl benötigt. Diese ist ein Verhältniswert aus den Anteilen der Umgebungsluft, also Sauerstoff zu Stickstoff und Argon:

 

Sauerstoffbedarf

Bezogen auf 1 mol Brennstoff erhält man den zur vollständigen Verbrennung erforderlichen Anteil Sauerstoff   über:

 
 

Löst man obige Gleichung nach   auf, so erhält man:

 

beziehungsweise

 , wobei die Kleinbuchstaben die Anzahl der im Brandstoff enthaltenen Elemente angeben.

Stöchiometrische Konzentrationen

Die für die vollständige Verbrennung rechnerisch nötige Konzentration von Brennstoff erhält man über

 

beziehungsweise

 


Beispiel

Als Beispiel sei hier die vollständige Verbrennung von 1-Propanol ( , Molmasse 60,1 g·mol−1) genannt:

 
 

Somit sind zur vollständigen Verbrennung von 1 mol Propanol 4,5 mol Sauerstoff nötig. Weiterhin lässt sich die stöchiometrische Konzentration, die für die Verbrennung nötig ist, berechnen:

 

beziehungsweise

 
Demonstration der Notwendigkeit der Luftzufuhr für eine kontinuierliche Verbrennung

Verbrennungsrechnung und Abgaszusammensetzung

Verbrennungsrechnungen mit den entsprechenden Abgaszusammensetzungen sind mit einem Rechenalgorithmus nach Werner Boie für den Anwendungsbereich Wärmetechnik besonders effizient möglich.[3]

Physik der Verbrennung

Beim brennbaren Material kann es nur zur Oxidation kommen, wenn ein einzelnes Atom oder Molekül des Brennstoffs mit Sauerstoff in direkten Kontakt kommt. Daher sind für die Verbrennungsgeschwindigkeit (Abbrandgeschwindigkeit) die Verfügbarkeit von Sauerstoff und sein inniger Kontakt mit dem Brennmaterial maßgeblich. Einige Löschverfahren beruhen darauf, die Sauerstoffzufuhr zu unterbrechen (Löschdecke, Schaum, CO2-Löschanlage).

Die Versorgung mit Sauerstoff kann man durch stete Zufuhr von Frischluft erreichen. In einem sich verengenden Kamin steigen die erwärmten Abgase schnell auf und erzeugen einen steten Unterdruck um das Feuer. Dieser saugt permanent frische Luft heran. Eine extreme Ausprägung sind Feuersturm und Waldbrände, die durch Winde, wie den Mistral, angefacht werden.

Um innigen Kontakt herzustellen, kann die Oberfläche des Brennstoffs vergrößert werden, das Vergasen des Brennstoffs in ein Gas ist eine geeignete Möglichkeit. Bei der Kerze schmilzt das Wachs am Boden des Dochts, steigt als Flüssigkeit auf und verdampft an der heißen Spitze. Das verdampfte Wachs verbrennt. Ein anschauliches Beispiel ist die Mehlstaubexplosion. Wird etwas Mehl in eine Kerzenflamme geblasen, wird das ansonsten unbrennbare Mehl durch die Zerstäubung brennbar und reagiert heftig. Beim Ottomotor erfolgt im Vergaser eine Verdampfung und im Dieselmotor wird der Brennstoff zerstäubt. Flüssiger Dieselkraftstoff lässt sich bei Raumtemperatur kaum entflammen. Durch die schnelle Verdichtung mit der daraus resultierenden Erhitzung der Luft im Verbrennungsraum auf etwa 800 °C zündet der eingespritzte Diesel selbst und verbrennt.

Über Flüssigkeiten entsteht in Abhängigkeit von der Stoffeigenschaft spezifischer Dampfdruck und den Umgebungsfaktoren Druck und Temperatur eine Dampfwolke. Handelt es sich um eine brennbare Flüssigkeit, so ist diese Dampfschicht in einem bestimmten Bereich (zwischen unterer und oberer Explosionsgrenze) entzündlich. Die kurzkettigen Kohlenwasserstoffe, das Benzin, haben einen hohen spezifischen Dampfdruck, sind leicht flüchtig, bilden also schon bei niedrigen Temperaturen eine brennbare Dampfschicht über der Oberfläche aus. Der längerkettige Diesel zündet schwerer, da der Dampfdruck geringer ist.

In einigen chemischen Verbindungen sind das „Oxidationsmittel“ (Sauerstoff) und das zu oxidierende „Material“ in demselben Molekül enthalten, so in vielen Sprengstoffen. Nitroglyzerin mit der Summenformel C3H5N3O9 enthält pro Molekül neun Sauerstoffatome (in drei Nitrat- und Salpetersäureester-Gruppen) und damit mehr als genug, um die im Molekül enthaltenen Kohlen- und Wasserstoffatome vollständig zu Kohlendioxid und Wasser zu oxidieren. Die Verbindung ist instabil und zerfällt explosionsartig schon bei leichten Erschütterungen. Die gasförmigen Oxidationsprodukte nehmen ein Vielfaches des ursprünglichen Volumens ein und erzeugen einen sehr hohen Druck, der die Sprengwirkung verursacht. Auch in den Treibmitteln von Raketentriebwerken ist Sauerstoff in verschiedenen Trägersubstanzen als Oxidationsmittel vorhanden, da dies im Vakuum des Weltalls erforderlich ist.

Materialkunde

Die Verbrennung von Holz beginnt meist mit einer Erhitzung von außen. Bei feuchtem oder nassem Holz unterbricht die Temperaturerhöhung bei etwa 100 °C die weitere Erhitzung des Holzes vor Erreichen der Zündtemperatur. Ist das Wasser weitestgehend verdampft, steigt die Temperatur und die Verbrennung der entweichenden Gase beginnt. Holz kann – abhängig von der Holzart – ungefähr das eigene Gewicht an Wasser speichern, und für den Verdampfungsvorgang ist zusätzliche Wärme nötig; so ist feuchtes oder nasses Holz kaum zu entzünden. Trockenes Holz zündet leichter und beginnt ab etwa 150 °C zu verkohlen. Dies ist eine Pyrolyse des Holzes durch hitzebedingte chemische Zersetzung. Es entstehen gasförmige Stoffe, die sich nach der Vermischung mit Luft entzünden. Die verbleibende Holzkohle besteht aus dem entgasten Holz und besteht im wesentlich aus Kohlenstoff, der zuletzt abbrennt.

Siehe auch

Literatur

  • J. Warnatz, U. Maas, R. W. Dibble: Verbrennung. Springer, Berlin 2001, ISBN 3-540-42128-9.
  • Rodewald: Brandlehre. 6. Auflage, W. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019129-7.
  • M. Lackner, F. Winter, A. K. Agarwal: Handbook of Combustion. Wiley-VCH, Weinheim 2010, ISBN 978-3-527-32449-1.
  • Drysdale: An Introduction to Fire Dynamics. Second Edition, John Wiley & Sons, Ltd, The Atrium, Southern Gate, Chichester West Sussex 1998, ISBN 978-0-471-97291-4.

Einzelnachweise

  1. Theodore L. Brown, H. Eugene LeMay, Bruce E. Bursten: Chemie. Die zentrale Wissenschaft. Pearson Studium, 2007, ISBN 978-3-8273-7191-1, S. 103 f.
  2. Institut für Strömungstechnik und Thermodynamik (ISUT) der Universität Magdeburg: Verbrennung gasförmiger Brennstoffe. Vorlesungsskript (Memento vom 18. Dezember 2018 im Internet Archive)
  3. Bernd Glück: Zustands- und Stoffwerte, Verbrennungsrechnung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Verlag für Bauwesen, Berlin 1991, ISBN 3-345-00487-9, online auf BerndGlueck.de, abgerufen am 22. Dezember 2016.