verschiedene: Die Gartenlaube (1893) | |
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Nr. 28. | 1893. | |
Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.
(14. Fortsetzung.)
Es ist nichts so schlimm, daß es nicht zu etwas gut wäre, auch die fürstlichen Launen. Frau Sabine Eleonore vergaß, wie sie gedroht hatte, ihrer lieben Méninville sobald nicht, daß diese ihr durch unzeitige Erwähnung der Angelegenheit Polyxenens gegen Herrn von Nievern den Spaß jenes Nachmittags verdorben hatte. Dabei kam aber mehreres zusammen. Einmal trug die kleine Dame wirklich hartnäckig und lange nach wie alle in engen Grenzen begriffenen Naturen. Dann mochte sie gerade bei dieser Gelegenheit sich bewußt geworden sein, daß sie der titellosen Méninville doch in der letzten Zeit recht viel eingeräumt habe. Und diese Stimmung kam der braven Obersthofmeisterin zugute, deren Dienste jetzt wieder mehr begehrt wurden und die auch einigemal wieder vertraulicher Ansprachen der Fürstin gewürdigt wurde – alles natürlich, um die Méninville zu ärgern.
Diese wählte den Weg, mit der Miene verkannter Treue sich eine Weile schweigend zurückzuziehen, sicher, daß die Fürstin sie auf die Dauer nicht würde entbehren können. Inzwischen durfte die gute Kallenfels wirklich einmal aufathmen und sich in frühere Zeiten zurückversetzt glauben. Eines Tages, als es der Dienst so fügte, daß sie mit der Pfalzgräfin allein war, brachte diese
Verschiedene: Die Gartenlaube (1893). Leipzig: Ernst Keil, 1893, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1893)_469.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2024)