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Seite:De PfM 1833 05 04 nr 01.djvu/2

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gerade hinter den vier ungeheuern Säulen die vier Ecken der Moschee bilden. Diese erscheint also von Außen neunfach gewölbt, gleich dem Dome der neun Himmel nach der Lehre des Koran. Auf beiden Seiten der Moschee rechts und links läuft eine doppelte Gallerie, eine äußere und eine innere, hin, in denen unten Bänke für die Leser des Korans, und oben Schatzgewölbe, zur Bewahrung von Gold und anderen Kostbarkeiten, angebracht sind.

Wegen der schönen Lage am Atmeidan und der überall offenen und freien Verbindungen ist diese Moschee der Schauplatz großer Kirchenfeste und feierlicher Hofaufzüge. Dorthin begiebt sich der Sultan, von seinem ganzen Hofstaate begleitet, an den zwei großen Festen des Beirams (den großen und kleinen Fasten), um das Fastengebet zu verrichten. Von hier aus findet der festliche Auszug der Pilgerkaravane nach Mekka, und die feierliche Versammlung des Hofes und aller Staatsbehörden statt, um das Mewlud oder den Geburtstag des Propheten Mahomed zu feiern.

In der Mitte des Hofes der Moschee ist ein Springbrunnen von Marmor; die Thüren sind von geschlagenem Kupfer. Im Innern der Moschee sind die Mauern al fresco gemalt; man sieht daselbst vergoldete Tafeln mit arabischen Aufschriften hängen. Die Fenster sind von buntem Glase.

Die Minarets sind sehr hoch; von dem Mare di Marmora aus gesehen, macht die Achmed’s einen bewundernswürdigen Eindruck, und gewährt einen herrlichen Genuß. Man geräth in Entzücken, wenn man die Halbkuppeln betrachtet, welche, sich eine auf die andere stützend, stufenweise nach den Gesetzen der Perspektive auf einander folgen, und zuletzt einer leichten Kuppel, an deren Seite sechs zarte Spitzen emporsteigen, Ruhepunkte gewähren.




Anwendung der Zeit in unsern Tagen.

Wer glücklich in der Welt sein Fortkommen finden will, der muß einen weisen Gebrauch von der Zeit zu machen verstehen. Sie ist der Stoff, aus dem das menschliche Leben gewebt ist; verständig in ihrem schnellen Fluge benutzt, gewährt sie Mittel zur Ausbildung des Geistes, zur Ergreifung jedes Vortheils, und zur Vermehrung unsers Wohlstandes. Allenthalben hat sich jetzt die Anzahl der Mitbewerber vermehrt; will man nicht unterliegen, so muß man die Zeit mit Einsicht benutzen. Wer früher aufsteht als Andere, der gewinnt an Gesundheit wie an Glück. Eine Stunde früher als sonst das Bette verlassen, heißt jährlich 15 Tage und 5 Stunden gewinnen. Sind dieß Arbeitstage, so setzen wir uns vor den Langschläfern in großen Vortheil; denn die Zeit ist zum Arbeiten da; sie soll nützlich zugebracht werden; wer jede Stunde weise benutzt, der gewinnt an Wohlstand, wie an Zufriedenheit. Von Jugend auf muß sich der Mensch an zweckmäßige und nützliche Thätigkeit gewöhnen, und wer dieß thut, dem ist Arbeit Lust und Freude. Wer den Geist gehörig ausbildet, der kann nicht müßig gehen; er schafft und wirkt mit Verstand, und läßt seine Zeit nicht ungebraucht verstreichen.

In unsern Tagen ist Alles auf Schnelligkeit und Arbeitsamkeit berechnet. Der Kaufmann muß jetzt, innerhalb eines Jahres, weit mehr Waaren umsetzen, wenn er dasselbe zu verdienen wünscht, als er vor 20 Jahren zu thun brauchte; der Landmann muß seinen Acker weit besser anbauen, als sonst, wenn er bestehen will; der Gelehrte muß weit mehr und weit umfassendere Kenntnisse besitzen als vormals, aber sie müssen auch gründlich, klar und gemeinnützig seyn. Der Familienvater muß mehr arbeiten und mehr sparen als ehemals, wenn er vorwärts kommen will, und wie kann man nun diesen Zweck anders erreichen, als durch weise Benutzung der Zeit, durch zweckdienlichere Thätigkeit und durch größere Einschränkung im Genusse? Die Zeit ist der Stoff, aus dem sich Glück und Segen auch für unsere Tage zusammenfügen lassen. Sie gewährt vorzüglich die Mittel zu unserm bessern Fortkommen; man schlafe daher weniger, stehe früher auf, arbeite rüstiger und mit mehr Verstand als sonst, und benutze den flüchtigen Augenblick; dann ist das Menschenleben, obschon ein steter Kampf mit Hindernissen und Schwierigkeiten aller Art, doch eine reiche Quelle der Freude, der Zufriedenheit und des Glücks.




Artesische Brunnen und Feuerbrunnen.

Jedermann weiß, daß man, wenn man an gewissen Stellen eine tiefe Öffnung in die Erde macht, wo Niemand je eine Spur von einer Quelle bemerkt hat, endlich zu einer Erdschicht gelangt, wo Wasser im Überflusse vorhanden ist. Bisweilen dringt dieß Wasser mit solcher Heftigkeit hervor, daß es sich als Springbrunnen mehrere Fuß über den Boden erhebt. Die Natur gewährt also von selbst ein glänzendes Schauspiel, welches manchem verschwenderischen Herrscher Millionen gekostet hat. Seit einigen Jahren vermehren sich in Frankreich und im südlichen Deutschlande die artesischen Brunnen, die ihren Namen von der Provinz Artois in Frankreich haben, wo sie seit langen Zeiten gewöhnlich sind. Die Nützlichkeit der artesischen Brunnen besteht nicht allein darin, daß sie reichlich Wasser geben, sondern da dieses aus großer Tiefe kommt, so ist es immer mittler Temperatur, und wohl jedenfalls brauchbarer, als aus den gewöhnlichen Brunnen.

In China giebt es zwar keine artesischen, aber wohl Feuerbrunnen. In dem Bezirke von Kiating-Tau (250 Stunden NOstl. von Canton) findet man in einem Raume von ungefähr 10 Stunden in der Länge, und 4 bis 5 Stunden in der Breite mehrere Salzbrunnen. Jeder etwas wohlhabende Privatmann sucht sich einen Theilhaber, und gräbt sich einen oder mehrere Brunnen, wozu gegen 2000 Thaler erforderlich sind. Sie graben diese Brunnen nicht, wie wir, sondern erreichen ihren Zweck mit der Zeit, und durch Geduld; sie bringen wenigstens drei Jahre dabei zu. Diese Brunnen haben gewöhnlich eine Tiefe von 15 bis 1800 franz. Fuß, und sind nur 5 bis 6 Zoll breit. Will man Wasser aus einem solchen Brunnen haben, so steckt man eine Bambusröhre hinein, die 80 Fuß lang ist, und an deren Ende sich ein Ventil befindet; wenn sie unten auf dem Boden angelangt ist, so hält sich ein starker Mann ans Seil, und stößt auf die Röhre; bei jedem Stoße öffnet sich das Ventil, und das Wasser steigt in die Höhe. Bei der Verdunstung liefert das Wasser ein Fünftel und drüber, ja bisweilen ein Viertel Salz, das einen sehr beißenden Geschmack hat, und viel Salpeter enthält. Die Luft, welche aus diesem Brunnen kommt, ist leicht entzündbar. Hält man eine Fackel an die Öffnung des Brunnens, wenn die Röhre beinahe mit Wasser angefüllt ist, so entzündet sich eine große Feuergarbe, zwanzig bis dreißig Fuß hoch. Bisweilen thun es die Arbeiter entweder aus Unvorsichtigkeit oder aus Bosheit.

Empfohlene Zitierweise:
diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 1. Bossange Vater, Leipzig 1833, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_04_nr_01.djvu/2&oldid=- (Version vom 29.5.2024)