Die Auslegung der Tafeln und die Formformulierung der Klagen hatte die Priesterschaft inne, den tatsächlichen Gerichtsprozess führte als Gerichtsherr der [[Consulat|Konsul]], ab 367 v. Chr. der eigens für die ''iurisdictio'' zuständige [[Praetur|Prätor]]. Der Gerichtsherr wählte die zielführende und deshalb geeignete Legisaktion aus. Die Klageformeln wurden von den Priestern in eine bestimmte Form gebracht, dies in zweierlei Hinsicht: einerseits zur Herstellung einer Spruchformel, andererseits zur Herstellung eines Formelbuches. Dieses Buch soll, so schildert Pomponius in den Digesten weiter, später von [[Gnaeus Flavius]] „heimlich entwendet“ und dem Volk übergeben worden sein (''Gnaeus Flavius scriba eius libertini filius subreptum librum populo tradidit'').<ref>Digesten 1, 2, 2, 7.</ref>
Die Entwicklung neuer Spruchformeln durch [[Edikt]] des Prätors, führte zu erweitertem Rechtsschutz in den Rechtsangelegenheiten des ius civile. Die neuere rechtshistorische Forschung geht dabei davon aus, dass die Edikts- und Formeltexte im Hintergrund von professionellen Juristen formuliert wurden.<ref>[[Wolfgang Kunkel]], [[Roland Wittmann]]: ''Staatsordnung und Staatspraxis der Römischen Republik. Zweiter Abschnitt. Die Magistratur.'' (= [[Handbuch der Altertumswissenschaft]] X, Band 3,2,2), C.H. Beck, München 1995, S. 196; trotz zunächst entgegenstehender Auffassung auch Franz Wieacker: ''Römische Rechtsgeschichte.'' Erster Abschnitt: Einleitung, Quellenkunde, Frühzeit und Republik, München (Rechtsgeschichte des Altertums im Rahmen des Handbuchs der Altertumswissenschaft, X.3.1.1, S. 452 f.; [[Alfons Bürge]]: ''Römisches Privatrecht: Rechtsdenken und gesellschaftliche Verankerung. Eine Einführung.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, S. 42 f.</ref> Zur Anwendung kam es bei allen herkömmlichen Vertragstypen, besonders im Erb-, Gesellschafts- und Sachenrecht, etwa die ''[[bonorum possessio]]'', die ''[[Actio Publiciana (römisches Recht)|actio Publiciana]]'' oder die ''[[Adjektizische Klage|adjektizischen Klagen]]'', welche Innen- und Außenverhältnisse zwischen [[Pater familias|Hausherren]] und deren Gewaltunterworfenen regelte. Als ''ius praetorium'' trat damit einerseits [[ius honorarium]] hinzu, andererseits [[ius gentium]], das Ausländern (peregrini) galt.<ref>Marie Theres Fögen: Römische Rechtsgeschichten. Über Ursprung und Evolution eines sozialen Systems. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002 (italienisch: Bologna 2006), ISBN 3-525-36269-2, S. 187–190 (189).</ref> Das Nebeneinander aller drei Rechtsschichten prägte den Rechtsalltag (Auslegung des Zwölftafelgesetzes) fortan bis das Nebeneinander durch [[spätantike]] [[diokletian]]ische [[Codex Gregorianus|Gesetzgebung]] wieder aufgegeben wurde.<ref>Herbert Hausmaninger, Walter Selb: ''Römisches Privatrecht'', Böhlau, Wien 1981 (9. Aufl. 2001) (Böhlau-Studien-Bücher) ISBN 3-205-07171-9, S. 30, 48.</ref> Nach modernem Rechtsverständnis gleicht das ''ius honorarium'' methodisch dem Prinzip der [[Rechtsfortbildung|richterlichen Rechtsfortbildung]].<ref>[[Heinrich Honsell]]: ''Römisches Recht.'' 5. Auflage, Springer, Zürich 2001, ISBN 3-540-42455-5, S. 20.</ref>
== Nachwirkungen und Überlieferung ==
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