Lebensretter
[20] Lebensretter. So oft man die Nachricht von dem Untergange eines Schiffes mit vielen Passagieren liest, drängt sich Einem die Frage auf, weshalb nicht praktische Vorkehrungen getroffen werden, um für die Rettung derselben so wie der Mannschaft zu sorgen.
Die gewöhnlichen Behelfe, als Rettungsböte, Flöße, Bettmatratzen mit Kork gefüllt, zeigen sich leider gar zu häufig als unzureichend, indem die Böte in vielen Fällen beim Herunterlassen theils zertrümmert werden, theils lange nicht hinreichend sind, um Alle aufzunehmen. Die Korkbettmatratzen sind aber in den meisten Fällen nicht zahlreich genug vorhanden oder zu unhandlich, um auf’s Deck gebracht zu werden, wo Alles, Rettung suchend, aus den unteren Räumen zusammeneilt.
Das einzige wirklich Praktische ist, daß sämmtliche Regierungen durch Gesetz verordnen, daß jedes Schiff verpflichtet sein soll, so viel Korkgurten (gewöhnliche Korkschwimmgurten mit einem Riemen, um sie um den Leib zu schnallen), als Menschen an Bord sind, mit sich zu führen. Diese Korkgurten müssen sämmtlich stets auf dem Deck ihren Platz haben, am zweckmäßigsten rund herum an der Schanzkleidung, auf den Hütten etc. hängen, so daß ein Jeder in dem Augenblicke, wo er auf dem Deck steht und den Untergang des Schiffes vor Augen sieht, einen Gurt umschnallen und damit in’s Meer stürzen kann. Ist dann ein Schiff in der Nähe, so kann man mit Wahrscheinlichkeit darauf rechnen, daß sämmtliche Menschen gerettet werden können, während bis jetzt in den meisten Fällen nur ein kleiner Theil davon am Leben erhalten wird.
Damit die Korkgurten bei dem fortwährenden Hängen auf dem Deck durch Wasser nicht zu schnell verdorben werden, müßte die Leinwand, in welche die Korkstücken eingenäht sind, mit Oelfarbe gestrichen sein, es ist durchaus nothwendig, daß sie stets frei vor Augen hängen damit man sie augenblicklich zur Hand hat, wenn die Noth sich einstellt.
Solche Korkgurten sind ganz billig herzustellen, und die Ausgaben dafür stehen in gar keinem Verhältnis zu dem ungeheuren Nutzen, den sie beim Untergange eines Schiffes stiften können, wo sonst oft das Leben vieler Hunderte von Menschen rettungslos verloren gehen würde.