Hilfe:Keilschrift
Formales
BearbeitenIn Einträgen in Keilschrift wird auf die Abschnitte Worttrennung und Aussprache verzichtet.
Die Umschrift erfolgt nach den Richtlinien der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft → Hilfe:DMG.
Mesopotamische Keilschrift
BearbeitenKeilschriftzeichen können entweder als Logogramm — Wortzeichen, als Syllabogramm —, Silbenzeichen oder seltener als Determinativ interpretiert werden.
Herkunft
BearbeitenDie Orientierung der Keilschriftzeichen in archaischen, frühgeschichtlichen Texten war gegenüber den späteren um 90 Grad gedreht.[1] Wer also die Zeichen in Gedanken in einem rechten Winkel nach rechts „kippt“, kann sich die ursprüngliche Gestalt besser vorstellen.
Mit einem gunû, einer Schraffur durch eine Reihe paralleler Striche, konnte man einen Teil eines Keilschriftzeichens markieren oder hervorheben und so Schriftzeichen differenzieren.[2] Beispiel: 𒊕 (SAG), „Kopf“, stellt als ursprüngliches Piktogramm eben einen Kopf dar. 𒊕 mit gunû auf der Mundpartie ergibt das Zeichen 𒅗 (KA), welches „sprechen“ bedeutet.
Quellen:
- ↑ Eckhard Unger: Die Keilschrift. Entstehung, System und Ornamentik der Schrift der ältesten Hochkultur. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1929, Seite 7 (online: The Research Archives of the Oriental Institute, University of Chicago, abgerufen am 17. Dezember 2013)
- ↑ Dietz Otto Edzard: Gunierung. In: Ernst Weidner, Wolfram von Soden (Herausgeber): Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie. Dritter Band. Fabel–Gyges, Walter de Gruyter, Berlin, New York 1957–1971, ISBN 3-11-003705-X, Seite 700 f.
Umschrift
BearbeitenLesungen
BearbeitenDie Umschrift der Keilschrifttexte in sumerischer, akkadischer oder hethitischer Sprache folgt den Konventionen der DMG.
Zusätzlich wird zur Unterscheidung unterschiedlicher Keilschriftzeichen zur Anzeige (daher Bezeichnung als Index (Zeiger)) gleicher Lautwerte die jeweilige Umschrift durchnummeriert:
- Beispiel:
- gin Nr. 1 – Zeichen 𒁺 : gin (ohne Kennzeichnung)
- gin Nr. 2 – Zeichen 𒂅 : gín (im deutschsprachigen Umfeld) oder gin2
- gin Nr. 3 – Zeichen 𒆳 : gìn (im deutschsprachigen Umfeld) oder gin3
- gin Nr. 4: gin4
- gin Nr. 5: gin5
- usw.
Da der Erkenntnisstand der (immer noch) jungen Wissenschaft ständig wächst, werden mitunter Lautwerte falsifiziert und dann nicht mehr verwendet, so dass Lücken in der Folge der Indices auftreten. Für neu entdeckte bzw. hypothetische, in der Wissenschaft noch nicht etablierte Lautwerte verwendet man den Index x: Lautwertx
Zeichennamen
BearbeitenDer Name des Zeichens wird in Großbuchstaben geschrieben. Viele Zeichennamen wurden von den babylonischen Gelehrten festgelegt und überliefert.
Determinative
BearbeitenWegen der Mehrdeutigkeit der Zeichen, aber auch als Lesehilfe setzten die alten Schreiber vor oder hinter ein Zeichen oder eine Zeichengruppe mit bestimmter Bedeutung ein Keilschrift–Logogramm, welches das Wort einer Gruppe zuordnet, indem es das Wort z. B. als Metall, Ortsangabe, Gottheit bestimmt, oder eben: determiniert. Determinative werden nicht mitgelesen.
Nach der Konvention wird das Determinativ hochgestellt. Wir verwenden dazu den HTML-Tag sup: Als Beispiel die Stadt Ur:
Urimki (im Quellcode:) Urim<sup>ki</sup>
- Wikipedia-Artikel „Determinativ“
Wiedergabe einzelner Sprachen in mesopotamischer Keilschrift
BearbeitenSumerisch
BearbeitenDie Sprache der ältesten Keilschrifttexte ist nicht bestimmbar.
Akkadisch
BearbeitenKonventionen wie Sumerisch. Sumerische Lexeme tauchen in akkadischen Texten als Logogramm, in der Altorientalistik Sumerogramm genannt, auf, Beispiel:
- (Keilschrift) 𒀀𒈾 𒈗 𒂗𒅀
- (Transliteration) a-na LUGAL EN-ia
- (Transkription) ana šarri bēlīja — „an (ana) den König (šarru), meinen Herrn (bēlu, vgl. hebr. בעל, Herr)“
Ein Sumerogramm wird in Großbuchstaben wiedergegeben. In der Regel entspricht es dem Zeichennamen (s. o.).
Mimation
BearbeitenIn den Sprachstufen bis zum Altbabylonischen, später noch dichterisch und archaisierend, tritt an das Ende bestimmter Deklinationsformen ein -m.
In syllabischer Schreibung dienen häufig 𒌝 (um), 𒄠 (am) und 𒅎 (im) der Wiedergabe der Mimation, Beispiel: 𒊬𒊒𒌝 (šar-ru-um)
Besondere Zeichen, die den letzten Konsonanten, dann die Kasusendung u/i/a, dann das End-m wiedergeben, sind (einige leider mehrdeutig):
- 𒇴 (lam) — im Akkusativ
- 𒅆 (lim, auch lam5) — im Genitiv, auch im Akkusativ
- 𒈝 (lum) — im Nominativ
- 𒉏 (nim, auch num) — im Genitiv, auch im Nominativ
- 𒈝 (núm) — im Nominativ
- 𒀸 (rum) — im Nominativ
- 𒌓 (tam) — im Akkusativ, vor allem: Feminina (-atam), Abstrakta (-ūtam)
- 𒁴 (tim) — im Genitiv, vor allem: Feminina (-atim), Abstrakta (-ūtim)
- 𒌈 (tum) — im Nominativ, vor allem Feminina (-atum), Abstrakta (-ūtum)
Hethitisch
BearbeitenAuch das Hethitische verwendet neben der Hieroglypenschrift die Keilschrift der (damals schon alten) Sumerer, von uns wiedergegeben in den bekannten Konventionen. Zusätzlich werden akkadische Wörter verwendet, welche aber als Logogramm aufgefasst wurden. Diese Akkadogramme werden in kursiven Großbuchstaben umschrieben,
Keilschriftfonts
BearbeitenIn der Regel ist keine Schriftart/kein Font auf Windows- oder Linuxsystemen vorinstalliert. Die Zeichentabelle zeigt die Gestalt der Zeichen der einzelnen Schriften, wenn ein Font installiert ist.
Nicht jeder Browser stellt die Zeichen problemlos dar. Die aktuellen Firefox und Chromium haben damit keine Probleme. Bei anderen Browsern kann es vorkommen, dass in der Titelleiste nur Platzhalter zu sehen sind.
Unicode und Probleme der Zeichendarstellung
BearbeitenEs werden im Unicode alle gängigen Keilschriftzeichen repräsentiert. Keilschrift gehört zum erweiterten Bereich des Unicode-Systems. Die Kodierung der mesopotamischen beginnt mit dem Zeichen 𒀀(A), dezimale Kodierung: Nummer 12000. Die Keilschrift ist in zwei Blöcke gegliedert: „Cuneiform“ und „Cuneiform Numbers and Punctuation“
Sollten trotz installierter Keilschrift-Fonts nur Platzhalter erscheinen: Wikipedia, Hilfe UTF-8-Probleme: Warum werden statt Sonderzeichen Rechtecke / Fragezeichen angezeigt?
Unter Linux (erprobt: Debian und Ubuntu) können sowohl Firefox als auch Chromium Keilschrift darstellen. Das (Debian-)Paket ist unter „Unicode Fonts for Ancient Scripts“ zu finden. Auf PCLinuxOS kann der vorher heruntergeladene True-Type-Font im Control Center/„Sytem“/„Manage, add and remove fonts“ importiert und installiert werden.
Weblinks
Bearbeiten- Wikipedia-Artikel „Keilschrift“
- Wikipedia-Artikel „Zeichentabelle“
- Wikipedia-Artikel „Unicodeblock Keilschrift“
- Wikipedia-Artikel „Unicodeblock Keilschrift-Zahlzeichen und -Interpunktion“
- Aufbau des Unicode-Systems in: SELFHTML 8.1.2
- G. G. W. Müller: picker Altbabylonisch. www.hethport.uni-wuerzburg.de, abgerufen am 19. Februar 2013 (Keilschrift schreiben, altbabylonische Lautwerte).
Fonts für den Download
Bearbeiten- „Akkadian“(.ttf), zum Beispiel auf: Unicode Fonts for Ancient Scripts
- Steve Tinney, Eleanor Robson: Unicode Fonts for Oracc. In: Oracc: The Open Richly Annotated Cuneiform Scripts. University of Pennsylvania, abgerufen am 10. November 2017. — Freie Fonts
- Gerfrid Müller: Unicode Cuneiform Fonts for Macintosh and Windows. hethitologie Portal mainz (www.hethport.uni-wuerzburg.de, abgerufen am 10. November 2017. — Freie Fonts
- Linux (Debian): Christoph Haas, Paul Wise: screenshots.debian.net: Package 'ttf-ancient-fonts. Abgerufen am 10. November 2017.