ADB:Ratschky, Josef Franz
J. v. Sonnenfels’, welcher sich des strebsamen jungen Mannes annahm. In der That hatte er auf dieser Laufbahn auch später besonders günstiges Fortschreiten zu verzeichnen, 1787 wurde er Präsidial-Secretär bei dem Regierungspräsidenten zu Linz, später Commissär beim Lottoamte in Wien und 1796 Hofsecretär daselbst. Im J. 1804 bekleidet er den Posten eines Directors des k. k. Cameral-Lottogefälls, im J. 1806 wurde er zum Hofrathe, 1807 zum k. k. Staats- und Conferenzrathe befördert, als welcher er am 31. Mai 1810 plötzlich starb. R. leistete in seiner Stellung als Beamter Ausgezeichnetes und wurde schon von Kaiser Joseph II., insbesondere aber von Kaiser Franz I. sehr geschätzt. Für das litterarische Leben Oesterreichs zu Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts ist R. eine Persönlichkeit von großer Bedeutung. Er war es, welcher 1777 den „Wiener Musen-Almanach“ begründete, das erste ähnliche Unternehmen in Oesterreich, er redigirte diesen Almanach von 1777 bis 1779, ferner im Verein mit Alois Blumauer von 1781 bis 1792 und vereinigte in demselben die besten zeitgenössischen deutschen Poeten seines weiteren Vaterlandes. Im Jahrgange 1777 des Almanachs publicirte R. selbst ein ländliches Spiel: „Weiß und Rosenfarb“, seine erste dramatische Arbeit, der er später noch das Schauspiel: „Bekir und Gulroni“ (1780), sowie das Lustspiel: „der Theaterkitzel“ (1781) folgen ließ. Nachdem der Musen-Almanach eingegangen war, erscheint R. auch als der Mitherausgeber der „Oesterreichischen Monatsschrift“ (1794), sowie des Taschenbuchs „Apollonion“ (1807–1809). – R. selbst trat sowohl in diesen Almanachen als auch in zwei Sammlungen: „Gedichte“ (1785) und „Neuere Gedichte“ (1805) als lyrischer Poet auf, als welcher er zweifellos den bedeutendsten österreichischen Talenten jener Zeit beizuzählen ist. Bei der Beurtheilung der Gedichte Ratschky’s ist allerdings kein allzustrenger Maßstab anzulegen, doch besaß er eine leichte fließende Versification und viel Witz, welcher sich in diesen Poesien in allerdings oft derber Weise geltend macht. [370] Allerdings huldigt er auch in dieser Richtung dem Zeitgeschmacke und scheint sich vielfach G. A. Bürger u. A. Blumauer, dem er auch persönlich nahe stand, zum Muster genommen zu haben. Als Poet der „Aufklärungsperiode“ unterließ er es auch nicht, verschiedene Freimaurergedichte den Sammlungen einzuverleiben. Fabeln, leichte Liebeslieder, doch auch Elegien und kräftige patriotische Lieder, endlich gewandte Uebersetzungen aus den classischen Sprachen, aus dem Französischen und Englischen sind der Hauptinhalt dieser Sammlungen von Ratschky’s Poesien. In den Jahren 1793–94 erschien: „Melchior Striegel; ein heroisch-episches Gedicht für Freunde der Freiheit und Gleichheit“, eine humoristisch-satyrische Dichtung, reich an verschiedenen Anspielungen auf die Zeitverhältnisse, allerdings auch mit so manchen lasciven Wendungen, die sich überhaupt in verschiedenen Poesien Ratschky’s geltend machen. Sein Schriftchen: „Kontroverspredigt eines Layen über die Frage: warum sind die Mönche theils verachtet, theils verhaßt?“ (Wien 1782) zeugt die Stellungnahme des Autors in dem Aufklärungsstreite, welche übrigens auch sonst in seinen Schriften hervortritt. R. war auch Mitarbeiter an Wieland’s „Deutschem Merkur“ und an andern hervorragenden periodischen Schriften, welche außer Oesterreich erschienen. Er zählte zu den gebildetsten und geistvollsten österreichischen Schriftstellern seiner Zeit.
Ratschky: Josef Franz R., Dichter und Schriftsteller, geboren am 21. August 1757 in Wien, erhielt auch seine ganze Ausbildung in der Residenz und wurde nach vollendeten Studien zuerst bei dem k. k. Handgrafenamte, später im J. 1783 bei der k. k. vereinigten böhmisch-österreichischen Hofkanzlei angestellt, woselbst er die Stellung eines Concipisten bekleidete. Schon während des Anfanges seiner Beamtenlaufbahn war R. poetisch und schriftstellerisch thätig und erregte hierdurch insbesondere die Aufmerksamkeit