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Die beiden Nachtwandler

Aus Wikipedia
Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.
Daten
Titl: Die beiden Nachtwandler
Originaltitl: Die beiden Nachtwandler oder Das Notwendige und das Überflüssige
Goddung: Posse mit Gesang in zwei Akten
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Literarische Voarlog: Maler Klex oder das Notwendige und das Nützliche von Josef Alois Gleich
Musi: Adolf Müller senior
Eascheinungsjoar: 1836
Uaauffiahrung: 6. Mai 1836
Oat vo da Uaauffiahrung: Theater an der Wien in Wean
Oat und Zeid vo da Handlung: Die Handlung spielt in einem Marktflecken und dem dazugehörigen herrschaftlichen Schlosse
Personen
  • Lord Wathfield[1]
  • Malvina, seine Tochter
  • Lord Howart,[2] ihr Verlobter
  • Sebastian Faden, ein armer Seiler
  • Fabian Strick, sein Geselle
  • Frau Schnittling,[3] eine Kräutlerin
  • Babette, ihre Tochter, Fadens Geliebte
  • Pumpf,[4] ein Bandelkramer[5]
  • Hannerl, seine Schwester, eine Wäscherin, Stricks Geliebte
  • Herr von Brauchengeld, ein zu Grund gegangener Rentier
  • Mathilde, Emilie, seine Töchter
  • Theres, deren Stubenmädchen
  • Amtmann Geyer
  • Krall, Schnell, Puff, Kniff, Fint, Gauner
  • Ein Wirt
  • Franz, Jakob, Michel, Joseph, Kellner
  • Jackson, Jäger des Lord Howart
  • John, Bedienter des Lord Howart
  • Rasch, Schlossinspektor
  • Anton, Georg, Bediente
  • Bediente, Einwohner beiderlei Geschlechts, Gäste, Wächter

Die beiden Nachtwandler oder Das Notwendige und das Überflüssige is a Poss'n mit G'saung in zwaa Akt' vom Johann Nestroy. Des Stückl is 1836 entstaund'n und aum 6. Mai von dem Joahr ois Benefiz-Vuastöllung füa'n Nestroy easchtmois aufg'füaht wua'n.

Da Lord Howart is im Gåsthof ohg'stieg'n, weul a zu seina Valobt'n Malvina foah'n mechtat, owa in da Nåcht wiad a von fünf Gauna üwafoi'n, de wås eahm ausraub'n woi'n. Da Faden, dea ollweu nåchtwand'ln tuat, daschreckt de fünfe so seah, dass' davaurennan und von de Wåchta eig'faungt wea'n kennan. Da Howart wüll sein' Retta Faden „glücklich machen“ und gråd in dem Moment kummt da Lord Wathfield mit da Malvina dazua. Da Wathfield zweifelt, dass glickli måch'n mit Göid allani meglich warat. Se wett'n, dass da Howart eascht daunn de Malvina heirat'n deaf, bis da Faden restlos glicklich is.

Dea tuat inzwisch'n no imma weida nåchtwandeln und is beim Pumpf im Haus eig'stieg'n. Jetzt'n wiad a vadächticht, den sei Schwesta Hannerl belästicht zum hau'm. Aa de Babette vadächticht eahm, ihra untreu zum sei und da Strick sågt eahm gaunz empöat in Dienst auf. Da Strick kaunn sei Misstrau'n aa guat begründ'n:

„Ich glaube von allen Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich habe mich noch selten getäuscht.“ (Erster Akt, sechzehnte Szene)[6]

Da Howart und da Wathfield dazöi'n in Faden, se warat'n „höhere mächtige Wesen“, de wo eahm glickli måch'n woi'n, se vabiat'n eahm owa, wås Üwaflüssich's zum valaunga. Da easchte Wunsch nåch an bessa'n Quartier und a bissal Göid is noch recht bescheid'n und wiad glei eafüit. Da Faden ziagt in Howart sei Gäatnahaus, wo eahm in Brauchengeld sei Tochta Emilie begegn't und ea valiabt si glei in des Madl. Da Brauchengeld foadat 10.000 Guid'n, damit a jå sågt, da Faden valaungt des Göid vom Howart ois unbedingt notwendich und drum kriagt' as aa. Safuat is de Emilie bereit, si zum valob'n, aa da Strick kummt in da Hoffnung auf bessare Zeit'n z'ruck:

„Ich hab'die Not mit Ihnen geteilt, es ist jetzt meine heiligste Pflicht, auch in die guten Tag Sie nicht zu verlassen.“ (Erster Akt, siebenundzwanzigste Szene)[7]

Boid wea'n in Faden seine Wünsch' imma greßa, weu de Emilie is mit'n Gäatnahaus net z'fried'n und wü in Howart sein Palast üwasied'ln. Vaärgat gibt da Howart auf Drängan vom Wathfield nåch, weu sa si jå sich ja um was notwendich's füa'n Faden sei Glück haund'lt. Wia owa da Faden valaungt, da Wathfield muass sein' Zopf ohschneid'n, weu dea eahm narrisch måcht, is des a üwaflüssicha Wunsch und de gaunze G'söischåft wiad aus'n Schloss vajaukt. De Malvina owa vazeicht in Howart sei' unüwalegte Wett'n mit iah'n Vodan.

De gaunz'n Bewohna vom Faden sein Duaf låch'n boshåftich üwa'n Aussewuaf von de zwaa, nua eahnare ehemålich'n Geliabt'n Hannerl und Babette hau'm a Mitleid. Då sehg'n olle auf amoi in Faden und in Strick nåchtwaund'ln und jetzt'n san de gaunz'n Missvaständniss' endlich kloa. Da Howart üwalasst in Faden des Gäatnahaus und a klaan's Betriebskapetäu, da Strick is mit da G'schicht' aa z'fried'n:

Hannerl, ich hab' dir Unrecht getan, zum Lohn will ich jetzt deine ganze Erbschaft mit dir teilen. (Zweiter Akt, achtundzwanzigste Szene)[8]

Weaksg'schicht'

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Des natürliche Zauberspiel mit Gesang in zwei Aufzügen mit'n Tit'l Maler Klex oder das Notwendige und das Nützliche[9] vom Josef Alois Gleich is aum 14. Dezemba 1819 im Leopoldstädter Theater uaaufg'füaht wua'n, ois Benefizvuastöllung füa den daumois berühmt'n Komika Ignaz Schuster. Da Gleich håt in Adrien Comte de Sarrazin sei Mäach'n „Le Nécessaire et le Superflu“[10] auf Weana Vahöitniss' umg'schrieb'n. De söwe G'schicht behaundelt des deitsche Mäach'n Vom Fischer und seiner Frau von de Briada Grimm aus 1812, des wo auf a weitaus öitare mündliche Üwaliefarung in Plåttdeitsch z'ruckgeht. Des Thema ia aa vom Ignaz Franz Castelli in sein' einaktich'n Singg'spül Aladin oder Das Notwendige behaund'lt wua'n. Da Nestroy håt in Gleich sei Stückl ois Grundlåg füa sei Poss'n g'numma und draus a mäach'nhåfts „Zauberstück“ g'måcht, des wås trotzdem gaunz ohne wiakliche Zauwarei'n auskummt. Des Auftrittsliedl vom Stricks woa des easchte in ana laungan Reih' vom Nestroy seine Berufscouplets.[11]

Da Nestroy håt in Fabian Strick, da Wenzel Scholz sein Masta Sebastian Faden, da Friedrich Hopp in Band'lkrauma Pumpf, da Ignaz Stahl in Herrn von Brauchengeld, de Eleonore Condorussi de Tochta Emilie, in Nestroy sei Leb'nsg'fäahtin Marie Weiler des Stub'nmadl Theres g'spült.[12]

Des Origenäumanuskript vom Nestroy is valua'n gaunga, in sein Nåchlass håt ma nua a Tit'lblad'l mit an Peasonenvazeichnis g'fund'n. De Origenäupartetua vom Adolf Müller is no vuahaund'n.[13]

Zeidungskritik

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De Kritik in de Weana Zeidungan woa fåst imma guat, waunn aa mauncha Kritika duach de realistische Auffåssung von an „Zauwag'spü“ vaunsichat g'wes'n is.[14]

De nestroyfreindliche Wiener Theaterzeitung vom Adolf Bäuerle håt aum 9. Mai vameakt:

„Wenn wir unsere Meinung über Ideen, Anlage und Ausführung ganz unumwunden aussprachen, so müssen wir auch auf der anderen Seite ebenso offen gestehen, daß der Verfasser das Stück dafür mit recht viel witzigen Einfällen, mit einer Fülle voll Drolerien und drastischen Schlagspäßen ausstattete.“

Da in Nestroy net imma guat g'sinnte Sammler widarum håt aum 12. Mai g'schrieb'n:

„Wer in diesem Stück Gediegenheit sucht – denn auch eine Posse kann gediegen sein – der möge fernbleiben, wer aber sein Zwerchfell ein paar Stunden unablässig erschüttert und alle Lachmuskeln in Bewegung gebracht wissen will, der gehe hin und wird sich befriedigt finden. […] Die Aufführung von seiten der beiden Komiker [Nestroy und Scholz] war perfekt.“

De Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode woa in ihra Kritik vom 14. Mai scho a weng kritischa:

„[…] dennoch mag man es uns zu gute halten, wenn wir das in Rede stehende Stück für ein zwar recht lustiges und wohl auch amüsantes, aber nicht für ein gelungenes erklären.“

Spätare Fåchkritik

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Da Otto Rommel stöllt fest, dass des Weak a guat's Beispü dafüa warat, wia seah de früacha'n Bessarungsstückln vom Nestroy no mit de Zauwaposs'n vabund'n g'wes'n san. Sei Manung dazua: „Die Kritik fand die rationalistische Umsetzung der Zauberwelt ins Natürliche äußerst gelungen, wir sehnen uns fast nach den echten Geistern.“ (Zitat)[15]

Vom Helmut Ahrens wiad augemeakt, da Inhoit von dera Poss'n düafat ois „Volkslegende im besten Sinne gewertet werden“ (Zitat). De Näch'n zu'm plåttdeitsch'n Voiksmäach'n Von den Fischer und siine Fru is eastaunli eng. Des Nestroysche draun warat, dass a drin neualich sei Üwazeigung zagt, da Mensch is net wiakli waund'lboa, weul a dem G'füi von da glicklich'n Z'fried'nheit imma sei Giarichkeit nåch no meah dagege'n stöit.[16]

Beim Franz H. Mautner is zum les'n, dass trotz dene poss'nhåft'n Eig'nschåft' n des Weak in Nestroy sei feinfühlicht's Stückl und trotz da Åbwes'nheit von ana jed'n Zauwarei a echt mäach'nhåft's Zauwag'spül warat. In Strick sei Auftrittsliad is nåch seina Manung des easchte von de späda so berühmt'n Nestroyisch'n „Berufs-Couplets“ mit an aug'hängt'n Monolog.[17]

Da Karl Kraus håt des Stückl stoak g'schätzt und drum in seina eiganan Beoawatung oft vuag'les'n, wobei'r a duach a Z'saummfåssung von de Schlussszenan (II, 21–28) zu an G'spräch zwisch'n in Wathfield, in Howart und da Malvina in Nestroy sei Fåssung easetzt und damit de Wiakung vom Faden seina vuaherich'n Foadarung nåch'n Üwaflüssich'n no vastäakt håt.[18]

  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, sechster Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1926; S. 289–378 (Text).
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, achter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1926; S. 200–225 (Anmerkungen).
  • Franz H. Mautner (Hrsg.): Johann Nestroys Komödien. Ausgabe in 6 Bänden, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1979, 2. Auflage 1981, 2. Band. OCLC 7871586.
  • Franz H. Mautner: Johann Nepomuk Nestroy Komödien. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1979, 2. Auflage 1995, Insel Taschenbuch Nr. 1742.
  • Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908.
  • Ulrike Tanzer: Fortuna, Idylle, Augenblick: Aspekte des Glücks in der Literatur. Königshausen & Neumann, 2011, ISBN 9-783-8260-3761-0, hier: S. 124–125.
  1. auf'n Theatazedl is da Nauman foisch ois Wahtfield g'schrieb'n
  2. auf'n Theatazedl is da Nauman foisch ois Howarth g'schrieb'n
  3. Schnittling = weanarisch füa Schnittlauch
  4. Pumpf = weanarisch füa groba Mensch, Lümm'l
  5. Bandelkramer = weanarisch füa Stråßenhändla mit Bandln, Zwian, und soichane Såch'n
  6. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. 6. Band, S. 311.
  7. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. 6. Band, S. 326.
  8. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. 6. Band, S. 377.
  9. Inhalt in Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. 8. Band, S. 208–212.
  10. Inhalt in Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. 8. Band, S. 204–206.
  11. Mautner (Hrsg.): Johann Nestroys Komödien. S. 265.
  12. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. 8. Band, S. 213, Anm. *.
  13. Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur M.H. 706.
  14. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. 8. Band, S. 213 ff. (füa des gaunze Kapit'l Zeitgenössische Kritik)
  15. Rommel: Nestroys Werke. S. XLV–XLVI.
  16. Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. S. 184–185.
  17. Mautner: Johann Nepomuk Nestroy Komödien. S, 419.
  18. Johann Nestroy/Karl Kraus: Das Notwendige und das Überflussige: nach „Die beiden Nachtwandler“. R. Lányi, Wien 1920.